Veränderte Bewußtseinszustände

physiologische Aspekte


© copyright Alfred Ballabene, Wien

Einleitung:

Wie auch immer das Paradigma sei, das man vertritt, ob esoterisch, religiös oder materialistisch, das körperliche Befinden spielt bei allen meditativen, schamanistischen und religiösen Praktiken eine ganz wesentliche Rolle. Es kann nicht ignoriert werden, im Gegenteil, ohne diesbezügliches Wissen gehen Jahre durch unnötige Irrwege verloren. Methoden, die einander behindern oder Praktiken, die unserem physiologischen "Bauplan" zuwider laufen, sind schuld daran.

Versenkung und Ekstase sind zwei Antagonisten, was bedeutet, daß Meditationen und Mauna einerseits und verschiedene religiöse und schamanistische Praktiken andererseits einander behindern können. In diesem Artikel wird versucht einige physiologische Erklärungen hierfür zu bringen. Viele Fragestellungen sind nach wie vor offen. Untersuchungen werden zusätzlich dadurch erschwert, daß die wenigsten esoterisch zugewandten Personen bereit sind, sich für Experimente zur Verfügung zu stellen. Zusätzlich werden Untersuchungen noch dadurch erschwert, daß viele Zustände nur gelegentlich und spontan auftreten und nicht nach Wunsch abgerufen werden können. Ein weiterer Grund ist die Weigerung geeigneter Versuchspersonen zu einer Kooperation. Die Ursache liegt darin, daß die der Esoterik zugewandten Personen zumeist der Naturwissenschaft feindlich gegenüber stehen, etwa weil sie sich argumentativ durch letztere in die Enge getrieben sehen.

Die Polarisierung in zwei Hauptgruppen der für Yoga und die esoterischen Richtungen relevanten Methoden (hier auf Grund der vielen unterschiedlichen Namensgebungen und Praktiken etwas unübersichtlich, wird durch physiologische Erkenntnisse unterstützt:
Der Thalamus hat unterschiedliche Funktionszustände, nämlich Wachen, REM-Schlaf und Religiöse Trance auf der einen Seite und Benommenheit, NREM-Schlaf, vorallem SWS (Slow Wave Sleep) und Meditation auf der anderen Seite. Diese funktionellen Zustände werden durch intrinsische Membraneigenschaften der thalamischen Zellverbände hervorgerufen und über thalamocorticale Bahnen zur Hirnrinde geleitet[genauer in 5)].

Roland-Fischer-Modell

           normal

ergotropisch      trophotropisch

halluzinativ      meditativ

  __________    __________
 /          \  /          \
/            \/            \
\            /\            /
|\__________/  \__________/|
|    |    |       |    |   |
|    |    |       ruhig|   |
|    |    erhoben      zazen
|    euphorisch            |
ekstatisch                 samadhi

'Selbst'                  'Selbst'

Roland-Fischer-Modell [8)]:
Die Schleife, welche die beiden 'Selbst' verbindet (Zustände in denen das 'Selbst' erfahren wird), symbolisiert die Möglichkeit des 'Kipp-Phänomens', wodurch aus einer ergotropen Erregungslage eine trophotrope Phase entstehen kann und umgekehrt.

Normaler Wachzustand:
Die Stabilität und Fähigkeit der Anpassung wird durch ein ständiges Feedback von der Außenwelt erreicht. Dazu gehört die Fähigkeit zu logischem Denken und freie Entscheidung zum Handeln. Der Mensch besitzt die meisten Wahlmöglichkeiten.

Veränderte Bewußtseinszustände:
Mit zunehmender subkortikaler Erregung entfernt sich der Mensch vom Ich des Alltags und von innen gesteuerte seelische Vorgänge treten zunehmend hervor. Der Mensch versinkt immer tiefer in seine subjektive Wirklichkeit.
Das normale Wachbewußtsein kann kontinuierlich in verschiedene Zustände übergehen:

Zunehmende zentralnervöse Erregung:

Zunehmende Dämpfung des allgem. Wachbewußtseins:

Die Steigerung der 'arousal reaction' auf dem Wahrnehmungs-Halluzinations-Kontinuum geht mit zunehmender sympathischer (ergotroper) Erregung einher, die Dämpfungder 'arousal reaction' mit einer zunehmenden Verschiebung zum Parasympathicotonus (trophotrop) im autonomen Nervensystem einher. Vom biologischen Ursprung her kann man sagen, daß die ergotrope Zustandsform für Kampf und Flucht ausgelegt ist, die trophotrope Phase führt zur Ruhe (im Extremfall bei manchen Tieren zum Winterschlaf).

In diesem Modell wird von der Möglichkeit ausgegangen, daß ein ergotroper hyperarousal-Zustand in einen hypoarousal-Zustand umkippen kann und umgekehrt.

Beschreibende Beobachtungen

Zur Vereinfachung werden die vielfältigen Bewußtseinszustände in zwei Gruppen eingeteilt, wobei der Wachzustand als Vergleichsbasis gilt:

  1. "Überwache Zustände" (Überaktivität in Wachheit)
  2. Entspannungs-, Ruhe-, Schlafzustände

Eine Rolle im religiösen und schamanistischen Bereich spielen weiters körperliche und psychische Streßzustände mit u.a. erhöhten Ausschüttungen endogener Opiate - langandauernde religiöse Tänze, Fasten, Selbstverletzungen. In unserer gegenwärtigen, eher areligiösen Zeit, werden religiös-ritualistische Streßsituationen durch Sportereignisse ersetzt z.B. Jogging, Extrem-Bergsteigen etc.

1) "Paradoxical Arousal": Religiöse Trance -- Religiöse Ekstase

Hierzu gehören:
Verzückungszustände christlicher Mystiker, schamanistische Trance, Glossolalie

2) Schlaf - Traum - Hypnose -- Versenkung in Mauna und Meditation

In diesen Bereich gehören:
Mauna (Gedankenstille), Meditationen (Licht-, Mantra-, Ton-Meditationen), OBE (Zweit-Körper-Erfahrungen), luzides Träumen, Visualisationen, Rosenkranzgebete, Rezitationen und Beten (durch viele Stunden), Autogenes Training, Tiefentspannung, Eutonie, Samadhi-Tank, monotone, repetitive Bewegungen (Kinhin im Zen, Wippen mit dem Oberkörper beim jüdischen Gebet), Beobachtung der Atemvorgänge etc.

Häufiger Kerngedanke ist eine Rückkehr in einen prädualistischen Zustand, in dem das Ich-Bewußtsein ausgelöscht ist.

Physiologische Untersuchungsmethoden

Messungen mit dem EEG

Die großen Unterschiede an Meditationstechniken führen zu unterschiedlichen Meßergebnissen speziell der Hirnpotentiale.

Hubert Rohracher (1903-1972) publizierte eine Reihe bis heute höchst aktuellerEEG-Ergebnisse:
Mit zunehmender psychischer Entspannung werden die EEG-Wellen größer und langsamer, so daß die aktuelle Wachheit eines Menschen - sein Aktivierungsniveau - am Frequenzmuster des Hirnstrombildes abgelesen werden kann.

Gieselher Gutmann [1)]: "Gleichwohl ist das Hauptergebnis aller bisher vorliegenden Studien ebenso einfach darstellbar wie enttäuschend: Keine dramatische Veränderung des EEG-Wellenmusters begleiten den Übergang vom normalen Wachzustand in die Meditation. Das Frequenzmuster zeigt keines der Zeichen, die für einen schlafähnlichen Zustand typisch sind. Es läßt sich aber auch keine merkliche Erhöhung der Aktiviertheit erkennen. Die gewaltigen Veränderungen, die sich zweifellos im Erleben der betreffenden Person abspielen, sind offensichtlich nicht einfach Folge einer Veränderung der Erregbarkeit der Großhirnrinde. Sie sind vielmehr Ausdruck einer veränderten Form der Informationsverarbeitung im Gehirn."

Gleichspannungspotential (DC-Potential)

Gieselher Gutmann [1)]: "Für den Wachheitsgrad unseres Gehirns gibt es aber noch einen anderen Kennwert...Das Gehirn produziert nicht nur Spannungsschwankungen; es ist auch - einer Batterie vergleichbar - elektrisch aufgeladen, da von seiner Oberfläche gegenüber einem 'Neutralpunkt' ein elektronegatives Potential abgeleitet werden kann, das über lange Zeiträume hinweg relativ konstant bleibt.".

Diesbezügliche Untersuchungen ruhten lange Zeit, da die Gleichspannungspotentiale von jenen der Haut (rund 1000 mal größ), der Augäpfel usw. überlagert werden, was eine Messung der Gleichspannungspotentiale des Gehirns sehr schwierig und fehleranfällig machte. Nunmehr jedoch sind Messungen mit hoher Präzision möglich [Guttmann 2)]

Guttmann [1)]: Vor allem die Lernfähigkeit ändert sich mit dem Grad der elektronegativen Aufladung: So ist im Zustand erhöhter Negativierung unser Lernvermögen um rund 25% verbessert. Die negative Aufladung nimmt im Schlaf um einige tausend Mikrovolt ab, in religiöser Trance um einige tausend Mikrovolt zu.

Neuro-Transmitter

Die Schlaf-Wach Bewußtseinsregelung wird durch zwei Hauptgruppen von Neurotransmittern gesteuert:

Die Peptide werden erst bei höherer zellulärer Erregung ausgeschüttet. Die in verschiedenen Trancezuständen zustandekommende Aufschaukelung ist ein komplizierter Prozeß, der in vielen Details noch nicht geklärt ist.

Bei der Schlaf - Wach Bewußtseinsregelung spielt auch Noradrenalin eine Rolle. Adrenalin scheint Noradrenalin hinauf zu regeln. Versuchspersonen, denen Adrenalin gespritzt wurde, hatten stundenlang einen erhöhten Noradrenalin Spiegel. Solcherart könnten vielleicht körperliche Praktiken (mit Muskeltätigkeit) einen Beitrag in religiösen Ritualen bringen, um dadurch den angestrebten Trancezustand besser zu erreichen - Adrenalin muß hierfür jedoch die Blut-Hirn-Schranke überwinden, also vom Körper zum Gehirn gelangen.

Einige Neurotransmitter

Transmitter Role in the brain Disorders Related Drugs
Acetylcholine

(ACh)

Learning and memory, Attention Alzheimer's disease Scopolamine, Nicotine
Dopamine

(DA)

Control of movement

Used in brain's "pleasure centers"

Parkinsons disease

Schizophrenia

L-Dopa, Thorazine

Amphetamine, Cocaine

Norepinephrine

(NE)

Maintaining arousal Depression Amphetamine

Cocaine

Serotonin

(5-HT)

Regulating sleep and wakefulness

Emotional experience

Depression Prozac

LSD

GABA Regulating emotional arousal Anxiety disorders Valium

Alcohol

Endorphins The body's natural painkillers n/a Morphine

Heroin

Auswirkung von veränderten pH Werten (Säuregrad) - Atemtechniken.

Durch Atemtechniken kann mittels CO2-Abatmung der pH Wert in Richtung alkalisch (Alakalisierung) verschoben werden (z,B. Tiefatem, Blasbalgatem), oder durch CO2-Anreicherung (Kumbhaka - Atemanhalten) in Richtung sauer (Azidisierung). Azidisierung in einer Zelle schließt Gap-Junctions; - extrem ausgedrückt: die sterbende Zelle kapselt sich ab. Alkalisierung in einer Zelle öffnet Gap-Junctions und damit die Verbindung zu anderen Zellen. Durch Alkalisierung und Acidisierung können größere Zellenbereiche in ihrer Kommunikation gefördert oder gehemmt werden. Es ist jedoch nicht einfach diese Vorgänge in der Praxis zu durchschauen, speziell, wenn kombinierte Methoden verwendet werden. Zum Beispiel wird im Hatha Yoga zuerst ein Blasbalgatem praktiziert und anschließend Kumbhaka (Atemanhalten) durchgeführt. In diesem Fall wäre es möglich, daß der Hechelatem nur dazu verwendet wird, um durch eine vorübergehende CO2-Verarmung das Atemzentrum derart zu beinflussen, daß es beim anschließenden Kumbhaka erst verspätet mit verstärkten Reaktionen einsetzt und Kumbhaka länger als sonst üblich durchgehalten werden kann.

Vergleiche mittels physiologischer Ergebnisse

Religiöse Trance, "Paradoxical Arousal"

Im Gegensatz zur Hypnose, die sich nicht sehr vom "normalen" Wachzustand unterscheidet, treten bei diesen Formen der Trance körperliche Veränderungen auf und zwar allem Anschein nach immer die selben.

Meßergebnisse:

Es tritt in dieser Form der Trance eine gewaltige Verschiebung des DC-Potentials auf, in entgegengesetzter Richtung wie jene Verschiebung beim Einschlafen. In der religiösen Trance tritt eine Negativierung um einige tausend Mikrovolt auf [Guttmann 1)].

Aus Guttmann 1), nach Untersuchungen von nach Goodman's Methode induzierter Trance:
"Diese Potentialverschiebung, die als Ausdruck eines überaktiven Zustandes zu deuten ist, wäre allein nicht allzu überraschend. Könnte doch die gespannte Haltung, verbunden mit der intensiven akustischen Stimulation, durchaus einen Zustand herbeiführen, der gewissermaßen 'wacher als hellwach' sein mag.
Das ganz unerwartete Ergebnis war jedoch das Auftreten von langsamen Schwingungen (Theta-Wellen) im EEG, wie sie sonst nur aus tieferen Schlafstadien bekannt sind. Interessanter Weise schienen solche Theta-Phasen gehäuft in Perioden aufzutreten, in denen die Personen, wie die anschließende Befragung ergab, besonders eindrucksvolle Inhalte erlebt hatten."

Es handelt sich hierbei demnach um einen "Altered State of Consciousnes", der später als "entspannte Hochspannung" die Bezeichnung "Paradoxical Arousal" erhielt.

Bei einigen besonders 'begabten' Personen zeigte sich, daß diese zur Erhöhung des DC-Potentials die Skelettmuskelspannung als einen überaus potenten Hebel zur Bewußtseinssteuerung verwendeten. Durch die Skelettmuskelspannung kann ein trainierter Mensch eine DC-Verschiebung herbeiführen, die 10 bis 20 mal höher ist als spontan auftretende Fluktuationen.

Weitere Meßergebnisse zeigten bei der religiösen Trance, daß sich der Gehalt an Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol veringert, und daß der Blutdruck absinkt, daß jedoch, und das ist paradox, sich der Puls gleichzeitig erhöt hat. Bedenkt man dazu, daß im Gehirn Thetawellen auftauchen, dann kann man nur von einem im medizinischen Sinne "paradoxen Erregungszustand" sprechen. Zusätzlich beginnt das Gehirn Beta-Endorphin auszuschütten, ein körpereigenes Opiat, das verantwortlich ist für die Hochgefühle wie Freude, religiöse Süße und Euphorie, Gefühle von denen Mystiker immer wieder berichten. Solcherart korreliert diese biologische Grundlage mit dem visionären Erleben. [Goodman 4)].

Schlaf, Traum

Der Schlaf bei Säugetieren dürfte seine Wurzeln in einer Strategie der Energieersparnis haben. Der Wach-Schlaf Rhythmus ist mit den Wärme- und Licht-verhältnissen gekoppelt. Längerer Schlafentzug führt zu fatalen Folgen, welche auf Störungen der Energie- und Stoffwechselregulation hinweisen.

Ein Schlafzyklus dauert ca. 90 Minuten, wobei gegen Morgen die Schlafstadien NREM (III und IV [SWS]) kürzer werden und Stadium REM im Verhältnis dazu länger.

Schlafstadien I bis IV

NREM (vorallem III-IV):

REM (paradoxer Schlaf):

EEG:
NREM (SWS): Delta Wellen (0,5 bis 3 Hz) mit hoher Amplitude. Dies korrespondiert mit der verminderten neuronalen Aktivität und mit geringer emotionaler Aktivität, was auf eine andere Art von Träumen hinweist. REM: Desynchronisierte Wellen wie im Wachzustand

DC-Potential Änderungen im Schlaf:

Gieselher Gutmann [1)]:
Das Potential nimmt unmittelbar nach dem Einschlafen ab. Im Gegensatz zu den winzig kleinen DC-Modulationen im Wachzustand, die durchschnittlich rund 20 Mikrovolt betragen, verschob sich das Bestandpotential um einige tausend Mikrovolt. Das Einschlafen ist also mit einer ganz ungewöhnliche starken Reduktion der kortikalen Aktiviertheit verbunden.

Neurotransmitter:

Acetylcholin (ACh) spielt eine wichtige Rolle beim Schlaf, ganz besonders für den REM Schlaf. Es wirkt hierbei speziell in der peribrachialen Region der Pons, von wo aus die Erregungsbahn zu anderen Zentren weiter geht. Serotonin, Noradrenalin und Dopamin wirken im REM Schlaf als Gegenspieler modulierend zu ACh [6)].
Hypnose

Die Hypnose galt lange Zeit als der Zwillingsbruder des Schlafes, eine Annahme, die man nach gegenwärtigen Erkenntissen als falsch bezeichnen kann. Es handelt sich bei der hypnotischen Trance vielmehr um einen entspannten Wachzustand, dessen Besonderheit durch die extrem eingeengte und auf einige wenige Inhalte ausgerichtete Aufmerksamkeit gerichtet ist. Zur Einleitung einer Hypnose steht eine Reihe höchst unterschiedlicher Methoden zu Verfügung:

  1. Fixation, hierbei muß der Proband einen Gegenstand möglichst starr fixieren
  2. Einbeziehung physiologisch auftretender Effekte, wie negative Nachbilder, Akkomodationsschwankungen usw.; der Hypnotiseur kann damit eine zunehmende Einengung der Aufmerksamkeit herbeiführen, was anscheinend die entscheidende Grundbedingung ist. Eine umfassende Übersicht gibt Kossak [3)]

Fragestellungen:
Die teils sehr dramatischen Erlebnisveränderungen unter Hypnose kommen üblicherweise nicht in den entsprechenden physiologischen Kennwerten zum Ausdruck: So gibt eine Person beispielsweise an, keine Schmerzen zu erleben und ist auch tatsächlich im Stande, kleine chirurgische Eingriffe ohne Anästhesie zu ertragen. Die hirnelektrischen Begleiterscheinungen des Schmerzerlebens, also die evozierten Potentiale, bleiben jedoch in unveränderter Größe erhalten. Ebenso bleibt das akustisch evozierte Potential in unveränderter Größe erhalten, obwohl die Personen angeben, Töne von standardisierter Lautstärke schlechter oder gar nicht zu hören. Offenbar komnmt es in der Hypnose nicht zu einer Beeinflussung des zentralnervösen Inputs, sondern was sich ändert ist die sekundäre Verarbeitung dieser Informationen.

Antwort:
Während die durch den Reiz evozierte Potentialänderung keinen Aufschluß gibt, finden wir im DC-Potential einen sehr verläßlichen Kennwert. Dieses zeigt immer eine deutliche Negativierung, wenn wir einen unerwarteten Reiz wahrnehmen. Ist ein Reiz unwichtig (z.B. in monotoner Folge), so ist die dadurch ausgelöste Negativität klein (es 'weckt' uns nicht besonders auf). Ist der Reiz bedeutsam, löst er eine wesentlich größere Aktivierungszunahme aus. Unter Hypnose traten suggestionskonforme Potentialänderungen auf [1)].

Meditation und Mauna (Gedankenstille)

Meditation und Schlaf sind nach Peter Fenwick ähnlich (1987, 'Meditation and the EEG' in West, M.A., 1987: 'The Psychology of Meditation, Clarendon Press, Oxford).

Bei Untersuchungen von Meditationsmethoden der TM (Wiederholung von Mantras) ergeben sich Werte, welche auf eine tiefe Entspannung hinweisen - niedriger Gefäßtonus, verringerte Pulsfrequenz und im EEG alpha-Wellen und darunter.

Abkürzungen

REM .... Rapid Eye Movement
NREM ....No REM
SWS ....Slow-Wave-Sleep
EEG ....Elektro-Encephalogramm
EOG .... Elektro-Oculogramm
PGO .... Ponto-Geniculo-Occipitale
DC-Potential .... Gleichspannungs Potential
ACh...... Acetylcholin
OBE (OOBE) .... Außerkörperliche Erfahrung (out-of-body-experience)

Durch esoterische Praktiken erworbene Fähigkeiten

Yoga und verschiedene andere esoterische Richtungen enthalten in ihren Praktiken Zielsetzungen mit durch Training erworbenen Fähigkeiten, welche die Versenkungs- und Ekstase-Zustände von natürlichem, spontanen Hyper- und Hypo-Arousal unterscheiden. So wird nach der erlernten Fähigkeit, rasch in einen Versenkungszustand einzutreten zusätzlich die Fähigkeit trainiert, (und das ist das eigentlich Schwierige an diesem Prozess), in der autohypnotischen Versenkung eine hohe Aufmerksamkeit und womöglich auch ein logisches und semantisches Denken aktiv zu halten (z.B. OBE). Unter den religiös ekstatischen Zuständen gilt der Sahaja-Samadhi als der höchste Zustand. Das ist ein Zustand, in welchem sich die Person gleichzeitig in religiöser Trance, als auch in einem normalen Wachzustand befindet, beides mit selektiv gewollten Einschränkungen, d.h. einem verminderten Ich-Bewußtsein, Raum- und Zeit-Bewußtsein (= die kosmische Verbundenheit) unter Aufrechterhaltung der Fähigkeit logisch zu denken undmit anderen Personen zu kommunizieren.

Index

1) Guttmann, Gieselher:
'Zur Psychophysiologie der Bewußtseinssteuerung Meditation - Trance - Hypnose: Wurzeln und biologische Korrelate'.
Ludwig Boltzmann-Institut für angewandte Sportphysiologie und Freizeitpädagogik, Sonderausgabe zum 60. Geburtstag von Dr. J. Bandion

2) Guttmann, G.:
Lehrbuch der Neurophysiologie.
Hans Huber Verl., Bern, 1982

3) Kossak, H-Ch.:
Hypnose
Psychologie Verlags Union, München, 1989

4) Goodman, Felicitas D.:
'Trance'
GTB Sachbuch Nr.969,Gütersloher Verlagshaus, 2.Aufl., 1996

5) Llina´s, R.R.; Pare, D.:
Of Dreaming and Wakefulness
Neuroscience, Vol.44 (1991), Nr.3, pp 521

6) Hobson, J.A.:
Sleep and dreaming:: induction and mediation of REM sleep by cholinergic mechanisms.
Current Opinion in Neurobiology 2 (1992), pp 759

7) Hobson, J.A.:
Sleep and Dreaming
J. of Neuroscience 10 (1990), Nr.2, pp 371

8) Navratil:
Religion und Schizophrenie Verl. Brinkmann u. Bose, 1992