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das anagramm schrieb am 1. Januar 2004 um 22:42 Uhr (483x gelesen):
Ich bin verzweifelt!!!
Es fing alles ganz harmlos an, wir wollten uns eigentlich nur einen Jux erlauben. Wir, das heißt ich und ein paar Freunde waren auf einem Skikurs am sog. "Runden Berg", in der Südsteiermark. Am vorletzten Abend dann, trafen wir aus Langeweile eine fatale Entscheidung: um uns die Zeit in der einsamen Skihütte zu vertreiben, beschlossen wir, uns im Gläserrücken zu versuchen. Wieso auch nicht, ist ja nichts dabei - dachten wir. Ich möchte noch hinzufügen, daß ich mich bis zu diesem Zeitpunkt niemals mit okkulten Methoden und Techniken abgegeben habe, denn schon immer glaubte ich an die uneingeschränkte Macht der Vernunft. Doch jene schicksalhafte Nacht zwang mich dazu, dieses mein altes Weltbild mehr als einmal zu überdenken.
Ich weiß eigentlich nicht, ob wir es richtig machten - niemand von uns hatte eine genaue Vorstellung davon, wie Gläserrücken eigentlich funktioniert. Wir einigten uns schließlich darauf, einen kleinen Holzschemel mit den Buchstaben des Alphabets, Zahlen von eins bis zehn sowie zwei Flächen mit den Aufschriften "Ja" und "Nein" zu bekritzeln. Georg, mein Freund seit frühester Kindheit hatte die Idee, das alles mit weißer Kreide zu Werke zu bringen.
Gemeinsam mit Stephan und Thomas setzten wir uns rund um das Tischchen auf den Boden. Ich möchte hinzufügen, dass dies alles in ausgesprochen ausgelassener Stimmung geschah. Wir setzten schließlich ein Glas verkehrt auf den Schemel und legten unsere Fingerspitzen an den Rand der Glasunterseite. Dann ergriff ich das Wort, und mit phantasievollen Beschwörungsformeln erbat ich das Erscheinen eines Geisterwesens. Zuerst geschah gar nichts, und die vergeblichen Versuche ließen uns bald ungeduldig werden. Auch wurden wir einige Male durch Klassenkamerade gestört, die immer wieder das abgedunkelte Zimmer betraten. Doch dann ging alles ganz schnell. Offensichtlich hatte eine jenseitige Wesenheit auf unsere Beschwörung angesprochen. Zuerst bemerkten wir nur einen kühlen Luftzug, doch dann machte das Glas plötzlich ohne sichtbare mechanische Einwirkung einen Satz. Die Finger zittern mir beim Tippen, wenn ich daran zurückdenke! Gebannt harrten wir der der Dinge, die da kommen sollten. Zuerst verdächtigten wir uns untereinander, das Glas absichtlich bewegt zu haben. Doch der weitere Lauf der Dinge bestätigte schnell, daß diese Bewegung übernatürlicher Herkunft war. Vor Angst bebend begann ich, Fragen zu stellen - "Wer bist du?". Schnell und in abgehackten Stößen ruckte das Glas über die Tischfläche, von Zeichen zu Zeichen, Wörter und dann ganze Sätze formend. "Ich bin niemand" war die Antwort. Es fällt mir schwer, zu beschreiben, wie wir uns fühlten. Irgendetwas ließ uns nicht aufhören, ließ uns nicht innehalten in unserem unseligen Versuch, uns mit den astralen Urgewalten zu messen. Immer weiter ging das Fragespiel, immer kühnere Worte kamen uns über die Lippen. Meist bestanden die Antworten aus einem kurzen "ja" oder "nein", doch ich erinnere mich auch an längere Konstruktionen, insbesondere an die schreckenerregende Passage: "Ihr seid mein!". Wir vermeinten fast, das hämische Gelächter der dämonischen Wesenheit vernehmen zu können. Dann war der ganze Spuk auch schon wieder vorbei - glaubten wir zumindest, denn das Glas stand still. Wir wussten nicht, was wir nach diesen Ereignissen sagen oder tun sollten; unfähig, das Erlebte zu verarbeiten kam auch kein vernünftiges Gespräch zustande, so beschlossen wir, zu Bett zu gehen; überflüssig zu erwähnen, daß wir uns noch lange unruhig in unseren Betten wälzten und keinen Schlaf fanden. Schließlich kamen wir aber dann doch zur Ruhe, und am nächsten Morgen schien uns alles nur mehr wie ein böser Traum, den wir ob eines wunderbaren letzen Skitages vollends vergaßen.
Und so sollte uns der Urlaub auch nach der Rückkunft in Erinnerung bleiben, über die dunklen Ereignisse schwiegen wir alle wie nach einer geheimen Übereinkunft - bis mir das Ereignis einige Nächte später wieder brutalst ins Gedächtnis gerufen wurde: Ich hatte nämlich einen schrecklichen Alptraum, eine Erfahrung, die mir bislang völlig unbekannt gewesen war. Hinzu kommt, daß dieser Traum, oder soll ich es besser Vision nennen, von einer nie gekannten Plastizität war. Das unheilige Wesen, daß wir in unserer Unvernunft beschworen oder vielleicht erst erschaffen hatten, war urplötzlich da. Nun, da er mir in der Traumwelt gegenübertrat, hatte es auch eine äußere Gestalt, nämlich die eines in eine wallende braune Kutte gehüllten alten Mannes, der auf einem riesigen Thron aus schwarzem Basalt vor mir saß. Viel größer als ich war er, doch was das Erschreckendste war, dort, wo ein Mensch das Gesicht hat, war bei diesem Dämonengezücht nur dampfende Leere. Mit schallender Stimme, falls man überhaupt von einer Stimme reden kann, denn die Worten formten sich erst direkt in meinem Kopf, sprach er zu mir, zuerst nur immer wieder die schrecklichen Worte unseres ersten Zusammentreffens wiederholend: "Ihr seit mein!", unterbrochen von langen Pausen, in denen es mich mit seinem Nicht-Blick fixierte. Schließlich brach er in schallendes Gelächter aus; ich erwachte schweisgebadet, an erneutes Einschlafen war nicht zu denken. Diese Schreckensvision wiederholte sich auch in den folgenden Nächten, immer mit gleichem Ablauf. Meinen Freunden, die mit mit an unserem unseligen Experiment teilgenommen hatten, berichteten mir nächstertags von ähnlichen Visionen. Mittlerweile sind wir soweit, daß wir panische Angst davor haben, einzuschlafen. Ich versuche, so gut es geht, den Schlaf mit übermäßigem Kaffeegenuß fernzuhalten, doch das kann nicht ewig so weitergehen. Ich bin wirklich verzweifelt. Ich weiß auch, wie verrückt das alles klingt, trotzdem, bitte, ihr müßt uns helfen!
Ralf.

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Diskussionsverlauf:
- Helft mir bitte ~ das anagramm - 01.01.2004 22:42 (11)