Böse ist nicht immer böse und gut nicht immer gut
/// schrieb am 20. April 2002 um 8:43 Uhr (418x gelesen):
hallo an alle
Jesco hat eigentlich schon alles gesagt, was es zu sagen gibt. Ich möchte noch hinzufügen, daß das Empfinden von Gut oder Böse meist ein subjektives Empfinden ist und somit immer von der Sichtweise des Betrachters abhängig.
Dieses Empfinden wird ausgelöst, durch die jeweils gängigen und von Gesellschaft zu Gesellschaft und von Zeitepoche zu Zeitepoche veränderlichen Moral und Gesellschaftsregeln oder von der persönlichen Erwartenshaltung an andere.
Das, ich will mal sagen "normale" Böse, jenes das jeden Tag im zwischenmenschlichen Bereich stattfindet bekommt seine Wertigkeit durch den Empfänger bzw. dessen Gesinnung. Oft ist es so, daß der Absender nichts Böses im Sinn hatte, aber vom Empfänger so angenommen wurde und somit ist der Empfänger der Auslöser des Bösen.
Ich glaube, daß alltägliche Querelen unabhängig wie böse sie uns auch erscheinen mögen, nicht dem eigentlich "Bösen" zugerechnet werden dürfen. Meist handelt es sich dabei lediglich um das Bemühen die Oberhand zu behalten und somit hat es den Hintergrund "des subjektiven Gefühles " unterlegen zu sein und eigene Rechte verteidigen zu müssen.
Menschen fügen sich tagtäglich übelste Gemeinheiten, Kränkungen bis hin zu körperlichen Schäden zu, meist aus der Angst heraus, vom anderen bedroht zu sein. Man könnte einen Gutteil des Bösen, abändern, wenn es uns gelänge Menschen ihre Angst vor Bedrohung, Benachteiligung oder nicht geliebt zu werden zu nehmen.
Doch das wäre nicht Sinn der Sache. Angst bekommt man nicht in den Griff, wenn man deren Ursache meidet, sondern indem sie als hilfreicher Hinweis erkannt wird und deren Ursache erforscht wird
Genauso ist es mit dem Bösen, es verschwindet nicht wenn ich es mit Gutem zu bekämpfen versuche, sondern indem ich erkenne, wie heilsam der Kontakt mit ihm sein kann, wenn ich es als existent und als existenzberechtigt anerkenne.
Gut-Böse entspringen dem gleichen Energieniveau. Beide tragen sehr große und verändernde Kräfte in sich. Das Böse ist in der Lage Energiereserven des Guten zu aktivieren, ebenso wie beabsichtigtes Gutes böse Energien aktivieren kann. Denn Gutes bringt nicht immer Gutes hervor.
Als Beispiel möchte ich jetzt mal ein Kind nehmen, das während seiner Kindheit immer nur liebevoll und streßfrei behandelt wurde. Nicht selten reagieren gerade diese Kinder sehr aggressiv auf nette freundliche Mitmenschen. Hier wurde des Guten zuviel getan. Diese Kinder können das Gute nicht mehr ertragen, ihnen fehlte der Kontrast. Sie empfinden Gut als Bedrohung weil es ihnen nicht ermöglicht wurde sich dazwischen zu entscheiden.
Die Mischung ist entscheidend. Böse und Gut können ohne einander nicht existieren und somit ist es ein sehr unsinniges Unterfangen sich zu überlegen, wie man die Welt vom Bösen bereinigen könnte, denn gleichzeitig mit ihm würde das Gute verschwinden. Wenn es uns gelänge die Nacht verschwinden zu lassen, hätten wir auch keinen Tag mehr und wenn es uns gelänge die beiden miteinander in Harmonie zu vereinen, würde aus der Vermischung weiß-schwarz ein deprimierendes Grau werden. Und genauso ist es mit Gut und Böse. Die beiden besetzen jeweils ein Ende der Entwicklung und wir bewegen uns dazwischen. Sind wir zu sehr in den bösen Bereich abgerutscht erkennen wir, daß wir die Balance verlieren und müssen uns wieder zum Guten hinbewegen und ebenso gilt es umgekehrt.
Ich denke also, wir sollten darauf achten, daß die Balance nicht verloren wird, denn wenn wir einseitig werden, verlieren wir das Gleichgewicht und stürzen ab.
mfg. ///

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- Böse ist nicht immer böse und gut nicht immer gut ~ /// - 20.04.2002 08:43 (0)