Re: sich selbst lieben
myrrhe schrieb am 14. Oktober 2003 um 12:55 Uhr (429x gelesen):
Liebe Anneliese,
zunächst mal möchte ich Dir gratulieren zu Deinem Mut, hier offen
zu reden! Wie vielen Menschen, die einer Sucht unterliegen,
gelingt das nicht. Damit hast Du bereits den ersten Schritt ins
Leben zurück getan!
Was ich in Deinen Worten fühle, ist, daß Du Dich selbst nicht
liebst. Das ist natürlich auch dahingehend verständlich, wenn Du
vom Freund an den Kopf geknallt bekommen hast, Du wärst
behindert und zu dick, zu alt ... das muß man erstmal verkraften.
Wenn ich Dir nun aber hier sage, daß Du wertvoll bist? Kannst Du
das annehmen? Denn JEDER MENSCH ist wertvoll. Jeder
Mensch ist aus Gott, ist gleich vor Gott, ist gleich wertvoll.
Versuche, dieses Bild in Dir zu erwecken!
Du kannst das mit Hilfe einer Übung machen.
Nimm eine Liste, schreibe "Plus" und "Minus" oben drüber und
schreibe in die Rubriken das, was Du an Dir magst oder nicht
magst, körperliche und seelische Aspekte. Dann die Menschen,
die Du magst oder nicht magst.
Dann kommt das "Warum": versuche Punkt für Punkt zu
analysieren, warum Du diese Sache oder diesen Menschen magst
oder nicht magst.
Dann kommt die Änderung: versuche, an den negativen Punkten
eine Änderung herbeizuführen. Beispiel Kontaktscheue: Wenn Du
draußen bist, lächle doch mal eine Person an und schau auf die
Resonanz ... gleich ist die Welt freundlicher!
Blicke in den Spiegel, sieh die Dinge an Dir, die Du magst – Deine
Augen vielleicht? – und sage Dir: ich liebe mich selbst. Ich bin, wie
ich bin. Ich bin wertvoll! Niemand hat das Recht, mich
herabzuwürdigen! Kann eine Behinderung mich schlecht
machen? Kann das Alter mich schlecht machen (jeder wird älter)?
Kann mein Gewicht mich schlecht machen? Nein!!
Schau auch auf andere Menschen in Deiner Umgebung. Wie
siehst Du sie? Wie sehen sie Dich? Warum "hakt" es da
manchmal? Warum bist Du kontaktscheu? Versuche einfach zu
analysieren, nüchtern, ohne Wertung. Bewerte scheinbare
"Fehler" von Dir nicht! Erstens macht jeder Fehler, zweitens sind
sie da, um daraus zu lernen, und drittens gibt es keine wirklichen
Fehler, nur Entscheidungen, die eben manchmal nicht zu unserem
Vorteil ausfallen.
Was die zwei kommenden Wochen angeht: nun, ein Patentrezept
habe ich nicht, weil ich ja Deine Psyche nicht kenne, und weil ich
auch kein Arzt bin. Aus meinem Gefühl heraus würde ich sagen,
es wäre besser, wenn Du in dieser Zeit nicht allein bist. Vielleicht
kennst Du einen Menschen, dem Du vertraust, zu dem Du in
dieser Zeit gehen könntest? Am besten wäre natürlich eines
Deiner Kinder, aber wenn Du da noch nicht das nötige Vertrauen
hast, solltest Du vielleicht abwägen.
Sage Dir täglich mehrmals:
Ich liebe mich! Ich nehme mich an, so wie ich bin. Ich bin wertvoll!
Liebe Grüße,
myrrhe

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