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Re: Jesus-Tag in Berlin

Ismar schrieb am 21. September 2004 um 6:11 Uhr (947x gelesen):

Hallo, dbR

hier noch ein Artikel aus "DIE WELT" v. 21.09.04:

"Die Sächsische Schweiz ist die H o c h b u r g der NPD. In Reinhardtsdorf-Schöna wählte jeder V i e r t e rechtsextrem.

Es war ein hektisches Wochenende in Reinhardtsdorf-Schöna. Drei Tage lang hat die Gemeinde in der Sächsischen Schweiz ihre Kirmes gefeiert - mit Heimatmusikanten, Bierkastenklettern und einer Hüpfburg für die Kleinen. Für die richtige Einstimmung aufs Spektakel hatte die Diskothek "Harmonie" gesorgt. Zum Abschluss am Sonntag gab es einen Lampionumzug und das Feuerwerk. Noch bevor die ersten Raketen in den Himmel stiegen, hatten die Verantwortlichen das Wahlergebnis nach Dresden gemeldet. 23,1 Prozent der Einwohner haben NPD gewählt. Ihr sei ganz schlecht gewesen, sagt Frau Bräunling, die Sekretärin im Gemeindebüro.

Auf einer Liste notiert sie am Tag danach jene Reporter und Redaktionen, die vom Bürgermeister Auskunft wünschen. Leider, so heißt es, sei das ehrenamtliche Gemeindeoberhaupt heute nicht mehr zu sprechen. Ungut in Erinnerung ist jener Medienansturm, den es im Juni nach der Kommunalwahl gab. Auch damals hatten die Dörfler für das landesweite N P D - R e k o r d e r g e b n i s gesorgt - mit 25,2 Prozent der Stimmen. "Das sind nicht nur wir", sagt entschuldigend die Sekretärin des Bürgermeisters. Wie Reinhardtsdorf-Schöna ist die gesamte Sächsische Schweiz mittlerweile eine H o c h b u r g der Rechtsextremen. Hier sitzen ihre Vertreter in den Kommunalparlamenten und werden nun auch in den Sächsischen Landtag einziehen. Die NPD hat Fuß gefasst, nur sprechen will darüber niemand.

Geradezu gespenstisch ist die Ruhe nach dem Wahldebakel. Nein, nein, beschwichtigen die wenigen Bewohner, die sich überhaupt auf ein Gespräch mit Reportern einlassen, das ist hier nicht die NPD, wie man sie allgemein vermute. Es gab anders als früher keine Ausschreitungen und keine Aufmärsche. Unauffälligkeit war angesagt. Man kenne die Kandidaten, es seien Leute von hier, sagen die Sachsen. Keine Krawallpolitiker, wie man sie tags zuvor im Dresdner Landtag erlebte, als der braune Spitzenkandidat Holger Apfel mit sich überschlagender Stimme zur Hasstirade ansetzte, und deutsche Politik für deutsche Bürger ankündigte. Tumulte hatte das ausgelöst und heftigen Protest. In Reinhardtsdorf-Schöna war fast zur gleichen Zeit das Feuerwerk entzündet worden. Nicht mal mit einer geringen Wahlbeteiligung, die in aller Regel den Extremisten zugute kommt, können sich die dortigen Bewohner herausreden. Mit 70,7 Prozent lag sie deutlich über dem Landesdurchschnitt.

Es ist halt, wie es ist, die Menschen haben die Schnauze voll, hört man im Gespräch hinter Grundstücksgrenzen, die wie eine Mauer des Schweigens die Grundstücke von der Hauptstraße trennen. Nur zitieren will sich niemand damit lassen. Zu viel sei gelogen worden nach dem Ergebnis der Kommunalwahl, schimpft einer, "als ob wir schon deshalb Nazis sind, nur weil wir braune Gartenzäune haben". "Schnauze voll", das steht auch auf einem der zahllosen NPD-Wahlplakate, die überall im Freistaat aufgehängt wurden. "Na und", sagt der Mann und macht aus seiner Verbitterung keinen Hehl. "Die Leute hier finden keine Arbeit und haben das Gefühl, sie sind den Politikern scheißegal. Wen wundert es dann, wenn die angesichts der ganzen Misere Protest wählen?"

Die Misere, das sind nicht nur die fehlenden Arbeitsplätze weit im Osten des Landes. Mittlerweile gibt es in der Drei-Orte-Gemeinde auch keine Schule mehr. Es fehlt an Kindern, um die vom Land festgelegten Klassenstärken zu erreichen. Zur Misere zählt aber auch, dass der Jugendklub wegen dauernder Randale irgendwann geschlossen wurde. Geld für einen Sozialpädagogen hat die Gemeinde mit ihren rund 2000 Einwohnern nicht. "So geht das vielen Gemeinden in Sachsen", sagt Grit Hahneforth vom Dresdner Kulturbüro.

Der eingetragene Verein schickt mobile Beratungsteams zu den Brennpunkten des Extremismus. "Die abstrusen Wertvorstellungen der NPD sind längst im a l l t ä g l i c h e n Leben verankert", hat Hahneforth erfahren. Und mittlerweile, so weiß sie, gibt es genügend Kandidaten, die sich nicht scheuen, für die Neonazis in den Wahlkampf zu ziehen. Darunter sind Leute wie Michael Jacobi, der bei der Kommunalwahl in Reinhardtsdorf-Schöna mit Abstand die meisten Stimmen erhielt. Der Klempnermeister führt einen Familienbetrieb und hat in den meisten Häusern die Heizungen gebaut. Auf den Handwerker Jacobi vertrauen die Leute, warum also soll er dann als NPD-Kandidat schlecht sein? So denken viele in dem Ort, der nur einen Katzensprung entfernt ist von der Grenze zu Tschechien. Und entsprechend haben viele von ihnen gewählt.

Gerade junge Menschen sind nach Meinung des Dresdner Politikwissenschaftlers Werner Patzelt empfänglich für die rechte Propaganda. Oft hätten sie gar keine Ahnung, in welcher Tradition die NPD stehe. Jeder fünfte Erstwähler habe, so ermittelten Wahlforscher, seine Stimme den Braunen gegeben. Die Statistik stimmt nachdenklich. Unter Arbeitslosen holte die NPD 18 Prozent der Stimmen, bei allen unter 35-Jährigen mit Hauptschulabschluss sogar 26 Prozent. Es sind, wie in Reinhardtsdorf-Schöna, nicht mehr nur die Unwissenden, die den brauen Spuk für einen Ausweg halten. Auch dann, wenn genau das droht, die mühsam aufgebauten wirtschaftlichen Erfolge zunichte zu machen. Das Dorf ist ein U r l a u b s o r t . Überall werben Hotels, Fremdenzimmer und Pensionen um Gäste. "Wir hatten nach der Kommunalwahl schon mehrere Absagen", sagt der Mitarbeiter eines Gästeheims, und immer häufiger träfen besorgte Anfragen ein. "Wir sind kein braunes Nest", ist der Mittvierziger überzeugt. Seinen Namen aber will auch er nicht nennen. Sicher ist sicher. "Denn Ärger können wir hier nicht gebrauchen.""


Lieber dbR, vielleicht solte man den "idyllischen" U r l a u b s o r t Reinhardtsdorf-Schöna (s. Bild o.) von der Deutschlandkarte streichen?


LG
Ismar



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