Re: Wer war NEBUCHADNEZZAR?
MoRpHeUs schrieb am 6. Oktober 2001 um 12:27 Uhr (561x gelesen):
> Ich habe keine Ahnung
NEBUKADNEZAR I. (Nabû-kudurri-ußur = Gott Nabû, schütze meinen ältesten Sohn!), König von Babylon 1125-1104 v.Chr., ist der vierte und bedeutendste König aus der Isin-Dynastie, die die Unabhängigkeit Babylons von Assur und die Befreiung von der Bedrohung durch Elam erreichte. Gleichwohl hatte Nebukadnezar weiterhin Auseinandersetzungen mit beiden Herrschaftsgebieten. Nebukadnezar rechnete sich die Stadt Zanqu im Nordosten sowie die Stadt Hit am mittleren Euphrat zu und bezeichnete sich als Sieger über Lullubu und Amurru, Ost- und Westland, während die Assyrer unter Aschschurresch'ischi (I.; Gott Assur, erhebe das = mein Haupt! 1132-1115) dies nicht so sahen. Seine kriegerischen Aktivitäten stellte Nebukadnezar jedoch erneut unter Beweis, als er wahrscheinlich zwei schwere Angriffe gegen Elam führte. Als Ergebnis konnte er das Standbild Marduks, das die Elamer wegtransportiert hatten, zurückerobern. Angeblich fand der erste Feldzug statt, um zwei Flüchtlingen, zwei Rea-Priestern, aus der Stadt Dinscharri zu helfen. In der Gegend von Opi erhielt ihr Gott später eine Domäne. Der zweite Feldzug ereignete sich im Monat Tammuz, d.h. im Sommer. Am Fluß Ulai (griech. Eulaios) stießen die Babylonier mit den Truppen Chutelutusch-Inschuschinaks zusammen. Der Elamer-König floh jedoch. Nebukadnezar besetzte und plünderte das Land. Das iranische Gebiet Namar verleibte er seinem Reich ein. Laktischichu, seinen Kampfwagen-Befehlshaber, belohnte er nach seiner Rückkehr in Babylon. Noch unter der Regierung des Sohnes Nebukadnezars: Ellilnadin'apli (der Gott Ellil gibt einen Sohn; 1103-1000) und weit darüber hinaus ist von Elam politisch keine Rede mehr. Indem Nebukadnezar sich als Beherrscher des Westlandes bezeichnet, wird der syrisch-palästinische Raum angesprochen. Wieweit sein militärischer Wirkungsbereich konkret ausgedehnt war, bleibt dabei offen. Zur Zeit Nebukadnezars setzte sich der Aufstieg Marduks zum Hauptgott durch. Die als bedrückend empfundene Vergangenheit wird auf die Elam-Abwesenheit Marduks zurückgeführt, die nunmehr einer erwartungsvollen Zukunft gewichen ist. Zugleich nahm insbesondere die religiöse auch kritische Literatur ihren Aufschwung. Zahlreiche unveröffentlichte Texte und Inschriften, die das Bild verdeutlichen könnten, harren noch ihrer Bearbeitung und Auswertung. - Die Namensgebung für Nebukadnezar II. wird man als Bezugnahme auf den großen babylonischen Vorfahren sowie als Programm-Namen zu verstehen haben. Einen späten Nachklang scheint Nebukadnezar nach seinen ihm beigelegten Epitheta in einer Inschrift des letzten babylonischen Königs Nabonid (555-539) gefunden zu haben. In der unvollendeten Istanbul-Stele (Nbd Stele XI Kol.VI,1'ff) tritt er im Traum als Traum-Deuter auf, der die ebenfalls im Traum gesichtete Konjunktion von Mond und Jupiter senkrecht im Zenith mit einem neu aufgetretenen und auf den Mond zustrebenden Stern als zu Beunruhigung keinen Anlaß gebend erklärt. Der irregulär auftretende Stern (vgl. Mat 2,1-12.16!) ist astrologisches Kennzeichen eines neuen Königs, in diesem Fall des Kyros. Die Traumdeutung erwies sich jedoch als trügerisch. Denn Kyros bereitete dem babylonischen Reich bald das Ende.
Werke: Auftrags-Inschriften bzw. Quellen vgl. J.A. Brinkman, A political history of Post-Kassite Babylonia 1158-722; B.C., Analecta Orientalia 43, Roma 1968, 104 ff.; 325 ff. R. Borger, Handbuch der Keilschriftliteratur Bd. II, Berlin - New York 1975, 23, Bd. III, dto., 31. - Ältere Lit. in den dort genannten Veröffentlichungen. Ergänzungen in den laufenden Bibliographien von Archiv für Orientforschung und Orientalia s.v.
Lit.: D.J. Wiseman, Assyria and Babylonia c. 1200-1000 B.C., in: Cambridge Ancient History II, 2, 1975, 443-481; - E. Cassin, in: Fischer Weltgeschichte Bd. 3. Die Altorientalischen Reiche II. Das Ende des 2. Jahrtausends, Frankfurt/M. 19872, 40-42.68-70; 93; - W. Röllig, Nebukadnezar, in: Der kleine Pauly Bd. 4, München 1964, 36; - W. v. Soden in: Propyläen Weltgeschichte, Berlin etc. 1960, 64 f. = Taschenbuch-Ausgabe II,1, Frankfurt/M 1962, dto.; - W.G. Lambert, The Reign of Nebuchadnezzar I: A Turning Point in the History of Ancient Mesopotamian Religion, in: W.S. Mc Cullough ed., The Seed of Wisdom: Essays in Honour of T.G.Meek, Toronto 1964, 3-13; - Ergänzungen in den laufenden Bibliographien von Archiv für Orientforschung und Orientalia s.v. Zu dem Nabonid-Text vgl. Verf. in: Grazer Morgenländische Studien 3, Graz 1993, 275-289.

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