die innere Mitte finden
myrrhe schrieb am 24. Januar 2005 um 16:24 Uhr (592x gelesen):
Das eigentliche Problem liegt leider ganz woanders: nicht beim Vegetarismus, nicht beim Fleischkonsum. Das Problem liegt beim Fanatismus.
Mit Fanatismus eine Sache zu vertreten, alles andere als schlecht, falsch, dumm etc. abzuwerten und nur die eigene Meinung gelten zu lassen: das halte ich für nicht vertretbar, und es kann sogar, man hat es schon oft gesehen, zu großen Gefahren führen.
Meiner Ansicht nach leben wir hier in den Extremen der Pole, dem Dualismus, um unsere eigene Mitte zu finden. Das bedeutet nicht "Lauheit", also "nicht hü, nicht hott", keine Stellung beziehen - sondern das bedeutet: seinen Weg zu finden und konsequent zu gehen, ohne dabei sektierisch auf andere einzuwirken.
Wer also vegetarisch lebt, weil er Tiere nicht töten will (Mücken, Motten und Wespen auch nicht?), hat für sich damit recht. Wer aber Mischkost bevorzugt, hat aus seiner Sicht genauso recht. Solange keiner seinen Anspruch als allgemeingültig und einzig richtig vertritt.
Extremer Einsatz für eine Sache kann im übrigen auch eine Krankheit der Seele sein - ich habe so etwas in meinem Familienkreis erlebt.
Daß man mit Fleischkonsum sich nicht spirituell entwickeln kann, ist, m. E. vollkommener Blödsinn. Ich kenne hochspirituelle Menschen, die sehr wohl Fleisch essen (in Maßen), und nicht mal (leider) vom Biobauern. Warum? weil es letztlich um die eigene innere Einstellung geht. Wer Nahrung als Sache sieht und nicht als lebendig - und dazu gehören Pflanzen genauso -, wer also nicht mit Achtung seine Nahrung verzehrt, der hat keinen großen spirituellen Radius. Es fehlt ganz einfach an innerer geistiger Reife und Einstellung zum Leben schlechthin, und auf diesem Boden ist keine wirkliche spirituelle Entwicklung gegeben. Wer aber sich dem Leben mit Achtung und Demut widmet, der bereitet sich selbst den Boden für spirituelle Entwicklung.
Dazu gehört eben, in besonderem Maße, sich bewußt zu sein, gleichermaßen auf der Erde und im geistigen Raum zu leben. Und genau darum ist es wichtig, seine innere Mitte zu finden und zu leben. Und andere leben zu lassen auf ihrem ihnen eigenen Weg.
Fanatismus aber ist immer Abgleiten in ein Extrem.
Grüße,
myrrhe

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