Ansicht: Klassisch | Themen | Beiträge |

Warum nicht? Die Kirche hat uns schließlich fast zwei Jahrtausende lang geprägt...

Jassu schrieb am 20. Dezember 2002 um 8:05 Uhr (625x gelesen):

Da wäre es doch schon *sehr* merkwürdig, wenn das keine Spuren hinterlassen hätte. Oder willst Du ernsthaft behaupten, das heutige Europa baue auf nicht-"christlichen" Vorstellungen auf, sagen wir mal der Heldenethik der Germanen? Gerade im Bezug auf den Traum um Satan gab es dieses umwerfende Posting von Jens, der Satan als kulturell eingeimpftes Bild für unterdrückte, gesellschaftlich nicht akzeptierte Aspekte bezeichnete. Das trifft den Nagel wohl so ziemlich auf den Kopf. In gewisser Weise kann man sich als Europäer dem gar nicht entziehen, weil es einfach viel zu sehr in unserem Denken verwurzelt ist. Selbst wenn man sich - wie ich - wirklich mit diesen Dingen auseinandersetzt und alles mal ein wenig hinterfragt, bevor man es akzeptiert, wird man die "Grundprägung" vermutlich nie ganz los.
Natürlich muß man auch dem Christentum einiges zugute halten, z.B. die Sammlung und Erhaltung von SChriftgut aus der Antike. Aber wenn man dann wieder bedenkt, daß im Prinzip selbst der Kolonialismus in gewisser Weise auf die christliche Vorstellung von "kulturbedürftigen Heiden" zurückzuführen ist...
Der Erfolg des Christentums ist übrigens auch darauf zurückzuführen, dass es den Mächtigen so gut in den Kram paßte: Du glaubst doch nicht ernsthaft, daß die römischen Kaiser diesen Kult zur Staatsreligion erhoben hätte, wenn es ihnen keinen Vorteil verschafft hätte! Mit Hilfe der Kirche konnte man die Leute so unheimlich gut in ihr irdisches Los zwängen: Immer schön die andere Wange hinhalten, dem Kaiser geben was des Kaisers ist und seine gottgegebene Position beibehalten. Schließlich ist diese Welt ja nur das vorübergehende Jammertal vor dem himmlischen Paradies, das einen nach dem Tod erwartet.

  Beitrag ist archiviert