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Re: Medikamente.. SSRIs
Peter schrieb am 12. Oktober 2001 um 0:10 Uhr (1348x gelesen):

Hallo Xara,

> Eigentlich habe ich in Bezug auf Medikamente eine ähnliche Auffassung wie Anke. Und zwar, das eben Medikamente nur die Symptome unterdrücken.

Und genau das ist eben nicht der Fall! Moderne Medikamente unterdruecken nicht, sondern korrigieren Ungleichgewichte.

> In Büchern über Depressionen und Ängste heisst es das auch immer wieder, man soll nur im äußersten Notfall zu Medikamenten greifen.

Buecher geben immer nur die Ansicht ihrer Authoren wieder. Ist der Author gegen Medikamente, wird er sie wohl kaum empfehlen. Auch sind Buecher statisch, waehrend sich die Wissenschaft weiterentwickelt. Auch ist nicht Depression gleich Depression! Es gibt verschiedene Depressionen und auch verschiedene Ursachen dafuer!

> Daher kann ich schon verstehen, dass Anke stolz darauf ist, es ohne Medikamente geschafft zu haben.

Ich versuche moeglichst ohne bzw. mit moeglichst wenigen Medikamenten auszukommen. Aber wo es angebracht ist, sollte man sie nicht grundsaetzlich ablehnen.

> Nun schreibst Du, dass die Pharmazie sich weiterentwickelt hat...ich nehme mal an, Du beziehst Dich nun auf alle Medikamente und nicht nur auf Medikamente gegen Angst und Depressionen.

Sicher hat sie sich auf allen Gebieten weiterentwickelt (z.B. viele gute neue Krebsmittel), und genauso auch auf dem Gebiet der Aengste und Depressionen.

> Woher weiss man den nun, welche Medikamente abgesehen von homöpatischen Mitteln bzw pflanzliche Mittel nicht nur die Symptome unterdrücken, sondern auch wirklich helfen?? Oder redest Du von ebensolchen Mitteln, die die Pharmazie einsetzt??

Dagmar gab dir schon ein Link, das sehr ausfuehrlich aufklaert. Viele informative Seiten findet man auch im englischen Sprachraum (Suchmaschine).

Ich selbst habe eigene Erfahrungen mit SSRIs, da ich nach dem Tod meiner Frau natuerlich sehr depremiert war (siehe Kapitel "Wie alles anfing" im Ressort).

> Nun noch eine abschliessende Frage: Was meinst Du mit SSRIs?

SSRIs ("s" fuer Plural) sind Selective Serotonin Reuptake Inhibitors, oder auf Deutsch: gezielte Serotonin Wiederaufnahme-Hemmer.

Serotonin ist ein aeusserst wichtiger Neurotransmitter. Der Mensch hat ca. 10 mg davon im Koerper, und Serotonin ist fuer viele Koerperfunktionen lebensnotwendig, u.a. auch fuer Muskelaktivitaeten (Herzmuskel!). Stirbt jemand nach einem Trauerfall an "gebrochenem Herzen", so kann das durchaus an einem Mangel an Serotonin liegen.

Das Zusammenspiel der Hormone und Enzyme im Koerper ist noch nicht genau geklaert. Bekannt ist aber, dass Serotonin einen sehr grossen Einfluss auf viele Koerperfunktionen hat. Es bestehen Wechselwirkungen, und jeder Mensch reagiert etwas anders. Trauer (und der resultierende Appetitmangel) fuehrt z.B. oft zu einer reduzierten Serotonin-Produktion im Koerper (Serotonin wird im Koerper aus der Nahrung produziert), was in Folge zu Depressionen fuehren kann, und diese dann wiederum zu einer verminderten Serotonin-Produktion. Es ist also ein Teufelskreis, der unterbrochen werden muss, und zwar nicht durch Unterdrueckung, sondern durch Korrektur des zu niedrigen Serotonin-Spiegels!

SSRIs korrigieren ein Ungleichgewicht, indem sie gezielt ganz bestimmte (deshalb "selective") Serotonin Wiederaufnahme-Rezeptoren blockieren. Sie greifen somit in den Serotonin-Kreislauf ein. Dieser Kreislauf besteht aus

- der Produktion von Serotonin im Koerper,

- der Funktion von Serotonin als Neurotransmitter,

- der Wiederaufnahme, Zerlegung und Ausscheidung von Serotonin.

Durch die gezielte Blockade einiger Serotonin Wiederaufnahme-Rezeptoren wird zwar nicht mehr Serotonin produziert, aber die vorhandene Serotonin-Menge bleibt dadurch laenger im Umlauf, was zu einer Anhebung des Serotonin-Spiegels im Koerper fuehrt.

Nehmen wir an, der Mensch produziert nur die halbe Menge an Serotonin. Er hat dann eben ein Serotonin-Defizit und leidet darunter. Wird aber jetzt die Wiederaufnahme reduziert, und zwar so, dass trotz reduzierter koerpereigener Produktion immer noch mehr Serotonin produziert wird, als wiederaufgenommen und zersetzt wird, so steigt der Serotonin-Pegel langsam wieder auf die normalen 10 mg hoch, weil eben der "Abfluss" verlangsamt wird!

Das ist jedenfalls die Idee hinter den SSRIs, und somit werden hier keine Symptome unterdrueckt, sondern es wird echt ein Defizit korrigiert!

Ich selbst habe Erfahrung mit Celexa (citalopram), und dies ist ein SEHR gut vertraeglicher SSRI mit sehr geringen Nebenwirkungen (ich persoenlich rate aber, die empfohlene Dosis zu halbieren). Die Nebenwirkungen betreffen hauptsaechlich die Muskulatur, die wieder angeregt wird (Durchfall) und eine Verringerung der Libido, mit der jedoch stark depressive bzw. trauernde Menschen sehr gut leben koennen.

SSRIs werden fuer verschiedene Symptome verordnet, wobei Celexa (citalopram) sehr gut bei Trauer hilft, nicht aber bei Aengsten! Der Arzt sollte den RICHTIGEN SSRI verschreiben, und der Patient sollte sich vorher im Internet bilden und sich nicht mit Beruhigungsmitteln abspeisen lassen, nur weil diese fuer die Kassen billiger sind!

Alles Liebe,
Peter


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