Nach jahrhundertelangen Forschungen und beschwerlichsten Expeditionen in den Himalaya unter äußerster Anspannung der Phantasie schien das Yeti-Rätsel endgültig gelöst. Reinhold Messner, der international renommierte Yeti-Forscher und Bergsteiger erklärte vor wenigen Wochen, er sei mehreren Exemplaren der Gattung persönlich begegnet und habe sie eindeutig als eine unbekannte Bärenart identifiziert. Jetzt stoßen seine unumstößlichen Ergebnisse auf unbestreitbar kompetenten Widerspruch. Erstmals in der Geschichte der Menschheit meldet sich ein Yeti zu Wort. Gestern erschien eines der Exemplare in der deutschen Botschaft in Katmandu. Er forderte den verdutzten Pförtner in akzentfreiem Hochdeutsch auf, ihm unverzüglich eine Audienz bei dem Botschafter zu gewähren, was ihm auch wegen der dort eingetretenen Bestürzung sofort zugesagt wurde. Botschafter Bernhard Böttenberg, ein gestandener Diplomat empfing den exotischen Gast auf das Höflichste. Worum ging es bei dieser Unterredung? Spinner-Bild gelang es ein Interview mit dem Yeti, der sich als Hua Boa Tie vorstellte, zu führen:

S.B.: „Herr Boa Tie, was bewog sie, obwohl sie ja als äußerst menschenscheu gelten, mit dem deutschen Botschafter Kontakt aufzunehmen?"

Boa Tie: „Zugegeben, wir sind menschenscheu. Aber wir lassen uns deshalb noch nicht alles gefallen. Uns als eine Art Bären zu bezeichnen ist einfach eine Unverschämtheit, die wir uns nicht bieten lassen! Wir sind doch nicht mit dem Klammerbeutel gepudert."

S.B.: „Als was würden sie sich denn selbst bezeichnen?"

Boa Tie: „Wir sind die Yeoahti, und somit den Affenmenschen zuzuordnen. Uns als Menschenaffen titulieren zu lassen, hätten wir uns auch noch gefallen lassen, aber dieser aufdringliche Schneemensch, Reinhold Messner, der uns schon lange in unserer Ruhe stört, hat es gewagt, uns als Bären hinzustellen. Das geht gegen unsere Würde. Es war als Außenminister meine Pflicht, bei Herrn Böttenberg Protest einzulegen und von dem unverschämten Schneemenschen, die Rücknahme seiner Äußerungen zu verlangen."

S.B.: „Woher stammen nebenbei ihre hervorragenden Deutschkenntnisse?"

Boa Tie: „Ich habe auf der Everest High School gelernt. Jeder lernt dort Hochdeutsch und zwar nach der alten Rechtschreibung. Herrn Messners Yetisch ist übrigens lausig. Als er das letzte Mal eine Yeti-Familie belästigte, hat ihm die Mutter zugerufen < Buh buh fagga dree Xau! >. Das heißt ganz einfach < Hau ab, du bärtiges Ungetüm >. Er hat aber wohl verstanden < Sei willkommen Fremdling >."

S.B.: „Herr Boa Tie, vielen Dank für dieses Gespräch."