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Tantra-Yoga

© copyright Alfred Ballabene, Wien



T A N T R I S M U S

Der Tantrismus ist eine große philosophische und religiöse Bewegung, die im 4. Jahrhundert einsetzte und in der 2. Hälfte des 1. Jahrtausend auf das geistige Leben in Indien wirkte.

Außerdem strahlte der Tantrismus auf buddhistische Länder, besonders Tibet, aber auch Japan aus.

Was bedeutet das Wort “Tantra”? Die Wurzel -tan heißt “ausbreiten, fortsetzen, vermehren”. Tantra wird übersetzt als “andauernder Prozeß”, “Entwicklung”, “Das, was die Erkenntnis ausdehnt”.

Wo entwickelt sich der Tantrismus haptsächlich? Vor allem in den beiden Grenzzonen Indiens: im NW, an der afghanischen Grenze, und im östlichen Teil von Bengalen. Das tantrische Kernland ist A s s a m.

Woher stammt der Tantrismus? Das ist bis heute nicht geklärt. Es gibt Parallelen zum Taoismus, zur Gnosis, zur Alchemie und den griechischen Mysterien. Welche Richtungen sich zuerst entwickelt haben , weiß man nicht.

Welche Gesellschaftsschichten in Indien übernahmen den Tantrismus? Der Tantrismus wirkt auf alle Bevölkerungsschichten, ist aber vor allem eine Gegenbewegung der vor-arischen Bevölkerung gegen die Brahmanen, die ihr Priestertum immer mehr zur weltlichen Macht missbrauchten. Der Tantrismus war eine Heilslehre, die auch für die unteren Kasten galt. Typisch für den Tantrismus sind die Geschichten von den 84 Mahasiddhas, die aus den verschiedensten Kasten und Handwerken stammen.

Auf welche Religionen wirkt der Tantrismus? Auf die verschiedensten Richtungen: Shivaiten, Vishnuiten, Buddhisten, Jainas .... Zentral ist der Kult der Großen Mutter (Kali, Shakti; Prajnaparamita bei den Buddhisten) Hinduistischer und buddhistischer Tantrismus haben sehr viele gemeinsame Elemente. Der buddhistische Tantrismus heißt Vajrayana (Diamantfahrzeug).

Welche Götter spielen eine besondere Rolle? Vor-arische Gottheiten, die zugleich Todes- und Fruchtbarkeitsgötter waren, nämlich Shiva und Shakti (Kali). Shakti ist die Kraft, die sich in der Manifestation aller Welten als dynamische Energie darstellt. Sie ist das schöpferische, “gebärende” Prinzip. - Deshalb gewinnt die Frau im Tantrismus Ansehen (im Unterschied zum Brahmanismus). Shiva ist das in sich ruhende Geistige. Beide sind ihrem Wesen nach eins, scheinen aber getrennt. Ziel des Tantrismus ist es, die Ureinheit von Shiva und Shakti, Geist und Welt, die Vereinigung aller Gegensätze und damit die große Glückseligkeit, wieder herzustelle.

Die Bedeutung von Shiva und Shakti variiert in den verschiedenen Schulen. Manche betonen mehr Shiva, andere mehr Shakti in der Verehrung.

Attribute von Shiva und Shakti: es gibt von beiden viele verschiedene Darstellungen Shiva ist der König der Asketen: er trägt ein Lendentuch, im Haar den Mond (gehört als Symbol zum Fruchtbarkeitskult; entspricht den Stierhörnern von Mahakala = tibetische Entsprechung Shivas; im Hinduismus reitet Shiva auf einem Stier). Schlangen winden sich um ihn (Symbol der gemeisterten Kundalini). Der Haarzopf steht für den Ganges. Shiva ist auch der Herr des Himalaya.

Shakti erscheint oft als Kali: mit einem gütigen und einem schrecklichen Gesicht, um den Hals eine Kette aus Totenköpfen.

Beide werden in Verbindung mit Friedhöfen und Verbrennungsstätten gebracht, denn sie sind die Götter der “anderen Welt”: des Todes und der Einweihung.

Im Zusammenhang damit steht die Symbolik von Feuer und Asche das Umwandelnde, Dynamische das Endprodukt,das Ewige für Shakti für Shiva

Im Buddhismus wirkt im Prinzip dasselbe Polaritätsdenken. Die Namen der Gottheiten sind anders. Anstelle der Shaktis verehren die Vajrayana-Anhänger Dakinis. Die Dakini-Verehrung geht zurück auf die Beschwörung von Bergfeen. Später verstand man unter Shaktis und Dakinis Kräfte, die im Menschen selber freigesetzt werden können.

Was für Schriften kennte der Tantrismus? Die “Tantras” sind Sanskrittexte, die sich mit der praktischen Seite des spirituellen Lebens beschäftigen. Sie enthalten vor allem Anweisungen für Rituale, die transzendente Wirkungen hervorbringen. Es gibt verschiedene Klassen von Tantras für verschiedene Arten von Menschen. Die tantrischen Lehren werden direkt auf Shiva zurückgeführt, der sie Shakti offenbart hat.

Wie sieht die Heilsvorstellung im Tantrismus aus? Der Tantrismus ist dem Kali-Yuga angepasst. Die Menschen sind der Materie so verhaftet, dass sie das Göttliche nicht unmittelbar erkennen. Sie erkennen nur die Materie, die manifestierte Shakti = Maya. Dort setzt der Weg an. Das zentrale Prinzip: Wodurch der Mensch verstrickt ist, dadurch muß er sich erheben. Er muß die Welt akzeptieren und dabei “gegen den Strom schwimmen”. Der Tantrismus akzeptiert die Welt, versucht aber zugleich, sie zu übersteigen.

Das Pancatattwa-Ritual (Das Ritual der 5 Elemente): Dabei genießen die Übenden die sogenannten 5 “Makaras”, die 5 “M”s:

  • matsya- Fisch
  • mamsa- Fleisch
  • madya- Wein
  • mudra- spezielle Yogahaltung
  • maithuna- Gechlechtsakt

Eine Erklärung dafür ist:
Nahrung und Zeugung sind die grundsätzlichen irdischen Äußerungsformen der Shakti. Der Mensch im Kali-Yuga ist daran gebunden. Die Haltung des Menschen, der sich in diesen Dingen von Instinkten und Trieben leiten lässt, soll geändert werden. Die Dinge sollen göttliche Symbole werden und das Stoffliche transzendieren helfen.

Die Ziele sind: Leidenschaftslosgkeit Weitung des Bewusstseins Versöhnung der Gegensätze (Gott/Welt, Gut/Böse, hoch/nieder).

Außerdem sind diese “5 M” Symbole für die Elemente, die die manifestierte Schöpfung aufbauen. Diese sollen wieder aufgelöst und zur Einheit mit dem reinen Geist (Shiva, Brahman) gebracht werden.

Tantrismus linker und rechter Hand: Die entsprechenden Rituale wurden zum Teil buchstäblich ausgeführt. - Tantrismus linker Hand. Häufig degenerierten sie zu bloßen Orgien.

Oder sie wurden im Menschen selbst rein symbolisch aufgefasst und mit bestimmten inneren Kräften identifiziert. - Tantrismus rechter Hand.

Was verdankt der Yoga dem Tantrismus? Ausgefeilte Übungstechniken: Mantras, Mudras und die Lehre über das Wesen des Bewußtseins

Wer mehr Informationen über den Tantrismus haben will:

Tantra und Maha Yoga im Vergleich