Astrale Welten
 

 



Bericht aus dem Flugzeug
KaliShivaTara 2007

Kali`s Hände

Bild gemalt von Robert copyright 2006

Ich sitze hier am Flughafen, bin unterwegs nach Berlin, und möchte ein paar Zeilen schreiben zu den Veränderungen, die mit mir stattgefunden haben, seit dem ich mit Kali arbeite.

Die allererste Veränderung hat indirekt mit dem Flughafen zu tun, denn Kali’s Spiritualität ist eine, die mitten drin im Leben stattfindet und im Alltag verwurzelt ist. Ich wollte Mönch werden, war ein Jahr lang in einem Kloster, - und habe dort versucht, eine Spiritualität als Gegenentwurf zum praktischen Leben aufzubauen. Doch, und das habe ich von Kali gelernt, eine geistige Haltung muss sich im Alltag bewähren, noch mehr sogar: eine reife spirituelle Haltung begreift die Herausforderungen des Alltags als spirituelle Aufgaben. Vor allem die Liebe ist nur dann eine wahre, wenn sie auch im Gegenwind oder sogar im Sturm aufrechterhalten bleibt; - in einer künstlichen Gemeinschaft mit künstlichen Regeln bleibt auch die Liebe oft künstlich und abstrakt. (Was aber nicht bedeutet, dass im Kloster keine aufrichtige Liebe gedeihen kann)

Unmittelbar zu diesen Gedanken möchte ich noch folgendes hinzufügen: von Kali habe ich auch gelernt, dass alle uns zur Verfügung stehenden Impulse, Kräfte und Energien in ihrem Ursprung „göttlich“ sind, ich kann auch alternativ sagen: rein sind. Allem voran erwähne ich die Sexualität und die Aggression. Und ich tue das erneut in Bezug auf mein Klosteraufenthalt: vor allem diese beiden Energiegruppen werden in den Klöstern verdrängt. Dies sichert einerseits den Gruppenzusammenhalt (zusammen mit dem detailliert ausgearbeiteten rituellen Gerüst), doch andererseits lässt die Verdrängung die betreffenden Energien keineswegs verschwinden. Eine allgemeine Kälte macht sich breit, als Folge der kollektiven Verdrängung.

Kali’s Spiritualität, und das möchte ich ausdrücklich betonen, ist GANZHEITLICH. Dies wird das einzige Wort sein, das ich mit Großbuchstaben schreibe. Sie gründet eher auf Verständnis als auf Bekämpfung, und sie sucht immer einzigartige Lösungen für individuelle Problemstellungen. Für das Gegenbeispiel ziehe ich wieder meine Erfahrungen aus dem Kloster herbei:  institutionalisierte Religionen bieten einen verallgemeinerten, für alle gültigen Erlösungsweg an: „Führe die oder jene Gebete so oft durch, glaube dies oder jenes, und dann wirst du gerettet werden“. Dies kann gar nicht anders sein, da eben dieses verallgemeinerte Rettungsschema die Identität der betreffenden Religion ausmacht. So ein großes Gebilde, dessen Botschaft dazu noch oft in ein einziges Buch komprimiert werden muss, kann sich die Flexibilität nicht erlauben, und auch nicht das „Psychologisieren“, das Eingehen auf die individuellen Bedürfnisse der Suchenden also.

 

Nun werde ich doch ein zweites Wort mit Initialen schreiben: Kali’s Spiritualität ist modern und existentiell, weil sie die Lösung INDIVIDUELL sucht. Das Individuum hat Vorrang gegenüber jeder Ideologie, gegenüber jeder vermeintlich „absoluten“ Lehre. Sie ist auch ERFAHRUNGsbetont, (ich sehe, es kommen immer mehr  Schlüsselwörter hinzu) da sie von niemandem verlangt, Dinge zu glauben, die nicht zur Erfahrung geworden sind. Jeder beginnt diesen Weg zu gehen, mit seinem eigenen Erfahrungsschatz, es gibt keine Glaubenssätze die angenommen werden müssen. Der externe Ballast ist federleicht, die einzige Auseinandersetzung ist mit mir selber. Dies ist eine weitere existentielle und moderne Eigenschaft von Kali’s Arbeit, und ebendiese Eigenschaft macht mir oft Angst, da ich mich an äußere Wahrheiten nicht halten kann, dagegen bin ich ständig mit dem eigenen Abgrund konfrontiert. Kali’s Ratschläge und ihr persönlicher Einsatz wirken unterstützend, ihre Liebe stärkt mich, doch den Weg muss ich alleine, in eigener Verantwortung gehen. Sie ist keine Lehrerin, die Projektionen annimmt, wie manche östliche, vor allem indische Gurus, welche die Rolle eines allmächtigen Vaters oder einer allmächtige Mutter spielen und dadurch ihre Schüler entmündigen. Sie ist ein Mensch.

...Nun sitze ich wieder am Flughafen, auf dem Rückflug von Berlin nach Wien. Das trifft sich gut, denn ich möchte mit dem zweiten Teil meines kleinen Berichtes anfangen: mit einer Beschreibung der Arbeitsweise Kali’s, diesmal von der praktischen Seite. (So wie der erste Teil eher eine philosophisch-weltanschauliche Einordnung ihrer Arbeitsweise beinhaltet hat).

Und weil ich meine Botschaft komprimieren möchte, wähle ich ein einziges grundlegendes Bild aus, um Kali’s Methode darzulegen: wenn wir den Menschen als ein hochkomplexes Energiesystem betrachten, dann gibt es Energien, die dieses System abkühlen, und Energien, die ihn erwärmen. Doch bevor ich dieses Bild etwas detaillierter ausarbeite, möchte ich eine berechtigte Kritik vorwegnehmen, welche die ausgewählte Definition des Menschen als ausschließlich mechanistisch oder unpersönlich ablehnt. Ja, ich habe bei dieser Definition Freiheit, Einmaligkeit, Würde und Personalität des Menschen nicht betont, doch will ich keineswegs den Menschen auf eine Energiemaschine reduzieren. Im ersten Teil dieses Berichtes habe ich gezeigt, wie wichtig mir diese anderen Eigenschaften sind. 

Der Energiebegriff ist sehr gut geeignet, um Kali’s Arbeit zu beschreiben. Er ist neutral, unideologisch (im Gegensatz zu Begriffen wie „Sünde“ oder „persönlicher Gott“ zum Beispiel) und jeder kann damit was anfangen. Anstelle von „Energie“ könnte ich „Libido“ im Sinne von C.G.Jung verwenden, doch damit würde ich wieder die Wahrnehmung des Lesers einschränken.

Auf einer Art von Grund-Achse aller Energien, Affekte, Leidenschaften und Regungen finden wir welche, die unsere Seele einfrieren, wie beispielsweise Angst oder Verachtung, und andere, die unser „System“ erwärmen, wie unter günstigen Umständen die Sexualität oder vor allem und immer die Liebe. Im Großen und Ganzen geht es bei Kali’s Arbeit darum, die Erwärmung zu fördern und die Abkühlung zu vermeiden. Dazu kommen noch aufdeckende Techniken wie die Selbstbefragung, die Untersuchung der eigenen Beweggründe und der sokratische Dialog, mit einem Wort, die psychologische Analyse. Kali ist keine professionell ausgebildete Therapeutin, und ihre Arbeit ist auch kein Ersatz für eine solche Behandlung, doch schöpft sie sehr wohl aus dem Gedankengut Freuds oder Jungs. Die Denkmuster der beiden großen Therapeuten des vorigen Jahrhunderts sind uns ja nicht fremd, sie gehören mittlerweile zur Allgemeinbildung, und jeder westliche Bürger kann mit Wörtern wie „Verdrängung“ oder „Archetypus“ etwas anfangen.

Am Ende dieser kleinen Zusammenfassung der praktischen Aspekte ihrer Arbeit möchte ich nun zu Kali’s Schokoladenseite kommen: das Händeauflegen. Sie hat die Gabe, lösende, stärkende, heilende Energien durch ihren Körper und speziell durch ihre Hände zu leiten. Diese Energien dringen jedes Mal in mich hinein, ihre Arbeit an der richtigen und notwendigen Stelle verrichtend. Doch auch eine Warnung möchte ich an dieser Stelle aussprechen. Ergebnisse habe ich nicht sofort gesehen. Manchmal hat es Monate gebraucht, bis ich verstanden habe, welche langfristige Veränderungen durch diese Arbeit möglich werden. Ich sage absichtlich „möglich werden“, denn ohne die aktive Unterstützung des Empfängers dieser Energien werden diese versickern, tatsächlich wie Wasser in der Wüste.

Und die aktive Unterstützung wiederum bedeutet die Umsetzung der in den Gesprächen gewonnenen Erkenntnisse, die Umsetzung in den Alltag hinein. Das behutsame doch bestimmte Hineingehen in die gefahrvollen, schmerzvollen, blockierenden Situationen, weiterhin die Aufarbeitung der Vergangenheit führen langsam zu Klarheit und Kraft. 

Doch das ist das schwierigste.
 

...Bald wird mein Flugzeug in Wien landen; vor der Landung aber will ich in einem dritten Abschnitt noch etwas detaillierter über diese faszinierenden und unheimlichen Energien schreiben.

Angst, Aggression, Verachtung, Hochmut lassen unsere Seele kalt werden. Doch vor allem die VERDRÄNGUNG dieser Kräfte fördert das Einfrieren der Seele, und darauf folgend, auch des Körpers. (Denn der Körper ist das Tor zur Transzendenz). Erstaunlich, - sage ich mir jedes Mal - , denn eine Welle von Aggression, ins Bewusstsein gelassen und dann ausagiert, ohne die Zielperson zu verletzen, ist etwas gesundes, sogar notwendiges. Nur die Verdrängung fördert den seelischen Stau, die Verkrampfung des Körpers, und langfristig, wegen der Somatisierung, auch die Entwicklung psycho-somatischer Krankheiten. Die Kunst, Aggression in die Welt hinauszulassen, zum Ausdruck zu bringen, ohne die gemeinte Person zu verletzen muss allerdings mühsam gelernt werden.

Doch das Prinzip ist allgemeingültig: nur die Verdrängung schafft eine Wand zwischen Bewusstem und Nichtbewusstem, und versperrt so das Einströmen auch anderer, „wärmender“ und heilender Kräfte ins Bewusstsein.

Durch das Händeauflegen beginnt diese Wand zu schmelzen.

 

Kurz möchte ich noch weitere Möglichkeiten erwähnen, welche die Integration dieser Kräfte und dadurch die allgemeine Bewusstwerdung fördern. Möglichkeiten, die nicht unmittelbar mit Kali’s Arbeit verbunden sind, aber diese sicherlich ergänzen. Künstlerischer Ausdruck, und damit meine ich nicht Werke, die auf dem Kunstmarkt einen Käufer finden, sondern den Ausdruck als Form der Integration: Tanzen, Malen, Tagebuch schreiben ist eine dieser Möglichkeiten.

Und eine weitere, sehr wichtige, aber auch sehr schwierige: die Integration eines verdrängten und deswegen als bedrohlich empfundenen Gefühls im Gespräch mit der betroffenen Person. 

Das vorübergehende Auftauchen bedrohlicher, unangenehmer Kräfte in der Psyche ist noch kein Problem, nur die Verdrängung schafft eines.

 

So,... eben haben die Räder fürchterlich gequietscht, und ein Ruck ging durchs ganze Flugzeug. Ich schließe meinen kurzen Bericht mit der Feststellung, dass ich in Kali jemanden gefunden habe, der lebendige spirituelle Erfahrung mit einer gesunden Portion Menschenverstand und einer weiteren, großen Portion Humor verbindet. Das tut mir gut, nach mehreren absolutistisch-radikalen Versuchen, Spiritualität in mein Leben zu integrieren.

 Robert Dezember 2006

 

 

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