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Energievampir (wiki)
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Bewusstsein&Materie (wiki)
Re: Gott?
Jürgen schrieb am 27. September 2000 um 21:07 Uhr (639x gelesen):
Wie kann man denn wissen, ob man sich denn Gottes bewußt sei, wenn man nicht mal weiß, wer oder was Gott ist oder nicht mal eine annähernde Vorstellung davon hat???
Im Grunde finde ich die ganze Fragestellung unsinnig.
Es gibt wohl kaum einen Begriff, in den man so viele Bedeutungen hinein legen kann. Früher im Mittelalter gab es einen väterlichen strafenden oder belohnenden Gott, im antiken Griechenland oder in Indien einen ganzen Haufen
Götter und natürlich einen Übergott (Brahman oder Zeus),
in der Renaissance faselten einige davon, daß Gott tot sei und/oder Mathematiker, in China das göttliche Prinzip, und neuerdings findet eine Verquickung von Esoterik und Quantenphilosophie statt. Es heißt da plötzlich, Gott sei pure Energie oder das alles durchdringende Quantenfeld.
Ist eigentlich nicht klar, daß "Gott" zunächst mal nur ein Begriff ist, der kultur- und zeitgeistspezifische Bedeutung annimmt? Wenn man jetzt zum Beispiel behauptet, Gott sei die Liebe, oder das ewige Gesetz des Kosmos oder was weiß ich was, warum benutzt man dann noch den Begriff Gott?
Um dem Ganzen vielleicht eine numinose, sinnstiftende Bedeutung zu geben, um sich selbst den Eindruck echter Erkenntnis zu verschaffen? Ich behaupte garnicht, es gäbe keinen Gott. Ich meine nur das die Erschaffung eben dieses in der Begriffsbildung liegt. Beispiel: Gibt es Äpfel? Es gibt zunächst mal einen Begriff "Apfel", der sich sprachlich als bedeutungsloses Wortgebilde manifestiert, dann gibt es noch das materielle Phänomen Apfel, das aber noch gar kein "richtiger" Apfel ist, sondern "bloß" eine in einer spezifischen Art und Weise konfigurierter Haufen Atome (ach so, gibt es eigentlich Atome?), eigentlich ist es bloß eine psychische Empfindung, eben ein Phänomen. Jetzt passiert was: Ich mache eine Zuordnung (die mir allerdings anerzogen wurde...): Phänomen=Begriff, und plötzlich gibt es Äpfel!!!
So ähnlich sehe ich das mit dem Begriff "Gott", bloß das bei diesem speziellen Fall sämtliche Phänomene schon mit Begriffen besetzt sind.
Meint man allerdings einen transzendenten, also der Erfahrung (im weitesten, also auch intellektuellen Sinne) nicht zugänglichen Gott, so finde ich es schon völlig in Ordnung, von einem solchen zu sprechen, bloß gibt es auf obige Frage natürlich keine Antwort.
Ich wollte noch mal kurz Stellung nehmen zu dem Beitrag von ... (?) mit dem PM-Heft-Artikel, dieser sogenannten Wissenschaftszeitung. Ich finds immer wieder rührend, wie sonst so nüchterne Wissenschaftler (die solche Artikel verfassen, und auch mal gern wegweisende und gutverkäufliche Bücher schreiben) auf einmal Anflüge von
Religiösität (Midlife-Crisis?) erfahren und sich ne schnuckelige physikalische Theorie von Gott und der Welt zusammenbasteln und dann ganz pathetisch verkünden: GOTT IST ENERGIE!!! Jawohl, sie sind ja Wissenschaftler, sie müssen es ja wissen, dann sind unsere Lebenslügen ja institutionell legitimiert. Hurra!
Das soll jetzt kein Affront gegen irgend einen lifestylemäßigen Eklektizismus sein. Ich hab überhaupt nichts gegen Esoterik, und auch nichts gegen Quantenmechanik, es sind beides Perspektiven einer Welt, die aber letztlich niemals durch so einen Schrott erklärt werden können, und ich meine beides (ich kenne genug Leute, die an die moderne Physik GLAUBEN!!!). Ich frag mich bloß manchmal, mit welchem Enthusiasmus Leute in eine Welt aus Begriffen (Gammafunktion, feinstofflicher Körper, Weltgeist...u.s.w.) hineinmasturbieren, in der fröhlichen Annahme, ES jetzt erkannt zu haben. Wenn es denn wirklich
Gotteserkenntnis gibt, muß man glaube ich schon diesen ganzen Krempel hintersichlassen, eben ganz loslassen von ALLEN Vorstellungen von der Welt, ihrem Sinn, von Gott.
Und das dürfte wohl genauso schwer sein, wie dem Tod gegenüberzutreten.
In diesem Sinne...

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Diskussionsverlauf:
- Gott ~ Kev - 25.09.2000 13:27 (14)