Re: ein Vorschlag: Körpertherapie
myrrhe schrieb am 18. Januar 2004 um 8:30 Uhr (440x gelesen):
Hallo,
aufgrund der Umstände, die Du erzählst, sehe ich weiterhin keine andere
Möglichkeit einer Therapie. Gut aber ist, daß auch Deine Mutter sich in
therapeutische Behandlung begibt!
Nur würde ich euch beiden nicht zu einer der üblichen
Gesprächstherapien raten, denn diese gehen nie wirklich bis "an die
Substanz", weil durch das Reden der Verstand beteiligt ist und
manipulieren kann.
Die aus meiner Sicht einzige wirklich hilfreiche Therapie ist die
Körpertherapie. Dabei "redet" der Körper, er drückt alle Gefühle aus, und
anhand dessen, was er "sagt", kann man die Probleme dann bearbeiten
und klären.
Bei einer Körpertherapie wird erst (natürlich) ein Gespräch geführt, der
Therapeut erklärt, wobei es bei der Therapieform geht und was
wahrscheinlich geschehen wird. Dann begibt sich der Klient mit Führung
des Therapeuten in einen erweiterten Bewußtseinszustand – keine
Trance, keine Hypnose, man ist immer selbst-bewußt! - , und dann
beginnt entweder der Körper schon meist ganz von allein, sich
auszudrücken (Schreien, Weinen, Zucken, Schlagen, Aggression ...I -
oder man geht zunächst an einem Ereignis, einem Gefühl dazu
rückwärts: so lange, bis der Körper zu sprechen beginnt. Diese Therapie
ist anstrengend - viel mehr als etwa Joggen – , aber dafür äußerst
befreiend und reinigend.
Da bei Dir und Deiner Mutter einmal ein Ereignis vorgefallen ist - und
meines Erachtens ist Dein Entschluß als Kind, die Mutter nie zu
verlassen, nicht der eigentliche Knackpunkt, sondern dem ist etwas von
Deiner Mutter vorangegangen - , müßt ihr beide (getrennt natürlich) zu
diesem Ereignis zurückgehen und es regelrecht durchleben. Wenn es voll
durchlebt ist, kann es angenommen werden; es erfolgt Verzeihen und
Loslassen. Dort liegt der "Schlüssel"; ist das Tor aufgeschlossen, können
auch andere gemeinsame Ereignisse auf diese Art aufgelöst werden.
Dies ist eine Methode, die ich selbst (als Klientin) eineinhalb Jahre
praktiziert habe - eigentlich ursprünglich nicht aus dem Bedürfnis
heraus, mir selbst zu helfen, sondern um mit meinem Mann mitzugehen,
der diese Therapie durchführte - um sozusagen den gleichen "Level" wie
er zu haben. Und, umso erstaunlicher, viele Probleme traten ans
Tageslicht und konnten gelöst werden. In der Begleitung meines Mannes
bis zu seinem Tod und in der anschließenden Trauerarbeit war die
Körpertherapie mir eine unschätzbare Hilfe, und sie ist wirklich jeder
Gesprächstherapie weit überlegen.
Liebe Grüße,
myrrhe

Beitrag ist archiviert
Diskussionsverlauf: