darf ich kurz ... (äh, doch länger geworden :-) ...)?
myrrhe schrieb am 3. August 2004 um 9:37 Uhr (697x gelesen):
Liebe Claudia,
> Ich bitte dich unbedingt zu bedenken, dass deine jetzigen seelischen
Probleme im Jetzt udn Hier mit Sicherheit nicht aus alten vergangenen Leben
hierher mitgebracht wurden. Alle psychischen Probleme, die man in seinem
aktuellen Leben hat, hat man auch nur aufgrund von Ereignissen und
Geschehnissen aus DIESEM Leben.
> Es ist weder vorgesehen noch möglich, zu reinkarnieren, bevor die
Probleme in alten Leben seelisch aufgearbeitet worden sind, wir gehen bei
jeder Reinkarnation mit reiner Seele ins neue Leben hinein, teilweise
emotional klüger und erleuchteter durch vorherige Lebenserfahrung, aber
niemals, wirklich niemals mit Problemen behaftet. Deine Seele bekäme mit
Problemen behaftet gar keinen Zugang zu den Sphären, in denen man sich
zur Wiedergeburt entscheiden kann.
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ganz stimmt das nicht, aus meiner (und längst nicht nur meiner) Erfahrung
heraus.
Sehr wohl kann man Gefühle aus ganz alten Zeiten mitnehmen, deren
dazugehörige Ereignisse einst nicht gelöst werden konnten. Dann sind beim
Eintritt ins neue Leben die Ereignisse vergessen - aber die Gefühle nach wie
vor da, und sie suchen sich neue "dazupassende" Ereignisse ... dh. Muster
werden weitergeführt, deren Ursprung im dunkeln liegt.
Es ist nämlich ganz und gar nicht so, daß man stets sein altes Leben komplett
aufarbeitet im Jenseits ... im Gegenteil, viele Dinge lassen sich eben nicht
lösen (sei es, daß ein Beteiligter nicht "mitmacht", sei es, daß das Ereignis -
Trauma! - zu schwer war, um heranzukommen. Die Teilnehmer, vermutlich
meist Mitglieder der Seelenfamilie, finden sich dann wieder zusammen, um
gemeinsam, womöglich in anderen Konstellationen, das Thema noch einmal
anzugehen.
Und es sind dann auch gerade diese Inkarnationen, die - zwanglos (also ohne
quasi "gewaltsame" Rückführungen) - wieder auftauchen.
Ich habe das verschiedentlich erlebt!
Vor über 20 Jahren erlebte ich etliche Szenen aus Leben von mir, in
Meditationen. Diese notierte ich und "legte sie ab", ohne mich im Moment
weiter darauf zu konzentrieren (ganz nach der richtigen Devise: im Hier und
Jetzt zu leben!)
Zwei dieser Leben, die aufeinander direkten Bezug nahmen, tauchten nach 20
Jahren in einer Körpertherapiesitzung unerwartet wieder auf (das Thema war
"Schuld"). (Körpertherapie: hier wird nicht über den Verstand, sondern rein
über den Körper gearbeitet, der "spricht").
Ein weiteres Leben tauchte, ebenfalls nach ca. 20 Jahren, dann wieder auf, als
die Betreffenden, deren gemeinsames Thema zu lösen war, wieder
beisammen waren. Damals, als ich die Szene erstmals erlebt hatte, kannte ich
von den drei anderen erst einen! Ich beschrieb aber die anderen beiden und
wußte dann, als die Erinnerung wieder auftauchte, sofort Bescheid. Einen von
denen konnte ich nicht mehr befragen, weil er schon tot war (mein Mann), der
andere, selbst spirituell, erinnerte sich ... und das Thema konnte tatsächlich
gelöst werden. (Mein Mann, zwar drüben, aber anwesend, war aktiv daran
beteiligt!)
> Wenn deine Therapeutin der Meinung ist, dass deine Probleme im Jetzt und
Hier aus alten Leben stammen, und dass du deshalb diese alten Leben
aufarbeiten musst, dann halte ich dies ehrlich gesagt für gefähriche
Scharlatanie, was sie da mit dir treibt. Ich denke, die Gründung für deine
Probleme findest du in deiner Vergangenheit aus DIESEM Leben, und nur
diese können auch wirklich wirkungsvoll aufgearbeitet werden, wenn sie
entschlüsselt wurden.
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nein, Scharlatanerie ist dies keinesfalls. (Oh, natürlich gibt es Scharlatane ...
aber ich meinte Therapien, die Rückführungen einbeziehen.)
Nur sollte man, wie ich meine, nicht in alten Leben "graben", sondern warten,
ob sie auftauchen oder nicht.
Sehr viele Probleme lassen sich in der Tat hier lösen, weil sie auch hierher
gehören. Das gilt aber längst nicht für alle! Viele Probleme gehen über die
pränatale Zeit hinaus in frühere Leben, und es ist nun einmal am besten, zur
Wurzel zurückzugehen, wenn man die Möglichkeit dazu hat. Meist hat man
sie ja leider nicht.
Ich stimme dir aber in zwei Dingen voll zu:
Erstens halte ich nichts davon, sich aus Interesse in andere Leben zu flüchten,
statt ganz im Hier und Jetzt zu leben. "Sich selbst kennenlernen": das kann
man in der eigenen jetzigen Persönlichkeit am besten - denn diese ist es, die
unser Leben widerspiegelt. Unser Selbst, das immer da ist, kann man ohnehin
nicht "kennenlernen", weil es ja eben sowieso da ist. Ich meine, daß unser
Leben so viel bietet, daß es nicht nötig ist, auf die früheren Existenzen
zurückzugreifen. Und tatsächlich, eben wenn die Persönlichkeit nicht
gefestigt ist in ihrem Sein (und das ist ja die depressive sicher nicht), könnte
es gefährlich sein, zu viel herumzuforschen. Hingegen ist es wichtig, sich
selbst - wie man hier ist - kennenzulernen und zu erforschen. Das kann man
etwa, indem man seine Umwelt betrachtet und das, was auf einen von außen
zukommt: denn wir gestalten uns ja unsere Umwelt selbst.
Und zweitens meine ich, daß man immer erst die Ursachen von Problemen in
diesem Leben suchen sollte. Der in Rückführungen erfahrene Therapeut sollte
nicht mit Gewalt versuchen, zurückzugehen - sondern nur "entlang eines
bestimmten Gefühls", das mit einem Problem zusammenhängt. D. h. der
Patient entscheidet selbst und geht dann so weit zurück, wie er es selbst
möchte. Entweder er landet irgendwo in der Vergangenheit seines Lebens
oder in der pränatalen Phase - oder eben in einem anderen Leben. So wie es
bei mir geschehen ist, ganz von selbst. Aber das "Ziel" sollte das nicht sein,
so meine ich ebenso wie du.
Einen lieben Gruß,
myrrhe

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