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Re: Weil wir den Freienwillen bekamen
Fußgänger schrieb am 25. Januar 2003 um 3:26 Uhr (350x gelesen):

Hallo X,
> Weil wir den Freienwillen bekamen, steckt in jedem Menschen das Potenzial einer Bombe!
> Gestern Abendnachrichten: Sechs jährige vergewaltigt und erdrosselt von einem Zwanzigjährigem...So ist nun mal die Welt heutzutage :-( macht das einen sinn?
Nicht nur heutzutage.
> Wieso, weshalb, warum geschieht so was !? weil wir draus lernen müssen ?
Obwohl mir die Ansicht des Lebens als Lernen -- im Verein mit Lebensprüfungen usw. -- nicht gefällt (ich bin auch ungern zur Schule gegangen), muss ich gestehen, dass das als mögliche Deutung für mich in Frage kommt. Ethisch gesehen ist das aber eine heikle Angelegenheit.
> Derartige Menschen gelten als psychischkrank, Gott setzt kranke Menschen auf die Welt los? Wenn ja, müsste Gott nicht auch krank sein? Könnte mir jemand das erklären?
Wenn Reinkarnation angenommen wird, ist die psychische Krankheit wohl eine Folge der vergangenen Leben und auch des gegenwärtigen, eine Folge äußerer Umstände, ihrer innerer Verarbeitung usw.
Würde ich annehmen, dass Gott Menschen mit einem Hang zu extremer Gewalttätigkeit direkt erschaffen würde, hätte ich ein großes Problem, das ich wohl nur bewältigen könnte, indem ich sagte: Es kommt nicht darauf an, was einer ist, tut oder erleidet, sondern darauf, wohin er sich entwickelt.
Doch wenn nur ein einziges Leben zur Verfügung steht, hilft mir selbst dieser Gedanke nicht, er ließe sich wohl höchstens mit spitzfindigen Argumenten stützen.
> Theorie: Hätten wir den Genetischenbauplan und exakt die Vergangenheit von diesem
> Jungen, dann würden wir theoretisch genauso denken und handeln wie er. (das ist absolut richtig) ich meine das es deswegen nicht besonders schlau wehre zu urteilen.
Verstehen wollen finde ich generell besser als verurteilen. Für das Verurteilen sind die Gerichte zuständig. Als Außenstehender kann ich das natürlich leicht schreiben.
> Also: der Bauplan eines Menschen + die Vergangenheit = der, der er ist
Apropos "Bauplan": Das entspricht wohl dem, was häufig (allein) den Genen zugeschrieben wird. Ja, der freie Wille fehlt in der Tat.
> Ursprünglich kam unser Bauplan von Gott. Mit der Evolution haben wir uns so weit ins teuflische verändert?
Das nehme ich nicht an. Sieh das einmal so: Gott hat das Weltall erschaffen und die Evolution in Gang gesetzt. Da er allwissend ist (vielleicht nicht im Detail, aber was die Einschätzung von Prozessverläufen angeht), muss ihm klar gewesen sein, dass jede Menge unvollkommene Wesen entstehen würden, auch solche mit (ein) wenig Verstand und Vernunft, wie der Mensch. Es müsste ihm von vornherein klar gewesen sein, dass Verstand und Vernunft falsch angewendet würden, missbraucht würden, dass viele solche Wesen sich für einige Zeit in einem inneren Ungleichgewicht bis hin zu schlimmen Spannungszuständen befinden und dass fürchterliche Verbrechen geschehen würden.
So gesehen sind diese Dinge, so schrecklich sie für den Einzelnen sind, Konsequenz der Evolution, und Evolution heißt auch: Auf dem Weg sein, unvollkommen sein und andere weniger harmlos klingende Eigenschaften.
>Wieso?
Man kann es als teuflisch ansehen, muss es aber nicht. Oder man kann, wenn man annimmt, dass Gott Welt und Mensch erschaffen habe, Gott als Quelle dieses Teuflischen ausmachen. Man kann das Ganze auch psychologisch betrachten und das Böse ausschließlich in der menschlichen Psyche ansiedeln usw.
> Oder sind wir grade dabei uns zu entwickeln von Mensch zum Gott-Mensch ?
Warum "oder"? Angenommen es wäre so: Wie könnte der Mensch über sein Menschsein hinauswachsen? Aus eigener Kraft wohl die wenigsten, weil dazu sehr viel Mut, Tapferkeit, Geduld, Glauben an den eigenen Weg, Zuversicht und vieles andere gehören, das die meisten nicht aufbringen können.
Auch das Ideal eines ethisch vollkommenen Lebens in einer friedlichen Gesellschaft würde den Menschen nicht über sich hinausbringen. Ich vermute sogar, dass solch ein Zustand über kurz oder lang zu allgemeiner Frustration führen würde.
> Es könnte sein das unser leben wie es heute ist, nur das mittel zum Zweck für unsere Entwicklung wehre.
Das ist eine mögliche Sichtweise, die aber den Nachteil hat, für *jede* Phase der Entwicklung -- bis auf den Entzustand, falls es einen solchen einmal geben sollte -- zu gelten. Dann wäre evtl. der Weg nichts und das Ziel alles...
> Andererseits:
> Wieso hat Gott nicht von Anfang an dafür gesorgt, das die Sonne scheint?
> Weil wir „in hier und jetzt“ lernen müssen?
> Hier, wird eine grausam abgestochen! Dort, verhungern 3000 Menschen!
> Da, vergeht sich einer an Kinder! Der, hat AIDS! Die, hat Krebs !
> Das ist doch zu hart! Allein wenn man heut zu tage einen Fernseher besitzt,
> ist suizidgefährdet.
Gott scheint anderer Ansicht zu sein: Tod, Folter, Krieg usw. sind dem Menschen zumutbar. (Ich schreibe ungern Gott irgendwelche Absichten, Meinungen, Gedanken, Gefühle zu, aber in diesem Kontext lässt sich das wohl vertreten.)
> Kann man da noch von bedingungsloseliebe Gottes sprechen?
Gott ist halt nicht der "liebe Gott", könnte aber doch der liebende Gott sein, wenn er nicht mit menschlichen Maßstäben gemessen würde, und wenn er nicht verurteilt würde, weil er nicht ethischen Idealen gemäß zu handeln scheint (und es wohl auch wirklich nicht tut).
> Ich meine das ich meinen Kindern aus liebe keine Zielwesteerknaller geben würde, weil sie sich selbst und anderen damit schaden könnten.
s.o.
> Wenn man die welt so betrachtet das es keinen tot gibt, das der Tot nur eine Illusion des Verstandes ist, dann sind wir ja selbst schuld für das ganze elend den wir empfinden.
Was hat der Tod als Illuison mit dem "ganzen Elend" zu tun? Wenn jeder wüsste, dass der Tod nur ein Ablegen des Körpers ist, würde dann niemand mehr Schmerz und Leid empfinden?
> Wenn es so sein sollte wieso kommen keine höhern Wesen vom Himmel oder sonst wo her, um uns aufzuklären.
Der Mensch muss sich wandeln, nicht (nur) der Verstand belehrt werden. Letzteres wäre -- wie ich annehme -- viel zu wenig.
> Das ist ja so als ob ich mein Kind mitten in der Wüste zurück lassen würde,
> in der Hoffnung das er dreißig Jahre später ganz wie der Papa sein würde.
> Oder ist Gottes Plan viel komplizierter?
Da greift wieder der Reinkarnationsgedanke: Würde der Mensch nur ein Leben haben, wäre vieles unerklärlich, ja absurd.
> Das was uns von Tieren unterscheidet ist das wir den Freienwillen besitzen, wieso lassen wir uns dann, wenn es um Gott geht auf das Niveau eines Tieres herab indem wir blind glauben?
Ich zweifle daran, dass wir einen freien Willen besitzen, jedenfalls in dem Ausmaß, das uns oft suggeriert wird. Zudem gehört zum Willen das Wissen, sonst ist der Wille blind. (Paradies-Geschichte: Adam und Eva hatten den freien Willen. Vielleicht empfanden sie ein Unbehagen an einem freien Willen, den sie nur beschränkt nutzen konnten, weil die Lernmöglichkeiten im Paradies gering waren, die Möglichkeiten, zu erkennen und zu wissen. Der Baum der Erkenntnis versprach und brachte Abhilfe. Ob der Preis zu hoch war?)
Solange man sich mit den Umständen arrangieren kann, ist es verführerisch sich einzubilden, man habe sich in freiem Willen das Leben eingerichtet. Das wäre wohl ein Bündel von selektiver Wahrnehmung mit dem zusätzlichen Vorteil, das Selbstbewusstsein zu stützen.
Vieles wird blind geglaubt, nicht nur im religiösen Bereich. Mir scheint aber, dass der freie Wille nur lose mit dem blinden Glauben verbunden ist. Ich kann blind glauben, einfach weil ich mich wohl dabei fühle oder weil ich mir nie Gedanken über etwas gemacht habe, und das aus verschiedenen Gründen. Warum sollte ich da von meinem freien Willen gebrauch machen? Davon abgesehen ist es im praktischen Leben oft schwer, einen blinden, d.h. künstlichen, beschränkenden Glauben an Gott zu erkennen, sei es aus Mangel an Zeit und Kraft (hinter dem ein mangelndes Interesse stehen kann), wegen sozialen, emotionalen Hindernissen oder festgefahrenen Meinungen.
Zudem rangiert für den nicht ausgesprochen religiösen (oder geistigen oder spirituellen oder frommen) Menschen (der Glaube an) Gott nicht an erster Stelle. Und die meisten Menschen sind so, auch einige von denen, die meinen, sie seien anders.
Fußgänger


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