Meditationen

Meditationen Hauptindex

Shakti - Mystisches Licht

© copyright Alfred Ballabene , Wien

Der Lichtwahrnehmung wird schon seit jeher in Religion (zB. Taborlicht, heiliger Geist) und in der Mystik eine große Bedeutung beigemessen. Dies geschieht aus der Beobachtung heraus, daß visionäre Zustände, Erleuchtung etc. oft mit Lichtwahrnehmungen verbunden sind. Während die Beobachtungen in diesem Zusammenhang quer durch alle Kulturen belegt werden können, erfolgt die Interpretation der Lichtwahrnehmung unterschiedlich.


Licht-Meditationen

Übungen und Meditationen auf Licht finden sich nicht nur in der Tradition , sondern erfreuen sich auch in gegenwärtigen esoterischen Strömungen großer Beliebtheit, nämlich in allem was mit Heilen und spiritueller Selbstverwirklichung zu tun hat. Auswirkungen der Lichteditation zeigen sich in folgender Art:


Eidetische Lichtwahrnehmungen in der Meditation

Die Farben, die ein Yogi in der Meditation erschaut sind für ihn auch ein Indikator dafür, wie es um seine innere Energetik steht, und welche "Qualität" seine Meditation besitzt. Gemäß der Tradition des Yoga bildet die Wirbelsäule eine Art Skala, wobei folgendes gilt: Je höher der Aktivitätspunkt, desto qualitativ höherwertiger ist auch der erzielte spirituell/religiöse Zustand. Gleichzeitig mit der Lokalisation des Meditationsschwerpunktes auf der Wirbelsäule ändert sich der Farbwert des Lichtes. Dieser Farbwert wird empfunden oder in kleinen Lichtblitzen oder in Farbflecken erschaut. Je weiter oben entlang der Wirbelsäule das Zentrum gelegen ist, desto mehr verändert sich das Licht von Rot in Richtung Blau oder Weiß.

Kopf (Ajna, Sahasrara etc.) weiß/blau

Brust (Anahata)......gelb/orange

Basis (Muladhara)....rot

Die Meditationen wirken sich auf die Träume aus. Das selbe gilt für Einschlafbilder. Hier ist die Lichtwahrnehmung in die Traumbilder hineinverwoben z.B. Autos mit Scheinwerfern, glühende Lava, Flamme im Ofen etc. (siehe hierzu Polaritäten im Traum und Kundalini-Yoga ).

Die Lichtintensität nimmt mit der Stärke der energetischen Anregung zu.


Licht und Erleuchtung

Laut Yoga ist während des Erleuchtungszustandes die Shakti (innere mystische Energie) in voller Entfaltung und ihre Lichtkraft ist selbst für andere Personen mitweilen zu sehen.

Im Spiritismus legt man das stärkere Leuchten (von Hellsehern wahrgenommen) als erhöhte Medialität aus.

Es gibt diese und jene Erklärung hierfür, keine ist jedoch zufriedenstellend, sondern bestenfalls eine Beschreibung. Dennoch, die Berichte über Lichterscheinungen finden sich in allen religiösen Kulturen und scheinen sich dort sehr oft unabhängig von eineander entwickelt zu haben.

H.U.Rieker: "Bettler unter Toten", Zürich (1959), S.44-45
"Da schwoll der summende Ton zum Dröhnen an, die Säulen schienen zu beben und es durchrieselte mich wie ein elektrischer Strom. Vom Scheitel herab fuhr es bis zu den Hüften. Ich sah nichts mehr, aber ein strahlendes Rad begann sich vor meinen Augen zu drehen und ein Schauer stieg mir die Wirbelsäule empor wie eine Schlange, die einen Baum emporgleitet. Je höher sie stieg, desto leuchtender wurde das Rad. Purpurrot zuerst, dann gelb und zuletzt von strahlendem Weiß, heller als die Sonne. Wie ich spürte, daß die Schlange den Scheitel erreicht hatte, da quoll eine namenlose Seligkeit in mir auf, die alles in sich verschlang. Sie durchdrang jede Pore meines Körpers und ich hatte das Gefühl, als löste ich mich in strahlendem Licht auf.".

Lu K'uan Yü, "Geheimnis der chinesischen Meditation", S.243
" Wie ich nun meine Konzentration auf den 'zentralen Punkt' richtete, fühlte ich eines Abends, gegen Ende meiner mitternächtlichen Meditation, eine Vibration unterhalb der Brust, und der Speichelfluß wurde stärker. Dies geschah während mehrerer aufeinanderfolgender Abende. Dann wurde die Vibration stärker, um geradewegs zu dem Punkt zwischen den Augenbrauen aufwärts zu stoßen, wobei ich eine rote Helligkeit erlebte...."

Auf Grund der Selig- und Heilig-Sprechungs-Prozesse gibt es im katholischen Raum seit Jahrhunderten eine riesige Zahl verbürgter Berichte, in denen wir von Trance, Samadhi bis zu paranormalen Erscheinungen alles finden können. Natürlich auch Berichte von Lichterscheinungen, denen eine derart große Bedeutung zukam, daß das Licht wortgebend für den höchsten Zustand wurde, der Erleuchtung.


J.v.Görres, "Die christliche Mystik", 1836, Bd 2, S.311, 321-328
"Als einst der hl. Franz von Sales dem Volke die zehn Gebote erklärte, und am Schlusse seine Rede auf Gott dem Vater richtete, sahen alle ihn um und um mit Licht umgeben, so daß man vor der Überfülle desselben ihn nicht recht erkennen konnte.
So oft der ehrwürdige Camillo de Lellis von der Gottesliebe predigte, begann sein Antlitz zu leuchten, wie die Sonne. Bei Johannes Marionius blitzte das Feuer aus, so oft er in der Anrede an das Volk wärmer wurde; desgleichen bei Garzias Blandez. Dagegen war auch wieder die gespannte Aufmerksamkeit auf eine Predigt, die der hl. Ignaz von Loyola in Barzelona hörte, hinreichend, um sein Haupt leuchtend zu machen, was übrigends der hl. Philipp von Neri selbst oft in diesem Zustand, an ihm sonst noch mehrmals gesehen zu haben bezeugt.

Und so geht es weiter, Seite um Seite, zu viel, um hier gebracht zu werden!


Über die Lichtverklärung im Chassidismus (Chassidismus - jüdische mystische Richtung aus dem 18. und 19. Jhdt.). Im Chassidismus wird dieses Erlebnis des Leuchtens oft erwähnt.

Aus Martin Buber: Die Erzählungen der Chassidim, Zürich, Manesse Verlag (1949), S.462 (Ueber Jakob Jizchak von Lublin)
"Vor dem Gebet sass der Rabbi jeden Sabbat allein in der Stube, und niemand durfte sie betreten. Einmal versteckte sich dort ein Chassid, um zu erspähen, was dort vorging. Erst sah er nichts weiter, als dass der Rabbi sich an den Tisch setzte und ein Buch aufschlug. Da aber schien in dem engen Raum ein ungeheures Licht auf, dessen Anblick dem Chassid das Bewußtsein raubte".

Martin Buber, Die Erzählungen der Chassidim", p. 127
In jener Zeit, als der Baalschemtov noch in der Einsamkeit lebte und dort ein Gästehaus betreute, kam sein Schwager auf Besuch und dieser erzählte:
"In jener Nacht, der letzten vor dem Tag, da dem Baalschem das sechsundreißigste Jahr seines Lebens sich runden sollte, kam ihm vom Himmel die Botschaft, die Zeit der Verborgenheit sei um. Mitten in der Nacht erwachte der Gast in seinem Bett in der Wirtstube und sah ein grosses Feuer auf dem Herde brennen. Er lief hinzu, denn er meinte, die Holzscheiter hätten Feuer gefangen. Da sah er: was er für ein Feuer gehalten hatte, war ein großes Licht. Ein großes weißes Licht ging vom Herde aus und füllte das Haus. Der Mann zuckte zurück und fiel in Ohnmacht."

Andere Version:
Martin Buber: Die legende des Baalschem, Zürich, Manesse Verlag (1955), S. 103: In der Nacht fand der Rabbi keinen Schlaf. Es war ihm, als müßten jetzt das Wunder der Ferne und das Wunder der Nähe zusammenfließen.
Mitten in der Nacht kam der Befehl zu ihm, lautlos, ohne Erscheinung. Er stand auf und ging. Da war er auch schon in der anderen Kammer und sah.
Er sah: Die Kammer war bis Manneshöhe von Flammen erfüllt. Stumpf und düster stiegen die Flammen auf, als zehrten sie von einem Schweren, Verborgenen. Kein Rauch entstieg dem Brand, und alles Gerät blieb unversehrt. Mitten im Feuer aber stand der Meister mit erhobener Stirn und geschlossenen Augen.
Und weiter sah der Rabbi: Eine Scheidung geschah in dem Feuer, und es gebar ein Licht, und das Licht war wie eine Decke über den Flammen. Zwiefach war das Licht. Unten war es bläulich und gehörte dem Feuer an, aber das obere Licht war weiß und unbewegt, und es breitete sich um das Haupt des Meisters bis an die Wände. Das bläuliche Licht war der Thron des weißen, das weiß ruhte auf ihm wie auf einem Thron. Das bläuliche wandelte unabläßig seine Farbe, zuweilen zu Schwarz und zuweilen zu einer roten Woge. Aber das weiße oben wandelte sich nie, es blieb immer weiß. Jetzt war das bläuliche Licht ganz Feuer, und das Zehren des Feuers war sein Zehren. Aber das weiße Licht, das auf ihm ruhte, verzehrte nicht und hatte keine Gemeinschaft mit der Flamme.
Der Rabbi sah: Das Haupt des Meisters stand ganz im weißen Licht. Die Flammen schlugen am Körper des Meisters empor. Aber welche der Flammen emporschlug, wurde zu Licht, und von Weile zu Weile wurde mehr des Lichts.
Der Rabbi sah: Alles Feuer war zu Licht geworden. Das blaue Licht begann ins weiße einzudringen, aber jede Welle, die eindrang, wurde selber weiß und wandellos.
Der Rabbi sah, daß der Meister ganz im weißen Licht stand. Aber über seinem Haupt ruhte oben ein verborgenes Licht, das war alles irdischen Anblicks bar und nur im Geheimnis offen dem Schauenden.
Der Rabbi fiel nieder, denn er erkannte den Menschen und das Ziel des sechsten Tages."