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Der freie Wille
Jassu schrieb am 25. Januar 2003 um 0:46 Uhr (377x gelesen):

Liebe(r) X,
die von Dir gestellte Frage ("Wie kann Gott Leid zulassen?") ist keinesfalls neu. Schon in der Spätantike hat sich der sog. "Kirchenvater" Augustinus mit Theodizee (=göttl. Gerechtigkeit) auseinandergesetzt und versucht zu ergründen, wieso die Welt so ist wie sie ist.
Genau genommen leben wir in relativ ruhigen Zeiten. Die Annahme, daß alles immer schlimmer werde, ist ein Trugschluß, der aus der Medienpolitik der vergangenen Jahre resultiert. Das Grauen verkauft sich eben gut: So könnte man z.B. annehmen, daß in den letzten Jahren mehr Kinder als je zuvor entführt und mißbraucht wurden, weil die Nachrichten uns jeden neuen Fall in erschütternden Bildern präsentierten. Suchtrupps, weinende Eltern, Fotografien der Opfer, die grundsätzlich mit Musikuntermalung präsentiert wurden - das gesamte Repertoire wurde aufgefahren.
*Statistisch* gesehen ist die Zahl derartiger Fälle in den letzten Jahren sogar leicht gesunken. Das macht es nicht weniger schlimm, aber es zeigt doch, wie sehr unsere Wahrnehmung von den Medien beeinflußt wird. Wir haben ein ganz anderes Verhältnis zur Welt als unsere Vorfahren, weil uns über die Bildschirme Neuigkeiten von allen Kontinenten erreichen. Dabei ging es früher nicht minder blutig zu, die Menschen erfuhren nur weniger darüber.
Aber ich schweife ab. Auch wenn ich nicht behaupten möchte, wirklich eine Antwort auf die Theodizee-Frage zu kennen, so will ich doch wenigstens versuchen, ein paar Positionen (inklusive meiner eigenen) darzulegen:
Die (Extrem)Christen unserer Tage erklären oft jegliches Unglück mit dem Sündenfall und Satan: Die Welt war quasi perfekt, bis sie korrumpiert wurde. Dabei vergessen sie leider, daß sie damit in den Bereich eines Dualismus abrutschen, in dem Gott und Satan einander als scheinbar ebenbürtige Gegner gegenüberstehen - und das paßt nun gar nicht mit einem monotheistischen Weltbild zusammen, in dem der Schöpfer allmächtig ist.
Ich persönlich halte Gut und Böse für Begriffe, die außerhalb einer soziologischen Struktur nicht existieren. Eine Seuche ist eben nicht "böse", ebensowenig wie ein Erdbeben oder sogar eine Meute hungriger Löwen. Wir empfinden Leid, weil wir in unserer Wahrnehmung weitestgehend auf diese Welt begrenzt sind - und die ist nun einmal endlich. Betrachte es mal so: Ich werde sterben, du wirst sterben. Und jeder andere, der dieses Posting liest, ebenso. Vielleicht nicht morgen, vielleicht nicht einmal in 60 Jahren, aber irgendwann sicherlich. Es wird der Tag kommen, an dem wir alle uns die Radieschen von unten anschauen. Tatsächlich war der Tod sogar eine Erfindung der Natur, damit eine Entwicklung ausgelöst wird - es gibt Mikroorganismen, die quasi unsterblich sind, sofern sie nicht durch äußere Bedingungen zerstört werden. Wir empfinden dies als schlecht, doch rein biologisch gesehen ist Alterung und Absterben ein Fortschritt gewesen.
Wie wir nun damit umgehen - nun, da gibt es viele Ansätze:
"Die Welt ist schlecht, also müssen wir sie hinter uns lassen und im Nirvana aufgehen." (Buddha)
"Die Welt ist schlecht, also laßt uns das Beste daraus machen." (Epikuräer)
"Die Welt ist schlecht, also wieso sollte mich irgend etwas stören?" (Stoiker)
"Die Welt ist schlecht! Punkt!" (Cyniker)
"Die Welt ist schlecht, und Gott wird alle Sünder in die Hölle werfen! Jesus rettet euch alle!" (Manche Christen)
Ich persönlich würde mich keinem dieser Ansätze uneingeschränkt anschließen, auch wenn die Epikuräer meiner Meinung nach schon einen Schritt in die richtige Richtung machen.
Ich für meinen Teil empfinde die Welt nämlich nicht von vornherein als schlecht, trotz aller Unzulänglichkeiten. Für mich ist dieses Leben tatsächlich eine Art "Weiterbildung", und die meisten (vom Menschen hausgemachten) Probleme dieser Welt resultieren eben daraus, daß viele Leute einfach noch eine MENGE lernen müssen. Einen Gut/Böse-Dualismus gibt es nicht.
Hmmmm... ich könnte noch lange weiterschreiben, aber ich muß morgen früh aufstehen, daher mache ich jetzt erst einmal Schluß. Vielleicht habe ich Dir ja schon etwas weitergeholfen.
Liebe Grüße,
Jassu


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