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Von wegen Magie...

Amsel schrieb am 10. Januar 2000 um 18:13 Uhr (370x gelesen):

Lieber Merlin,

es stimmt einfach nicht, daß Hexen lediglich kräutersammelnde Medizinfrauen waren. Du selbst benutzst das Wort Medizinmann, das ist mit einem Schamanen vergleichbar. Und der ist eben alles andere als ein sich auf Pharmaka beschränkendes Pendant zum heutigen Apotheker. Hexen waren fester Bestandteil der gesamten Heilfürsorge in den alten Kulturen, und dazu gehörte auch ein enormes Wissen um Psychologie (die damals als solche natürlich noch nicht existiert hat), Mystik, Soziologie und, natürlich, auch Pharmakologie bzw. Kräuterkunde. Sie waren Feministinnen und standen mit den naturgegebenen Kräften in Kontakt. Und diese natürlichen Kräfte werden in allen Kulturen personifiziert, mal mystisch, mal kulturell und manchmal auch magisch. Das hat schon auch etwas mit Magie zu tun. Inwiefern man unerklärliche Dinge durch mystische oder magische Benennung faßbar macht, spielt keine Rolle. Es wird in jeder Zeit Unfaßbares geben, nie wird man alles wissen. Also wird immer ein Bedarf an Mystik und Magie bestehen. Und diese kann wirksam sein, das hängt von den Beteiligten ab (man denke an die einfachste Form der Magie: Suggestion/Autosuggestion).
Ich stimme Dir allerdings zu, daß Pseudohexen von alldem keine Ahnung haben und sich blind auf billige Gebrauchsanweisungen von Ritualen oder Sprüchen stürzen. Auf der Suche nach schneller (Pseudo-)Erkenntnis landen die meisten Pubertierenden beim Satanismus, das ist ein Indiz dafür, wie sehr die Hetze der Kirche in den vergangenen Jahrhunderten gewirkt hat. Wahrscheinlich werden noch ein paar Jahrhunderte vergehen, bis die Leute beim Wort "Hexe" nicht mehr an teufelsanbetende Zombiefressen denken.

Gruß,

Amsel

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