Verzeihen - wie geht das?
positiv schrieb am 6. März 2005 um 21:14 Uhr (668x gelesen):
> Hallo Leute,
>
> anlässlich eines Traumes habe ich bei mir festgestellt, dass ich meinem Vater eine Sache immer noch nicht verziehen habe, obwohl ich das längst wollte und offiziell auch getan habe. Aber mein Unterbewusstsein sagt etwas anderes.
>
> Mein Vater bereut auch nicht (mehr), was er getan hat, sondern sagt sich "sie hat mir ja verziehen" und er will nur noch die Vergangenheit ruhen lassen, will nichts mehr davon hören.
> Er behandelt mich aber immer wieder mal schlecht, also von oben herab und glaubt auch, er sei ein besserer Mensch. Schon alleine, weil er mehr (Geld) verdient als ich!
>
> Mit so einem Menschen will ich gar nichts mehr zu tun haben (ich besuche ihn auch nicht mehr), aber leider hat mein Unterbewusstsein noch eine ganze Menge mit ihm zu tun. Wer kann mir hier Tipps geben, wie ich so einem Menschen trotzdem verzeihen kann?
> Zwischenzeitlich hatte ich ja alles fast vergessen, aber es taucht im Zusammenhang mit der Familie immer mal wieder auf. Ich leide auch nicht sehr darunter, aber s. Traum: es vermiest mir mein Leben zeitweise. Ich kann auch kein gutes Verhältnis mehr zu ihm aufbauen.
>
> Für Anregungen danke ich euch schon im Voraus!
>
> Gruß
> Vera
Liebe Vera!
Mach dir nichts draus, das sind die typischen Probleme, die sich einstellen MÜSSEN, wenn man sich Gott nähert. Weltliche Menschen wollen sich ja nicht Gott nähern und glauben, sie machen es besser. Insofern ist es "normal", dass dein Vater glaubt, er sei mit mehr Geld etwas besseres, sind doch unzählige Menschen in diesem Hamsterrad gefangen.
Vielleicht ist es dir ein Trost, wenn du siehst, dass die Weltmenschen nicht einmal Jesus geachtet haben und ihn verspotteten. Was kann dann unsereins erwarten? Jesus sagte "Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun", und auch wir können von dieser "Feindesliebe" viel lernen. Vergeben ist nichts anderes als Feindesliebe - und dies bedeutet, ihn nicht nur trotz seiner dir unangenehmen Fehler zu respektieren, sondern ihn sogar zu lieben und Gutes zu wollen.
Der Knackpunkt ist, etwas von ihm zu erwarten und ihn nicht lieben zu können, wenn er einen nicht so liebt, wie man es gerne hätte. Hier gilt es, seinen freien Willen zu respektieren, auch wenn man dadurch "verfolgt" wird. Was aber nicht heisst, dass du dich jetzt jeder Situation ausliefern musst, denn wenn er deine Ideen sowieso ablehnt, kannst du ihm ohnehin kaum Gutes tun und da brauchst du auch keinen Zwangskontakt mit ihm führen.
Sieh ihn doch einfach als arme verirrte Seele, die unzählige Jahre in falsche Richtungen manipuliert wurde und derzeit zuviel Wahrheit nicht aushält. Da sind nur kleine Dosen mit kleinem Fortschritt möglich, so er das überhaupt wollen würde. Es würde überhaupt nichts bringen, ihn in eine Richtung zu zwängen, wenn er als 2. Spule des Trafos einfach zu wenig Windungen hat.
Stell einfach keine Wünsche und Bedingungen an ihn und mache aber selbst bezüglich ihm auch nur das, was du glaubst, dass es gut ist für ihn und wenn er das nicht will, dann kümmere dich lieber um andere Menschen.
Das zweite ist die eigene Schwäche. So wie er nicht richtig lieben kann, ist bei einem selbst doch auch oft so, wie du hier in diesem Beispiel zeigst. Wahre Demut heisst, nicht beleidigbar zu sein, was natürlich nicht leicht ist, weil der gesamte Stolz abgelegt werden muss.
Hinter dem Link auf der rechten Seite kurz nach der Mitte stehen noch zahlreiche Tipps dazu, ich hoffe, du findest, was du brauchst.
Einen lieben Gruß an dich,
positiv
P.S. Ich habe große Zuversicht bei dir, weil du dir des Problems schon bewußt bist.

Beitrag ist archiviert
Diskussionsverlauf: