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Re: Trauerarbeit
myrrhe schrieb am 13. Juni 2004 um 22:29 Uhr (631x gelesen):
LIebe Sarah,
sechs Jahre ist es nun her, seit dein Liebster gestorben ist ... sechs Jahre sind
eine lange Zeit, und sicher ist es notwendig, daß du nun den Verlust
aufarbeitest. Trauerarbeit ist etwa sehr Wichtiges und bedeutet nicht etwa zu
vergessen, sondern innerlich zu akzeptieren, daß jeder von euch nun ein
eigenes Leben führt. Ein Leben, in dem ihr auf euch selbst konzentriert seid.
Das gilt tatsächlich für den Verstorbenen ebenso wie für den Hinterbliebenen!
Denn auch der Verstorbene muß sein altes Leben aufarbeiten und sich seiner
Existenz, die er nun hat, widmen. Wenn er nun durch den Hinterbliebenen,
durch seine Trauer, gebunden wird, kommt er von der Fokussierung auf das
alte Leben nicht weg und kann sich nicht weiterentwickeln.
Daher ist es für beide Seiten wichtig, Abschied zu nehmen - Abschied auf
Zeit. Ich nehme an, das ist es, was dein Freund dir sagen will. Denn ich
glaube nicht, daß er dich braucht, sondern eher daß er dir etwas mitteilen will
... und ich vermute, er möchte aussprechen, daß du ihn nun in Frieden und
Liebe loslassen kannst, damit ihr beide eurer Wege geht, bevor ihr einander
einst wiedersehen werdet.
Um das genauer zu erfahren, könntest du zu einem Medium gehen. Oder du
versuchst es selbst: aber nicht mit Ouija-Brettl oder Gläserrücken - das birgt
die Gefahr in sich, niedrige Wesenheitn anzuziehen -, sondern einfach in
einer stillen Meditation.
Wenn du innerlich mit deinem Freund redest, wird er nicht nur da sein, er
wird dir Antworten geben: die erste, die in deinem Kopf auftaucht, die ist es
im allgemeinen. Anfangs verwechselt man die Antworten mit eigenen
Gedanken (daher ist es sehr wichtig, möglichst alle Gedanken bei dieser
Begegnung auszuschalten) - aber dann kommt man drauf, daß sehr viel von
drüben kommt. Das ist die natürlichste Methode, mit Verstorbenen zu reden.
Ein Medium ist natürlich innerlich freier als du und wird vermutlich klarere
Ergebnisse, auch für dich unerwartete, erzielen.
Habe den Mut, die Trauer auszuleben und dann loszulassen! Die Liebe, die
euch verbindet, wird immer bleiben. Sie besteht über Raum und Zeit, über
den Tod hinaus. Und je freier du wirst, dein eigenes Leben zu führen, desto
freier wird auch er sein ... und desto intensiver werdet ihr die Liebe spüren,
die euch verbindet. Die Liebe vergeht niemals, und es ist wahre Liebe, eine
Liebe, die keinen von beiden bindet, sondern sein eigenes Leben leben und
seine eigene Persönlichkeit entfalten läßt ...
So ist es mit meinem Mann. Die Liebe, die zwischen uns ist, ist stark. Ich
weiß, daß er nicht verschwunden ist, sondern genau wie früher existiert, daß
er an mich denkt, ja, auch oft da ist. Und ich denke an ihn in Liebe, aber nicht
in Bindung. Nichts kann uns je trennen - was gibt es Schöneres? Aber
dennoch bin ich innerlich frei für andere Begegnungen, für mein eigenes
Leben. So wie auch er frei ist. Wenn ich drüben bin, werden wir einander
wiedersehen.
Die Trauer ist Melancholie gewichen, und diese einer stillen Wehmut ...
Wehmut ... Weh und Mut stecken darin ... für mich ist es ein
Verwehen des Schmerzes, so wie auf einem alten Friedhof, wo die Grabsteine
verfallen und die Gräber überwachsen ... der Schmerz wird sanft, er verklingt,
aber ein leichtes wehes Gefühl wird immer bleiben, wenn ich an ihn denke.
So wie ich zu seinem erstem Todestag schrieb:
Tief in meinem Herzen
glüht sanft der Liebe Licht,
auch wenn verweh'n die Schmerzen,
bist du vergessen nicht
Dir wünsche ich viel Kraft, loszulassen, und Licht, zu spüren, daß die Liebe
zwischen euch ewig besteht.
Liebe Grüße,
myrrhe

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