Index Geister

 

Sabrina Schellnock 1999

 

Doppelgänger

 

 

Der Begriff Doppelgaenger kann die verschiedensten Bedeutungen haben, je nach dem Fach, in welchem der Begriff verwendet wird. Dies ist eine zweite Person, welche der ersten Person im Aussehen sehr ähnlich ist. Im Okkultismus hat der Doppelgänger eine ganz spezielle Bedeutung: "Der Ätherkörper (= Fluidalkörper) des Menschen nach seiner Loslösung und in Gestalt und Aussehen ist mit dem physischen Körper zumeist identisch." Diese Bedeutung weicht aber in der okkulten Fachliteratur wesentlich vom üblichen Sprachgebrauch ab. Im üblich Sprachgebrauch (meistens in der Psychologie) wird der Doppelgänger als die böse, dunkle Seite des Menschen dargestellt. Es werden dann Begriffe verwendet wie: "das andere Ich", "das niedere Ich", "der Feind in uns" oder auch "die Nachtseite des Menschen". Mit solchen Darstellungen versucht die Psychologie zum Beispiel einige schlechten Angewohnheiten des Menschens zu erklären, seien es nun Drogen, Alkohol, Zigaretten, Streitigkeiten oder Gewalt zwischen Menschen. In einem Buch, was ich mal gelesen habe, ging es sogar so weit, daß das Tun und Handeln eines Mörders oder Serientäters auf den Doppelgänger zurückgeführt wurde. Was uns die Psychologie damit zu erklären versucht, ist wohl in der allseits bekannten Geschichte von Dr. Jackle und Mr. Hyde ganz klar dargestellt.
Ich teile die Auffassung der Psychologie nicht, denn die Darstellung, daß der Doppelgänger die böse Seite des Menschen ist, ist mir zu einfach, da es Menschen gibt, die ihren Doppelgänger auf andere Art und Weise kennengelernt haben. Dazu habe ich nachstehend drei Autoren zitiert. Aber auch auf Alfreds Doppelgängerseite könnt ihr einige Artikeln nachlesen, wie der Doppelgänger Menschen begegnet ist.
Zum Beispiel: als sogenannter "Vorbote", der einer Frau dreimal das Leben gerettet hat.

 

 

Nun möchte ich einige Zitate bringen, um mal die verschiedensten Ansichten über Doppelgänger darzustellen:

Ernst Meckelburg: "Hyperwelt", Heyne Verlag, 1995, Seite 74-77

Bei den Erscheinungen Lebender sind Familienangehörige,Verwandte und Freunde die wichtigsten
Akteure. Es können aber auch Personen aus dem Bekanntenkreis des Wahmehmenden sein, mit denen er
nur gelegentlich zu tun hat. Die meisten der wahrgenommenen Erscheinungen dieser Kategorie - es sollen
mehr als 70 % sein - lassen sich je doch niemandem im Umfeld des Perzipienten (Empfängers) zuordnen.
Hierbei könnte es sich um Irrläufer, um vagabundierende Bewußtseinspersönlichkeiten handeln, die das
Erscheinungsphänomen in seiner Substanz eher bestätigen.

Ein Fall, der sich unmittelbar am Ort des Geschehens überprüfen ließ, ereignete sich im Hause des
79-jährigen Henry Purdy in Hounslow, Middlesex (England). Als er eines nachts im Sommer 1982 aufwachte, glaubte er seine Frau wieder einmal am Schlafzimmerfenster stehen zu sehen, so wie es ihre Gewohnheit
war, nachdem sie die Toilette aufgesucht hatte. Diesmal vergingen Minuten, ohne daß sie sich anschickte,
ihr Bett aufzusuchen. Sie stand da am Fenster und schaute unverwandt in den Garten. Einer plötzlichen
Eingebung folgend, streckte Purdy seinen Arm aus und tastete die Stelle ab, wo seine Frau gewöhnlich zu
liegen pflegte. Er staunte nicht schlecht, als er sie zu fassen bekam. Sie lag friedlich schlummernd in ihrem
Bett und schien von alledem nichts mitbekommen zu haben. Purdy - jetzt hellwach - schaute seine Frau und
dann das "Duplikat" am Fenster an, das allmählich zu verblassen begann. Man darf wohl annehmen, daß sich
das Bewußtsein der Frau auf Traumweltebene zur Toilette und anschließend zum Fenster begeben hatte,
wobei es vom Bewußtsein ihres halbwachen Gatten beobachtet worden war. Die unwirkliche Szene mußte
in dem Augenblick, als sich Purdy seiner materiellen Realität voll bewußt wurde, zwangsläufig verlöschen.

Da es im Operationsbereich unseres Bewußtseins, im Hyperraum, so etwas wie Vergangenheit und
Zukunft nicht gibt, und alle Ereignisse gleichzeitig stattfinden, darf es nicht verwundern, wenn sich
gelegentlich auch Erscheinungen aus der vermeintlichen Zukunft in unsere Gegenwart projizieren.
Die präkognitive Wahrnehmung von Erscheinungen ist deshalb so interessant, weil sie den externen
Standort und den autonomen Status unseres Bewußtseins verdeutlicht.
Frau H. hatte einen Wiederholungstraum, in dem sie ein bestimmtes Haus samt Einrichtung sah, von
dem sie aber nicht wußte, wo es sich befand. Einige Zeit später beschloß ihr Mann, ein neues Haus zu
suchen. Während der Mietverhandlungen sagte ihm die Besitzerin, die seine Frau bis dahin nicht
kennengelernt hatte, daß in ihrem Haus eine weibliche Gestalt spuke. Beim Einzug erkannte Frau H.
das Haus als jenes, das sie in ihrem Traum gesehen hatte. Nicht minder überrascht war die Hausbesitzerin,
die in der neuen Mieterin die weibliche Spukerscheinung wiedererkannte. Das autonome Bewußtsein
von Frau H. war demnach dem normalen Zeitablauf vorausgeeilt und hatte ihre zukünftige Bleibe
vor Ort und Zeit inspiziert. Irgendwann einmal stattfindende Ereignisse müssen demnach,
von einer höheren Warte aus gesehen, vorprogrammiert sein.

Die englische Romanschriftstellerin Olivia Manning - bekannt unter anderem durch ihre "Balkan-Trilogie" - hatte zeit ihres ereignisreichen Lebens mehrere präkognitive Träume, in denen sie Erscheinungsszenen
wahrnahm, die sich erst viel später als zutreffend erweisen sollten. Während des Zweiten Weltkrieges hatte
ihr Mann, der im damaligen Palästina eine Rundfunkstation leitete, in Jerusalem ein Haus gemietet, das
sie einige Jahre bewohnten. Es besaß neben vielen anderen Annehmlichkeiten einen etwas ungewöhnlichen,
aus Ziegelsteinen gemauerten Eck-Kamin. Eines Nachts träumte sie von einem ihr völlig unbekannten
Mann, der auf dem Kaminsockel saß, ein Glas in der Hand hielt und angeregt mit den Anwesenden plauderte.Eine Woche später wurde der berühmte Buchautor Arthur Koestler, der gerade zu Besuch in Jerusalem weilte, von den Mannings zu einer Abendparty eingeladen. Jetzt sollte Ohvias Traumszene Wirklichkeit werden: Koestler saß da, am Kamin, ein Glas in der Hand, und sprach mit den Gästen über sich. Jedes Detail stimmte mit der präkognitiv empfangenen Traum-Szene überein. Die Zukunft hatte die Gegenwart
eingeholt.

Verwirrender noch erscheint ein Fall präkognitiver Wahrnehmung der Erscheinung einer Lebenden im Hause von Dr. E. in England, über den in Band 10 der "Proceedings of the Society for Psychical Research" berichtet
wurde:
Zwei Gäste von Dr. E. - ein Mann und eine Frau - sowie eine Hausangestellte sahen mehrfach unabhängig
voneinander eine hübsche junge Dame mit rötlich-goldenem Haar, die stets ein braunes Kleid trug. Der
männliche Gast hielt die Frau für ein Familienmitglied, das ihm noch nicht vor gestellt worden war. Als er
ihr die Hand schütteln wollte, griff er verblüfft ins Leere. Seine Hand durchdrang die der Frau, woraufhin
sich diese in Luft auflöste. Dabei hatte sie einen ganz realistischen Eindruck gemacht. Etwa ein Jahr danach
kehrte der Sohn von Dr. E. aus Australien zurück. Er hatte während seines dortigen Aufenthalts geheiratet
und brachte seine junge Frau mit nach England, um sie seinen Eltern vorzustellen. Die Überraschung war
perfekt, als sowohl der weibliche Gast als auch die Hausangestellte in ihr die hübsche "braune Dame"
erkannten, die ihnen vor einem Jahr dort häufig erschienen war. In Anwesenheit der jungen Frau schwiegen
sich natürlich alle, die von ihren damaligen Phantom-Visiten wußten, geflissentlich aus. Während einer
Unterhaltung erwähnte diese ganz nebenbei, daß sie in den letzten Jahren häufig krank gewesen sei. In
diesem Zustand habe sie des öfteren Visionen vom Hause ihrer Schwiegereltern gehabt. Interessant ist,
daß in diesem Fall mindestens drei Personen unabhängig voneinander die feinstoffliche Projektion der Frau
gesehen hatten. Erstaunlicher noch: Sie bestätigte, indem sie ihre Visionen erwähnte, indirekt die
Anwesenheit ihrer Bewußtseins persönlichkeit im Hause des Dr. E.
Es mag sein, daß Personen im körperlich geschwächten Zustand, fernab der Hektik des Alltags, ihren
Bewußtseins-/Geist-Komplex auf Dinge zu konzentrieren vermögen, die ihnen normalerweise durch
raumzeitliche Barrieren verwehrt sind.

 

Rudolf Steiner " Individuelle Geistwesen und ihr Wirken in der Seele des Menschen" 2. Vortrag 1917

"Diese Wesenheiten also können, so wie sich der menschliche Leib entwickelt, zu einer bestimmten Zeit bevor der Mensch geboren wird, gewissermaßen in diesen menschlichen Leib hinein, und unter der Schwelle unseres Bewußtseins begleiten sie uns. Sie können nur eines im menschlichen Leben absolut nicht vertragen: sie können nämlich den Tod nicht vertragen. Daher müssen sie diesen menschlichen Leib, in dem sie sich festsetzen, immer auch, bevor er vom Tode befallen wird, verlassen. Das ist eine sehr herbe Enttäuschung immer wiederum, denn sie wollen gerade das sich erobern: in den menschlichen Leibern zu bleiben über den Tod hinaus. Das wäre eine hohe Errungenschaft im Reiche dieser Wesenheiten; das haben sie zunächst nicht erreicht."

 

Olaf Koob " Das Ich und sein Doppelgänger" S. 57, Verlag J.M.Meyer 1998 Stuttgart-Berlin

"Er ist also die Nachtseite des Ich, unser ständiger "dunkler" Begleiter, der seinen Schatten auf unser Tagesbewußtsein und unser Erleben wirft; ein negatives aber auch für die Entwicklung positives Element und ein nicht wegzudenkender Teilaspekt unserer Existenz. Die moderne Tiefenpsychologie und die spirituelle Psychologie haben es sich zur Aufgabe gemacht, diese im Unterbewußtsein wirkenden "Schlacken" ans Licht zu holen, und sie als eigenständige Gestaltelemente zu verstehen. "

"Wir haben ein besonderes Geschick darin entwickelt, die negativen Teilaspekte bei einem Menschen sofort zu wittern und daraus ein gespensterhaftes Ganzes, eine zweite Person zu formen. Dieser Doppelgänger versubjektiviert in der Regel unsere Weltansicht, manipuliert unsere Wirklichkeit und verfälscht sie durch unsere Leidenschaften, so daß die Dinge oft genau so aussehen und sogar manchmal zu dem werden, was wir in sie hineinlegen. "

 

 

 

Verantwortlich für dieses Ressort sind Sabrina Schellnock

Kontakt über :