(psychisches) Problem...
Dirk schrieb am 1. März 2004 um 8:18 Uhr (461x gelesen):
In gewissem Sinne stimme ich Ule zu, doch das, was du jetzt wahrscheinlich dringender brauchst, ist der Blick auf das, was dir Schmerzen bereitet. Der Schmerz, den du erlebst, erlebst du deswegen, weil du dich zur Zeit gerade selbst rundlaufen lässt. Du nimmst dich darin zu wichtig, daß du dich zu unwichtig machst. In dir laufen gerade zwei Prozesse gleichzeitig ab.
1. Du suchst nach deinem eigenen Wert - sprich: Du probierst dich daran aus, dir deine eigene Wertvorstellung zusammenzubasteln, was bedeutet, daß du auch mal jemanden widersprechen musst, der in deinen Augen Schei.. redet. Dieser Vorgang alleine wäre gar nicht so schlecht, wenn da nicht 2. wäre.
2. Du versuchst, Anderen zu gefallen, um so eine möglichst große Menge Zuwendung zu bekommen. Und genau hier liegt der Fehler, das Problem: Du hast es so ausgedrückt "und kaum habe ich seine Meinung gelesen, hätte ich das was ich geschrieben habe am liebsten wieder gelöscht." Eigentlich weißt du, daß das, was du da geschrieben hast, für dich richtig ist, aber du läßt es zugunsten der Zuwendung nicht zu... auch das beschreibst du ja.
Der Selbstfindung steht also dein Wunsch nach Zuwendung im Weg. Die Zuwendungssucht - wie ich es jetzt mal ausdrücken will - jedoch ist krankhaft. Sie macht dich abhängig davon, dieser Sucht immer wieder nachzugehen, und sie macht dich abhängig von den Launen und Meinungen Anderer. Und diese Sucht erlebst du als Herz-Schmerz. Dieser Schmerz ist ein Warnsignal, daß du dich wieder zurückfallen läßt in ein krankes Denken, in ein krankes Wollen.
Was ich dir rate? Nun... ich werde es mal bewusst hart ausdrücken:
Hör VERDAMMT noch mal auf zu jammern! Du bist gerade im Begriff deinen eigenen Wert gegenüber den Meinungen Anderer abzugrenzen und du hast verdammt nochmal das Recht UND die Pflicht dir selbst gegenüber(!) deine eigene Meinung zuzulassen. Nicht das "Oooch... bist du lieb" des Anderen macht dich wertvoll und liebenswert, sondern deine eigene Person INKLUSIVE deiner eigenen abweichenden Meinung! Lass Zorn zu, lass Wut zu... erst dann kannst du lernen, daß Wut auch als Werkzeug für ein "Aufeinander zugehen" benutzt werden kann. Erst dann, wenn du dieses Kapitel gelernt hast, kannst du auch Liebe - wirkliche Liebe und keine Selbstverliebtheit - zulassen! Tritt dir mal selbst in den Arsch und sage dir, daß du deiner eigenen Meinung wert bist, selbst wenn der Gegenüber pikiert oder verletzt ist. Lass deinen eigenen Standpunkt zu, denn erst dann kannst du den Standpunkt des Anderen erkennen und ihm genau dort begegnen.
Sö... und nu wünsche ich dir, der (oder die) du dich gerade im Stadium der Kämpfer-Wesenheit befindest, alles Gute beim Lernen deines zu lernenden Prinzips.
Dirk (aka Rawir)

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