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Re: Taltiu-Heirat
Torweg schrieb am 24. Oktober 2003 um 12:10 Uhr (924x gelesen):

Hallo Liebes,

entschuldige, daß ich dir erst jetzt schreibe, aber ich habe diese Woche erst Mittwoch angefangen zu arbeiten und mußte noch einiges aufarbeiten.

Drum habe ich dir einen Ausschnitt aus meinem Roman beigefügt, der sich mit dem keltischen Lughnasadh-Fest befaßt, währenddessen die Tailtiu-Ehe geschlossen werden konnte. Später gab es auch eine drei- und fünf-Jahres Eheschließungs-Version, aber das war schon kurz vor der Christiannisierung. Wenn du noch mehr Infos brauchst, melde dich, ich habe jede Menge Literatur dazu.

ich drück dich ganz feste und wünsche dir viel Spaß beim Lesen, Torweg


„Komm, Goleudydd, erzähl mir von Lughnasadh. Es ist schon wieder ein Jahr her,
und sicherlich habe ich vieles vergessen, was du mir damals erzählt hast.“
Die alte Frau hakte sich bei ihr ein und begann zu erzählen:
„Das Fest Lughnasadh ist nach Lugh benannt, dem Sonnengott. Ich denke, du wirst ihn kennen, oder?“
Freudig antwortete die aufmerksame Schülerin:
„Laß mich überlegen. Nun, Lugh war der Sohn von Ethniu, einer Formorerin und Cian, einem Mann aus dem Volk der Tuatha de Danaan. Aber die Tuatha de Danaan sind untergegangen. Sie sind jetzt Elben, nicht wahr?“
„Ja, Amhrán, das sind sie. Aber was weißt du denn noch von ihm?“
Das Mädchen forschte in seinem Gedächtnis.
„Warte Goleudydd, ich muß nachdenken. Ich glaube, es war Lugh, der den Tuatha de Danaan den Sieg bei der Schlacht von Mag Tured gegen die Formorer verschaffte. Er ist Heiler, Magier, Künstler, Dichter, Bauer, Krieger so wie Dagda, der Allvater.“
Leicht enttäuscht schmunzelte die alte Frau:
„Ach, Amhrán! Da erzählt man dir tagein, tagaus die alten Geschichten und wenn es drauf ankommt, vermischst du alles. Mit Sicherheit ist Lugh kein Allvater. Er ist noch nicht mal ein verbessertes Abbild von Dagda.
Für Lugh ist der Kreis des Lebens etwas Selbstverständliches, nichts wofür er verantwortlich ist, so wie Dagda.“
Leicht gereizt fragte die Schülerin die weise Frau:
„Das ist ja schön und gut. Aber was hat das mit Lughnasadh zu tun?“
„Vielleicht ist es ja auch mal gut über den Tellerrand zu sehen, junge Frau. Erst mußt du das ganze Bild betrachten, bevor du dich in einen Teil davon vertiefst.
Vergiß nie, daß auch ein einzelnes Haar einen Schatten wirft. Und außerdem lernst du so etwas über unsere Götter. Ich nehme nicht an, daß sie sich dir persönlich vorstellen werden.“
Amhrán lachte auf.
„Gut, gut, gut. Ich ergebe mich ja schon. Was hat Lugh denn an Lughnasadh getan, damit dieses Fest ein Hochfest unseres Glaubens wurde?“
Verschmitzt grinste Goleudydd, als sie ihrer neugierigen Schülerin die Frage beantwortete.
„Nichts!“
„Wie bitte? “ fragte eine verdutzte Amhrán.
„Er hat nichts getan. Lugh gab dem Fest nur seinen Namen. Das große Hochfest spaltet sich noch einmal in zwei Feste auf. Das Fest zu Ehren von Tailte, Lughs Ziehmutter, an der er sehr hing, und das Fest zu Ehren von Carmann. Sie war eine große Zauberin, deren Söhne von Eriu verbannt worden sind.
Du weißt, für unser Volk ist die Verbannung aus der Heimat noch schlimmer als ein unehrenhafter Tod. An diesem Fest nun gedenken wir ihrer und trauern auch um die Verstorbenen unserer Familien.
Verstehst du? Das Fest heißt zwar Lughnasadh, aber innerhalb dieses Festes gibt es noch einmal zwei Feste. So als würde Lugh die Schutzherrschaft für diese übernehmen.“
Unsicher antwortete Amhrán:
„Ich glaube, das habe ich verstanden. Das Tailte-Fest und das Carmann-Fest sind Bestandteile des großen Festes Lughnasadh, aber keine eigenständige Feiern. Sie gehören zu Lughnasadh, so wie meine Hand zu meinem Arm, richtig?“
Stolz umarmte die alte Frau das Mädchen:
„Das ist meine Amhrán, wie ich sie kenne. Nun aber weiter, du möchtest doch sicher so viel wie möglich darüber lernen, oder?“
Wißbegierig nickte die Schülerin, bis die Hohepriesterin fortfuhr:
„Nun, Lughnasadh ist das wichtigste Fest für das Volk, denn es ist die Vorbereitung auf die Kornernte. Diese muß unser Überleben sichern. Die ganzen Opfer und Geschenke sind eine Bitte an die Götter, die Ernte nicht verderben zu lassen.
Und die an Lughnasadh gezeugten Kinder sind die kräftigsten Kinder, weil sie in der wärmsten Jahreszeit geboren werden und einen ganzen Sommer wachsen und gedeihen können.
Darum gibt es ja auch die Tailte-Ehe. Sie kann nur am Fest der Tailte abgeschlossen werden und dauert ein Jahr und einen Tag, das heißt genau dreihundertfünfundsechzig Tage.
Will sich das Paar dann wieder trennen, müssen sie nur dort, wo sie getraut wurden jeder für sich in die entgegengesetzte Richtung gehen. Der eine nach Norden, der andere nach Süden.“
Schweigsam lauschte Amhrán, bis sie, neugierig wie sie war, wieder eine Frage einwerfen mußte.
„Dann könnten Solasard und ich uns ja auch nur für ein Jahr vermählen und uns dann wieder trennen?“
„Genau so ist es, Amhrán. Aber Lughnasadh ist nicht nur ein Fest der Verbindung von Mann und Frau, und du solltest keine Scherze mit deiner Ehe treiben.
Lughnasadh ist ein Fest des Lebens und des Todes. Jetzt vor dem Winter gibt es noch genug zu essen, doch Gewitterregen, Kälteeinbrüche, Dürre, Schädlinge oder auch ein Brand können die Ernte vernichten.
Du weißt, ein Ernteausfall würde unweigerlich den Tod in unser Dorf bringen, Tod und Trauer.
Deshalb feiern die Menschen Lughnasadh, und deshalb klettern sie auch in der Nacht vor dem Fest auf die höchsten Berge unserer Insel, um auf die Sonne zu warten. Es ist wie es das Alte Wort schon sagt: Im Sommer erinnere dich des Winters.“
Erstaunt blickte Amhrán über die Felder.
„Aber das würde ja bedeuten, daß das Fest ihr geweiht ist, Goleudydd.“
„So ist es. Es ist die mächtige Morríghan, die verehrt wird. Sie, deren Namen kaum jemand auszusprechen wagt, aus Ehrfurcht vor ihr. Aus Angst vor dem Tod, den sie bringen kann.
Ist es nicht traurig, daß die Menschen noch immer nicht gelernt haben, den Schlüssel für die Andere Welt ohne Klage anzunehmen?“
Verwirrt sah das Mädchen in die Augen ihrer Lehrerin.
„Ich verstehe dich nicht, Goleudydd. Welchen Schlüssel in die Andere Welt?“
Wissend lächelte die alte Frau.
„Den Tod. Der Tod ist der Schlüssel für ein neues Leben in der großen Spirale, nur nach dem Tod kannst du wiedergeboren werden.“
So weit hatte Amhrán noch gar nicht gedacht.
„Das würde ja bedeuten, daß Morríghan zwar Leben nimmt, aber dadurch und nur dadurch auch neues Leben schenken kann.“
Erfreut klatschte Goleudydd in die Hände.
„Richtig, Amhrán. Du mußt dir das wie am Hofe eines Königs vorstellen. Der alte König stirbt, damit der junge, starke König den Thron besteigen kann. So wird die Nachfolge gesichert.
Nur weil sie den Tod bringt, ist die Morríghan noch lange keine schlechte Göttin. Oder glaubst du wirklich, daß Dagda, der Allvater, auch nur Gutes tut, weil er Leben schafft? Um ein Gleichgewicht zu schaffen, muß in allem ein Teil von allem sein, im Guten vom Schlechten, im Männlichen vom Weiblichen und umgekehrt. Wie wüßtest du, ob etwas schlecht ist, wenn du das Gute nicht kennst, Amhrán?“
„Das verstehe ich. Dann ist ja Lughnasadh eher ein Fest für die Frauen, oder?“
„Siehst du, deshalb lehre ich dich gerne die Weisheiten unseres Volkes. Wo du auch immer lang gehst, du kommst ans Ziel.
Nach dem Fest läßt das Mädchen seine Jugend zurück und wird zur Frau, die Kinder gebären kann. Kinder, die die Nachkommenschaft und das Überleben eines Stammes gewährleisten.
An diesem Fest wird der alte König verabschiedet und der junge König willkommen geheißen.“
Neugierig fragte Amhrán:
„Und ist das bei uns auch so? Ich meine, wird der Hochkönig an Lughnasadh seinen Thron einem Nachfolger übergeben?“
„Eines Tages sicherlich, Amhrán, doch nicht dieses Jahr. Laß uns umkehren! Wir sind schon ein ganzes Stück gelaufen.“
Gemeinsam erreichten die beiden das Dorf.


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