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@ Queen of Sword wegen deinem Schwager/Schwägerin

Shopgirl * schrieb am 6. Januar 2008 um 10:34 Uhr (851x gelesen):

Hallo!

Ich schreibe einen neuen Beitrag, weil ich nicht weiß,ob du weiter unten das noch mal liest. Habe das Thema jetzt erst entdeckt, weil ich nicht so regelmäßig hier bin, aber ich hatte das Bedürftnis, dir zu schreiben, aus der Sicht einer Frau, die deine Schwägerin hätte sein können.

Ich bin sehr früh/jung verwitwet, mein Mann starb mit nur 23 Jahren bei einem Unfall (allerdings durch ihn selbst verursacht). Und auch ich habe mich in meiner Verzweiflung nur 6 Wochen nach seinem Tod plötzlich in den Armen seines besten Freundes wiedergefunden. Ich möchte dir aus meiner Sicht erklären, wie es dazu kam, damit du vielleicht deine Schwägerin besser verstehen kannst, wenn das überhaupt geht.

Also, bei mir war das damals weder so, dass mit dem Freund vorher schon was gelaufen ist, daran habe ich nie gedacht vorher, der war nicht mal mein Typ. Es war einfach so, dass ich in der verzweifelten Zeit danach sehr viel Zeit mit ihm verbracht habe, er gab mir ein Stück von dem zurück, was ich verloren habe, es war pure Verzweiflung, weil mir mein Mann so fehlte, niemand konnte diese Lücke schließen oder mir Trost spenden, nur bei seinem Freund fühlte ich ein bisschen von der Geborgenheit, die ich verloren hatte. Es hatte nichts mit Liebe zu tun und auch nichts mit Lust oder Sex oder sonstwas, es war eine Flucht vor der Trauer. Bei mir dauerte diese Zeit aber nicht so lang, nach einigen Wochen beendeten wir die Sache, und erst da fing dann die richtige Trauerarbeit um meinen Mann für mich an.

Ich muss aber dazu sagen, dass ich nicht weiß, ob ich heute überhaupt noch leben würde, wenn das mit dem Freund nicht gewesen wäre, denn ich war damals schon nahe am Selbstmord, und diese kurze Episode gab mir zumindest die Hoffnung, dass ich später, wenn ich das ganze verarbeitet habe, auch wieder Liebe erleben darf. Es war also nicht falsch mit dem Freund, es war einfach nur viel zu früh und ich bin froh, dass er es von sich aus frühzeitig wieder beendet hat,denn ich weiß nicht, wo das sonst hingeführt hätte, ich hätte so nie den Tod meines Mannes verarbeiten können.

Dass deine Schwägerin nun schwanger ist von dem Mann und das Ganze sich zu einer richtigen Beziehung entwickelt mit geplanter Zukunft, ist wirklich ein Dilemma für alle Beteiligten. Auch dass sie sich einbildet, dass ihr Mann in dem Kind wiedergeboren wird, ist absolut nicht gut, weder für sie noch fürs Kind. Dass dein Bruder noch hier ist, glaube ich schon, mein Mann war auch noch 2 Jahre hier, bis ich ihn weggeschickt habe. Dass du sauer bist auf deine Schwägerin, kann ich gut verstehen, auch wenn ich die Verzweiflung, die sie in diese Situation gebracht hat, ebenso aus eigener Erfahrung verstehe.

Ich denke ehrlich, deine Schwägerin braucht Hilfe. Sie flüchtet vor der Trauer und den Gefühlen, die damit verbunden sind, in eine neue Beziehung, aber eines Tages wird das Ganze wie ein Bumerang zurückkommen, sie kann vor der Trauerarbeit nicht ewig fliehen, eines Tages wird sie sie wieder einholen, sie verdrängt, sie hat Angst, sich dem zu stellen. Ich denke, sie sollte psychologische Hilfe in Anspruch nehmen, um ihre Gefühle aufzuarbeiten, statt sie zu verdrängen, auch des Kindes wegen.

Ich würde an deiner Stelle auch versuchen, ihr den Zahn zu ziehen, dass in dem Kind ihr Mann wiedergeboren wird. Sie muss realisieren, dass er tot ist und nicht wiederkommt, sondern dass sie gerade dabei ist, einer neuen Seele das Leben zu schenken, für die sie Verantwortung hat, ER sitzt irgendwo "da oben" und schaut sich das Ganze an, er kommt nicht als ihr Kind wieder, dazu ist er noch gar nicht bereit, denn er hat ein vergangenes Leben erst noch aufzuarbeiten - das, wovor SIE versucht, wegzulaufen. Es ist weder für sie noch fürs Kind gut, sie etwas anderes glauben zu lassen, und wenn es mit Gewalt wäre, würde ich es ihr klarmachen, dass das genauso eine Flucht vor der fälligen Trauerarbeit ist wie die Beziehung zu dem anderen Mann.

Ich fürchte, das Ganze wird irgendwann böse enden, sowas kann nicht gut gehen. :-(

LG
Claudia

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