SOLARIS - Vorträge von Paramahansa Yogananda


Wie man mit Menschen auskommen kann

Mein Guru wies mich immer darauf hin: "Lerne, dich zu benehmen!". Er gab mir diesen Ratschlag so oft, daß ich schon befürchtete, er sei übervorsichtig im Bezug auf das Benehmen. Doch seitdem ich mit so vielen Menschen so unterschiedlicher Lebensweise zu tun habe, und deren geheime Fehler und Hintergründe ihres Lebens erforschte, erkannte ich die Kunst des guten Benehmens als eine sehr wichtige Hilfe.
Geistlose Menschen benehmen sich oft nicht gut, weil sie einfach nicht besser können. Für solche ist es auch besser, zu schweigen, denn sonst machen sie sich unmöglich in den Augen aller anderen, sobald sie nur den Mund öffnen. Auch der Intellektuelle, dem das Fühlen fehlt, weiß nicht, wie er mit Menschen umzugehen hat, und sie übertreiben in ihrem Benehmen Eigenheiten von anderen. Oft sehen sie auch in der Handlungsweise und der Motivation anderer Menschen falsche Hintergründe, entsprechend einer überbetonten Einbildungskraft. Intellektuelle sollten mit anderen so empfinden und mitfühlen, wie sie es bei sich selbst machen; so werden sie die Vielschichtigkeit der Schwierigkeiten anderer Menschen erkennen. So, wie der Gelehrte für seine eigenen Fehler und Schwächen Gefühl aktiviert, so sollte er es auch für die Irrtümer und Schwierigkeiten der anderen tun.

Gefahren des analytischen Denkens:

Auch emotionelle Menschen mißverstehen ihre Mitmenschen oft und geraten dadurch in Schwierigkeiten. Doch ein Brandopfer der Fehler der anderen nebelt normalerweise den Blick des Möchtegern Analytikers, der in das Leben der anderen eindringen möchte, ein. Ein Analytiker muß zuerst selbst Weisheit verwirklicht haben, bevor er sie in die Herzen der anderen setzen kann. Kritische Analyse der anderen im Sinne des Zerpflückens einer Seele aus Spaß ist Sadismus. Wer dies praktiziert, versteckt nur seine eigenen Fehler hinter diesem kritischen Spott.
Jesus sagte: "Richte nicht andere, damit du nicht gerichtet wirst." Bescheiden rate ich euch: "Beurteile niemanden, außer dir selbst", oder: "Beurteile niemanden, außer er bittet dich darum".
Andere zu kritisieren ist schlimm genug, doch ihre Fehler öffentlich bekanntzumachen ist eine Sünde gegen Gott, der selbst im Tempel des Fehlerbeladenen weilt. Es ist nicht gut, unerwünschtes Salz der Kritik in die seelischen Wunden der anderen zu streuen Geben wir diesen lieber die heilende Salbe des wahrhaft freundschaftlichen Ratschlages. Sieh viel mehr auf die blühenden Gärten der positiven Qualitäten; sieh weniger auf die Kloaken der Lasterhaftigkeit und auf die Abwässer der Unzulänglichkeiten es sei denn, du bist ein Seelenklempner.

Führe die Selbstumwandlung durch:

Liebe die, die dich lieben, und lerne jene zu lieben, die dich hassen, denn sie sind deine geistig erkrankten Brüder. Der Himmlische Vater freut sich, wenn wir unsere guten Brüderlieben, und er ist noch unendlich mehr erfreut, wenn wir durch Liebe und gutes Beispiel unsere verirrten Brüder dazu bringen, aus freiem Willen den Unglück bringenden Pfad der Ungerechtigkeit zu verlassen und den segensreichen Weg zu Gott zu gehen.
Liebe ist der Spiegel, in dem sich die guten und unguten Eigenschaften unserer Brüder spiegeln sollen. Und, falls nötig, müssen wir immer dazu bereit sein, das Bild ein wenig aufzuhelIen und zu polieren, damit in das Gesicht des anderen einleuchtender Glanz kommt; vom Gesicht des Fehlerbeladen erwischen wir das Niedere und Ungute mit dem weichen, antiseptischen Tuch der Weisheit weg.
Verschönere dein eigenes Innenleben dadurch, daß du täglich in den Spiegel der Innenschau blickst. Und dann werden auch andere, indem sie deine innere Schönheit erkennen, sich von dir verschönern lassen.
Gestalte dich selbst um, und du veränderst Tausende um dich. Lächle aus deinem Innerste heraus, und die um dich werden versuchen, auch zu lächeln.
Bist du jedoch launenhaft, so wirst du um dich saure Gesichter wie Pilze aus dem Boden schießen sehen. Sei kein menschlicher Stinktier, der alle in die Flucht schlägt, sondern werde eine duftende Orangenblüte, die die guten Honig suchenden menschlichen Bienen anzieht. Versuche nicht, mit anderen auszukommen, indem du spezielle, festgefahrene Verhaltensweisen an den Tag legst, sondern sei einfach liebevoll und stets bereit, anderen hilfreich beizustehen, durchtränke dich selbst mit der Göttlichen Gegenwart, dann wirst du erkennen, daß du mit allen Menschen um dich herum gut auskommst, gleich, ob du durch die Dschungel der menschlichen Zivilisation streifst oder von der wilden Natur reißender Raubtiere umgeben bist.

Ein Gotterfülltes, beispielhaftes Leben spricht lauter, als alle Worte. So spreche nicht, es sei denn, du wirst darum gebeten. Beschäftige dich ständig und in Ruhe damit, dich selbst umzuformen, so wirst du schließlich mit allen auskommen: Mit Gott und mit den Menschen.

von Paramahansa Yogananda , SRF-Magazine Jan/Feb 1951, Vol. 22, No.4)


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