Hi Catser,
Ja, das habe ich gelesen, es ist sehr gut.
Aber sie wohnt ja nicht gerade "um die Ecke" ;-)
Aus meiner Sicht läuft alles darauf hinaus, dass eine Heilerin oder ein Heiler her muss, die ihn mit der nötigen Zeit und dem Aufwand liebevoll behandeln und "betreuen" kann und will.
Und da er kaum soziale Kontakte hat, muss irgendwie ein soziales Umfeld geschaffen werden, in dem er nicht Gefahr läuft, erneut traumatisiert zu werden, sondern wo er Hilfe und Unterstützung findet.
Da er (trotz Potential) arbeitslos ist und von Sozialhilfe lebt, kann er viele Therapie-Angebote einfach nicht bezahlen, ist nur eingeschränkt mobil (also, kann nicht mal eben nach USA oder nach Frankreich fliegen), und kann in unserer Konsumgesellschaft nur relativ eingeschränkt am Sozialleben teilnehmen.
Ich denke auch, wenn er Menschen findet, die ihn wirklich annehmen, die nicht aus Angst oder Scheu, sich überhaupt mit dem Thema zu befassen, zurückschrecken vor einem Menschen, der (zudem als Mann/Junge, was leider besonders schwierig ist) Missbrauch erlebt hat, die ihn nicht (z.B. psychiatrisch) stigmatisieren wollen, dann wäre das schon ein ganzes Stück Hilfe.
Und wenn dann jemand erreichbar bzw. dazu bereit wäre ihm zu helfen, der viel Erfahrung damit hat, dann hätte er eine gute Chance.
Bekanntlich sind und waren ja Frauen/Mädchen viel öfter Opfer sexualisierter Gewalt.
Aber geeignete Hilfsangebote explizit für Opfer männlichen Geschlechts sind besonders selten, von einem flächendeckendem Angebot sind wir weit entfernt.
In sozialarbeiterisch tätigen Männerprojekten z.B. liegt der Fokus eindeutig auf der Arbeit mit Tätern, da nur so Fördergelder fliessen.
Und er ist kein Täter, sondern Opfer.
Er erträgt - zumindest zur Zeit - nicht die Nähe von Menschen, von denen er weiss, dass sie Täter sind.
Leider ist die aktuelle Stituation von Männern, die als Kind Missbrauch erlebt haben, insgesamt sehr schwierig.
Folgender Link stellt die Problematik meiner Einschätzung nach recht gut, aktuell und in komprimierter Form dar:
http://www.maennerschmerz.com/mannalsopfer.htm
Er hat in seinem Leben immer wieder versucht, jemanden zu finden, der ihm helfen kann, was ihn jedesmal viel Kraft gekostet hat, den Mut dazu zu finden, und wurde wiederholt durch lieblose oder dilletantische oder ignorante Helfer erneut traumatisiert.
Er hat sich dann wieder verschlossen, und nach Jahren erneut Anlauf genommen.
Er macht das nicht mehr lange mit, sagt er.
Er ist nicht patriarchal, er ist kein stereotyper Mann, er hat das Bedürfnis, in seinem Schwach-Sein nicht als Un-Menschlich oder Un-Männlich angesehen zu werden.
Er sieht Weiblich-Sein aus seiner eigenen Erfahrung (seiner eigenen Weiblichkeit, und seiner Beobachtung) heraus nicht als Schwach an, sondern als Ausprägung menschlichen Seins, als Stärke.
Er akzeptiert, pflegt und LIEBT in sich das, was die meisten Menschen als "weibliche Anteile" oder unmännliches, schwaches Verhalten auslegen (würden), und was den männlichen Opfern oftmals als Folge des Missbrauchs unterstellt wird; aus dem Unverständnis heraus, dass auch ein Missbrauchsopfer ein Recht auf eine eigene Sexualität hat, dass er nicht als Schwächling oder Versager betrachtet wird, weil er sich zu Frauen und Männern hingezogen fühlt, weil er dem Rollenstereotyp nicht entsprechen will.
Er ist ein intelligenter Mensch, der es wert ist, geliebt zu werden, und der Menschen nicht vergisst, die ihm jemals geholfen haben.
Ich bin selbst depressiv und meine Situation ist auch nicht viel beser.
Mit liebem Gruß,
Maya
> Auf meinem Lesestapel liegt ein Buch zum Thema:
> Sandra Ingerman: Die Heimkehr der verlorenen Seele
> Mein erster Eindruck: Die Frau weiß wovon sie schreibt.
> Ich traue mir das momentan (noch) nicht zu.
> Aber was für einen zuviel ist, schaffen vielleicht drei oder vier...
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