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Angel Twins; eine kleine geschichte, bitte um feedback
Lucia_Raven schrieb am 22. März 2004 um 16:45 Uhr (773x gelesen):

The Angel(s)-Twins)



-Kapitel 1-
Maries Traum

Sasha wachte auf. Ein Schrei hatte ihn geweckt. „Oh, nicht schon wieder!“ schimpfte er und stieg aus dem Bett. Leise huschte er in das Zimmer seiner Schwester. Sie schluchzte und streckte ihm ihre Arme entgegen. „Was ist los?“ fragte Sasha verschlafen „Hast du wieder einen Alptraum gehabt?“
Marie nickte und schluchzte erneut. „Sasha darf nicht gehen!“ quiekte sie „Marie will nicht, dass Sasha geht!“
Sasha runzelte die Stirn „Maus, es war nur ein Traum!“ versuchte er seine kleine Schwester zu beruhigen „ Ich werde nirgendwo hingehen! Warum sollte ich so was machen???“
Er nahm sie auf den Arm. Marie klammerte sich an ihm fest. „Mann sagt, Sasha muss mitgehen…. Aber ich will das nicht!“ flüsterte sie in sein Ohr.
„Ich hab dir doch gesagt, dass das nur ein blöder Traum war!“ trotz seiner Worte klammerte Marie sich weiterhin an ihm fest.
„Möchtest du den Rest der Nacht bei mir schlafen?“ fragte Sasha und wischte Marie eine Träne aus dem Gesicht. Sie nickte und jetzt lächelte sie ein wenig. „Also gut!“ Sasha ging, mit Marie auf dem Arm, zurück in sein Zimmer. Er legt seine Schwester auf die eine Seite des Bettes und schlich dann selbst auf die andere.
„Du???“ sagte Marie plötzlich und drehte sich zu ihm um „ Wann sind Mami und Papi wieder da?“
„Morgen Abend sind sie wieder da!“ antwortete Sasha. Ihre Eltern waren übers Wochenende weggefahren und Sasha musste für seine 6 jährige Schwester Babysitter machen. Aber das tat er gerne, denn er hatte seine Schwester wirklich sehr lieb.
„Schlaf jetzt Marie!“ fügte er noch hinzu „Sonst kommst du Morgen wieder nicht aus den Federn!“
Marie gähnte „ Hab dich lieb!“ sagte sie und schloss die Augen.
„Ich hab dich auch lieb!“ flüsterte Sasha. Er schloss auch die Augen und war kurz darauf eingeschlafen.“


Als er am nächsten Morgen erwachte, schlief Marie noch und um sie nicht zu wecken, nahm er seine Sachen und schlich direkt ins Bad. Er legte die Sachen auf die Badewanne und sah in den Spiegel. Sein Spiegelbild sah ihn verschlafen an. Das dunkelbraune Haar zerstrubbelt, die laubgrünen Augen noch halb geöffnet…. Dann erstarrte er. Jemand stand hinter ihm! Die gleichen braunen Haare, die gleichen grünen Augen… das gleiche Gesicht! Und doch war er es nicht!
Erschrocken drehte er sich um. Da war niemand! Aber er hätte schwören können…
Langsam wandte er sich wieder dem Spiegel zu. Aber auch jetzt sah er niemanden mehr.
„Seltsam!“ murmelte er zu sich selbst. Er wusch sich, nahm kopfschüttelnd seine Jeans und seinen Pullover und zog beides an.
Als er aus dem Badezimmer ging, warf er noch einen Blick zurück auf den Spiegel. Dann trat er hinaus auf den Flur.
„ Ich hab Hunger!“
Sasha zuckte zusammen. Unmittelbar vor der Badezimmertür stand Marie.
„Hast du mich erschrocken!“ keuchte Sasha und Marie kicherte.
„Hunger!!!!“ beharrte sie und lief ihm in sein Zimmer nach.
„Ja doch!“ sagte Sasha und ging in die Küche um Frühstück zu mache. Doch auf halben Weg wurde er abgelenkt. Es klingelte an der Tür.
Als er sich umwandte um zu öffnen, sah Marie ihm trotzig hinterher.
Er sah durch den Türspion um zu sehen, wer dahinter stand. Es war Jenni, seine beste Freundin.
„Ich weiß, dass du da bist!“ klang ihre stimme dumpf durch die Tür und sie lächelte breit dem Spion entgegen „Also mach schon auf!“
Sasha verdrehte die Augen und öffnete. „Hallo!“ sagte er und sie beide umarmten sich. Dann ging Jenni an Sasha vorbei und betrat das Wohnzimmer, wo Marie schmollend auf der Couch saß. „Hi!“ sagte Jenni fröhlich „Wie geht es dir denn?“
Marie lächelte kurz und wollte antworten, lies es aber bleiben, als Sasha dazu kam. Stattdessen blickte sie ihn böse an. „Hunger!!!“ jammerte sie, stand auf und versuchte Sasha am Ärmel in die Küche zu bewegen.
„Ich glaube sie will, dass du ihr etwas zu Essen machst!“ bemerkte Jenni.
„Ach nein, wär ich nicht drauf gekommen!“ knurrte Sasha. Er ging in die Küche, füllte Cornflakes und Milch in eine Schüssel und stellte alles auf den Tisch. Marie setzte sich auf einen Stuhl und fing an knirschend ihre Cornflakes zu essen.
Sasha setzte sich zu Jenni auf die Couch. „Jetzt sag mal“ begann er „Was machst du hier?“
Jenni lächelte „Ich dachte mir vielleicht habt ihr Lust mit mir eine Runde über den Weihnachtsmarkt zu gehen!“
Sie drehte sich ein Stück um, um zu Marei an den Tisch sehen zu können.
„Wie wär’s?“ fragte sie.
Marie nickte freudig und warf einen flehenden Blick in Sashas Richtung.
„Na, also gut!“ antwortete er und stand auf „Dann müssen wir dich aber noch anziehen!“
Marie schaufelte sich schnell beinahe alle Cornflakes in den mund „Fertig!“ murmelte sie mit vollen Backen.
Sasha schüttelte den Kopf und machte ein paar Schritte auf Maries Zimmer zu „Na, komm!“
Marie folgte ihm in ihr Zimmer.

Es war genau eine Woche vor Weihnachten und der Weihnachtsmarkt war völlig überfüllt.
Doch das machte niemandem wirklich etwas aus, denn jeder war bereits hellauf in Weihnachtsstimmung und achtete vor allem auf die Auslagen der einzelnen Stände und auf die festlich geschmückten Häuser.
Es schneite. Sasha hatte Marie vorsorglich dick eingepackt und merkte jetzt, dass er dabei vielleicht auch mal an sich hätte denken sollen. Aber diese Erkenntnis brachte jetzt auch nicht mehr viel. Er trug Ausschließlich eine Winterjacke und Handschuhe und hätte in diesem Moment fast alles dafür gegeben wenn er an seinen Schal gedacht hätte.
Jenni zog ihn und Marie durch die Menge auf einen Stand mit mindestens Zwei dutzend Spiegeln als Auslage.
„Oh“ begann sie entzückt „Ist der nicht schön?“ Sie deutete auf einen altertümlich verzierten Wandspiegel, der gut in das Märchen von Schneewittchen gepasst hätte.
Er trat etwas näher heran um ihn genauer betrachten zu können. Dann sah er ihn. Den Jungen aus dem Badezimmerspiegel. Er stand hinter Sasha und unterhielt sich mit der Verkäuferin eines Kerzenstandes. Hastig drehte Sasha sich um. Der Junge stand immer noch an dem Stand. Er machte Anstalten zu gehen und Sasha wollte ihm nach. Doch plötzlich zupfte jemand an seiner Jacke herum. „Kommst du weiter?“ fragte Jenni und Sasha sah sie an. Dann drehte er sich wieder zu dem Jungen um. Jedoch war der schon wieder verschwunden.
Jenni packte Sasha am Arm und zog ihn weiter zum nächsten Stand.
So ging das dann die ganze Zeit weiter. Sie gingen hier zu dem Schmuckstand blieben da vor Spielzeug stehen und bald hatten sie beinahe alle Stände abgeklappert.
Sasha versuchte gerade mit Jenni mitzuhalten, die einen Stand mit Handschuhen entdeckt hatte, als er plötzlich gegen Jemanden stieß.
„Tut mir leid!“ sagte der Fremde.
„Nein, nein!“ erwiderte Sasha „Es war…!“ doch er stockte als er das Gesicht des Fremden erkannte. Es war der Junge aus dem Spiegel. Auch er starrte Sasha aus großen Augen an. Es war unglaublich. Sie beide glichen sich wie ein Ei dem anderen.
„Da!!!“ quiekte Marie mit einem Mal und deutete auf die andere Straßenseite „Das ist der Mann! Den hab ich gesehn! Der will, dass Sasha mitgeht!“ sie klammerte sich an Sashas Bein und er sah in die Richtung in die Marie gezeigt hatte. Tatsächlich! Da stand ein Mann und starrte sie an. Der Mann hatte Kurze schwarze Haare und genauso schwarze Augen. Plötzlich viel ihm wieder der Fremde ein und er wandte den Kopf wieder in dessen Richtung. Doch auch diesmal war er wieder verschwunden. Dann sah er wieder zu dem Mann, der sich in diesem Moment zum gehen umwandte. Sasha wollte hinterher doch Marie hielt ihn Fest. „Nein!“ kreischte sie „Nicht gehen! Du sollst nicht gehen!“ sie brach in Tränen aus und in eben diesem Moment erschien Jenni neben ihnen. Sie trug ein Paar rot- grüner Handschuhe, das sie zweifelsfrei gerade gekauft hatte. „Was hat sie denn?“ fragte Jenni.
„Ich weiß es nicht genau!“ antwortete Sasha „Lass uns besser nach Hause gehen! Ich glaube Marie geht es nicht gut!“
„Du sollst nicht gehen!“ schluchzte Marie leise „Du sollst nicht!“
Jenni warf ihm einen fragenden Blick zu den Sasha nur mit Kopfschütteln erwiderte und die Schultern hob „Lass uns gehen!“ sagte er schließlich, nahm Marie auf den Arm und sie machten sich auf den Weg nach hause.
Unterwegs schlief Marie auf Sashas Arm ein und als sie zuhause ankamen, zog er ihr die warmen Klamotten aus, den Schlafanzug an und legte sie in ihr Bett.
Als er zurück ins Wohnzimmer, wo Jenni es sich auf einem der großen Fernsehsessel bequem gemacht hatte, kam, sah sie ihn auffordernd an. „Jetzt erzähl mal!“ begann sie „Warum ist die Kleine so aufgelöst? Was ist passiert?“ und Sasha erzählte Jenni von Maries Traum, dem mysteriösen Mann und schließlich von dem Jungen, der aussah, wie Sasha.
„Und der sah echt so aus, wie du?“ fragte Jenni schließlich erstaunt.
„Ja!“ antwortete Sasha „Es war irgendwie unheimlich!“
Mittlerweile war es Abend geworden und Sashas Eltern kamen nach hause. Die Tür wurde aufgeschlossen und Sasha hörte die Stimme seiner Mutter im Flur. „Halloho!“ rief sie und erschien kurze Zeit später in der Wohnzimmertür.
„Hi Mom!“ Sasha umarmte seine Mutter. Auch Jenni begrüßte sie und dann sahen Sashas Eltern sich um „Wo ist Marie?“ fragte sein Vater und warf einen prüfenden Blick auf die leere Couch.
„Sie schläft!“ antwortete Sasha „Wir waren mit ihr auf dem Weihnachtsmarkt! Jetzt ist sie total erledigt!“
„Das ist klar!“ fügte seine Mutter hinzu „Ich glaub dann wecken wir sie besser nicht mehr!“
„Oh nein!“ erschrocken sah Jenni auf die Uhr „Entschuldigung aber ich muss dringend nach hause! Ich hab versprochen rechtzeitig zu kommen! Ähhm, bis dann mal!“ sie winkte Sashas Eltern zu und zog ihn mit in den Flur „Wir sehn uns Morgen in der schule!“ sie umarmte Sasha, zog sich schnell ihre Jacke an und verließ hastig das Haus.
Sasha ging zurück ins Wohnzimmer. „Ich, äh, geh dann mal in mein Zimmer und lese noch ein bisschen! Bis Morgen! Gute Nacht!“
Seine Eltern wünschten ihm ebenfalls eine gute Nacht und Sasha ging in sein Zimmer.
Doch zum lesen hatte er keine Lust. Stattdessen zog er sich aus und ging direkt schlafen.
Noch lange lag er wach und dachte über diesen verrückten Tag nach. Wer waren der Mann mit den dunklen Augen und dieser Junge, der ihm so ähnlich sah? Warum hatte Marie den Mann in ihrem Traum gesehen und vor allem: Was hatte das verdammt noch mal mit ihm zu tun? Hatte es das überhaupt? Sasha gähnte, drehte sich um und schlief Augenblicklich ein.



-Kapitel 2-
Die Wahrheit

Die Woche war für Sashas Geschmack zu schnell vorbei gegangen. In der Schule hatte sie eine Arbeit in Mathe geschrieben und ein Junge aus Sashas Klasse hatte sich beim Sport den Knöchel verstaucht, aber ansonsten war nichts sonderlich Aufregendes passiert. Es war der Freitag. Drei Tage vor Weihnachten und Sashas Weihnachtstimmung war seit der Begegnung mit diesem seltsamen Jungen auf dem Nullpunkt gesunken.
Auch Marie schien Weihnachten nicht mehr sonderlich zu interessieren. Sie benahm sich überhaupt seltsam. Sie kam mindestens fünfmal am Tag in sein Zimmer, um sicher zu gehen, ob er noch da war. Als könnte er sich jeden Moment entschließen einfach zu gehen, schlich sie ihm überall hin nach.
Am Anfang fand Sasha das noch recht lustig aber mittlerweile nervte es ihn ganz schön. Freitagabend verlor er schließlich die Geduld.
„Mom!“ maulte er, als Marie wieder einmal versuchte ihm ins Badezimmer zu folgen „Sag ihr sie soll aufhören mich zu verfolgen!“
Seine Mutter lachte nur „Deine Schwester hat dich halt lieb!“
„Aber es nervt!“ beharrte Sasha.
„Also gut!“ seine Mutter wandte sich an Marie „Schatz, ich glaube Sasha gefällt es nicht, wenn du ihm immer nach läufst! Warum machst du das?“
„Weil, er soll nicht weggehen!“ antwortete Marie.
Die Mutter runzelte die Stirn und lächelte „Aber Schatz! Sasha ist schon siebzehn! Irgendwann will er auch mal in einer eigenen Wohnung wohnen!“
Marie schüttelte den Kopf „Sasha soll mit Mann mitgehen! Aber das will ich nicht!“
Das lächeln im Gesicht der Mutter erstarb. „was denn für ein Mann, Spätzchen?“
Sie warf einen kurzen fragenden Blick in Sashas Richtung, der nur mit den Schultern zuckte, und wandte sich dann wieder an Marie, die zu einer Antwort ansetzte.
„Der Mann mit den Flügeln! Hab ihn gesehn! Er war da, als wir auf dem Weihnachtmarkt waren! Mit Jenni! Der hat so komische Augen! Der will, das Sasha mitkommt!“
Aus dem Gesicht ihrer Mutter war alle Farbe gewichen. Sie starrte unverwandt und mit weit aufgerissenen Augen auf einen leeren Fleck an der Wand.
Ihr Vater kam und sah abwechselnd Sasha, Marie und ihre Mutter an. Sein Blick blieb an der Mutter hängen. „Schatz?“ er neigte leicht den kopf zur Seite. „Geht es dir nicht gut?“
Sashas Mutter tastete nach einem Stuhl, den Blick unverwandt auf die weiße wand gerichtet.
Sie setzte sich. „Was ist denn los?“ der Vater wandte sich mit fragendem Blick an seine Kinder.
Sasha hob die schultern, nahm Marie an die hand und ging mit ihr in den Flur. Das wurde ihm jetzt echt zu dumm. Als er Marie ins Bett gebracht hatte schlich er in sein eigenes Zimmer.
Doch kaum hatte er sich auf seinen Stuhl vor dem Schreibtisch nieder gelassen, stürmte sein Vater ins Zimmer. „Stimmt es was Marie eben eurer Mutter erzählt hat? Dass ihr diesen Mann gesehn habt, meine ich!“
Sasha runzelte die Stirn. „Ja, wir haben einen Mann mit seltsamen Augen gesehn! Aber erstens hatte der keine Flügel und zweitens wollte der nicht, dass ich irgendwo mit hinkomme! Marie hat im Moment immer öfter Alpträume! Wieso?“
Sein Vater drehte sich um und verließ das Zimmer mit den Worten: „Ach, ist nicht so wichtig!“

Am nächsten Morgen, sagte keiner ein Wort beim Frühstück. Sashas Vater war in seine Zeitung vertieft und hatte sich fast vollkommen dahinter versteckt. Sasha warf unauffällig einen blich auf die Titelseite:

Mordserie geht weiter
Mitarbeiterin in einem Kölner Kaufhaus fand die Leiche eines vier Jährigen Jungen zwischen alten Pappkartons. Polizei tappt im Dunkeln.

Dies ist schon das sechste tote Kind in Köln und Umgebung, das diese Woche gefunden wurde. Wer steckt hinter diesen Grausamen Verbrechen. Ein Sprecher der Polizei äußerte sich zum derzeitigen Stand der Ermittlungen. Lesen sie mehr auf Seite -6-.



Polizei tappt im Dunkeln… Sasha fragte sich wer um Himmels Willen sechs Kinder umbringen konnte ohne auch nur eine winzige Spur zu hinterlassen. Nachdenklich widmete er sich wieder seinem Toast.
Als Sasha anschließend den Tisch abgeräumt hatte, zog er sich im Flur Jacke und Schuhe an. „Wo willst du denn hin?“ fragte sein Vater plötzlich und sah Sasha über die Sessellehne hinweg an.
„Zu Jenni!“ antwortete Sasha knapp, öffnete die Tür und trat in den Schnee. Er hatte keine Lust, dass sein Vater ihn zurück rief und so rannte er schnell die Straße entlang.
Auf dem Weg zu Jenni musste er über den Weihnachtsmarkt gehen und da er völlig aus der Puste war, schlenderte er gemütlich an den Ständen vorbei. Dann ganz plötzlich sah er einen Mann! Er stand ihm Schatten eines Kerzenstandes und blickte starr in Sashas Richtung.
Aber es war nicht der Mann den er vor einer Woche gesehen hatte. Dieser hier hatte blonde Haare, die ihm bis auf die Brust reichten, aber ebenfalls diese schwarzen Augen, die jedoch bei diesem Mann freundlicher und nicht so unheimlich wirkten, wie bei dem anderen.
Sasha blieb kurz stehn, wandte sich schließlich um und ging auf den Mann zu.
Sasha erwartete, das er jeden Moment ebenfalls einfach weggehen und verschwinden würde, doch das tat der Mann nicht. Er stand da und sah immer nur auf ihn. Dann war Sasha unmittelbar vor ihm.
Erst jetzt viel ihm ein, das er eigentlich überhaupt keine Ahnung hatte, was er sagen sollte.
Doch er brauchte nichts zu sagen. Das tat der Mann bereits.
„Ich hatte gehofft, dass du zu mir kommen würdest, Sasha!“ sagte er und sah Sasha dabei in die Augen.
„ Woher kennen sie meinen Namen?“ fragte Sasha erstaunt.
Der Mann lächelte „Oh, ich weiß so einiges über dich! Dinge, die nicht mal du selbst über dich weißt!“
„Was denn für Dinge?“
Der Mann winkte ab. „Ich bin nicht der Richtige, um dir das zu sagen! Aber ich kenne jemanden, der es dir sagen kann! Wenn du willst, bringe ich dich zu ihm!“
Sasha dachte kurz nach. Auch wenn er diesen Mann nicht kannte, wusste er genau, dass er ihm vertrauen konnte. Aber woher er das wusste… vermochte er nicht zu sagen.
„Wer sind sie?“ fragte er schließlich.
„Mein Name, ist Esechael!“ antwortete der Mann „Soll ich dich zu ihm führen?“
Sasha atmete tief durch und nickte schließlich.

Zu seinem erstaunen führte Esechael Sasha in eine Kirche mitten in der Stadt.
Sie betraten die Kirche und Esechael bedeutete Sasha in einem kleinen Büro, sich zu setzen.
Kurze Zeit später betrat ein etwas Älterer Mann den Raum. Seiner Kleidung nach zu schließen, musste er der Priester der Kirche sein. Als er Sasha erblickte, erhellte sich seine Miene. Doch er sagte kein Wort.
Dann traten zwei weitere Personen ein. Sasha erschrak. Es war ein weiterer blonder Mann und… Sasha traute seinen Augen nicht… der Junge, der so aussah, wie er. Er vermied es partout Sasha anzusehen. Stattdessen ließ er den Blick gesengt und drehte den Kopf ein Stück von Sasha weg als er sich neben Sasha setzte. Doch dieser starrte den Fremden Jungen unverwandt an. Nicht nur, dass er so aussah, wie Sasha, er trug sogar beinahe exakt das Gleiche.
„So“ begann der Priester und Sasha zuckte leicht zusammen. „Da ihr nun beide hier seid, kann ich ja beginnen!“ er machte eine Pause und fuhr dann fort „Ihr seid jetzt bestimmt ziemlich verwirrt!? Das ist auch höchst verständlich! Also reden wir nicht lange um den heißen Brei herum…Sasha, Sven… Ihr beide seid Zwillinge!“ Sasha klappte die Kinnlade runter und er sah aus den Augenwinkeln, dass auch Sven ungläubig auf den Priester starrte.
Dieser fuhr unbeirrt fort „Das konntet ihr euch eigentlich ja schon denken… der Punkt ist der, dass ihr euch eigentlich nicht hättet treffen dürfen! Das sagen zumindest, die Leute, die euch nach eurer Geburt auch trennten! Aber ich finde es ist an der Zeit euch die Wahrheit zu sagen! Deswegen seid ihr jetzt hier!“ wieder machte er eine Pause, die Sasha nutzte um etwas dazu zu sagen. „Also sie meinen, er und ich, wir sind Brüder? Aber wie ist das möglich?“
„Ganz einfach: Ihr wurdet nach eurer Geburt getrennt und an zwei verschiedene Familien gegeben, die geschworen hatten euch zu beschützen!“
Sasha fand es gar nicht lustig, dass der Priester sie so mit dieser Geschichte überrumpelte. Aber andererseits, fand er an dieser Sache so gut wie gar nichts lustig. Der Priester schien es wirklich ernst zu meinen.
„Aber wieso hat man uns denn getrennt?“ fragte Sven plötzlich „Wenn das, was sie sagen stimmt, was für einen Sinn hatte das?“
Sasha sah ihn an. Der Priester atmete tief durch.
„Na gut, die Geschichte ist folgende: Einst verliebten sich die Tochter eines mächtigen Dämons und einer der Erzengel ineinander und sie schafften es sogar, diese verbotene Liebe geheim zu halten. Doch es kam, was kommen musste. Die beiden erwarteten Nachwuchs. Zwillinge, um genau zu sein. Doch ihnen war klar, dass es jene Prophezeiten Kinder waren, von denen sie schon so oft gehört hatten. Beide Zwillinge sollten sich aufs Haar gleichen, doch unterschiedliche Fähigkeiten besitzen. Der eine mit diabolischen Kräften, der andere mit denen eines Engels. Einer von ihnen sollte ausersehen sein das Medium zu beschützen. Sie wussten auch, dass man versuchen würde, ihre Kinder zu töten, sollte je einer von ihnen erfahren. Also vertrauten sie mir ihr Geheimnis an und ich wollte ihnen helfen. Die Seite eures Vaters war dafür euch zu trennen und eure Geburt geheim zu halten, das taten wir dann auch, denn es war klar, dass die Seite eurer Mutter euch sofort umgebracht hätte. Später erfuhren natürlich auch die Dämonen von euch und vernichteten eure Eltern. Doch ich hatte euch bereits zu euren Zieheltern gebracht! Wegen dem Bann, der auf euren Kräften liegt, wart ihr für die Kräfte des Bösen als Kinder unauffindbar, aber nun sind sie euch auf der Spur und euch eure wahre Macht vorzuenthalten wäre reichlich dumm!“
Die beiden Jungen sahen sich an. Es war überhaupt das erste Mal seit sie hier waren, dass Sven Sasha ansah. Dann wandten sich beide wieder dem Priester zu.
„Und wer von uns ist nun wer?“ fragte Sven „Ich meine, wer ist der gute und wer ist der böse? Und wer oder was ist dieses Medium?“
Der Priester lachte „Nein, nein! So ist es nicht! Einer von euch hat zwar diabolische Kräfte, aber ob derjenige auch gleichzeitig „böse“ ist hängt von ihm ab! Ebenso gut könnte auch der andere gegen uns sein!“
„Sie haben meine Frage nicht beantwortet!“ beharrte Sven.
„Das Medium…“ der Priester seufzte „Es ist ein Mensch. Ein Sterblicher. Das Medium besitzt Fähigkeiten, deren Ausmaß nicht mal die Engel selbst zu erkennen vermögen. Diese Macht ist äußerst bedeutend für uns alle! Mehr kann ich euch nicht darüber sagen!“
„Wie hilfreich!“ bemerkte Sasha.
Sven stand auf. „Also“ begann er „Das ist alles ein ziemlich weit hergeholt! Na gut, wir sind Zwillinge… aber das heißt noch lange nicht, dass wir irgendwelche seltsamen Kräfte haben!“
Er machte einen Schritt auf die Tür zu, doch bevor er sie erreichen konnte, vertrat Esechael ihm den Weg und schüttelte den Kopf.
Mit einem wütenden Blick drehte Sven sich zu dem Priester um.
„Sie sagen, sie sind auf unserer Seite… aber warum lassen sie mich dann nicht gehen wenn ich es will?“
„Es gibt da noch eine Kleinigkeit, die ich noch nicht erwähnt habe…“ begann der Priester halblaut „Ich habe doch gesagt, dass sie euch auf der Spur sind! Aber warum, das wisst ihr noch nicht! Sie wollen euch vernichten, weil ihr die einzigen seid, die diesen ewigen Kampf zwischen gut und böse beenden können! Habt ihr noch die Anhänger?“
Sashas Hand wanderte automatisch zu seiner Brust. Er hatte diese Kette schon solange er denken konnte. Er hatte sie immer getragen. Nur selten hatte er sie abgelegt, zum schlafen und duschen und auch beim Sport, aber… er wusste nicht genau warum… aber er hatte nie wirklich verstanden, wieso er sie eigentlich trug. Es war ein Anhänger in Form eines Kreuzes, eines halben in der Mitte gespaltenen Kreuzes, um genau zu sein. Nicht besonders hübsch und sehr alt.
Aus den Augenwinkeln konnte er sehen, wie Sven sich setzte. Auch er hatte die Hand um etwas geschlossen, dass sich unter seinem Hemd befand.
„Schön, schön, schön…“ fuhr der Priester fort „Der Bann, der auf euren Kräften liegt, ist an dieses Schmuckstück gebunden! Wenn ihr sie das erste Mal zusammenfügt ist er gebrochen. Nur ihr könnt sie zusammenfügen und nur ihr könnt die Macht des Kreuzes nutzen. Wenn ihr sie in Zukunft zusammenfügen werdet könnt ihr beinahe jeden besiegen, der euer Feind ist.“
Er schloss die Augen und hob die Arme. „Nun denn, fügt die Teile zu einem ganzen zusammen! Habt keine Furcht!“
Wieder sahen sich die Jungen an. Fast gleichzeitig standen sie auf und traten aufeinander zu. Sasha hatte sich nicht einmal bewusst dazu entschlossen und auch Sven schien ziemlich verwundert über sein Tun.
Sie holten die Teile des Kreuzes hervor und führten sie zueinander. Sie schienen tatsächlich zu passen. Eine Sekunde hielten Sven und Sasha, bevor sich die Teile berührten, inne und sahen sich an dann fügten sie beide Teile zusammen.
Eine Welle von wohltuender Wärme überflutete sie, Sasha und Sven schlossen die Augen und Sasha spürte, wie eine unergründliche Energie ihn durchströmte. Gleißendes Licht umgab ihn und er sah und spürte, wie weiß schimmernde Flügel an seinem Rücken wuchsen. Doch er war weder überrascht noch hatte er Angst, er wusste plötzlich genau, dass der Priester die Wahrheit gesagt hatte…
Dann verschwand das helle Licht und die beiden Jungen vielen zu Boden, wobei sich die Teile des Kreuzes wieder trennten.
Sasha sah ein Stück auf, er fühlte sich schwach und doch so voll von Energie, dass es im fast irreal vor kam. Sven lag neben ihm. An seinem Rücken waren ebenfalls Flügel gewachsen. Doch waren seine schwarz und er trug plötzlich nicht mehr die Jeans und diese Jacke, wie sie auch Sasha hatte, jetzt trug er ein Gewand, dass ein wenig an eine Kampfrüstung erinnerte. Die dunkle Hose und die Jacke waren mit merkwürdigen Mustern und Formen verziert und auch sein Gesicht hatte sich verändert. Seine Eckzähne waren ein winziges Stück gewachsen und seine Puppillen waren länglich geformt und erinnerten an die Augen von Katzen. Sasha stand langsam auf und sah an sich hinab. Auch er trug diese Merkwürdige Kleidung und er vermutete, dass sein Gesicht genauso aussah, wie das von Sven.
Dieser stand auf und begutachtete seine Flügel.
„Das ist eure wahre Gestalt!“ sagte der Priester „Ihr wisst das! Eure Namen sind Aramis…“ er deutete auf Sasha „Und Perriel! Benutzt diese Namen unbedingt, wenn ihr in dieser Gestalt seid! Was ihr mit euren Kräften anfangt ist euch überlassen, aber denkt daran, dass die Augen des Bösen euch jeder Zeit erfassen können und die Dämonen euch nach dem Leben trachten. Gebt Acht wem ihr vertrauen könnt und wem nicht. Das wäre dann alles!“
Sven trat einen Schritt vor „Wie? Ihr wollt uns einfach so wieder gehen lassen? Das wär’s?“
Der Priester sah ihn verwirrt an „Nun, ich habe euch alles gesagt, was ihr wissen müsst und euch gezeigt, wie ihr eure Kräfte nutzen könnt! Damit ist meine Aufgabe hier erledigt! Der Rest liegt an euch! Lebt wohl!“
Mit diesen Worten stand er auf und verschwand durch eine Tür hinter seinem Schreibtisch.
Sven wollte ihm nacheilen doch Esechael hielt ihn auf. „Lass mich los!“ protestierte Sven und entwand sich Esechaels Griff. Sasha schloss die Augen er konzentrierte sich darauf, wie er vor dieser Verwandlung ausgesehen hatte und tatsächlich wurde er wieder der alte.
Sven tat es ihm gleich. Dann trat Sasha auf Sven zu und blieb erst stehn, als ihre Gesichter nur noch wenige Zentimeter von einander entfernt waren.
„Das ist es!“ flüsterte er.
„Brüder!“ fügte Sven leise hinzu.
Dann umarmten sie sich und flüsterten beide: „Wieder vereint!“



































-Kapitel 3-
Narasell

Als Sasha und Sven wieder hinaus auf die Straße traten, drehte Sasha sich noch ein Mal um und starrte die Kirche an. War das eben wirklich passiert?
„Ein komisches Gefühl, nicht wahr?“ sagte Sven und folgte Sashas Blick. „Es kommt einem nicht real vor und doch ist es passiert.“
Sasha gab ihm Recht. Langsam gingen sie die Straße entlang. „Ich wusste, dass es irgendwann geschehen würde. Aber es hat mir niemand gesagt, dass es schon sobald sein könnte! ‚Ich’ hatte immer gehofft, dass es nie geschehen würde!“ fügte Sven hinzu.
Sasha blieb stehn „Du wusstest davon???“ stieß er hervor und starrte seinen ‚Bruder!’ ungläubig an.
Der Anflug eines Lächelns huschte über Svens Gesicht und er senkte leicht den Blick.
„Nun… ja!“ antwortete er schließlich „Mein … Vater… hat mir schon als ich noch kleiner war davon erzählt. Mir ist damals aufgefallen, dass von mir keine Geburtsurkunde existiert und ich habe ihn darauf angesprochen.“ Sven atmete tief durch „Er hat mir erzählt, dass ich nicht sein Leiblicher Sohn bin und ich noch einen Zwillingsbruder habe. Dann erzählte er mir noch, dass wir beide besondere Kräfte besitzen und, dass wir in allerhöchste Gefahr kommen würden, sollten wir uns je begegnen. Egal was ich auch tat, mehr erfuhr ich nicht von ihm. Er weigerte sich strikt mir mehr zu verraten.“ Wieder atmete er tief durch und schloss die Augen
„Dann genau vor einem Jahr wurde er umgebracht!“ Er ließ ein verächtliches schnauben hören „Die Polizei sagte es wäre ein tragischer Unfall gewesen… aber ich weiß es besser! Er wurde ermordet und zwar von einem Dämon!“
Sasha schluckte. „U… und was war mit deiner Mutter?“
Sven hob den Kopf wieder und sah ihn an. „Sie starb an Lungenkrebs, als ich fünf war… mittlerweile hab ich mich damit abgefunden, aber damals konnte ich es einfach nicht verstehn…!“
„Das tut mir Leid…!“ bestürzt versuchte Sasha von Sven weg zu sehn.
Sven schüttelte den Kopf „Das muss es nicht… es ist halb so schlimm als es sich anhört! Ich komme gut damit klar!“ plötzlich schlug seine Stimmung er wirkte plötzlich wieder viel fröhlicher und gelöster „ Hey, was ist? Willst du da festfrieren? Komm schon, lass uns gehen! Ich habe plötzlich Lust auf Glühwein!“
Sasha lachte und zusammen gingen sie wieder zurück in Richtung Weihnachtsmarkt.

Nach fünf Minuten blieb Sven plötzlich stehn. „Was ist?“ fragte Sasha und verlangsamte seine Schritte.
„Hast du das gehört?“ flüsterte Sven.
„Nein, was denn?“ flüsterte Sasha zurück.
„Da hat jemand geschrieen!“ antwortet Sven. Dann ein erneuter Schrie und diesmal hörte Sasha ihn ebenfalls. Nicht weit von ihnen entfernt.
„Komm mit!“ Sasha lief in die Richtung, aus der der Schrei gekommen war und Sven folgte ihm. Als sie um eine Ecke bogen, sahen sie wer da geschrieen hatte und auch warum.
Ein recht junger Mann mit langen weißen haaren und ziemlich hässlichen grauen, oder auch silber- weißen, Klamotten, hielt ein wild strampelndes Kind am Hals in die Höhe. Von ihm ging etwas böses Bedrohliches Aus, das Sasha deutlicher spürte, als irgendetwas anderes in diesem Moment und ihm war klar, was dies zu bedeuten hatte. Der Dämon stand mit dem Rücken zu Sasha und Sven und mit einer hastigen Bewegung versteckten die beiden sich hinter den Hausecken.
Sven warf Sasha einen bedeutungsvollen Blick zu und Sasha nickte. Sie schlossen beide die Augen und veränderten wieder ihre Gestalt.
Diesmal ging es eindeutig schneller als beim ersten Mal.
Ihre Flügel erschienen, ihre Zähne wuchsen und ach ihre Augen veränderten sich. Wieder spürte Sasha diese unergründliche Kraft und Energie, die durch seinen Körper flossen.
Sie traten um die Ecke.
„Gib ihn mir!“ fuhr der Dämon das schluchzende Kind an und schüttelte es unsanft.
„Hey, du Arschloch!“ blaffte Sven „Leg dich gefälligst mit jemandem an, der sich wehren kann!“
„Lass sofort dieses Kind los!“ fügte Sasha wütend hinzu. – Was taten sie da? Glaubten sie tatsächlich es mit diesem ‚Ding’ aufnehmen zu können? –
Der Dämon ließ das Kind zu Boden sinken „Ich bin Narasell, oberster Dämon unter der Führung meines Meisters Rahke! Wer wagt es sich mir in den weg zu stellen???“ er drehte sich um. Er hatte ähnliche Augen, wie Sasha und Sven und auch lange und spitze Zähne, was bei diesem Wesen aber eher an ein Raubtiergebiss erinnerte. Sein Blick wanderte abwechselnd von Sven zu Sasha und wieder zurück. „Ah…“ er verzog den Mund zu einem grässlichen Lächeln „Ihr seid das! Aramis und Perriel, die Söhne –Gabriels-! Wie ich sehe habt ihr euch gefunden! Auch wenn ich ein wenig überrascht bin, habt ihr nicht den hauch einer Chance. Mein Meister wird sehr zufrieden mit mir sein wenn ich euch jetzt vernichte… nach all den Jahren…“
„Freu dich da mal nicht zu früh!“ erwiderte Sasha und trat einen Schritt auf den Dämon zu. – Was verdammt noch mal tat er da? –
Das Kind auf dem Boden winselte leise und Narasell warf ihm einen abfälligen Blick zu.
Dann drehte er sich wieder zu Sven und Sasha um „Ihr wollt dieses Kind?“ sagte er gehässig „Dann kommt und holt es euch!“ mit diesen Worten schmiss er Sasha einen weiß glühenden Energieball entgegen. Sasha flog schräg in die Höhe um dem Angriff auszuweichen. Zur gleichen Zeit stürmte Sven vor, wich einem weiteren Angriff aus, schnappte sich das wild um sich schlagende Kind und brachte es durch die Luft hinter Sasha in Sicherheit.
Wütend knurrend lief Narasell auf sie zu, doch schon war Sasha wieder auf dem Boden und rammte ihm seinen Fuß in den Bauch. Er spürte den harten schlag einer Faust im Gesicht und stürzte zu Boden. Sasha hätte nie gedacht, dass es funktionieren würde, aber bevor er wusste wie ihm geschieht stürzte auch Narasell. „Sa… äh… Aramis!!!“ rief Sven plötzlich und hielt seinen Teil des Kreuzes in die Höhe.
Sasha wusste, was er zu tun hatte. Er stemmte sich mit Mühe hoch, rannte auf Sven zu, holte im laufen die andere Hälfte des Kreuzes hervor und als er seinen Bruder erreichte, fügten sie die Teile zu einem ganzen zusammen. Sie standen sich gegenüber, sodass sie den Jungen schützend verbargen und sahen sich in die Augen. Narasell hatte sich wieder aufgerichtet und erstarrte, als die zwei Jungen ihn anblickten und die Hände in seine Richtung erhoben. „Was zum…?“ begann er, doch plötzlich zuckten grelle blitze aus Sashas und Svens Händen hervor, die sich einen halben Meter vor ihnen zu einer riesigen Wand aus Licht vereinten, die dann schließlich auf den Dämon zuraste.
Er schrie laut auf, was wie das brüllen eines Löwen klang. Das Licht hüllte Narasell ein und kurze Zeit später, löste er sich in eine schwarze Rauchwolke auf und verschwand dann vollkommen.
Schwer atmend sanken Sasha und Sven zu Boden. Sie lösten die Teile des Kreuzes voneinander und sahen unentwegt auf die Stelle, an der der Dämon eben noch gestanden hatte.
„Mensch, das war echt gut…!“ sagte Sven und fuhr sich mit der Hand durch die Haare.
Sasha lachte.
„I… ich will zu meiner Mama…!“ erklang plötzlich eine erstickte Stimme hinter ihnen. Sasha und Sven drehten die Köpfe und blickten das kleine Mädchen, das sie vor Narasell gerettet hatten, sie war höchstens fünf Jahre alt, an. Sie zuckte zusammen und rutschte ein Stück von ihnen weg. „Ob er dachte sie sei das Medium?“ fragte Sasha leise und Sven hob die Schultern.
„Du brauchst keine Angst zu haben!“ versuchte Sasha das Mädchen zu beruhigen „Wir wollen dir nichts tun!“
Sie starrte ihn ängstlich an und Tränen kullerten ihr über die Wange.
„Wie heißt du, kleine?“ fragte Sven.
Das Mädchen wandte den Blick von Sasha auf Sven. „M… Mona…“ antwortete sie schließlich zaghaft.
„Hör zu Mona“ begann Sven freundlich „Möchtest du, dass ich dich zu deiner Mama bringe? Sie macht sich sicher schon Sorgen um dich! Du brauchst wirklich keine Angst zu haben!“
Er reichte ihr seine Hand und nach kurzem Zögern nickte Mona und ließ sich von Sven auf den Arm nehmen.
„Woher willst du wissen, wo sie wohnt oder wo ihre Mutter ist?“ fragte Sasha und blickte seinen Bruder an. Dieser lächelte. „Ich kenne das Mädchen!“ antwortete er und senkte die Stimme zu einem Flüstern „Sie wohnt ganz in meiner Nähe! Ich mach das schon!“
Er ließ die hand über das Gesicht des Mädchens gleiten, das sofort danach die Augen schloss und einschlief. „Cool diese Kräfte…!“ flüsterte er und ließ seine Flügel verschwinden. „Machs gut…!“ und mit einem letzen Blick auf Sasha verschwand er um die nächste Ecke.
Sasha sah ihm nach, verwandelte sich dann ebenfalls und machte sich auf den weg nach hause.

Als er zuhause ankam wurde es bereits dunkel. Er hatte gar nicht gemerkt, wie schnell die Zeit vergangen war. Als er die Tür öffnete hörte er die sich aus der Küche nähernde Stimme seiner… ‚Mutter’.
„Hallo, Sasha! Du kommst gerade recht zum Essen, wir…“ sie stockte als sie den Flur betrat und Sasha erblickte. Er stellte sich das Bild vor, das sich seiner Mutter bot vor. Total verdreckt und durchgefroren stand er vor ihr. „A… aber Schatz… “ fuhr seine Mutter fort „Was ist denn passiert? Du blutest ja!“
Erschrocken warf Sasha einen Blick in den großen Spiegel, der neben der Wohnzimmertür hing. Tatsächlich, anscheinend hatte er sich bei dem Sturz vorhin an der Lippe verletzt. Ein winziges Blutrinnsal lief daran hinab. Hastig wischte er sich mit dem Ärmel über das Kinn.
„Das… äh… ist gar nichts!“ sagte er schnell „Ich… na ja, es klingt ziemlich blöd… aber ich bin eben über einen großen Stein gestolpert und hingefallen!“ – das war die dümmste Ausrede, die ihm einfallen konnte, aber anscheinend kaufte sie ihm seine Mutter ab-
„Ach so!“ sagte sie skeptisch „Dann wasch dich erstmal und komm dann zum Essen! Es ist jeden Moment fertig!“
Sasha nickte und verschwand im Badezimmer. Er schloss die Tür und atmete erst einmal tief durch! Dann stützte er sich auf dem Rand des Waschbeckens ab und untersuchte seine Lippe. Es sah wirklich schlimmer aus, als es war. Sasha drehte den Wasserhahn auf, beugte sich über das Becken und schöpfte sich mehrere Hände voll Wasser ins Gesicht.
Er tastete nach seinem Handtuch hob dann wieder den Kopf und sah in sein eigenes Gesicht.
Also deswegen hatte die Polizei noch keine Hinweise auf die Mörder der sechs Kinder. Sie wurden alle von Dämonen umgebracht.
„Aber wieso?“ hörte er sich selber sagen „Warum tun die das?“ Ihm vielen die Worte von Narasell ein, die er zu dem Mädchen vorhin gesagt hatte, bevor Sasha und Sven eingriffen: „Gib ihn mir!“
Was sollte das Mädchen ihm geben? Worauf hatten die Dämonen es abgesehn? Er musste mit dem Priester reden oder zumindest mit Esechael und herausfinden weshalb so viele unschuldige Kinder ihr Leben verloren.
Nach dem Abendessen verkroch Sasha sich in seinem Zimmer und blieb dort den ganzen Abend bis er sich irgendwann zwischen elf und halb zwölf schlafen legte.




-Kapitel 4-
Heiligabend

Sasha hatte einen sehr unruhigen Schlaf. Er wälzte sich ununterbrochen von einer Seite auf die andre. Er hatte einen sehr merkwürdigen Traum…

Er war alleine in einem unendlich großen Dunklen Raum. In weiter Ferne glaubte er ein Licht zu sehen und rannte darauf zu. Das Licht entpuppte sich als eine kleine Leuchtende Kugel, die eine unnatürliche aber auch angenehme wärme ausstrahlte. Sasha streckte die Hand nach ihr aus, doch je näher er ihr mit der Hand kam desto schneller schien sie sich wieder zu entfernen. Dann erschienen ein Junges Mädchen, etwa in seinem alter, das ihm sehr bekannt vorkam und Esechael rechts und links neben ihm und ergriffen sein Handgelenk. Ganz langsam führten sie seine Hand zu der Kugel und als sie sie erreicht hatten schloss Sasha seine Hand darum und nahm sie an sich. Mit einem Mal wurde es wieder dunkel. Nur ein einziger Lichtkegel warf sein Licht rechts neben Sasha in den Raum. In seiner Mitte stand Sven. Er hielt eine Art Schwert in der Hand, an dessen Spitze Blut klebte und um seinen hals trug er… das Kreuz. Sasha Hand wanderte ganz automatisch zu seiner Brust. Seine Hälfte war verschwunden. Der Anflug eines Lächelns erschien auf Svens Gesicht, doch das verblasste augenblicklich. Sven drehte den Kopf und sah rechts neben sich auf den Boden.
Ein weiterer Lichtkegel erschien, in dem ein Lebloser Körper lag. Es war das Mädchen, das ihm so seltsam bekannt vorkam und jetzt erkannte er sie auch. Sie sah aus wie… Marie!!!
Sasha wollte auf sie zu rennen doch Sven hob die Hand mit dem Schwert und deutete mit der anderen links neben sich. Dort war ein dritter kegel erschienen in dessen Mitte ein weiterer lebloser Körper lag. Sasha sah plötzlich den Mann, den er schon, von weitem, auf dem Weihnachtsmarkt gesehen hatte. Jetzt hatte er leuchtend weiße Flügel und er sah traurig zu der Gestalt auf dem Boden.
Sashas Eingeweide verkrampften sich, als er erkannte wer da lag. Er war es selbst! Seine Flügel waren angesenkt und zerzaust, seine Kleidung war größtenteils zerrissen und in seiner Brust, auf Höhe des Herzens, war ein Einstich, der von der Klinge eines Schwertes zu stammen schien. In der Hand hielt er die Kugel. Sasha starrte in seine eigenen Leblosen grünen Augen und dann war da noch Jemand. Ein Mann mit gelben leuchtenden Augen, schlohweißen ziemlich langen Haaren und pechschwarzen Fledermaus artigen Flügeln. Er lachte gehässig, was so schallend und schrill war, dass Sasha ein eisiger Schauer über den Rücken lief. Dann nahm der Mann die Kugel und setzte sie in das Schwert, das er urplötzlich in Händen hielt. Das Schwert begann zu glühen. Dann trat er an Sven heran und rammte ihm die Klinge in den Rücken. Zur gleichen Zeit legte sich eine eisige Dunkelheit über Sasha. Er hörte Sven schreien und das kalte lachen des Dämons.

Sasha wachte schweißgebadet auf und saß kerzengrade im Bett. Er atmete schnell und ein Blick auf seinen Wecker sagte ihm, dass es drei Uhr morgens war.
Langsam stieg er aus seinem Bett und trat ans Fenster. Es war eine Sternenklare Nacht. In ein paar Tagen war der Mond voll und der Schnee glitzerte in seinem Licht, wie tausende kleine Kristalle, die gleichmäßig auf der Straße verteilt lagen. Doch etwas störte dieses ruhige Bild. Ein dunkler Schatten. Er stand vor dem Nachbarhaus auf dem Bürgersteig und starrte zu Sasha hinauf. Als er bemerkte, dass Sasha ihn entdeckt hatte, drehte er sich abrupt um und ging über die Straße davon und verschwand hinter der nächsten Ecke. Dann viel Sasha noch etwas Merkwürdiges auf, er hatte den Mann ganz klar gesehen und doch sah man im Schnee keinerlei anzeichnen dafür, dass jemand dort gewesen war. Nirgendwo waren Fußspuren. Der Schnee glitzerte ihm so unberührt entgegen wie zuvor.
Sasha runzelte die Stirn, schüttelte schließlich den Kopf, setzte sich auf sein Bett und starrte unentwegt auf das Fenster. War er nun wirklich wach oder träumte er noch?
Er kniff sich feste und schmerzhaft in den Arm. Nein! Das war kein Traum mehr…
Er stand auf und ging in den Flur. Leise öffnete er die Tür zu Maries Zimmer und trat an ihr Bett. Fast eine Viertelstunde, so kam es ihm vor, stand er da und sah sie an. Wie friedlich sie dalag und schlief… „Auch wenn wir nicht wirklich miteinander verwand sind…“ begann er flüsternd und strich ihr über die Stirn „Du wirst immer meine kleine Schwester sein und ich werde immer für dich da sein…!“ er lächelte.
Sasha schlich sich wieder in den Flur, schloss Maries Tür und wandte sich in Richtung Wohnzimmer.
„Sasha? Was machst du denn?“
Sasha zuckte zusammen und drehte sich um. Seine Mutter hatte den Kopf aus dem Schlafzimmer gestreckt und sah ihn schlaftrunken an.
„I…Ich?“ begann Sasha und drehte sich wieder in Richtung Wohnzimmer. „Gar nichts! Ich Wollte nur was trinken gehen!“
Seine Mutter trat neben ihn. Sie hatte die Stirn in Falten gelegt und sah ihn zweifelnd an. „Irgendetwas bereitet dir doch Kummer mein Schatz…“ sagte sie sanft.
„W…Wie kommst du denn darauf?“ sagte Sasha nicht ganz überzeugend.
„Ich bin deine Mutter! Ich weiß wann meine Kinder Sorgen haben!“
Sasha schluckte. Und er spürte, wie seine Augen feucht wurden. Schnell drehte er sich um.
„Was ist denn los?“ beharrte seine Mutter. „Stimmt was nicht?“
Sasha war den Tränen nahe und so stürmte er mit den Worten „Nein, es ist wirklich alles in Ordnung!“ in die Küche.
„Du Idiot!“ sagte er dort zu sich selbst „Auffälliger ging’s wohl nicht!?“
Dann ging er zum Kühlschrank und schenkte sich ein großes Glas Milch ein. Als er wieder in sein Zimmer verschwinden wollte, hörte er Stimmen aus dem Arbeitszimmer seines Vaters.
Er blieb stehn um zu lauschen. Es waren eindeutig die Stimmen seiner Eltern, jedoch war da noch eine dritte, ihm vollkommen fremde, Stimme.
Vorsichtig sah er ein Stück um die Ecke und erkannte in der tat seine Eltern, die mit angsterfüllten Blicken auf eine dritte Person, die noch von der Tür verdeckt war, blickten.
Langsam und so leise, wie möglich schob er die Tür ein winziges Stück weiter auf und erkannte mit Schrecken den Fremden. Es war eine seltsam hoch gewachsene Gestalt, die in einen Dunklen Umhang gehüllt war. Durch die Kapuze, die sie tief über das Gesicht gezogen hatte, konnte man sie nicht genau erkennen. Doch Sasha wusste, dass es ein Dämon war…
Schnell schwang er sich zurück und drückte sich gegen die Wand. Genau rechtzeitig denn in eben diesem Moment wandte der Dämon den Blick zur Tür.
Dann redete er weiter „Ich verlange eine Erklärung“ sagte er mit kalter Stimme. „Ich habe mein Wort gegeben, dass mein Herr nicht erfährt, wo ihr zu finden seid. Aber dafür sollte der Junge nie etwas über seinen Bruder und seine Kräfte erfahren… Ich habe meinen Teil der Abmachung stets erfüllt… Doch einer meiner Brüder wurde von zwei Engeln getötet… Ich frage mich also, was passiert ist?!“
„I… ich… es ist nicht unsere Schuld!“ stotterte Sashas Vater „Wir wollten nie was Böses. Wir lieben den Jungen wie unser eigen Fleisch und Blut… aber ich fürchte er weiß etwas…!“
Der Dämon erhob die Stimme „Ich hoffe für euch, dass das nicht der Fall ist!“ Sasha konnte hören, wie der Dämon tief durchatmete. „Sollte sich herausstellen, dass der Junge irgendetwas weiß…“ er machte eine lange Pause.
„J… Ja?“ hakte sein Vater nach.
„Dann tötet ihn!!!“ sagte der Dämon.
„Nein!“ schluchzte Sashas Mutter und er hörte wie etwas auf den Boden viel. Anscheinend hatte sich seine Mutter auf die Knie fallen lassen „Das könnt ihr nicht von uns verlangen! Bitte! Ich liebe ihn, wie meinen eigenen Sohn!“
„Wenn ihr ich nicht tötet, werde ich es tun!“ fuhr der Dämon fort „Und anschließend töte ich euch und eure Tochter!“
Das Milchglas glitt aus Sashas Hand und bevor er etwas tun konnte landete es mit lautem Klirren auf dem Boden.
Aus dem Arbeitszimmer war ein dumpfer Laut zu hören, wie von einem Ballon, der in einem Pappkarton platzte, und ein paar Sekunden später stand sein Vater in der Tür. Seine Augen waren blutunterlaufen und eine einzelne Träne rann ihm über die Wange.
„Was… was machst du denn hier?“ sagte er misstrauisch und beäugte das zerbrochene Glas.
Aus dem Zimmer waren die Schluchzer seiner Mutter zu hören.
„Es tut mir leid!“ begann Sasha schnell „ Das glas ist mir grade aus der Hand gerutscht! Ich hatte so schwitzige Hände und konnte es nicht mehr halten!“
Seine Mutter trat an die Tür und auch ihre Augen waren Blutunterlaufen. Doch sie bemühte sich nach Leibeskräften keine Miene zu verziehen.
„Aber Schatz!“ stieß sie hervor „Du bist ja ganz blass! Geht es dir nicht gut?“ sie legte prüfend den Unterarm auf seine Stirn.
„M…mir ist ein wenig schwindelig! Ich wische das hier schnell weg und gehe dann wieder ins Bett!“ murmelte Sasha und wollte sich zu den Scherben bücken.
„Nein, nein!“ seine Mutter hielt ihn fest „Geh wieder ins Bett mein Schatz! Wir wollen ja nicht, dass du vor Heiligabend noch Krank wirst! Ich mache das schon weg!“
Sie stieß ihn mit sanfter gewallt zu seinem Zimmer. „Schlaf schön!“
Von wegen schlaf schön… wie sollte er denn nach diesen Worten, die er eben gehört hatte ruhig schlafen? Er schlief zwar ein doch auch der Rest der Nacht war eher anstrengend als ruhig. Er hatte wieder diesen Traum und wälzte sich im Schlaf unruhig hin und her. Wieder sah er die Kugel. Wieder sah er Sven mit dem Kreuz, Maries und seinen eigenen leblosen Körper und wieder sah er den Dämon, der Sven mit seinem eisigen Lachen das Schwert in den Rücken bohrte.

Sasha wachte wieder schweißgebadet auf, doch diesmal war es draußen bereits hell. Er stand auf und ging zum Fenster. Im Schnee waren jetzt tiefe Spuren, von Reifen und diversen Füßen. Am Himmel waren Wolken aufgezogen und es hatte wieder begonnen zu schneien.
Vor Sashas Zimmer waren Schritte zu hören und kurze Zeit später öffnete seine Mutter die Tür. „Oh, du bist wach!“ sagte sie überrascht. Vom Geschehen der gestrigen Nacht war ihr nichts mehr anzumerken. „Frohe Weihnachten, mein Schatz! Mach dich fertig und komm frühstücken! Ja?“
Sasha nickte nur und zwang sich zu einem Lächeln. Seine Mutter verließ das Zimmer und Sasha zog sich an. Dann huschte er ins Bad und wusch sich. Anschließend ging er in das Wohnzimmer und setzte sich ohne ein Wort an den Frühstückstisch.
Sein Vater warf ihm über seine Zeitung hinweg einen flüchtigen Blick zu. Sasha vermied es entschieden ihn anzusehen und starrte auf seinen Toast, den seine Mutter soeben auf den Teller gelegt hatte.
„Du siehst immer noch nicht besonders gut aus!“ sagte sie besorgt „Ist dir noch schwindelig?“
Sasha hob die Hand um seine Mutter davon abzuhalten ihm die Stirn zu untersuchen. „Es ist alles in Ordnung! Ich hab nur nicht gut geschlafen!“
Ihm viel auf, dass Marie aufgehört hatte ihre Cornflakes zu essen und Sasha stattdessen lieber misstrauisch beäugte.
Sasha sah sie an, ohne den Kopf zu bewegen. Marie wandte sich schnell wieder ab und stopfte sich gleich mehrere Löffel Cornflakes auf einmal in den Mund. Sasha schob seinen Teller von sich weg und stand auf.
„Mir geht es doch noch nicht so gut!“ sagte er „Ich glaube ich gehe besser ein bisschen frische Luft schnappen!“
Seine Mutter nickte „Tu das Schätzchen!“

Fast eine Stunde lief Sasha ziellos durch die Gegend. Unschlüssig, was er tun sollte. Er glaubte nicht, dass seine Eltern ihn wirklich umbringen würden, wenn sie wüssten, dass Sasha weiß wer er ist. Aber dieser Dämon kannte da keine Gnade.
Sashas Gedanken überschlugen sich.
Plötzlich drang eine Stimme an sein Ohr „Du siehst ziemlich verzweifelt aus, Sasha!“
Aus dem Schatten eines Hauses heraus, trat Sven. „Was ist denn los?“
Sasha berichtete Sven von der vergangenen Nacht und von dem, was er am liebsten nicht gehört hätte. Nur von dem Traum verlor er kein einziges Wort.
Svens Gesichtsausdruck wandelte sich von Verwirrung in Unglauben und dann in blankes Entsetzen. „Das ist nicht dein ernst!“ stieß er hervor.
„Sehe ich so aus als würde ich darüber scherzen?“
Sven hatte sich schnell wieder gefasst „Ok“ begann er „Die einzige Möglichkeit besteht darin, diesen Dämon zu vernichten, bevor er deiner Familie etwas tun kann! Wir müssen mit deinen Eltern reden! Sie sind die einzigen, die ihn kennen!“
„Hälst du das für eine gute Idee?“ fragte Sasha und sah in Svens Augen
„Nein, eigentlich nicht!“ antwortete Sven „Aber fällt dir etwas besseres ein?“
Sasha schüttelte den Kopf und sie gingen zurück zu seinem Haus.
Langsam öffnete Sasha die Tür und betrat anschließend das Wohnzimmer. Sven blieb im Flur zurück.
„Du warst aber lange weg!“ sagte seine Mutter strahlend und sah auf. Doch ihr Lächeln verblasste, als sie in Sashas Gesicht sah.
„Ich glaube…“ begann Sasha trocken und trat einen Schritt zur Seite „…es gibt da etwas, das ihr wissen solltet!“
Sven kam aus dem Flur hervor. Sashas Eltern runzelten die Stirn und starrten den fremden Jungen entsetzt an.
„Aber das ist nicht alles, was ich euch sagen muss!“ Sasha warf Sven einen viel sagenden Blick zu und dieser nickte. Sie schlossen die Augen und nahmen ihre neue ‚wahre’ Gestallt an.
Die Mutter schnappte nach Luft und Sashas Vater sprang aus seinem Sessel auf.
„Ihr wisst es?“ fragte er verwirrt und nervös und ging zielstrebig auf Sasha zu.
Sven sprang ihm in den Weg breitete seine Arme aus und spannte die Flügel. „Halt! Keinen Schritt weiter! Wenn sie auch nur versuchen sollten Hand an Aramis zu legen kriegen sie es mit mir zu tun!“
Der Vater blickte Sasha irritiert an. „Wieso... ah… du hast uns gestern Abend belauscht!?“
Sasha senkte den Kopf. Der Vater lächelte. „Ich denke jetzt bin ich dran euch etwas zu zeigen!“ er wandte sich zur Treppe um „Folgt mir!“
Die Jungs sahen sich an.
„Kommt ihr? Du auch Patricia?“ langsam stieg er die Treppe hinauf. Die Mutter folgte ihm und ein paar Sekunden später auch Sasha und Sven, die wieder Menschliche Gestalt hatten.
Sie gingen in das Arbeitszimmer, wo der Vater ein verstaubtes Buch aus dem Regal nahm und vorsichtig mit den Fingern darüber strich.
Dann ging er auf Sasha zu. „Ich hatte nie vor die Anweisungen dieses Dämons zu befolgen, Sasha!“ begann er leise „Mir war klar, dass du es früher oder später erfahren würdest! Obwohl mir später lieber gewesen wäre! Aber wir könnten dir niemals etwas antun! Auch wenn du nicht unser leiblicher Sohn bist, so lieben wir dich trotzdem, als wärst du’s! Und wir können doch nicht unseren Sohn töten!“
Er reichte Den Jungs das Buch und Sasha nahm es entgegen. Der Vater fuhr fort „Ich denke nun ist es an der Zeit, dass ich euch das hier gebe! Ich habe sie all die Jahre aufbewahrt! Bis zu diesem Tag!“
Sasha öffnete das Buch. Aus allen Seiten war in der Mitte ein Quadrat in Größe einer Computer Diskette ausgehüllt, sodass es Hohl war. In diesem “Versteck“ lag die Hälfte einer Glaskugel.
„Was ist das?“ fragte Sven und nahm die Kugelhälfte in die Hand.
„Die Komplette Kugel muss in euer Kreuz eingesetzt werden! Mit der Energie des Kreuzes lässt die Kugel das Flammenschwert eures Vaters entstehen! Ich kann es euch nicht genau erklären! Ich bin auch nur ein einfacher Mensch!“
„Und wo ist die zweite hälfte der Kugel?“ fragte Sasha und nahm nun die Hälfte in die Hand.
Der Vater hob die Schultern „Das weiß keiner so genau aber man sagt, sie sei an einem Ort der nur mit Hilfe des Mediums gefunden werden kann!“
„Wer zum Teufel ist diese Medium?“ fragte Sven aufgebracht. Wieder zuckte der Vater mit den Schultern.
„Na sieh mal einer an!“ alle zuckten zusammen. Sven sprang einen Meter zur Seite und Sasha drehte sich erschrocken um. Direkt hinter ihm stand der Dämon, der am Abend zuvor mit Sashas Eltern gesprochen hatte.
Sofort wich Sasha mehrere Schritte nach hinten aus.
Der Dämon ging auf den Vater zu und bewegte den kopf dabei langsam hin und her.
„Dominik, Dominik, Dominik! Muss ich erst wütend werden? Wie lautete denn meine genaue Anweisung? Hab ich mich da nicht klar genug ausgedrückt?“
Er blieb stehn „Na ja, dazu kommen wir später! Zuerst…“ er drehte sich in Sashas Richtung „Aramis, hättest du vielleicht die Güte mir die Kugelhälfte zu geben?!“
Sasha warf einen blick auf die Hälfte in seiner Hand und dann auf die Anderen.
Sein Vater, seine Mutter und Sven schüttelten alle drei den Kopf und Sven formte mit dem Mund langsam das Wort ‚nein’.
Sasha sah wieder auf den Dämon, und schloss die Faust über der Kugelhälfte.
„Gib mir sofort die Hälfte!“ beharrte der Dämon „Und ich verschone vielleicht dein Leben!“
„Nein!“ sagte Sasha entschlossen und presste die faust mit der Kugelhälfte fest an seinen Brustkorb.
Der Dämon kam langsam auf ihn zu „Wie- war- das?“
„N… nein!“ wieder holte Sasha und wich soweit zurück, bis er mit dem Fuß gegen die Kiste stieß, die vor dem Fenster stand.
Im nächsten Moment raste der Dämon auf Sasha zu, umklammerte seinen hals und beide stürzten durch die zerbrechende Scheibe.
Obwohl der Schnee die Landung etwas abbremste schlug Sasha mit dem Rücken hart auf dem Boden auf und verlor dabei die Kugelhälfte, die irgendwo im Schnee landete. Er stöhnte auf und röchelte, da der Dämon, der mit einem gehässigem grinsen auf den Lippen, nun auf Sasha hockte, immer noch seinen Hals umklammert hielt.
Dann lockerte sich sein Griff und er rollte nach rechts von ihm runter. Aus den Augenwinkeln nahm Sasha die Bewegung schwarzer Flügel war und er richtete sich auf. Nun konnte er sehen, dass Sven sich einen erbitterten Kampf mit dem Dämon leistete. Immer wieder hieb der Dämon mit seinen zu Klauen gewordenen Händen nach ihm und fügte ihm nicht wenige schwer blutende Wunden zu. Sven musste einiges einstecken aber er konnte auch ganz schön austeilen, der Dämon hatte es garantiert nicht leicht an ihn heran zu kommen.
Sasha riss seinen Blick von den beiden, drehte sich um und suchte hastig nach der Kugelhälfte. „Wo ist sie?“ fragte er sich selbst.
Plötzlich vernahm er einen erstickten Schrei und wirbelte herum. Doch kaum, dass er den Kopf gedreht hatte wurde er auch schon wieder am Hals gepackt und in die Höhe gehoben.
Über die Schulter des Dämons, der ihm erneut die Kehle zuschnürte, konnte er Sven erkennen, der in Bauchlage auf dem Boden lag. Quer über seine linke Wange verlief eine klaffende Wunde und auch der Rest seines Körpers sah nicht besser aus.
An den Armen waren viele Schürf- und Schnittwunden und seine Kleidung war zerrissen.
Hilflos strampelte Sasha mit den Beinen einen halben Meter über dem Boden.
Der Dämon lachte dreckig „Jetzt rettet dich nichts mehr!“

„Denkst du!“ der Dämon sah zur Seite und auch Sasha drehte den Kopf, so gut es eben ging und erschrak. Auch seine Mutter am Fenster kreischte Laut und entsetzt auf. Marie stand mit nackten Füßen und nur mit einem Nachthemd bekleidet ungefähr zwei Meter neben Sasha und dem Dämon im Schnee. „Lass ihn sofort runter!“ das war nicht Maries Stimme, oder doch? Sie kam Sasha vertraut und doch vollkommen fremd vor.
Der Dämon brach in schallendes Gelächter aus „Glaubst du, du kleines Ding kannst ihn retten?“
Marie hob den Arm leicht an „Wir werden sehn!“ plötzlich flog ihr die Kugelhälfte in die Hand und glühte leicht auf.
Der Dämon legte den Kopf leicht auf die Schulter, warf Sasha schließlich einfach beiseite und ging auf Marie zu.
Sasha rieb sich seinen Hals und hustete.
„Komm meine kleine!“ begann der Dämon und beugte sich im Gehen ein Stück vor „Gib mir dieses hässliche Glasding in deiner Hand! Sei ein braves Mädchen!“
Marie schüttelte den Kopf und der Dämon formte in seiner Hand einen kleinen Feuerball, der aber kaum merklich immer mehr an Größe gewann „Du wirst mir jetzt sofort die Hälfte des Kristalls geben!“
Als Marie sich auch dieses Mal weigerte schleuderte der Dämon ihr den Feuerball mit einem Lautem schrei entgegen. Sasha stockte der Atem und er wollte schon aufspringen als sich die Flammen plötzlich auflösten und Marie vollkommen unverändert da stand.
„Was zum…?“ stieß der Dämon hervor und wich zurück.
Marie starrte ihn unverwandt an. Erst jetzt bemerkte Sasha, dass sich um seine Schwester herum eine Art blau schimmernder Schutzschild gebildet hatte, der sie anscheinend vor der Attacke des Dämons geschützt hatte.
Mit einem Mal begann dieser Schutzschild zu pulsieren und zu wachsen. Nicht nur Sashas Augen weiteten sich auch der Dämon starrte entsetzt auf das kleine Mädchen vor sich.
Dann zog sich der ‚Schild’ blitzschnell zusammen.
„Nein!“ sagte der Dämon flehend doch in Maries Gesicht erschien ein Lächeln „Doch!“ antwortete sie und plötzlich breitete sich das blaue Licht des ‚Schildes’ wieder so schnell aus, wie es sich zusammengezogen hatte und nach dem Bruchteil einer Sekunde erfüllte es die gesamte Straße.
Es war wie ein Sturm, der plötzlich losgebrochen war. Der Dämon schrie und im nächsten Moment zerbarst er in Abermillionen brennende Teilchen, die wie Funken über alles niederregnetten. Sasha warf sich schützend auf Sven und dann wurde er von dem Licht geblendet.
Als er die Augen wieder öffnen konnte war die Straße ruhig. Marie lag auf dem Boden und Sasha rannte zu ihr und hockte sich neben sie. „Marie!“ sagte er leise und streichelte über ihre Stirn und Wangen. Er wickelte sie in seine Sportjacke, die er über dem T-Shirt trug und nahm sie in die Arme.
Plötzlich kroch Sven neben ihn. „Na… dem haben wir’s … aber gezeigt! Ne?“
Dann verdrehte er die Augen und sackte ohnmächtig auf dem Boden zusammen.
Er hatte es irgendwie geschafft, wieder Menschliche Gestallt anzunehmen.
Sasha spürte eine Hand auf seiner Schulter und dann hörte er seinen Vater sagen: „Lass mich mal sehn!“
Sasha drehte sich herum und gab Marie dem Vater in die Arme



Fortsetzung folgt!!!

Wollt ihr mehr oder nicht? :-)

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