Index über Geistergeschichten

 
 

    "Blütenblätter"    


(© copyright, Josy, 2013 )

Hallo Alfred!
Ich bin letzte Woche auf Deine Seite gestoßen und hab mich da mal durchgelesen, ist wirklich super! Vielen Dank für die Umsetzung dieser großartigen Idee!

Mir ist bisher leider nicht viel Übernatürliches passiert (ausser zwei absolut absurde, lächerliche Träume, welche am nächsten Tag zur Realität wurden), jedoch habe ich ein paar Geschichten, die ich gerne mit Dir und den Lesern Deiner Seite teilen möchte. Diese Stammen alle aus meiner Familie und näheren Umgebung und für die meisten lege ich meine Hand ins Feuer, dass sie sich genauso zugetragen haben.
Als kurze Information möchte ich anführen, dass ich gebürtige Kroatin bin und ich weiss nicht woran das liegt, aber in Kroatien sind Menschen offener für Geister- und Hexengeschichten...
Am Besten gehe ich chronologisch vor und fange mit der einzigen Geschichte, bei der ich mir über den Wahrheitsgehalt nicht 100%ig sicher bin, an.

----------------------------------------------------

Blütenblätter

Meine Großmutter mütterlicherseits erzählte mir mal, ihr Großvater wäre ein Priester gewesen. Als er seine Frau kennen lernte, legte er gezwungenermaßen sein Amt nieder um sie heiraten zu können, sein Glaube war aber immer noch stark. Sein jüngerer Bruder glaubte aber nicht an das Leben nach dem Tod. Aus diesem Grund versprach ihm mein Ur-Urgroßvater, ihn nach seinem Tode zu besuchen. Er starb, als meine Oma noch klein war. An diesem Tag, als sich Freunde und Familie schon bei ihm versammelt hatten, um Abschied zu nehmen, hatte sie in seinem Zimmer gespielt. Ihre Mutter packte sie am Arm und zerrte sie schimpfend aus dem Zimmer, was sie sich wohl dabei denke, im Zimmer eines Sterbenden so einen Lärm zu machen. Daraufhin meinte er: "Lass sie doch hier, heute am Abend um 8 werde ich nicht mehr hier sein". Tatsächlich ist er um genau diese Uhrzeit verstorben.
Ein paar Tage später kam er in der Nacht, um sich zu verabschieden. Es muss so um das Jahr 1947 gewesen sein. Es war Jänner und tiefster Winter. Die ganze Familie hatte tief und fest geschlafen, als sie von einem Klopfen aufgeweckt wurden. Ja, sie teilten sich alle ein Zimmer, denn so war es wärmer und die Zeiten waren hart. Sie hatten gerade angefangen, sich gegenseitig für das Klopfen zu beschuldigen und zu beschimpfen (wir Kroaten fluchen richtig viel...) als sie bemerkten, dass das besagte Klopfen von einem Fußschemel ausging, welcher mit einem Fuß ganz von sich alleine auf den Boden klopfte. Bevor sie realisieren konnten was sie da vor sich sahen, sprang meine Ur-Urgroßmutter auf und schrie "er ist gekommen um sich zu verabschieden!". Sie lief durch das Haus und versuchte, den Geist mit den Händen einzufangen, so, als würde man versuchen, einen Unsichtbaren zu umarmen. Als sich die Situation beruhigt hatte gingen alle wieder zurück ins Bett. Als meine Ur-Urgroßmutter am nächsten Morgen aufwachte, ging sie ins Badezimmer zum Waschbecken, um sich das Gesicht zu waschen. Die Waschbecken damals waren nicht fest angebracht, sondern einfache große Schüsseln aus Email. Darin fand sie Blütenblätter. Ohne weiter darüber nachzudenken, nahm sie die Schüssel, ging mit den Worten "Er hat ein Abschiedsgeschenk hinterlassen" nach draußen und schüttete das Wasser mit den Blütenblättern in den Hof. Es ist ziemlich leicht auszuschließen, dass jemand anderer die Blumen in die Schüssel gelegt hatte, denn - wie schon gesagt - es war Jänner und Bitterkalt. Der einzige Ort, an dem man zu dieser Jahreszeit Blumen findet, ist der Friedhof.

-------------------------------------------------------------