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Kurze Leseprobe
Hel * schrieb am 21. Februar 2006 um 22:21 Uhr (934x gelesen):

Tränen des Meeres

Der Morgen dämmerte aus fahlem Nebeln heran. Groß, fast bedrohlich hoben sich die Bergehänge aus dem Nebelmeer. Fröstelnd zog Enjalla ihren Umhang fester um sich. Doch nicht nur die Kälte des Morgens ließen sie erschauern. Auch die Ereignisse des vergangenen Tages lagen schwer auf ihren Gedanken.
Die Menschen am Rande der großen eisgekrönten Gebirge waren ein zähes und friedliches Volk. Zu friedlich für diese Zeit. Erst vor neun Monaten waren die Hebel von einer Horde der Banje angegriffen worden. Häuser zerstört, Männer, alte Frauen und Kinder getötet. Die jungen Frauen vergewaltigt und einige auch verschleppt worden .
Und noch immer lag die Furcht über den Menschen. Nicht nur die reifende Frucht in den Frauen zeugte von dem was gewesen war. Auch die noch immer geschwärzten Stellen und das fehlen von vielen Männern war überall sichtbar. Die wenigen Kinder die geblieben waren lachten selten. Aus ihren dunklen Augen sprachen Kummer und Angst, die weit über ihr Alter hinwegreichten.
Enjalla wusste, ihre Angst war nicht unbegründet. Was viele fürchteten und ahnten, war für sie Sicherheit. Als Seherin des Volkes hatte sie monatelang Zwiesprache mit der Göttin, der Allmutter gehalten. War in Visionen durch das Land gereist und wusste, noch ehe alles Gut von den Obstbäumen eingefahren wäre würden die Horden wiederkehren. Das Werk welches sie begonnen hatten zu beenden.
Noch war es Zeit in die Berge zu gehen. Doch seltsam stolz waren die Hebel. Trotzdem die wenigen Jäger die sie besaßen ihre Waffen niemals zum Kampfe zu gebrauchen wussten, waren sie alle entschlossen zu bleiben. Sich dem Kampf und somit dem Untergang zu stellen. Kein Wort, keine Drohung und kein Flehen von ihr hatte sie zu etwas anderem bewegen können.
Enjalla fühlte sich an diesem Morgen alt und von großer Last gebeugt. Als sie vor zwei Jahren das Amt der Stammesseherin aus der Hand der sterbenden Großmutter übernommen hatte, war ihr nie bewusst geworden, wie sehr sie dieses Volk, welches nicht einmal ihr eigens, urgeborenes war lieben würde. Nun musste sie gehen und es sich selbst und seinem Tod überlassen.
Nein zu bleiben hatte keinen Sinn. Niemand hörte auf sie. Niemand war bereit das zu verlassen, was ihm gehörte. Was er nicht mit sich tragen konnte.
Und sich selbst zu opfern in der Liebe zu diesen Menschen, lag nicht in ihrer Hand. Die Göttin hatte ihr andere Wege beschieden.
Nicht, dass irgend ein Mensch, ob nun Feind oder Freund eine Hand oder Waffe gegen sie erhoben hätte. Oh nein, Seher waren in diesen Zeiten sehr begehrt. Nur wenige gab es noch. Es würden auch immer weniger werden. Bis in eine Zeit wo sie eine neue Macht erlangen würden und ihre Zahl wieder erstarken würde.
Doch der neue Glaube der sich mehr und mehr ausbreitete verdrängte nicht nur die Göttin. Sondern auch die welche ihr dienten. Die sie mit ihren Fähigkeiten gesegnet hatte. Die wenigen, die nachfolgten, zogen sich in die Verschwiegenheit zurück. Zeigten nichts mehr von ihrem Wissen.
Frierend zog sie sich in ihre Hütte zurück. Das Feuer war schon vor der Mitte der Nacht verloschen. Die Asche lag grau und kalt in dem steinernen Herd. Nur wenig gab es in dem einen großen Raum zu sehen. Ein schmales Bett, mit nur einer dünnen Matratze aus Stroh und Kräutern. Darüber eine alte Decke. In einer Ecke stand ein roher Tisch. Davor zwei Hocker. Auf dem Tisch eine Schale für Wasser und ein Krug.
Ein Brett an der Wand enthielt das wenige Geschirr aus Holz und Ton. Auch einige Löffel und Messer. Auf dem Herd stand ein eiserner Kessel. Sonst aber war der Raum kahl und kalt. Kein Schmuck, kein Zierrat verfeinerte das Bild.

........

Sinnend sah Ka-ehemat in das Feuer seiner Hütte. Diese Frau ging ihm nicht aus den Sinnen. Schön war sie sicher, doch schöne Frauen hatte er viele gesehen auf seinen Zügen durch das Land, an der Seite seines Herrn. Und viele hatte er sich auch genommen, um sie hinterher wegzuwerfen wie Abfall. Doch diese war anders, sie schien zu leuchten von innen. Ihre Gestalt war eins, nicht nur Körper, sondern auch Seele und Geist. Diese Frau war seiner würdig. Sie schien ihm ebenbürtig zu sein und doch anders.
Er erinnerte sich noch gut, wie er sie das erstemal gesehen hat, aufrecht zwischen den Hütten.
Vor sich einige Kinder und Frauen hertreibend auf den Wald zu. Schon damals hätte er sich gern mir ihr beschäftig, doch blieb ihm keine Zeit dazu. Die Männer dieses mickrigen Dorfes wehrten sich stärker als erwartet. Und als endlich alle unter Kontrolle waren, war die Frau im Wald verschwunden. Unnötig sie zu suchen in diesem Dickicht.
Er dachte an ihre geschmeidigen Bewegungen. Den lockern und sicheren Gang, das wehende Haar. Oh ja diese langen Beine, der durchdringende Blick, als sie zurücksah. Welch Vorstellung sie am eigenen Feuer zu haben. Im Tanz golden beleuchtet von den Flammen. Bewegungen einer Schlange gleich oder eines Rehs. Die blauen, verschlungenen Tätowierungen in den Bewegungen lebendig werdend. Wie sie auf dem Gesicht und Armen ein Eigenleben zu entwickeln scheinen. Erregung begann sich seiner zu bemächtigen. Aufseufzend schob er den Gedanken von sich. Bald schon bald würde sie ihm gehören. Sein, sein eigen Weib, mit ihm das Lager teilen. Seine Kinder zur Welt bringen, bereitwillig und schön.
Nur wenige Tage noch, dann sollte es auf einen erneuten Zug gehen. Noch einmal ins Innere des Landes, dieses verfluchte kleine Dorf. Diesmal rechneten sie damit das der Wiederstand geringer war. Es gab nur noch wenige kampffähige Männer dort und die wenigen konnten sicher nicht mit Waffen umgehen. Beute würde es genug geben. Das Weib für ihn und Sklaven, Nahrung, und kleine Schmucksachen für den Stamm. Diesmal würden sie das Dorf dem Erdboden gleich machen. Nichts sollte mehr bleiben, als rauchende Trümmerhaufen.
Die Frauen dort waren robust und gesund. Ein guter Boden für starke Kinder.
Ja besonderst die Frauen waren ein begehrtes Gut. An ihnen mangelte es seinem Volke und nichts war mehr nötig, als frisches Blut in den Reihen.
Vermessen war es, das Leben von männlichen Nachkommen so hoch anzusetzen. Sicher kein Kriegsrum könnte höher sein, als der ihre. Doch dafür ging die Geburt von Mädchen immer weiter zurück. Kahm eines zur Welt und war nicht der erwünschte Junge, so wurde es stillschweigend getötet. So merkte man schon jetzt einen schmerzlichen Mangel an den nötigen Frauen. Die Männer erschlugen sich gegenseitig in der Werbung um eine der wenigen.
Nun ja noch dieser Zug für dieses Jahr. Dann würde er sich in den langen Wintermonaten seinem eigenen Weibe widmen können.
Mit einem Knarren ging die Tür schwungvoll auf und ein junger Mann trat ein. „Meister, weiser Mann, der Herr verlangt nach euch.“
Verärgert starrte Ka-ehemat auf den Störenfried, der ihn aus seinem Sinnen gerissen hatte.
„Meha-te habe ich dir nicht gesagt, ich möchte heute nicht gestört werden!“ „Es eilt weiser Mann, der Herr Kartas hat nach euch gerufen.“ Seufzend erhob sich Ka-ehemat von seinem Platz. Noch einmal sah er bedauernd in die Flammen als könne er dort seine Gedanken lebendig sehen. Dann wandte er sich zur Tür und folgte seinem Schüler.


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