als er ging ...
myrrhe schrieb am 30. Januar 2004 um 17:18 Uhr (432x gelesen):
Hallo Tina,
das mit dem Öffnen des Fensters ist, glaube ich, ein alter Brauch ...
Ja, Du hast recht, man sieht einem Leichnam an, daß die Seele nicht mehr den Körper bewohnt. Du hast Deine Oma einige Stunden nach ihrem Tod gesehen, da ist das klar.
Aber gleich nach dem Tod ist es anders. Ich erinnere mich gut an das Gesicht meines Mannes... drei Minuten nach seinem Tod. Er sah schlafend aus, rote Lippen, ganz "normal", aber unglaublich still. Mein Schwager und ich legten ihn gerade hin - und stoppten beide zur selben Zeit: hatte er sich doch bewegt? (Ich erfuhr später von ihm selbst, daß er zwar draußen war, aber noch Schmerzen verspürte, er war also noch nicht ganz gelöst vom Körper).
Dieses schlafende Aussehen hielt mindestens eineinhalb Stunden an, er fühlte sich auch ganz normal und weich an, wurde natürlich aber oben herum kühler. (Die Beine, unter der Decke, waren auch sechs Stunden später noch warm.) Erst dann veränderte sich das Gesicht ganz langsam in Richtung einer Maske und wurde auch fester. Die Hände aber blieben weich.
Was ich sagen will: man spürt zwar, daß die Seele draußen ist - aber bis die Ablösung vollständig vollzogen ist, vergeht einige Zeit. Man soll auch sehr sanft mit dem Körper umgehen in den nächsten Stunden. Was spürbar für mich war, war aber dann nicht nur Stille, wie zuerst, sondern Leere - eine große Leere. Unsere Welt des Lebendigen hatte sich verändert. Das Meer verändert sich, wenn nur ein Tropfen daraus entweicht ...
Liebe Grüße,
myrrhe

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