Heilige und Satgurus

PARAMAHANSA YOGANANDA
Der Satguru für christliche Yogis 

 Für alle, die in einer westlichen, christlichen Kultur aufgewachsen sind, ist Paramahansa Yogananda einer der wenigen selbstverwirklichten Meister, die den Yoga und damit östliches Gedankengut in einer für Christen annehmbaren Form gelehrt hat. 
Als Vermittler zwischen Ost und West hat Yogananda ein Zeichen gesetzt. Er ging nach Amerika, um die Botschaft des Yoga zu verkünden, damit alle, die ein offenes Herz dafür haben, Mut und Kraft schöpfen ein sinnvolles Leben zu führen. 

Vorgeschichte: Hoch oben im Himalaya erschien Jesus, die Augen erfüllt von göttlicher Liebe, dem großen Meister Babaji: "Die Lichter auf dem hohen Altar meiner Kirche", sagte er, "sind schwach geworden. Obwohl sie noch auf den niederen Altären guter Werke entzündet sind, brennt die edle Kerze der Inneren Kommunion mit Gott nur schwach und wird wenig beachtet. Lass uns zusammen, vereinigt in Christusliebe, die Lichter auf jenem hohen Altar aufs Neue entfachen!" Jesus selbst war es, der Babaji erschienen ist, und ihn bat, diese Lehre der Gottesverwirklichung in den Westen zu senden. "Meine Anhänger", stellte Jesus fest, "haben die Kunst göttlicher innerer Vereinigung verlernt. äußerlich tun sie gute Werke, aber sie haben das Wichtigste aus den Augen verloren, nämlich, "zuerst nach dem Königreich Gottes zu trachten." (Matt. 6,33) Die Botschaft, die er durch Meister in den Westen gesandt hat, besteht darin, den Leuten zu helfen, innerlich mit Gott in Verbindung zu treten

So geschah es, dass ein neuer Lichtstrahl auf die Erde gesandt wurde, durch die großen Meister des Yoga-Pfades. Babaji hat als Sendboten unseren verehrten Satguru Paramahansa Swami Yogananda auserwählt, damit er uns Vorbild, geistiger Führer und ein Licht auf unserem Weg sein kann. Babaji, der geheimnisvolle Heilige aus dem Himalaya, ist eine Inkarnation des größten indischen Propheten, Krishna. Yogananda selbst war Krishnas engster Freund und Jünger gewesen: Arjuna ("Prinz der devotees" nennt ihn die Bhagavad Gita). Während eines Gespräches über diese Inkarnation sagte Yogananda: "Das ist der Grund, warum ich in diesem Leben Babaji so nahe bin."

Yogananda sagte: "Mahavatar Babaji hat mich nach Amerika gesandt, damit ich die Lehre Christi richtig deute und dadurch beweise, daß sie mit der von Krishna in Indien verbreiteten Yoga-Lehre übereinstimmt. In den unsterblichen Wahrheiten, die diese beiden Avatare offenbarten, liegt die Lösung aller Fragen, die die Zukunft stellen mag. Deshalb hat mir Babaji, der in göttlicher Verbindung mit Christus steht, die besondere Aufgabe übertragen, diese Botschaft im Abendland zu verbreiten."

Die Linie der Meister unserer geistigen Familie, zu der wir uns zählen können, beginnt mit Jesus Christus und Bhagawan Krishna setzt sich fort mit Lahiri Mahasaya, Swami Sri Yukteswar und endet in unserem verehrten Satguru Paramahansa Yogananda. Mahavatar Babaji wachte über Yogananda, damit er in diesem Leben zu seinem Guru, Sri Yukteswar, finden konnte. Während eines Kumbha-Mela begegnete Sri Yukteswar dem Mahavatar, ohne ihn zu erkennen. Während des Gespräches sagte Babaji: "Auch du, Swamiji, hast in den kommenden, harmonischen Austausch zwischen Ost und West eine Rolle zu spielen. In einigen Jahren werde ich dir einen Jünger senden, den du darauf vorbereiten sollst, den Yoga im Abendland und in der Neuen Welt zu verbreiten. Die Schwingungen vieler nach Wahrheit dürstender Seelen kommen von dort wie eine Flut zu mir herüber. Ich weiß, daß es in Amerika und Europa potentielle Heilige gibt, die nur darauf warten, erweckt zu werden." Jahre später, als Yogananda endlich bei seinem Guru Yukteswar lebte und bei ihm lernte, erzählte ihm dieser von jener damaligen Begebenheit: "Mein Sohn", sagte er lächelnd, während das volle Mondlicht auf sein Antlitz fiel, "Du bist der Jünger, den Babaji mir vor vielen Jahren versprochen hat." Yogananda war glücklich zu hören, daß Babaji seine Schritte zu Sri Yukteswar gelenkt hatte, konnte sich aber nur schwer vorstellen, daß er später einmal im fremden Westen sein sollte fern von seinem geliebten Guru und dem friedlichen Leben in der Einsiedelei."

Als aber die Zeit gekommen war und Yogananda klar wurde, daß er seinen Meister, sowie Indien verlassen würde, wuchs seine Sehnsucht Gottes Trost und Zustimmung zu erlangen und Gewißheit um seiner Berufung. "Ein orientalischer Lehrer, der sich in die Atmosphäre des Westens wagt", dachte ich, "muß abgehärteter sein als einer, der in die schneebedeckten Regionen des Himalaja zieht." Eines Morgens in aller Frühe begann ich zu beten und war fest entschlossen, solange damit fortzufahren, bis ich die Stimme Gottes hörte selbst wenn ich darüber sterben müßte. Ich wollte Seinen Segen und Seine Zusicherung haben, daß ich mich nicht im Nebel des moderen Utilitarismus verirren würde. Innerlich war ich bereit, nach Amerika zu gehen, aber größer noch war mein Verlangen, Gottes Trost und Zustimmung zu erhalten. Ich betete ununterbrochen und versuchte, mein Schluchzen zu unterdrücken. Doch keine Antwort kam. Gegen Mittag hatte ich den Höhepunkt erreicht, und der Kopf schwindelte mir von der übergroßen Anstrengung. Ich hatte das Gefühl, daß mein Gehirn bersten würde, wenn ich nocheinmal meine ganze Kraft zusammennahm, um Ihn verzweifelt anzurufen. In diesem Augenblick klopfte es an der Haustür. Ich öffnete und ließ einen jungen Mann eintreten, der in das dürftige Gewand der Entsagenden gekleidet war. "Das muß Babaji sein", dachte ich halb benommen, denn der Mann der mir gegenüberstand, hatte die Züge des jugendlichen Lahiri Mahasaya. Er antwortete in melodischem Hindi auf meine Gedanken: "Ja, ich bin Babaji. Unser Himmlischer Vater hat dein Gebet erhört und mir aufgetragen, dir diese Botschaft zu bringen: Folge dem Geheiß deines Guru und gehe nach Amerika. Fürchte dich nicht; du wirst beschützt sein." Nach einer beredten Pause fuhr Babaji fort: "Du bist es, den ich auserwählt habe, die Botschaft des Kriya-Yoga im Abendland und in der Neuen Welt zu verbreiten. Vor langer Zeit begegnete ich deinem Guru Yukteswar auf einem Kumbha-Mela und sagte ihm, daß ich dich zu ihm senden werde, damit du seine Schulung empfängst." Ich war von Ehrfurcht und Hingabe derart erfüllt, daß ich kein Wort hervorbringen konnte. Tief bewegt, aus dem eigenen Munde des unsterblichen Guru zu hören, daß er mich zu Sri Yukteswar geführt hatte, warf ich mich stumm zu seinen Füßen nieder. Er richtete mich liebevoll auf und sagte: "Kriya-Yoga, die wissenschaftliche Technik der Gottesverwirklichung, wird sich schließlich über die ganze Erde verbreiten und den Menschen dazu verhelfen, persönlich mit dem transzendenten Gott, ihrem Ewigen Vater, in Verbindung zu treten. Auf diese Weise wird der Kriya dazu beitragen, die Völker einander näherzubringen."

Yoganadas Mission in Amerika hat viele Wahrheitsucher angezogen. Eine Menge von Menschen kam zu seinen Vorträgen und hörte die ewige frohe Botschaft. Immer wieder sprach er über Christus und versuchte aufzuzeigen, daß die letzte Wahrheit des Christentums und des Sanatana Dharma (ewiges Gesetz des Anbeginns der Schöpfung) übereinstimmt. "Alle heiligen Schriften der Welt solche, die die Jahrhunderte überdauert haben sagen im wesentlichen dasselbe aus und ermutigen den Menschen in seinen idealistischen Bestrebungen. Eine besonders glückliche Zeit meines Lebens verbrachte ich mit der Deutung verschiedener Teile des Neuen Testaments, die ich für das "Self-Realization Magazine" diktierte. Inbrünstig bat ich Christus, daß er mir helfen möge, die wahre Bedeutung seiner Worte zu erfassen, von denen viele während der letzten zwanzig Jahrhunderte gröblich mißverstanden worden sind. Eines Nachts, als ich in der Einsiedelei zu Encinitas saß und schweigend betete, wurde mein Wohnzimmer von einem opalblauen Licht erfüllt, und ich erblickte die strahlende Gestalt des Herrn Jesus. Er sah aus wie ein junger Mann von etwa 25 Jahren und trug einen spärlichen Bart und Schnurrbart. Sein langes,schwarzes Haar war in der Mitte gescheitelt und von einem schimmernden, goldenen Licht umgeben. Seine Augen waren unbeschreiblich wundersam und wechselten ständig ihren Ausdruck. Und mit jedem Ausdruckswandel erfaßte ich intuitiv die göttliche Weisheit die sie mir vermittelten. In seinem strahlenden Blick fühlte ich die Macht, die Myriaden von Welten aufrechterhält. Ein Heiliger Gral erschien an seinem Mund, kam zu meinen Lippen herab und kehrte dann zu Jesus zurück. Nach einigen Augenblicken begann er zu mir zu sprechen; seine Worte waren jedoch so persönlich, daß ich sie in meinem Herzen verschlossen halte."

Schon in Indien hatte Yogananda ein Erlebnis mit Jesus Christus: "Eines Tages, als ich in Rantschi mit den Jungen meiner Schule zusammensaß, sah ich jemanden hinter den Jungen auf uns zukommen und fragte mich wer das wohl sei. Dann sah ich, daß es Jesus war. Seine Füße berührten den Boden nicht, als er sich uns näherte. Er kam ganz nahe heran und entschwand dann. Einige Jahre später, in Boston, sah ich Jesus wieder. Ich meditierte und betete aus tiefstem Herzen zu Gott, denn ich fühlte, daß ich Ihn drei Tage lang vergessen hatte; so sehr war ich damit beschäftigt gewesen, die von ihm übertragenen Pflichten zu erfüllen. Ich sagte dem Herrn: "Ich möchte diese Arbeit aufgeben." Eben weil ich fühlte, daß meine missionarische Tätigkeit mich von Gott entfernte, betete ich: "Ich habe mich entschlossen abzureisen. Ich will nicht in Amerika bleiben und für dich arbeiten, außer wenn ich weiß, daß Du bei mir bist." Da kam gleich einem Lichtstrahl eine Stimme aus dem äther: "Was wünscht du dir ? Ich kann dich nicht gehen lassen." Ich antwortete der Stimme: "Laß mich auf einem goldfarbenen Meer Krishna und Jesus mit ihren Jüngern erblicken." Im selben Augenblick sah ich eine Vision Christi und Krishnas.

Ich schaute ein weites, blaues Tal umgeben von Bergen, die wie Juwelen funkelten. Um die schimmernden Gipfel bewegten sich leuchtende Nebelschleier. Ein diamantener Strom des Schweigens floß still dahin. Und dort erblickte ich Jesus und Krishna, wie sie Hand in Hand aus der Tiefe der Berge kamen: der Christus, der am Jordanflusse gebetet und der Chris-na, der seine Flöte am Dschamnaflusse gespielt hatte. Sie tauften mich in den leuchtenden Wassern, und meine Seele zerfloß in unergründlichen Tiefen. Aus allen Dingen begannen astrale Flammen zu lodern. Mein Körper und die Gestalten von Christus und Krishna, die schimmernden Hügel, der leuchtende Strom und der ferne Feuerhimmel wurden zu tanzenden Lichtern, während ringsumher feurige Atome sprühten. Schließlich blieb nichts als ein sanftes Leuchten zurück, in dem die ganze Schöpfung vibrierte.

Während ich noch zweifelte und Gott bat, meinem Unglauben abzu helfen, sprach die Stimme: "Wenn ich gehe, wird sich das Zimmer mit dem Duft von Lotosblüten füllen, und jeder, der hier her kommt, wird ihn wahrnehmen können." Als die Vision entschwand, war der ganze Raum von wunderbarem Lotosduft erfüllt. Andere, die noch nach mehreren Stunden das Zimmer betraten, bemerkten den Duft."

Paramahansa Yogananda weihte viele Menschen in den Kriya-Yoga ein und seine Anhänger, die sich um ihn versammelt hatten, verbreiteten diese, seine Botschaft. Eine der Jüngerinnen (Sri Daya Mata) fragte ihn, kurz bevor er in den Mahasamadhi ging: "Meister, wenn der Guru nicht mehr da ist, dann wächst auch die Gemeinschaft meist nicht weiter an, sondern beginnt sich aufzulösen. Was wird uns zusammenhalten und uns inspirieren, wenn du nicht mehr in deinem Körper bist?" Nie werde ich seine Antwort vergessen: "Wenn ich diese Welt verlassen habe, kann nur die Liebe mich ersetzen. Seid so trunken von Gottes Liebe Tag und Nacht daß ihr von nichts anderem wißt. Und schenkt diese Liebe allen Menschen."

Liebe zu Gott und zu allen Menschen, in denen Gott ja gegenwärtig ist, lautet das ewige Gebot, das alle großen geistigen Meister auf Erden gepredigt haben: Die Botschaft göttlicher Liebe. Dabei ist nicht die enge, selbstsüchtige, persönliche und besitzergreifende Liebe gemeint, wie sie gewöhnlich zwischen Menschen besteht, sondern bedingungslose göttliche Liebe. Die Liebe, die wir eigentlich allen anderen schenken sollten, denn auch wir selbst verlangen zutiefst danach. Es gibt keinen unter uns, der sich nicht nach dieser Liebe, nach etwas Güte und Verstehen sehnt. Wir sind Seele, und das Wesen der Seele ist Vollkommenheit; deshalb können wir uns nie mit irgendetwas zufrieden geben, das nicht vollkommen ist. Doch werden wir nie wissen, was Vollkommenheit ist, ehe wir Ihn die vollkommene Liebe erleben, Ihn, den Vater, die Mutter, den Freund, den Geliebten: Unseren Gott !
 

Das herrlich Neue

Singe ein Lied, das noch keiner gesungen
Denke so, wie noch keiner gedacht.
Strebe nach Gipfeln, die keiner bezwungen;
Weine um Gott bei Tag und bei Nacht.
 

Lieb alle Menschen wie niemand zuvor,
Bestehe mutig den Kampf des Lebens.
Schenk Frieden dem, der den Frieden verlor
Und Hoffnung dem, der hoffte vergebens.

Paramahansa Yogananda
 
 © Urheberrecht und Copyright by by Sundara, Wien 1988
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Paramahansa Yogananda: Das Vermächtnis des Meisters:

Dieses Buch bringt einen Querschnitt durch die religiösen Einsichten und Unterweisungen eines großen spirituellen Lehrers. Vor allem aber spricht uns aus den Texten Yoganandas immer wieder jene innige Gottverbundenheit und Liebe an, wie sie nur wahren Mystikern eigen ist. Unserem Herzen und unserem Geist werden durch seine Meditationen unmittelbar Wege zur Selbsterkenntnis und Gotteserfahrung gezeigt - gehen müssen wir sie freilich selbst.

Neben Auszügen aus bereits veröffentlichten Schriften und Vorträgen, enthält der Band auch einzelne Gedichte Yoganandas und zum ersten Mal seinen Kommentar zu von ihm ausgewählten und übersetzten Teilen der Bhagavad Gita. Als einer der ersten Meister Indiens brachte er 1920 den geistigen Yoga in den Westen und bemühte sich um eine Verbindung zwischen Christentum und der spirituellen Weisheit des Ostens aber auch zwischen Wissenschaft und Spiritualität. Seine "Autobiographie eines Yogi" wurde zu einem Klassiker der esoterischen Literatur. Er war Begründer der "Self-Realization Fellowship", die bis heute allen Suchern offen steht und die Ideen Yoganandas sowie den Kriya-Yoga, eine Methode zur Transformation von Vitalenergie, weitergibt.

"Das Leben wurde uns gegeben, damit wir das Ewige Leben finden. Friede wurde uns gegeben, damit wir den Ewigen Frieden finden. Die Sehnsucht wurde nicht erschaffen, damit wir sie auf materielle Dinge richten, sondern damit unser Wunsch nach dem Unendlichen erfüllt wird."

Dieser Band führt uns mit seiner reichen Auswahl an Texten nicht nur in die Lehren Yoganandas und seine kosmische Weltsicht ein, sondern bringt uns auch ganz persönliche Erfahrungen und Begegnungen des Meisters mit großen Persönlichkeiten seiner Zeit, wie Rabindranath Tagore oder Mahatma Ghandhi nahe. Sowohl für Kenner Yoganandas, als auch für Sucher, die ihm zum ersten Mal begegnen, liegt hier ein inspirierendes Buch vor, das Herz und Verstand gleichermaßen anspricht.


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