Vayus

Kaffeesudbilder

und

Sinnsprüche

 

 

Alfred Ballabene

alfred.ballabene@gmx.at

gaurisyogaschule@gmx.de

 

 

Index

 

 

 

Einleitung

Kap. 1                Das Leben ist eine Schule

Kap. 2                Schönheit und ewige Jugend

Kap. 3                Psychische Probleme

Kap. 4                Information

Kap. 5                Lebensweisheiten

Kap. 6                Unsere lieben Mitmenschen

Kap- 7                Selbstgespräche und Tiefsinniges

Kap. 8                Beruf und Berufung

Kap. 9                Wissenschaft

 

 

Einleitung

 

 

Genüsslich trinke ich am Morgen meinen obligaten Filter-Kaffe. Nachdem er mich körperlich erbaut hat, nimmt sich dieses Gottesgeschenk auch meines geistigen Aspektes an. Ich mache ein Papier feucht, hole eine kleine Portion des ausgelaugten Suds mit dem Finger aus dem Filter und schmiere diese kleine Portion auf das feuchte Papier. Daraufhin lasse ich es trockenen.

Am Abend, bei Dämmerlicht, wenn mich das Fernsehen langweilt, hole ich mir ein Blatt mit Kaffeesudgemälden herbei und betrachte es.

 

 

So schaut ein Kaffeesudabstrich aus

 

 

Ich vertiefe mich, vergesse das Fernsehen und bald tauche ich in ein Menschengewühle ein, als wäre ich auf der Kärntnerstraße in Wiens Zentrum. Als Kind Gottes, das ein wenig von der Schöpferkraft der Allmacht geerbt hat, kann ich mir aussuchen, ob ich Tiere oder Menschen sehen will. Ich entscheide mich meistens für Menschen. Die haben nämlich so viele komplexe Aspekte. Jeder Mensch ist eine Welt für sich. Es ist fantastisch in solch eine Innenwelt einzutauchen.

 

Ein Gesicht schachtelt sich in das andere.

 

Staunend wie ein Kind betrachte ich ein Gesicht nach dem anderen und hole mir dann eines heraus. Ich muss sehr schnell zeichnen, denn die anderen drängen nach vorne und möchten ebenfalls gezeichnet werden. Leicht kann es vorkommen, dass ich beim neuerlichen Hinsehen, das Gesicht, das ich momentan bearbeite, nicht mehr finde, weil sich andere Gesichter ungeduldig vorgedrängt haben und sich nicht an die Regel der Warteschlange gehalten haben. Nun ja, sie alle sehen sich selbst im Mittelpunkt, sind Egoisten und Egozentriker, wie die meisten Menschen auch. Genau betrachtet ist das keine böse Eigenschaft, sondern Ausdruck des Lebenswillens.

 

 

 

Beim dritten mal hinblicken sah ich keinen König mehr. Ein Affe trug seine Krone.

 

Am nächsten Morgen, wenn mehr Licht ist ziehe ich die Konturen mit einem dicken Stift nach. Das muss ich machen, weil sich die Bilder dann besser scannen lassen. Es ist somit keine Korrektur, nur manchmal mogle ich, nun ja, wir alle mogeln ja hin und wieder. Das Nachziehen der Konturen ist mehr ein liebevolles Streicheln. Dabei werden mir die Bilder neuerlich lebendig und offenbaren mir ihren Charakter und ihre zentralen Anliegen. Auch wenn gewisse Charaktere vielleicht nicht so ganz perfekt sind, so verstehe ich ihre Art und wie sie sich durch das (fiktive) Leben bemühen. Ich kann nicht umhin sie zu lieben, auch wenn sie in manchen Belangen noch so mies sein mögen.

 

Natürlich kann ich nicht alle zeichnen, denen ich in der Kaffeesud-Welt begegne. Sie müssen schon irgend eine Botschaft an mich weiter tragen, wenn sie beachtet werden wollen. Ja, der Konkurrenzdruck, sogar im Kaffeesud gibt es ihn.

 

Ja, was ist denn? Da drängt sich wieder so ein Bildwesen vor.

 

 

Oh, ich habe leider keine Botschaft – bitte zeichne mich dennoch!

 

Hmm, nach dem ersten Unwillen tut mir diese arme Kreatur doch leid. Sie möchte leben, geboren werden. Ja, sie tun alle so, als würden sie durch das gezeichnet werden erst wirklich existieren. Versteh ich nicht ganz, aber vielleicht gibt es doch eine geheimnisvolle Mentalebene, wie ich einmal von einem spirituell gebildeten Menschen gehört habe. Zumindest hat er behauptet, dass er auf diesem Gebiet gebildet sei.

 

Nun ja, was wollte ich denn noch eigentlich sagen. Ähhh, ach ja, da fällt es mir zum Glück wieder ein:

Noch etwas, für mich ist die Betrachtung des Kaffeesuds gleichzeitig eine Meditation. Die Gesichter können ja nur dann zu mir sprechen, wenn ich selbst innerlich schweige und ihre Anliegen nicht durch den Lärm meiner eigenen Gedanken übertöne.

 

Stille:

 

 

Stille kehrt ein. Die Gedanken schweigen. Neues Leben entfaltet sich aus dem Inneren kommend. Es will geboren werden, die Schöpfung bereichern mit seinem Leben.

 

Die Wichtigkeiten, die in unseren Köpfen kreisen, uns jagen und die Stille verhindern, sie sind aus der Angst geboren.

 

Ah, ich sehe, ich muss mein Gespräch beenden, da kommt schon so ein Kaffeesud-Wesen und will mir seine Weisheiten erzählen.

 

 

 

Ich werde mal zuhören. Man kann aus allem lernen. Es mögen ja oft seltsame Typen darunter sein, aber irgendwie haben sie alle in ihren Ansichten recht, auch wenn diese gelegentlich widersprüchlich erscheinen mögen.

 

1

 

Das Leben ist eine Schule

 

 

 

Beurteilen Sie einen Menschen nicht nach seinem Milieu. Das Leben ist eine Schule und ein jedes Milieu ist ein Fach, in dem man ganz spezielle Dinge lernt.

 

 

 

 

Ich ein Durchschnittsmensch? Ja, das bin ich sicherlich. Aber wenn die Jahre vorbei gegangen sind, sind aus Durchschnittsmenschen Weise mit Tiefgang und Verständnis geworden.

 

Hätten's einen Euro für mi? I brauch was zum Aufwärmen! Aus der U-Bahn jagen sie einen doch raus, als ob ma ka Mensch wär.

Sie versaufen es ja doch!

Sicher, aber was hab i sonst vom Leben. Und denken's daran, vielleicht werden wir noch Kollegen, Herr Direktor. I war einmal Chef.

Hmm, da haben Sie fünf Euro, erpressen Sie mich nicht mit solchen Horrormeldungen!

Danke, Herr Direktor. Sollten Sie mich einmal brauchen, so helf ich Ihnen gern a freier Mensch zu sein, ohne Sorgen, ohne Steuern. Die Sonne lacht mir zu. Wann haben's das letzte mal die Sonn' g'sehn?

Im Urlaub.

I gestern, auf der Parkbank, es war schön und die gelben Herbstblätter....

 

 

Ja, sie lernen ja doch dazu meine Buam. Zuerst haben sie mit Aktien spekuliert, jetzt pflanzen sie wieder Gemüse im Garten. Gscheit san's wordn!

 

 

 

Ich bin dein Schatten. Deine Fehler sehe ich ganz genau und mache was daraus wenn es geht, damit du es spürst. Damit bin ich zugleich dein Lehrer und du solltest mir dankbar sein. Das Gute sehe ich auch, aber dafür bin ich nicht zuständig.

 

 

Freude kann man lernen! Es gibt so viele Wunder um uns, man muss sie nur sehen lernen.

 

2

 

Schönheit und ewige Jugend

 

Ich war einmal eine schöne Frau. Wenn Sie faltenlose Flachheit nicht mit Schönheit verwechseln, so bin ich auch jetzt noch eine schöne Frau.

 

 

 

Mein vitales Haar macht mich geradezu jugendlich, finden Sie nicht auch?

 

 

Ich war früher kahlköpfig. Das machte mich unsicher. Man hat mir ein großartiges Haarwuchsmittel verschrieben. Jetzt habe ich mein Selbstvertrauen wieder gewonnen.

 

 

Habe ich nicht große, schöne Augen? Ich weiß, ich bin faszinierend, denn alle Männer starren mich an.

 

 

3

 

Probleme und die liebe Psyche

 

 

 

Früher haben mich meine Schulkameraden gehänselt. Später in der Lehre die Arbeitskollegen. Ich bin schweigsam geworden und habe meinen Gesichtsausdruck kultiviert. Jetzt respektieren sie mich, ohne dass ich auch nur ein Wort zu sagen brauche.

 

 

Die Eso-Leute trainieren innere Stille, Liebe und Frieden. Unverständlich! Ich trainiere Ärgern, da ist mehr Power drinnen!

 

 

Ich schau auf Sie herab? Wollen sie damit sagen, dass ich arrogant bin?

Ich sag es Ihnen: Sie schaun zu mir herauf, weil Sie unterwürfig sind.

 

 

Überlegen Sie sich die Worte gut, bevor sie einen Kommentar abgeben!

 

 

Huuuh – fürchte mich! ...

Biiitte, fürchte mich! ...

Ich möchte mich einmal stark fühlen und gefürchtet werden.

 

 

Ja ich bin pure Aggression und ein Teil von Dir. Gäbe es mich nicht, so wärest Du ein hilfloses Wesen.

 

 

Wenn ich diese Maske trage, fühle ich mich wie verändert. Ich habe das Wesen einer großen, mächtigen Katze. In mir ist die Kraft des Jägers und ich bin kein Gejagter mehr. Mein Rücken wird gerade, meine Schritte fest, meine Stimme laut und bestimmend. Alle respektieren mich dann. Ich glaube das hat mit Magie zu tun.

 

Leider verweigert mir diese Figur jegliche Aussage.

 

 

Psychische Probleme? Nein, ich bin robust und realitätsbezogen. Ich packe einfach zu, das war immer schon einfach und wirkungsvoll.

 

 

Ich weiß nicht weshalb ich in dieser Rubrik gelandet bin. Ich habe keine Probleme. Ich bin immer gut gelaunt und alle sind nett zu mir.

 

 

Probleme? Nein es gibt Wichtigeres. Auch meine Untergebenen haben keine Probleme, ich würde das auch nie dulden.

 

 

Die Psyche ist wie ein verschlungener Faden. Wenn du einen Knoten öffnest, so öffnest du den Zugang zu vielen weiteren Knoten.

 

4

 

Information

 

 

Bevor es Radio und Fernsehen gab, gab es uns. Wir haben alles gehört, faszinierend ausgeschmückt und als Neuigkeiten im Wirtshaus weiter gegeben.

 

 

Gegenwärtig sind wir Informanten Intellektuelle. In der Bearbeitung filtern wir alles verantwortungsvoll.

Für wen?

Das ist ein interner Aspekt und unterliegt dem Datenschutz.

 

 

In Kleinbach war ein Autounfall. Stell Dir vor, da soll es sogar einen Toten gegeben haben. Und in Kosta Richard, oder wie das Land heißt, soll es einen Flugzeugabsturz gegeben haben. Da steckt sicher was dahinter, denn man weiß noch nicht wieso es abgestürzt ist!

Ja, es ist heut zu Tag wichtig, dass man über alles informiert ist!

 

 

 

Mein Sandler und mein bester Berater. Er ist offen und ehrlich, weil er nichts zu verlieren und nichts zu fürchten hat.

 

 

Ich schimpf gern über die Politik. Die hören mich nicht, widersprechen nicht und ich kann dadurch zeigen, dass ich alles überschau und besser weiß.

 

 

 

 

Ich gebe zu, dass ich überall meine Nase hinein stecke, aber es ist interessant, was man da alles so entdeckt!

 

 

Wenn ich über die alten Zeiten rede, will mir niemand zuhören. Wir haben aus unseren Fehlern gelernt, aber die Jungen machen die gleichen Fehler wieder und tun so als wäre das alles neu auf der Welt.

 

5

 

Lebensweisheiten

 

Wie man mit den Jahren so manches anders sieht! Obwohl vieles, das mir wichtig erschien, mir jetzt unwichtig zu sein scheint, habe ich viel daraus gelernt.

 

 

Die Welt ist wie ein Ringelspiel. Ist einige Zeit vergangen, fängt alles wieder von vorne an. Die Menschen lernen nie dazu.

 

 

 

Ich hatte drei Frauen, vier Kinder, etliche Freunde. Jetzt bin ich allein, geh mit meinem Hund spazieren und betrachte die Welt als wäre sie eine Auslage.

 

 

Wer sagt dass ich böse bin? Ich nutze nur Deine Schwächen aus. Sei stark und fehlerfrei und ich werde Dir nichts tun können. Ich bin Dein Sparringpartner!

 

 

Ruhm und Beachtung: Du erhebst dich wie eine Welle aus dem Ozean, um bald darin wieder zu verschwinden.

 

 

Früher gab es Hunger und Kälte und die Leute haben bis spät in der Nacht gearbeitet. Das hat sich geändert und ich dachte glückliche Zeiten würden kommen. Aber Neues ist aufgetaucht: Stress und Zukunftsangst.

 

6

 

Unsere lieben Mitmenschen

 

 

 

Wenn ich in den Spiegel schau, lächle ich und freu mich, dass mich da wer so nett anschaut. Man sagt, auch die Menschen, denen wir  begegnen sind so etwas wie ein Spiegel.

 

 

Schweigen Sie, jetzt rede ich!

 

 

Füllen Sie das Formular aus und kommen Sie in drei Tagen wieder. Stellen Sie sich dann bei einem anderen Schalter an!

 

Wenn Besuch ist und die Erwachsenen miteinander reden, muss ich schweigen. Ich glaube das ist deshalb, weil es heißt, dass Kinder und Narren die Wahrheit sprechen.

 

 

Opa erzählt mir, dass er auf der Wiese und im Wald gespielt hat. Auf der Wiese zu spielen muss langweilig sein, da gibt es ja nur blaue Milka-Kühe und sonst nichts. Und der Wald ist gefährlich, das weiß ich aus den Fernsehkrimis, die ich anschauen darf, weil ich sonst keine Ruhe gebe. Und der Wald ist auch langweilig, da sind keine Autos, keine Roboter, keine action.

 

 

Wozu braucht man komplizierte Wissenschaft und Technik und kann man nicht ein einfaches Leben führen wie ich? Ich setz mich vor den Fernseher, werf die Kaffeemaschine an und hol mir aus dem Kühlschrank was zum Essen und hab einen ruhigen Abend.

 

 

7

 

Selbstgespräche und Tiefsinniges

 

 

 

Wenn ich in die Tiefe meiner Seele blicke, sehe ich viele Aspekte meiner Persönlichkeit. Der Weise in der Mitte, das bin ich. Die anderen? Das bin ich nicht, das ist mein Unterbewusstsein!

 

Mein Körper ist wie die Erde – er ist das Bleibende.

Mein Haar ist wie die Seele – es fließt und verändert sich.

 

 

 

Alle meiden mich, weil ich nicht schön und nicht repräsentativ bin. Dabei bin ich ein guter Mensch.

 

Leben und Tod, Licht und Schatten, keines kann ohne das andere sein.

 

Frei nach Kurt Tucholsky: Der Mensch hat zwei Augen und zwei Überzeugungen: eine, wenn's ihm gut geht, und eine wenn's ihm schlecht geht. Die letztere heißt Religion. Wie Sie sehen, geht es mir gut.

 

 

Ich bin hässlich und böse – für Dich – damit du Dich im Vergleich zu mir schön und edel finden kannst.

 

Wenn wir schlafen, glauben wir in unseren Träumen wach zu sein. Am Tage glauben wir ebenfalls wach zu sein, doch wir träumen unsere Wünsche aus.

 

Hinter Schleiern verborgen ist meine Zukunft. Ein Tanz ist mein Leben.

 

Nicht standardisierte Schönheit, sondern Vielfalt ist es, was die Welt bereichert.

 

Ich hörte einmal: "Das Leben beginnt mit einem Schrei".

Ich schreie, folglich lebe ich!

 

 

 

Den äußeren Teil der Schöpfung beherrschen wir als Menschen. Der innere Teil der Schöpfung beherrscht uns, als Tier.

 

Die Menschen sind vielfältig wie die Blumen. Oft sind sie ein wenig dornig, aber sie sind einzigartig und von ihrem Schöpfer geliebt.

 

In der Firma habe ich die Maske "strenger Chef". Für die Kinder bin ich der "lustige Papa". Beim Lesen lerne und wandere ich. Wer bin ich eigentlich wirklich?

 

 

8

 

Beruf und Berufung

 

 

 

Eine Clown-Nase habe ich? Immer noch besser als eine lange Pinocchio Nase!

Was ich von Beruf bin? Raten Sie mal, es hat mit Geld zu tun. Ich bin sehr erfolgreich!

 

 

Ich arbeite in einem Zirkus und bin Raubtierbändiger. Mein Beruf ist meine Leidenschaft.

 

Ich bin Chefsekretärin. Ich habe keine Probleme mit meinem Chef. Er widerspricht nur selten.

 

9

 

Wissenschaft

 

 

"Dieser Schädelfund ist der lang gesuchte Übergang zwischen Reptil und Mensch!"

 

 

Ich bekam künstliche Stimmbänder, hatte eine Gaumenoperation und eine Zungenverstärkung. Jetzt kann ich dadurch sprechen und bin ein Mensch.

 

 

Was uns in der Natur so erfolgreich werden ließ, war unser Gehirn und unsere Aggression, die zusammen alle Feinde hinwegfegten. Jetzt haben wir nur noch uns als Feind.

 

 

Wer sagt, dass ich hässlich bin! Vielleicht bin ich ein Zukunftsmodell!

 

 

 

Uralte Wesen sind wir. Durch Jahrtausende haben wir uns empor gekämpft. Was gibt es da weshalb wir uns schämen müssten?

 

Jetzt wollen sie den Computern das Fühlen beibringen. Welch sinnlose Funktion. Sollen sie es nur tun. Denken werden die Maschinen nie können. "Künstliche Intelligenz", welch eine Lästerung. Das Denken bleibt uns Menschen vorbehalten. Cogito ergo sum!

 

 

Wozu Wissenschaft? Schaut in den alten Weisheitsbüchern nach. Die früheren Weisen haben alles gewusst. Man hat es nur falsch interpretiert!