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Licht und Schatten
Die Wiederkehr des Verdrängten in Psyche und Politik von Dr. R
üdiger Dahlke

Nichts ist uns so zuwider wie Gewalt und Krieg, und trotzdem (oder gerade deswegen) beherrschen beide unsere Nachrichten und damit auch unseren Alltag und unsere Gedanken. Offensichtlich bekommen wir immer gerade das serviert, was wir am wenigsten wollen. Dabei sind wir selbst doch so gute, anständige und friedliebende Menschen! Und die Diskrepanz reicht noch weiter: Sind es doch gerade die Friedenspolitiker, die durch Gewalt umkommen - von Mahatma Gandhi über Dag Hammersköld, John F. Kennedy und sein Bruder Robert, Martin Luther King, Olof Palme, Anwar el Sadat bis zu Itzhak Rabin. Auch John Lennon halfen seine Appelle „All You need is love" und „Give peace a chance" gar nichts - schon der erste Schuss war für ihn tödlich. Steckt dahinter etwa mehr als dummer Zufall?
In all diesen Phänomenen könnte sich der treueste, aber äußerst unliebsame Begleiter der Menschheit manifestiert haben: der Schatten!

Nach Beispielen für die Wirkungsweise des Schattens brauchen wir heutzutage nicht lange zu suchen. Zu frisch sind noch die Erinnerungen an den 11. September und seine Folgen. Diese Attentate brachten die Welt (also uns Menschen) in eine besonders brenzlige Lage: Ein einzelner Politiker eines einzelnen Landes wollte daraufhin unbedingt einen Krieg und arbeitete konsequent darauf hin. Rundum standen Milliarden Menschen und eine überwältigende Mehrheit von Ländern, die diesen Krieg gar nicht wollten - aber der Zündler schien die Oberhand zu behalten. Seine Gründe waren dabei selten einfach zu durchschauen. Zum Ersten folgte er einer Familientradition und wollte seinen Vater rächen, der den Oberschurken seinerzeit nicht wirklich bezwungen hatte. Sicherlich hatte auch die Ölindustrie, die seinen ersten Wahlkampf vor allem finanzierte, ein paar Interessen im Kriegsgebiet. Und schließlich war es wohl auch kein großer Nachteil für die weltgrößte und effektivste Waffenindustrie, bei dieser Gelegenheit zu beweisen, was sie kann und zweitens loszuwerden, was anschließend so zwingend und gerne und kostenintensiv ersetzt werden muss.
Angesichts der aktuellen Kriegs-Szenarien erinnert man sich fast sich wehmütig an die Zeiten des Kalten Krieges, wo ein Gleichgewicht des Schreckens einen (wenn auch eiskalten) Frieden so gerade eben am Leben erhielt. Immerhin war es noch ein Gleichgewicht…

Der dunkle Bruder des Lichts

Seit den Twin-Tower-Attentaten ist eine erhebliche Polarisierung der Menschen in den meisten Industrienationen zu beobachten. Eine große Mehrheit - mit fast der ganzen US-Nation an der Spitze - sieht sich aus heiterem Himmel getroffen. Sie können sich nicht vorstellen, dass sie selbst diese Katastrophe mit heraufbeschworen haben könnten. Sie suchen ihr Heil in der Projektion, identifizieren die „Achse des Bösen" als Schuldige in weiter Ferne und hoffen, mit der Eliminierung der Terroristen die Bedrohung aus der Welt zu schaffen.
Auf der anderen Seiten gibt es eine kleine Gruppe von Menschen, die im Schrecken des 11. September und in seinen kriegerischen Folgen ein Stück Schattenmanifestation sehen und erkennen, dass wir selbst doch viel mehr mit diesen Katastrophen zu tun haben, als uns lieb ist. Sie schauen nach dem eigenen Schatten und suchen die Verantwortung auch bei sich. Sie gehen davon aus, dass ein Problem immer mindestens zwei Seiten hat und dass zu jedem Streit und Krieg immer wenigstens zwei Beteiligte gehören. Diese Gruppe hat es in Zeiten der Bedrohung besonders schwer, da in solchen Situationen die Verlockung, sein Heil in einfachen Antworten und Lösungen zu suchen, noch größer ist. Und nichts ist leichter, als die Schuldigen irgendwo da draußen zu positionieren und deren Hinrichtung zu fordern.
Der Versuch, das Problematische, das „Böse" aus der Welt zu schaffen, ist sicher so alt wie die Menschheit. Wirklich zum Ziel hat das nie geführt und kann es auch gar nicht - aber es beruhigt jene naiven Gemüter, die nichts mehr fürchten als den eigenen Schatten.
Was „der Schatten" eigentlich ist? Nach C.G. Jung ist es jener Teil von uns, mit dem wir uns nicht identifizieren, den wir ins finsterste, dunkelste Eck unseres Bewusstseins verdrängt haben. Gemeinsam mit dem „Ich", mit dem wir uns identifizieren, bildet er unser Selbst. Insofern ist „Selbst-Verwirklichung" im Sinne der Jung'schen Individuation immer mit Schatten-Integration verbunden. Das ist ein anstrengender, aber auch lohnender Weg, denn er allein führt zur Befreiung aus den Fesseln des Ich. Insofern ist jedes Erreichen der Einheit, wie immer es in den verschiedenen Traditionen genannt wird, mit Schattenarbeit verbunden. Jeder ernsthaft Suchende kennt das. Die Mehrheit der Menschen aber will von ihrem Schatten nichts wissen, und die Geschichte ist voll von Beispielen für „heilige" (Projektions-)Kriege.

Die Logik der Gewalt

Die Hexenverbrennungen des Mittelalters waren eine besonders grauenhafte Projektionsorgie. Die Zahlen der Ermordeten schwanken von Hundertausenden bis zu einigen Millionen. Die Ausgangslage war einfach: Die Menschen waren arm, ihr Leben schwer, es sei denn man hatte das Privileg, ein weltlicher oder kirchlicher Fürst zu sein. Letztere hatten als Wermutstropfen allerdings das Zölibat am Hals, das ihnen sexuelle Genüsse offiziell untersagte. Die Mehrheit der Kirchenmänner ging den einfachen Weg und ignorierte das Verbot, ohne allerdings den Mut zu haben, sich offen dazu zu bekennen.

Die Logik der Inquisition war die Logik der Projektion. Wenn ein Priester, der sein Leben Gott geweiht hatte, sich zu einer Frau hingezogen fühlte, konnte das gar nicht mit rechten Dingen zugehen. Da musste der Teufel im Spiel bzw. im Bunde mit der Frau sein. Andernfalls wäre die Frau außerstande gewesen, den „heiligen Mann" vom rechten Weg abzubringen… Und schon lag das Problem nicht mehr beim Kleriker, sondern bei der Frau und beim Teufel. Da Letzterer aber schwer zu belangen war, „löste" man es lieber am Weib, indem man es anklagte.
Schon die Untersuchungen, die sogenannten „hochnotpeinlichen Befragungen" ließen der Frau gar keine Chance. Wenn sie nicht gestand, mit Satan im Bunde zu sein, wurde sie z.B. nackt einige Zentimeter über dem Boden an einen Pfahl gehängt und so lange gequält, bis sie gestand oder bestimmte „Zeichen" sie überführten. Solche Überführungen verliefen etwa nach folgendem Muster: einer der kirchlichen Schergen stach ihr mit einem spitzen Gegenstand in die Leberflecken und Muttermale, bevorzugt in der Nähe der Scham und der Brüste. Wenn sie dabei blutete, galt das als „normal", wenn aber nicht, war das bereits ein Zeichen ihres Bundes mit dem Teufel. Man(n) stach also so lange, bis sie aus den zugefügten Wunden verblutete oder bis es irgendwann nicht blutete. Dann war sie überführt und konnte nach kirchlichem Recht verbrannt werden. Die Vorstellung war, dass die Seele im Feuer gereinigt und Satan so ausgetrieben werden könne.
Gemäß der perversen Logik der Projizierer waren solche und ähnliche Gottesurteile durchaus erfolgreich. Das Problem der eigenen Geilheit war nun zu einem Problem der Frauen geworden, die Kirchenmänner waren völlig entlastet und konnten sich als arme Opfer des Satans sogar noch etwas darauf einbilden, dass der Teufel es gerade auf sie abgesehen hatte. Der eigene Schatten, die verdrängte Lust, ja sogar sadomasochistische Tendenzen mussten so nicht als eigenes Problem erkannt werden, sondern konnten auf andere verschoben werden.

Die kollektiven Schattenträger

Der Antisemitismus der Nazizeit folgte der selben Logik. Die Nazis und ihre Anhänger projizierten skrupellos und vernunftwidrig alle ihre Probleme (und die Deutschlands) auf die Juden. Diese wurden zu Sündenböcken oder Schattenrepräsentanten gemacht. Alles, was ein „guter Deutscher" bei sich nicht leiden konnte, wurde pauschal „den Juden" in die Schuhe geschoben. Natürlich fühlten sich primitive Deutsche dadurch entlastet, denn nun waren ja andere an allem Schuld. Und tatsächlich gelang es den Nazis, diese unmenschlichsten Taten der Geschichte ihren eigenen Anhängern mittels Projektion schmackhaft zu machen und sie mit Rationalisierungen auch im damals geltenden Recht abzusichern. Wenn so etwas im 20. Jahrhundert noch möglich war, spricht einiges dafür, dass wir seit der Inquisition wenig gelernt haben. Andernfalls dürften Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus heute gar kein Thema mehr sein. Aber schon wieder prügeln in Deutschland Halbstarke auf Sündenböcke ein und bringen sie in einigen Fällen sogar um. Schon wieder brennen die Häuser von Angehörigen von Minderheiten, und altbekannte gestrige Grußformeln tauchen auch wieder auf. Politiker mahnen und warten ab, demonstrieren Besorgtheit und sehen zu. Einige erklären die Opfer bereits wieder zu Schuldigen, nach dem Motto: „Kämen die Fremden nicht in so großer Zahl zu uns, bekämen sie auch keine Probleme". So stellt sich heute brennender denn je die Frage: Wollen wir den Umgang mit dem Schatten überhaupt lernen? Und wenn ja: Wann wollen wir damit beginnen?
Solange der Mechanismus der Projektion nicht von der Mehrheit der Menschen durchschaut wird, laufen wir Gefahr, ständig von solch perversen Schlussfolgerungen eingeholt zu werden. Hier hilft nur rechtzeitiges Durchschauen des eigenen Schattens und entsprechende Aufklärung über diesen gefährlichsten aller psychologischen Mechanismen. Die Projizierenden fühlen sich dabei schon deshalb völlig schuldlos, weil der Schatten per definitionem unbewusst ist. Es bedarf intensiver Arbeit an der eigenen Seele und oft der Psychotherapie, um ihn zu durchlichten. Erst wenn das Licht der Bewusstheit in die eigenen dunklen Seelenbereiche einzieht, gibt es ein Entkommen aus der Falle.

Zurück in die Küche!

Aus Sicht der spirituellen Philosophie wird sich alles so lange wiederholen, bis es gelernt ist. Man braucht kein Pädagoge zu sein, um zu begreifen, dass man so lange Analphabet bleibt, bis man lesen kann und so lange Nichtschwimmer ist, bis man schwimmen gelernt hat. Nur in anspruchsvolleren Bereichen menschlicher Lebensführung hoffen wir, erwachsen zu werden oder die Vergangenheit bewältigen zu können, ohne uns damit zu beschäftigen. Die Erfahrung lehrt natürlich, dass das nicht möglich ist. Allein das Vergehen von Zeit macht uns keineswegs schon erwachsen - es gibt unzählige ältere Menschen, welche die Pubertät noch vor sich haben.
Zu allererst wäre es angebracht, die eigenen Projektionsmechanismen zu erkennen und anzunehmen. Diesbezüglich scheinen wir aber auch noch nicht gelernt zu haben. Solange noch immer viele Deutsche davon ausgehen, dass ein wahnsinniger Österreicher das deutsche Volk verführt habe und sich die Österreicher leidtun, weil sie sich als erste vom deutschen Faschismus überfallene Nation sehen, stehen die Weichen auf „Nachsitzen". Bei allem Respekt vor dem Charme der österreichischen Vergangenheitsbewältigung, die kurzerhand Hitler ausbürgert und im Gegenzug Beethoven der Wiener Klassik zuschlägt - die Wiederholungsgefahr ist in Deutschland und Österreich gleichermaßen hoch. Im einen Fall wagt sich heute schon wieder rechter Mob mordend auf die Straße - im anderen wurden Politiker regierungsfähig, deren faschistoides Vokabular mehr als nur ein ästhetisches Problem darstellt.
Neben seinen kollektiven Seiten hat der Schatten natürlich auch eine ganz individuelle, die in jedes Leben hineinreicht. Diesen zu durchlichten, wäre Aufgabe einer Psychotherapie, die zwar nicht bequem ist, aber andererseits auch lohnender als alles Andere. Nach wie vor gilt in diesem Zusammenhang der Satz des Gestalttherapeuten Ervin Polster: „Psychotherapie ist viel zu schade, um Kranken vorbehalten zu bleiben."´

Spirituelle Schattenleugnung

In der spirituellen und der alternativen Gesundheitsszene, der sich ja viele von uns zurechnen, hat der Umgang mit dem Schatten noch eine andere, ganz spezielle „Blüte" hervorgebracht. Egal ob Umweltschutzbewegungen oder spirituellen Meditationsgruppen, bei all diesen verschiedenen Gruppierungen des „Neuen Denkens" finden wir schnell eine Gemeinsamkeit zum alten Denken: Häufig wird nämlich unter Umdenken „Positives Denken" verstanden. Die Idee dahinter ist sehr einfach und auf den ersten Blick auch überzeugend: Allem Unangenehmen, Bösen und Negativen in der Umwelt und in einem selbst begegnet man mit positiven Gedanken. Geht es einem schlecht, schwört man sich etwa ein auf den schon klassischen Satz: „Mir geht es von Tag zu Tag immer besser und besser." Affirmationen werden solche positiven Merksätze genannt, und sie werden wie Meditationsmantren benutzt. Durch ständige Wiederholung in Tiefenentspannung oder beim Spazierengehen, von der Meditationskassette oder auswendig gelernt, sollen sie bis ins Unbewusste vordringen und dort ihre wohltuende Wirkung entfalten.
Eines sollte einem allerdings schon durch kritisches Nachdenken klar werden: „Positives Denken" funktioniert zwar in beschränktem Rahmen - aber es funktioniert genau wie die Schulmedizin und alle anderen unterdrückenden Maßnahmen. Es wendet sich GEGEN all das Unglück, das Böse, Lästige, also den Schatten. Insofern müssen wir feststellen: Diese Art „Neuen Denkens" ist alles andere als neu - es ist genau das Denken der etablierten Medizin und Wissenschaft, der Politik und der Medien. Nur das Mäntelchen ist neu und strahlend.

Hasset Eure Feinde!?

In der Medizinersprache ausgedrückt, handelt es sich hier eindeutig um Allopathie. Der Feind wird bekämpft - im Falle von Bakterien mit Antibiotika (griech. anti bios = gegen das Leben), im Falle von unangenehmen seelischen Eigenschaften mit Affirmationen, im Fall von Terroristen mit militärischer Gewalt. Leider funktioniert dieses Prinzip trotz eindrucksvoller Anfangserfolge auf die Dauer nicht. Schlimmer noch: im Schutz solcher Abwehrmaßnahmen wächst im Schatten auch der jeweilige Gegner unbemerkt mit.
Das gegenteilige Prinzip ist in der Medizin als Homöopathie bekannt. Diese geht nach dem Grundsatz vor „Ähnliches möge Ähnliches heilen". Diesem Prinzip folgend werden erfrorene Füße nicht heiß gebadet, sondern mit Schnee eingerieben, eine Depression wird nicht mit lichten Affirmationen, sondern eher durch eine Auseinandersetzung mit dem Tod angegangen. Das homöopathische Prinzip führt uns zur spirituellen Philosophie und ihrem grundsätzlich anderen Denken. Hier geht es nicht darum, gegen alle möglichen Feinde zu Felde zu ziehen, sondern im Gegenteil darum, die eigenen Feinde kennen- und akzeptieren zu lernen. Der christliche Auftrag „Liebet eure Feinde!" formuliert das homöopathische Prinzip unübertroffen und meint offenbar, dass wir uns unseren Feinden öffnen sollen, sie annehmen und lieb gewinnen.

Die Einheit der Gegensätze

Die spirituellen Lehren werden hier noch ausführlicher. Ihr grundlegendes Thema ist das Polaritätsgesetz, das besagt, dass alles in dieser Welt seine zwei Seiten hat. So wie zum Ausatmen untrennbar das Einatmen gehört, bedarf der Herzschlag der beiden Pole Zusammenziehung und Ausdehnung. Ohne den positiven Pol gäbe es auch keinen negativen und damit keine Elektrizität, der Nordpol des Magneten erfordert den Südpol, der Mann die Frau, das Licht den Schatten. Alles in unserer Welt hat seinen Gegenpol. Und die beiden Pole gehören nach spiritueller Auffassung zusammen und lassen sich nicht wirklich trennen. Es ist lediglich möglich, einen der Pole zu verdrängen - wodurch er eben zum Schatten wird. Gerade das aber tun die Menschen seit altersher: Sie lieben das Licht und wollen von ihren Schattenseiten nichts wissen. Da beide aber untrennbar sind, muss sich der Schatten im Unbewussten ausleben, was er auch reichlich tut. So sind Krankheitssymptome nichts Anderes als die in den Körper gesunkenen Schattenanteile. Sie symbolisieren die „Feinde", also jene Anteile, die wir gänzlich nach draußen gedrängt haben.
Hier liegt auch der Schlüssel dafür, warum allen Religionen das Heilen von Krankheit ebenso wichtig ist, wie das Annehmen der Feinde. Symptome und Feinde sind überaus bedeutsam für uns; sie können uns heil machen. Indem wir nämlich unsere eigenen inneren und äußeren Feinde und Fehler erkennen, werden wir wieder vollständig und heil. An dieser Stelle mag deutlich werden, dass Religion - und auch Spiritualität - in ihrem ursprünglichen Sinn gerade das Gegenteil zum „Positiven Denken" repräsentiert. Positives Denken versucht die selbe breite und einfache Straße zu befahren, auf der sich auch die Schulmedizin bewegt: Symptome werden bis auf den Tod bekämpft. Nun haben sich Schulmedizin und Verhaltenstherapie nicht ohne Grund im Gesundheitssystem am besten durchgesetzt. Auf ähnliche Weise wird sich auch das „Positive Denken" in immer neuen Gewändern - wie etwa gerade im Wunschdenken des „kosmischen Bestellservices" - weiter verbreiten. Einem Menschen auf dem spirituellen Weg muss jedoch früher oder später klar werden, dass die Schöpfung kein Serviceunternehmen für seine Bedürfnisse, sondern eine Schule für die Seele ist.

Heilende Katastrophen

„Positive Denker" müssen sich (nach zugegebenermaßen eindrucksvollen Anfangserfolgen) bald eingestehen, dass sie immer neue Affirmationen gegen immer neue Symptome brauchen. Bestenfalls sind sie zum Schluss so „gut", dass sich alles Schlechte nur noch in Form äußerer Feinde manifestiert. Das Unangenehmste ist dabei, dass der Druck mit der Zeit steigt. Immer mehr Löcher zum Unbewussten müssen immer schneller (mit neuen Affirmationen) zugestopft werden, und schließlich treibt das Ganze auf eine Kesselexplosion zu, die leider gar nicht so selten die Züge des Paranoiden annimmt. Aus spiritueller Sicht ist dies hart, aber letztlich in Ordnung. Denn wenn sich das Verdrängte, Dunkle mit einer Explosion Luft verschafft, kommt es wenigstens wieder ans Tageslicht und wird so bewusst. Was von den Betroffenen als Katastrophe erlebt wird, ist in Wirklichkeit ein Selbstheilungsversuch der Seele. Das Wort „Katastrophe" heißt im Griechischen auch „Umkehr", und genau darum geht es. Die dunklen Seiten machen sich bemerkbar, weil sie Aufmerksamkeit und Zuwendung brauchen.
Was in der Medizin zumindest Homöopathen klar ist, scheint in der Politik gänzlich unklar. Dort herrscht praktisch nur der allopathische Pol, die Gegenmeinung wird lediglich von wenigen Idealisten und sogenannten Träumern außerhalb der Parlamente vertreten. Aber es gibt Hoffnung, denn auch die Homöopathen der Medizin kommen fast immer aus der allopathischen Gegenrichtung, auf die das Medizinstudium ausnahmslos jeden Medizinstudenten trimmt. So kennen sie wenigstens beide Seiten der Medaille.

Homöopathische Politik

Der Vorteil des Sehens auf beiden Augen ist physiologisch ziemlich klar: Die Sicht wird dadurch räumlich, sodass man auch die Tiefe der Welt wahrnehmen kann. Wie gut wäre es, in Zeiten wie dieser einen Politiker von Einfluss zu haben, der es wagen würde, den Schatten der eigenen einseitigen Politik zu erkennen und anzusprechen, der sich trauen würde, die alten zeitlosen Regeln der Religionen zu vertreten - zum Beispiel dass wir unsere Feinde lieben sollen und dass die Rache eine Angelegenheit des Herrn und also gar nicht unser Thema ist.
Weder kann in der Medizin die schulmedizinische Schlacht gegen die „Feinde" in Gestalt von Viren, Bakterien und Pilzen zu wirklicher Gesundheit und Vitalität führen, noch positives Denken mittels einseitig lichter Affirmationen zu glücklichen oder gar verwirklichten Menschen, noch wird weitere Aufrüstung, Abschottung und Bekämpfung der Gegner aus der armen dritten Welt zu wirklichem Frieden führen. Mit allopathischen Methoden kann man immer nur zeitweilige Symptomfreiheit, Waffenstillstände, kalte Kriege oder temporäre Stillhalteabkommen erreichen. Prickelnde ansteckende Gesundheit und wirklicher fruchtbarer Frieden sind aber etwas ganz Anderes - nur leider nicht so einfach zu erreichen. Statt den eigenen Schatten zu verdrängen, müssten wir uns ihm positiv widmen und erkennen, dass er die eigene dunkle Seite spiegelt. Nur wer mit dieser bewusst eins wird, kann wirklich seelisch wachsen und gesunden, inneren Frieden finden und auch ausstrahlen.


Dr. Ruediger Dahlke

geb. 1951, studierte Medizin und bildete sich weiter zum Arzt für Naturheilweisen und zum Psychotherapeuten, er schrieb mehrere Bücher, u.a. gemeinsam mit Thorwald Detlefsen den Bestseller „Krankheit als Weg". Heute leitet er gemeinsam mit seiner Frau Margit das „Heil-Kunde-Zentrum Johanniskirchen" und hält laufend Vorträge, Seminare und Ausbildungen.

Bücher des Autors:
• Aggression als Chance (Verlag Bertelsmann)
• Lebenskrisen als Entwicklungschance (Bertelsmann)
• Woran krankt die Welt? - Moderne Mythen gefährden unsere Zukunft (Verlag Riemann)

Seminar-Infos bei:
Heil-Kunde-Institut Graz
A-8151 Hitzendorf
Tel: 0316 - 71 98 88-0 Fax: -6
E-mail: info@dahlke.at
-
Kontakt: http://www.dahlke.at


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