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Brocken zu Walpurgis ohne Freudenfeuer
Elokin schrieb am 5. April 2004 um 15:55 Uhr (761x gelesen):

Brocken zu Walpurgis ohne Freudenfeuer

Wirt Hans Steinhoff muss sich der Nationalparkverwaltung Hochharz beugen – Feier ist "gezwungenermaßen halbherzig"


Von Thomas Parr

BROCKEN. Sagenhaft. Da sammelten sich in Zeiten, die keiner von uns mehr kennt, am 30. April Hexen in den Harztälern, um sich nach gemeinsamem Flug auf den Brocken mit dem Teufel zum ausgelassenen Liebesspiel zu treffen. Im Feuerschein. Bei Tanz und Gesang. Heutzutage ist vergleichsweise "tote Hose" angesagt.

"Zwangsweise herrscht tote Hose", sagt Brockenwirt Hans Steinhoff. "Wir dürfen ja nicht. Die Nationalparkverordnung sieht das nicht vor. Die Tradition ist auf politischem Wege kaputt gemacht worden."

Wirklich, die Walpurgisnacht, wie sie heute in den Harzgemeinden gefeiert wird, ist ein Politikum, das seinen Ursprung im 9. Jahrhundert hat, als Karl der Große die Sachsen zum Christentum bekehrte.

Aus war es für die Sachsen mit den Freudenfeuern am 30. April, um den Frühling zu begrüßen. Aus mit dem Vertreiben der Dämonen des Winters. Schluss mit der Huldigung Wotans, des Sturmgottes, der auf einem achtbeinigen Pferd über den Brocken donnerte, und der Ehrung von Wotans Sohn Donar, der sich an einem 1. Mai mit Freya verheiratet hatte.

Was wusste Goethe?

Die Feste wurden verboten, und die Kirche erklärte heidnische Bräuche zu Teufelswerk, die angeblichen Treffen auf dem Brocken zum Hexensabbat – das Stichwort für die Inquisition und die Hexenverbrennungen, die im Mittelalter begannen und erst im 18. Jahrhundert endeten.

Das Unheimliche an den Hexen war, dass sich diese Frauen in Heilkunst verstanden, Geburtshelfer-Dienste leisteten, lebensklug waren, überhaupt als weise galten. Dabei sollten sie dem Bibelwort nach doch dem Manne untertan sein.

Was wusste Goethe davon? Jedenfalls hatte er Ortskenntnisse – drei Mal hatte er zwischen 1777 und 1784 den Brocken bestiegen – und detaillierte Ansichten über den Hexensabbat hatte er offenbar auch.

Die sind nachzulesen in seinem Faust, Der Tragödie erster Teil. "Walpurgisnacht. Harzgebirg. Gegend von Schierke und Elend." steht über der Szene. Deftig, erotisch geht es da zu. So deftig, dass bestimmte Worte gar nicht ausgeschrieben sind… Dichtung und Wahrheit liegen hier mal wieder beieinander. Fest steht: Den Brocken gibt’s. Den Hexensabbat aber nicht. Den kann man allenfalls auf der Theaterbühne nachstellen oder als Riesenspektakel nach Goethe-Motiven für bereitwillig zahlende Teilnehmer organisieren.

1896 ging es dann erstmals auf dem Brocken zur Sache: Mit Feuer, Hexentanz, Teufelsansprache und was sonst noch dazu gehört. Die Gäste kamen zumeist zu Fuß, und niemand war in der Lage, auf Besen, Mistgabel oder Katze gen Brocken zu reisen. 1899 ging’s schon schneller in Richtung Gipfel: Die Brockenbahn hatte ihren Betrieb aufgenommen.

Diese spezielle Ausgelassenheit in der Nacht zum 1. Mai währte nicht viele Jahre. 1901 verbot der damalige Brockenbesitzer, Fürst von Stolberg-Wernigerode, die satanischen Spielchen der feinen Gesellschaft.

Der heutige Brockenwirt Hans Steinhoff erinnert sich, dass es vor dem Zweiten Weltkrieg noch die so genannte Walpurgisgemeinde gegeben hat, der 111 Gutbetuchte angehörten, die zünftige Walpurgisfeiern im Freien mit allem, was dazu gehört, organisierten.

"Dann kam der Krieg, der Brocken wurde Sperrgebiet, dann kam die Wende, und wir starteten durch, um die Tradition der Walpurgisnacht auf dem Brocken fortzusetzen. Anfang der 90er-Jahre waren Feuer, Hexen und Teufel auf den Brocken zurückgekehrt", erzählt Hans Steinhoff. Und wie schon fast 100 Jahre zuvor reisten die Gäste mit der Brockenbahn an.

Das Spektakuläre ist wichtig

"Aber Walpurgis auf dem Brocken ist nicht mehr erwünscht", sagt der Brockenwirt resigniert. Ein Frühlings- oder Freudenfeuer auf dem Harzgipfel würde seiner Ansicht nach keinen Schaden anrichten können.

"Im Nationalpark ist aber kein Feuer erlaubt", heißt es dazu in der Nationalparkverwaltung Hochharz. Obwohl, der klassische und eigentliche Ort für eine Walpurgisfeier sei der Brocken schon. Trotzdem: "Die Diskussion ist durch. Wir haben ein gutes Einvernehmen mit Schierke und verstehen, dass der Ort seine Gäste für sich behalten will", so die Ansicht der Verwaltung. Und außerdem sei es ja auch beschwerlich auf den Brocken zu kommen.

Irgendwie sei den Menschen eben das Spektakuläre wichtig, sieht Hans Steinhoff ein. Zu den Feiern im Saal mit Programm und Menü, die er bisher immer noch angeboten hatte, sind zum Schluss immer weniger Menschen gekommen. In diesem Jahr hat er sie gar nicht erst im Angebot.

"Aber schließen können wir auch nicht einfach. So kommt es, dass es ausgerechnet auf dem Brocken zu Walpurgis gezwungenermaßen halbherzig zugeht", sagt Steinhoff. Freilich, alle Gäste seien willkommen, die treuen wie die spontanen. Im Goethesaal des Brockenhotels gibt es ein kleines Programm. Drinnen. Die Freudenfeuer aber brennen unten im Tal.

Montag, 05.04.2004


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