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Re: Der Tod
Der Narr schrieb am 17. März 2002 um 16:19 Uhr (540x gelesen):

Die Nebelblume
© Alexander Rossa 2002


Es war schon einige Jahre her. Ich hatte eine Pechsträhne, wenn man es wirklich unbedingt so sehen wollte.
Zuerst starb meine geliebte Frau bei einem völlig sinnlosen Verkehrsunfall. Sie wurde plötzlich aus meinem Leben gerissen, einfach so und ganz unvermutet. Meine kleine Tochter verlor dadurch ihre Mutter, ohne verstehen zu können, was dieser Verlust für uns alle bedeutete. Doch war es überhaupt noch wichtig?

Einige Monate später erkrankte sie selbst an einem sehr seltenen Fieber, an dem sie schließlich meiner Frau, nach dieser kurzen Zeit, folgte und starb.
Es war für mich nur ein schwacher Trost zu ahnen, daß sie nun endlich wieder, mit ihrer Mutter vereint war. Nach einer Phase des ersten Schocks, spürte ich den Schmerz über den Verlust meiner Familie in seiner vollen, erbarmungslosen Härte. Ich war davon überzeugt, wahnsinnig zu werden, so unerträglich, so schwer war er, dieser Schmerz. Es würde ein Wahnsinn kommen, in den ich entfliehen konnte.

Leider konnte es von meinen Arbeitskollegen fast niemand verstehen und nachvollziehen, da dieser Schmerz erst nach Wochen bei mir so richtig einsetzte, nachdem ich aus dieser unwirklichen Welt des Schocks erwachte. Sie verstanden es nicht, da für sie das Leben in normalen Bahnen verlief. Ihr Alltag bestimmt ihr Leben. Es war eben nicht so, wie das Leben bei mir verlief.

Schließlich verlor ich meine Arbeit, meine Arbeitskolegen und meinen nach einer kurzen Zeit auch den Willen am Leben. War es überhaupt noch ein Leben?

Dann eines Tages geschah etwas, gleich einem kleinen Wunder, ein ganz privater Zauber, den ich mit niemanden teilen konnte. Es war eine ganz persönliche Erfahrung, die meine Existenz völlig veränderte und sie zum Leben drehte. Denn Leben und Existenz sind für mich zwei verschiedene Dinge.

Eigentlich war es ein ganz normaler und kühler Abend. Es war Frühherbst. Ich war hundemüde und froh, als ich endlich in meinem Kuschelbett lag. Dieses Bett gab mir so etwas, wie Schutz, ein Dach über dem Kopf. Doch an diesem Abend, nachdem ich eingeschlafen war, verlor ich nicht mein Bewußtsein, wie ich es gewohnt war, sondern es geschah etwas völlig anderes.

Vor mir eröffnete sich eine Welt voller dichter Nebelschwaden, deren feine, kühle Wassertropfen ich auf meiner Gesichtshaut ganz deutlich spüüren konnte. In dem Nebeldunst lag ein feiner Blumenduft, der mich zu tiefem Einatmen verlockte.
Vorsichtig bewegt ich meine F6uuml;ße, ging ganz behutsam, und tauchte so, immer weiter in den seltsam leuchtenden Nebel ein, der mich umschloß, wie eine sanfte, kühle Hand.
Es tauchte aus der weißen Samtesflut die Türklinke auf. Sei erschien mir derbe und häßlich, so wie ein kleines Monster aus einer anderen Welt.
Ich drückte sie zaghaft hinunter, wollte einfach nur hinausgehen, endlich wieder sehen können.
Lautlos öffnete sich die glatte Tür und gab mich dem Außen frei. Doch auch hier erkannte ich nichts weiter, als nur den leuchtenden, weißen Nebel, der wie eine zähe Suppe schwerfällig und träge über dem Boden schwebte. Ich verließ mein Haus, ging ganz vorsichtig den schmalen Gartenweg hinunter, auf die breite Straße, die man nur erahnen konnte.
Doch es gab dort nichts, und niemand war zu hören, geschweige denn etwas zu sehen. Ich war alleine, mehr alleine, als ich es mir zu diesem Zeitpunkt gewünscht hatte. Mein Gesicht fühlte sich ganz feucht von den Nebeltröpfchen an, und der Blumenduft wirkte inzwischen nahezu betäubend auf mich. Fast schon leciht taumelnd schlenderte ich die undurchsichtige Straße hinunter, die in das Stadtzentrum führen mußte, ohne dabei auch nur einem Menschen zu begegnen. Es fuhr kein Auto auf der Straße, keine Vögel zwitscherten und kein Wind regte sich.

Die Geschäfte in der Stadt waren zwar geöffnet, aber niemand war da, um etwas zu kaufen. Die Lebensmittel in den Regalen waren alle hoffnungslos vertrocknet, und alle Flaschen waren leer, ausgetrocknet. Ich spürte ein Gefühl der Angst in mir gären, das aber sofort von dem betörenden Duft des Nebels abgefangen und betäubt zu werden schien. Schließlich geriet ich auf den großen Marktplatz unserer Stadt und verlor in dem dichten Nebel jetzt gänzlich meine Orientierung. Nur ganz, ganz vorsichtig, Schritt für Schritt, tastete ich mich vorwärts, bis plötzlich eine zieliche, gelbe Blume vor mir auftauchte, die sich durch den Asphalt gebrochen hatte und nun vorwitzig ihre Blüte in die Luft reckte. Sie war erstaunlich gut in dieser Nebelsuppe zu sehen, da winzige, strahlende Funken um sie herumflogen, als würde eine seltsamer und betörender Feenzauber auf ihr liegen.

Ich kniete auf den feuchten Boden nieder, um sie mir aus der Nähe ansehen zu können und war fasziniert von ihrer magischen, natürlichen Schönheit und ihrer feinen Eleganz. Die kleinen Funken surrten um sie herum, und manche von ihnen setzten sich glitzernd auf die kleinen Blätter, ohne sie auch nur etwas erzittern zu lassen. Der Gedanke, sie pflücken zu wollen, erschien mir sträflich und dreist, aber sie zu besitzen und mitzunehmen, war wohl eher ein Instinkt, der meinen menschlichen Geist beherrschte. So also war ein Kampf in mir entbrannt, zwischen dem gierigen "Haben wollen" und dem sensiblen "Unberührt lassen", der leider schon bei Beginn entschieden zu sein schien, da ich einfach nur ein einfacher Mensch war.

Es siegte natürlich mein Trieb, sie besitzen zu wollen, und so streckte ich meine Hand aus, um sie zu pflücken, sie zu verletzen und verenden zu lassen. Doch es geschah etwas ganz Unerwartetes.
Die kleinen Funken setzten sich auf die kalte Hand und brannten sich in meine Haut, bis sie schließlich ganz verschwunden waren. Eine angenehme Wärme wanderte langsam meinen Arm hinauf und breitete sich in meinem ganzen Körper aus. Der Nebel begann grell zu leuchten, und er blendete mich beinahe. Ich fiel erschrocken zur Seite, kauert mich schutzsuchend zusammen, und meine Hände zitterten. Mein Herz schlug mir bis in den Hals. Der Blumenduft wurde immer intensiver und lag schwer auf meinen Lungen.
"Ich werde sterben", war ich mir ganz sicher und biß die Zähne zusammen, um auf den nahenden Tod zu warten, der mir eigentlich ja sehr gelegen kam.
Doch plötzlich hörte ich Stimmen. Sie waren fern und klangen irgendwie hohl und fremd. Sie wurden immer lauter und deutlicher. Ich hörte Geräte surren und ein unangenehmes Piepen, welches mich zwang, meine Augen zu öffnen, was mir allerdings nicht gleich gelingen wollte. Eine bleierne Schwäche lag auf mir. Ich war unfähig mich zu bewegen, und ein dubioses Stechen in meinem Arm war sehr unangenehm. Mir war übel.
Dann war es schließlich doch soweit. Es gelang mir die Augen zu blinzelnd öffnen, und da sah ich sie. Es waren zahlreiche Frauen und Männer um mich herum. Alle trugen grüne Kleidung, nur einer von ihnen trug einen weißen Kittel. Mein Hals schmerzte und war trocken.

"Hallo, sind Sie wach? Hallo?", sprach mich der fremde Mann in dem weißen Kittel an. Ich zwang mich schließlich zu einem zaghaften Nicken und ließ meine schweren Augenlider wieder fallen. Eine angenehme Ruhe breitete sich in mir aus, wie ich sie seit langer Zeit nicht mehr gespürt hatte. Zufrieden ließ ich mich fallen und schlief einen langen, traumlosen Schlaf.








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