Vorträge von Paramahansa Yogananda


Gott ist unser einziges wahres Ziel

Wer Gott liebt, sollte Ihn in allen Religionen anbeten. «So wie die Menschen Mich verehren, auf gleiche Weise (entsprechend ihrer Hingabe, ihrer Einsicht und ihrer Andacht) will Ich Mich ihnen offenbaren. Jeder Mensch, ganz gleich, auf welche Weise er sich Mir naht, ist auf dem Weg zu Mir.».(Bhagavad-Gita IV, I I)

Kritisiert nie den Glauben eines anderen. Ihr solltet jeden Glauben aufrichtig lieben und achten. Immer, wenn ihr einen Tempel oder eine Kirche seht, solltet ihr euch dort innerlich vor dem GEIST verneigen. Nicht jeder ist zum Lehrer geeignet, aber ihr könnt die Aufmerksamkeit anderer immer auf geistige Dinge lenken. Vergeudet eure Zeit nicht damit, stundenlang Radio zu hören oder billige Romane zu lesen. Laßt euch von den göttlichen Sendungen inspirieren, die aus eurer eigenen Seele kommen. Wenn ich mit einer leisen Berührung der Liebe den richtigen Sender einstelle, empfange ich sofort Sein Programm in meinem Herzen.

Keiner kann euch Erlösung bringen, außer ihr verdient sie euch selbst - nicht durch euren Glauben, nicht dadurch, daß ihr einem Dogma folgt, sondern nur dank eurer eigenen Erkenntnisse und Erfahrungen. Ihr solltet euch jeden Tag fragen: Wenn es einen Gott gibt, warum kann ich Ihn dann nicht sehen? Wenn es Heilige gibt, wo finde ich sie? Ihr werdet Antwort erhalten; denn ihr könnt euch mit Gott und Seinen Heiligen in Verbindung setzen, wenn ihr die Wissenschaft des Kriya-Yoga erlernt. Mein einziger Wunsch ist, euch die Wahrheit zu vermitteln, damit ihr erleben könnt, was ich erlebe.

Der Sinn dieses Lebens besteht darin, euer eigenes Selbst zu finden. Erkennt euch selbst! Fühlt, wie Gottes Gegenwart gleich einem mächtigen Ozean durch euer Herz braust. Wenn ihr euch auf dem Meer treiben laßt, von seinen mächtigen Wellen hin- und hergeschaukelt werdet und wenn ihr dann wieder an die Küste schwimmt und an den Strand geht, fühlt ihr hinter euch noch das ganze wogende Meer. So fühle ich Gott. Er verliert keines Seiner Kinder je aus den Augen. Er wird all eure Fragen beantworten, und dann habt ihr nichts mehr zu fürchten.

Sucht nach dieser Kraft und fühlt hinter eurem eigenen Bewußtsein das Meer Seiner Liebe. Dann habt ihr den größten Erfolg erlangt, der einem Menschen zuteil werden kann.

Versäumt keine Gelegenheit, Gott zu suchen

Vergeudet keine Zeit mehr; denn wenn ihr euren körperlichen Wohnsitz wechseln müßt, wird viel Zeit vergehen, bis ihr wieder Gelegenheit habt, Gott aufrichtig zu suchen: Zunächst müßt ihr wieder geboren werden und den hilflosen Zustand der Kindheit und die Ruhelosigkeit der Jugend durchleben. Warum also eure Zeit an nutzlose Wünsche verschwenden? Ist es nicht töricht, euer ganzes Leben lang danach zu trachten, Dinge zu erwerben, die ihr im Augenblick des Todes wieder hergeben müßt? Auf diese Weise findet ihr niemals wahres Glück. Doch jede eurer Bemühungen, zu meditieren und mit Gott in Verbindung zu treten, bringt eurer Seele bleibenden Gewinn. Beginnt jetzt damit - ihr alle, die ihr Gott wirklich liebe und nicht nach eigenem Ruhm trachtet, sondern nach der Herrlichkeit des GEISTES...

Wie man den GEIST entdecken kann

Es gibt verschiedene Techniken, die einem helfen, den GEIST zu finden. Eine davon ist das Schweigen. Euch in Schweigen zu üben, bedeutet, alle Wünsche zum Schweigen zu bringen, die von außen in euer Bewußtsein einzudringen versuchen; dann erst könnt ihr tief nach innen tauchen und eure Seele fühlen.

Eine andere Methode oder Technik ist die Hingabe an Gott, das heißt die Fähigkeit, in größter Einfachheit und Reinheit zu Gott zu sprechen: «Du hast mich erschaffen. Ich aber wollte nicht erschaffen werden. Es ist Deine Pflicht, Dich mir zu offenbaren.» Wenn ihr Ihm aber nur kurz etwas sagt und Ihn dann wieder vergeßt, erhaltet ihr nie Antwort von Ihm. Gott ist "schwer zu erobern», weil es vielen Menschen nicht Ernst damit ist. Die Methode des Betens ist gewöhnlich nicht sehr wirksam, weil die meisten Gebete nicht tief und hingebungsvoll genug sind. Ihr müßt eure Gebete so lange wiederholen, bis sie tief genug dringen und das Überbewußtsein erreichen. Allein solche Gebete sind wirksam, bei denen eure Seele vor Sehnsucht nach Gott in Flammen steht. Sicher habt ihr manchmal so gebetet, vielleicht, wenn ihr euch irgend etwas sehnlichst wünschtet oder wenn ihr dringend Geld brauchtet - dann hat euer brennender Wunsch den ganzen Äther in Flammen gesetzt. Genauso mußt ihr für Gott fühlen. Sprecht Tag und Nacht zu Ihm; dann werdet ihr sehen, daß Er antwortet.

Yoga ist der wissenschaftliche Weg zu Gott

Die Yoga-Methode, sich mit Gott in Verbindung zu setzen, ist die beste. Sie besteht aus verschiedenen wirksamen, wissenschaftlichen Meditationstechniken. Die großen Weisen Indiens kamen zu dem logischen Schluß, daß man sich Gott aufgrund genauer Gesetze nähern könne, weil Gott auch Sein Universum nach genauen Gesetzen regiert. So entdeckten sie aufgrund ihrer Versuche die geistigen Gesetze des Yoga. Die Wissenschaft des Yoga wird sich in diesem Land mehr verbreiten als irgendeine andere geistige Bewegung. die Leute werden sich immer mehr von den Kirchen entfernen, in die man nur geht, um eine Predigt zu hören, und sich in Schulen und an stillen Orten versammeln, wo sie meditieren und Gott wirklich finden können.

Jeder sollte sich darin üben, mit Gott Verbindung aufzunehmen Auch Jesus tat dies, wenn er seine Jünger um sich versammelte. Ich bin nicht nur gekommen, um euch von der Herrlichkeit Gottes zu erzählen; mein größter Wunsch ist, daß ihr Seine Herrlichkeit selbst erlebt. Was hilft es euch, wenn ich über Gott rede, während ihr Ihn nicht erkennt und Seine Nähe nicht fühlen könnt? Ihr müßt Gott so erleben, wie ich Ihn erlebt habe.

Ich sage euch dies nicht aus Stolz, sondern weil meine Botschaft darin besteht, von Ihm Zeugnis abzulegen. Tag und Nacht denke ich nur an meinen Gott. Ich vergeude keine Minute. Alles, was ich tue, tue ich nur für Ihn, und zwar mit solcher Hingabe, daß ich weder merke, wie die Zeit vergeht, noch macht mich die tägliche Arbeit müde. Während ich arbeite, fühle ich Seine Gegenwart, so daß das Arbeiten zur Meditation wird. Ich stelle oft folgenden Vergleich an: Es gibt Menschen, die jahrelang im Zustand der Trunkenheit leben. Hin und wieder ziehen sie sich heimlich zurück, nehmen einen Schluck und bleiben dadurch in Hochstimmung; danach nehmen sie ihre Arbeit wieder auf. So ist es auch mit dem göttlichen Menschen; er zieht sich von den anderen zurück und meditiert über Gott. Und während er tief vom berauschenden Wein der göttlichen Gegenwart trinkt, flüstert er: «Herr, Du bist über alle Maßen herrlich und wunderbar. Ich liebe Dich!» Dann kehrt er zu seinen Pflichten zurück. Innerlich aber spricht er die ganze Zeit mit Gott, ganz gleich, womit er beschäftigt ist.

Ich fühle keinen Augenblick, daß ich von Ihm getrennt bin. Das ist der Zustand, den ich mir immer gewünscht, um den ich mich immer bemüht habe. Früher dachte ich ab und zu, Er habe mich verlassen, und zu solchen Zeiten wollte ich lieber sterben als ohne Ihn leben. Ich hatte an nichts mehr Freude. So sehr leidet derjenige, der Gott liebt, wenn er von Ihm getrennt ist. Dann aber kommt die Zeit, wo er den Herrn überall wahrnimmt und Seinen unvergänglichen Brunnen der Weisheit und Glückseligkeit in seiner eigenen Seele sprudeln fühlt. Das werdet auch ihr fühlen, wenn ihr meditiert. Betet mit solcher Inbrunst, daß Er zu euch kommt. In der Gita steht folgendes wunderbare Versprechen des Herrn: «Versenke deinen Geist in mich allein; dann wirst du ohne jeden Zweifel Unsterblichkeit erlangen und in Mir leben.»

Die Yogatechniken sind wissenschaftlicher als das Gebet und führen darum schneller zur Gottverbundenheit. In meiner Jugendzeit, als ich mich Ihm nur durch das Gebet nahte, brauchte ich oft lange, bis ich gute Ergebnisse hatte. Doch nachdem ich den Kriya-Yoga erlernt und mit tiefer Hingabe geübt hatte, erreichte ich diese schon nach wenigen Minuten. Krishna lehrte, daß Yogameditation wirksamer sei als der Weg der Askese, der Weg der Hingabe und des Gebets, der Weg richtigen Handelns und der Weg der Unterscheidungskraft.2 Es ist ein schnellerer Weg. Mit dem Flugzeug gelangt ihr in einigen Stunden von Los Angeles nach New York; im Ochsenkarren aber dauert die Reise mehrere Monate. Wenn ihr Yoga übt, besteigt ihr das Flugzeug geistigen Fortschritts.

Nachdem ihr euch im Yoga, dem Weg körperlicher, geistiger und seelischer Zucht, vervollkommnet habt, sind die Hindernisse, die sich dem geistigen Erfolg in den Weg stellen, überwunden, und ihr könnt euch jederzeit mit Gott in Verbindung setzen. Deshalb ist es der höchste Weg. Und deshalb bemühe ich mich, den Menschen Kenntnis davon zu geben. Yoga ist kein Mythos - kein Werk menschlicher Phantasie; Yoga ist eine echte Wissenschaft.

Warum sollt ihr nicht von Indien die beste Methode lernen, die der Menschheit auf ihrer Suche nach Gott je gegeben wurde? Die indischen Meister, bei denen ich geschult wurde, sprachen mit solch tiefer Liebe über Christus und seine Lehre, wie ich es nie in westlichen Ländern gehört habe. Ich sah Christus unter ihnen. Sie sprachen mit ihm. Oder hat der heilige Franziskus die Unwahrheit gesprochen? Er sah Christus jede Nacht. Jesus lebt! Ich habe ihn selbst gesehen. Wer sich hinter einem feinmaschigen Gitter verbirgt, sieht alle, die sich draußen befinden, doch keiner von diesen kann ihn sehen. Und so können auch die Heiligen und Engel euch sehen, ohne daß ihr diese wahrnehmt, es sei denn, daß ihr euch im Yoga übt.

Gott lehrt nicht auf geheimnisvolle Weise, sondern durch erleuchtete Seelen

Wenn ihr als Blinde durch das Tal des Lebens wandert und in der Dunkelheit immer wieder stolpert, braucht ihr jemanden, der Augen hat und euch helfen kann. Ihr braucht einen Guru. Einem Erleuchteten zu folgen, ist die einzige Methode, die einem aus dem Wirrwarr dieser Welt heraushilft. Ich habe nicht eher wahres Glück und wahre Freiheit gefunden, als bis ich meinem Guru begegnete, der um mein geistiges Wohl bemüht war und die Weisheit besaß, mich richtig zu leiten.

Ruft im Innersten eures Herzen ständig nach Gott. Wenn ihr Gott davon überzeugt habt, daß ihr euch wirklich nach Ihm sehnt, wird Er euch jemanden senden euren Guru , der euch zeigen kann, wie man zu Ihm gelangt. Nur wer Gott kennt, kann andere zu Ihm führen. Als ich meinen Guru Swami Sri Yukteswar gefunden hatte, erkannte ich, daß Gott nicht auf geheimnisvolle Weise lehrt, sondern durch erleuchtete Seelen. Gott ist unsichtbar, kann aber durch die Weisheit und die geistigen Wahrnehmungen eines Menschen, der ständig mit Ihm in Verbindung ist, sichtbar werden. Wir mögen in unserem Leben viele Lehrer haben, aber es gibt nur einen Guru für uns. Das Verhältnis zwischen Guru und Jünger entspricht einem göttlichen Gesetz, das auch im Leben Jesu zum Ausdruck kam; denn er erkannte Johannes den Täufer als seinen Guru an.

Nur wer Gottverwirklichung besitzt und von Gott den Auftrag erhalten hat, andere Seelen zu erlösen, ist ein Guru. Man wird nicht dadurch zum Guru, daß man sich selbst für einen hält. Jesus zeigte, daß der wahre Guru nur auf Gottes Geheiß handelt, denn er sagte: «Es kann niemand zu mir kommen, es sei denn, daß ihn ziehe der Vater, der mich gesandt hat.» Er schrieb alles der Kraft Gottes zu.

Wenn ein Lehrer frei von jeglichem Egoismus ist, dann könnt ihr sicher sein, daß nur noch Gott in seinem Körpertempel wohnt; und wenn ihr mit ihm im Einklang seid, seid ihr auch im Einklang mit Gott. Jesus erklärte seinen Jüngern: «Wer mich aufnimmt, der nimmt nicht mich auf, sondern den, der mich gesandt hat.»

Lehrer, die sich von anderen anbeten lassen, huldigen nur ihrem eigenen Ich. Wenn ihr feststellen wollt, ob es sich bei einem geistigen Weg um etwas Gutes handelt, prüft zuerst, was für ein Lehrer dahinter steht ob er bei seinen Handlungen von Gott geführt wird oder von seinem kleinen Ich. Ein Führer, der keine Selbstverwirklichung besitzt, kann euch den Weg zum Reich Gottes nicht zeigen, ganz gleich, wie groß seine Anhängerschaft sein mag. Alle Kirchen haben Gutes getan, doch der blinde Glaube an religiöse Dogmen hält die Menschen im Zustand geistiger Unwissenheit, so daß ihre Entwicklung zum Stillstand kommt. Viele Male schon habe ich in großen Kirchengemeinden Gottes Namen singen hören, aber Gott war ihrem Bewußtsein so fern wie die fernsten Sterne. Niemand kann dadurch erlöst werden, daß er eine Kirche besucht. Der wahre Weg zur Freiheit ist der Weg des Yoga, der Weg wissenschaftlicher Selbstprüfung, und dabei müßt ihr jemandem folgen, der das Dickicht der Theologie durchquert hat und euch sicher zu Gott führen kann.

Aus: "Das Vermächtnis des Meisters" von Paramahansa Yogananda (S. 161-163, 165-166, 268-269)


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