Re: Trauernde Arbeitskollegin - wie verhalte ich mich richtig?
Silke schrieb am 9. Juli 2001 um 22:05 Uhr (564x gelesen):
Hallo Peter,
ich denke, du solltest deiner Arbeitskollegin erst mal gegenüber betonen, dass der Tod zum Leben gehört, dass jeder von uns mal sterben muss, und dass es auch der normale Gang im Leben ist, dass ein "Kind" irgendwann den Tod seiner Eltern erleben muss.
Sie soll das als gegebenes Schicksal akzeptieren, denn ihre Mutter hat es hinter sich, also trauert sie im Endeffekt "nur" um sich selbst, weil es IHR wehtut, die Mutter nicht mehr sehen und fühlen zu können. Verstärke ihr gegenüber auch deine Überzeugung, dass die Mutter sicher noch irgendwo existiert, es ihr gut geht, sie sie (die Tochter) sehen kann und sicher sieht, wie traurig sie ist, und dass ihr das sicher weh tut, das zu sehen. Und sie soll sich vorstellen, wie schlimm es für ihre Mutter gewesen wäre, wenn es umgekehrt gewesen wäre, und die Tochter wäre vor ihr gestorben. Das hätte sie der Mutter sicher nicht antun wollen, dann kommt schon die Einsicht, dass sie früher oder später dieses schlimme Ereignis erleben MUSSTE. Wir können nun mal nicht alle gleichzeitig sterben, einer bleibt immer zurück und muss leiden, sie soll stark sein und stolz, dass sie in der Mutter-Tochter-Rolle diese Opferrolle des Zurückgebliebenen übernommen hat, um sie der Mutter zu ersparen.
Ansonsten soll sie versuchen, an die Mutter als lebende Person zu denken und sie so in Erinnerung zu behalten; als liebende Mutter, auch mit den humorvollen Seiten ihres Wesens. Vielleicht hilft es ihr auch, während der Trauerzeit Tagebuch zu führen und so die Gedanken und Gefühle "auszusprechen". Sie kann das tagebuch textlich direkt an ihre Mutter richten, als würde sie ihr alles in Briefen schreiben und mitteilen können. Das hilft ihr sicher, sich der Mutter nahe zu fühlen und alles zu verarbeiten.
Ich hoffe, diese Vorschläge helfen deiner Kollegin etwas. Vielleicht solltest du ihr auch bewusst machen,dass wir alle irgendwann im Leben liebe Menschen durch den Tod verlieren, wir müssen da alle durch, wenn wir alt werden wollen, nun war leider sie auch mal an der Reihe. Und sie soll auch an andere Zurückgebliebene Trauernde denken, gibt es zum Beispiel noch einen Vater? Um die Hinterbliebenen muss man trauern, um die muss man sich kümmern, die Toten haben es hinter sich, sie sind im Licht!
Liebe Grüße,
Silke

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