Wozu das Ganze? Ein paar Gedanken...
sven schrieb am 3. Februar 2000 um 17:32 Uhr (237x gelesen):
Hallo!
Was hältst Du von folgenden Überlegungen?
(Wenn ich jetzt Begriffe wie Hölle, Himmel, Fegefeuer verwende: Betrachte es NICHT als irgentwie religiös gefärbt)
Unsere Gesellschafts/Stammesstruktur, unser familiärer Zusammenhang,
bringt uns durch das einfache Hilfsmittel, Schmerz zu belohnen
und Vergnügen zu bestrafen, in die Hölle und hält uns dort fest.
Immer, wenn sich das Kind verletzt hat, wird auf zahllose
Arten getröstet, gefüttert, geknuddelt und belohnt. Verletzt es
sich nicht, wird es ignoriert, und wenn es sich selbst befrie-
digt, wird es bestraft.
Nach etwa zwanzig Jahren derartiger Konditionierung, die mit
beständigen frommelnden, hypnotischen verbalen Kommenta-
ren überzogen und verstärkt wird, ist es absolut kein Wunder,
dass das Kind, das nun vermeintlich zur "Unabhangigkeit"
herangewachsen und mit der Wahl, die wir alle zwischen
freudvollem und schmerzhaftem Leben treffen mussen, kon-
frontiert ist, unfehlbar das schmerzhatte wählt. Und es geht in
die Hölle.
Der normale Weg aus der Hölle in den Himmel ist der durch
das Fegefeuer, und in einer Hinsicht ist dieses schlimmer als
die Hölle. Es ist deshalb schlimmer, weil man in der Hölle so
gegen dieselbe abgehartet wird, daß man sie nicht mehr spürt.
Tatsachlich lernt man, nichts mehr sehr stark zu spüren. Man
wird zu eine Art Zombie, einem Science-Fiction-Automaten.
Man erfüllt tatsachlich die Form der technokratischen Propa-
ganda, indem man sie immer und immer wieder herunterleiert,
mit dem Effekt, daß dies wirklich alles ist, was man überhaupt
noch will & ist.
Das Fegefeuer ist schlimmer als die Hölle, denn wenn man
erkannt hat, langsam oder plötzlich, daß man in der Hölle ist,
daß das eigene sogenannte Leben ohne Bedeutung oder Lei-
tung ist, daß man von seinen eigenen, realen Erfahrungen sei-
nes eigenen Lebens hereingelegt und betrogen worden ist, tja,
dann beginnt man, seine wahren (nicht andressierten) Gefühle zurückzubekommen, man beginnt, sich aus der Hypnose zu lösen, zu erwachen aus der Anästhesie. Das schmerzt.
Die Art, wie der Himmel uns zu sich zurückruft, ist genauso
simpel wie die unserer Eltern, unserer Familie, unseres Volkes
unseres Landes und unserer Menschlichkeit, uns aus dem
Himmel heraus in die Hölle zu rufen. Sie vertauscht die Polari-
tat. Sie belohnt Freude und bestraft die Qual. Wenn du willst,
versuche die Permutationen.
Es gibt keinen anderen Weg.
Völlig simpel, völlig offensichtlich, und dennoch so selten verwirk-
licht, daß ihre Realisierung im allgemeinen als Wunder und der
sich daraus ergebende Gang durchs Fegefeuer als Erlösung
durch Gnade betrachtet wird.
Wenn es geschieht, muß meistens die Qual zuerst kommen,
obwohl beide, Schmerz und Qual, verdoppelt werden. Tatsäch-
lich ist die Oual umso grösser, je grösser der Schaden ist. Zu
Beginn gibt es wenig Vergnügen, wie wenn man aus einer schreck-
lichen Operation erwacht.
Aber die Qual des Fegefeuers wird durch das Wissen ausge-
glichen, daß wir letztendlich damit begonnen haben, etwas für
unsere Bereicherung tun.Und damit zwangsläufig auch für anderer. Am Ende, nach einer bestimmten Periode, in der wir dafur bestraft werden, daß wir uns selbst erlaubten, bestraft zu werden, werden wir mit den Freuden des paradiesischen Zustands belohnt, und noch mehr dafür belohnt, daß wir uns nun erlauben, uns belohnt zu haben.
Und der Gang zum Himmel (oder eine Chance dafür) könnte ausgelöst werden, durch völlig neuartige (und gleichzeitig: uralte) Erlebnisse, die dermassen Neu (und gleichermassen uralt) & ungewöhnlich sind,
dass fast von einem Wunder gesprochen werden kann.
Und damit die einhergehende Einsicht, dass der physische Körper
(und dessen Leiden & Freuden) nicht der Mittelpunkt der Welt ist, noch jemals war.
Zu diesen (neuen & uralten) Erlebnissen zählt auch das Erlebnis, dass der physiche Körper nicht der Mittelpunkt der Welt ist. Das ausser-körperliche Erlebnis.
Die Einsicht (aus diesen Erlebnissen) wird demjenigen die Chance & die Kraft bereitstellen, die erforderlich
ist, alle Probleme, welcher Art auch immer, zu lösen.
Nicht von heute auf morgen. Aber jeden Tag etwas mehr.
Und mehr braucht man nicht.
--
So sehe ich das.
--
Gruss Sven

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Diskussionsverlauf:
- Wozu das Ganze? Ein paar Gedanken... ~ sven - 03.02.2000 17:32 (3)