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Bewusstsein:
Geheimnis des Bewußtseins
Bewusstsein:
Bewusstsein&Materie (wiki)
Re: Querdenker -> Selbsterkenntis ist unmöglich
Jürgen schrieb am 26. September 2000 um 22:43 Uhr (377x gelesen):
Hi!
Ich glaube schon, daß es einen Unterschied zwischen philosophischer und religiöser Aussage gibt, der allerdings vielleicht garnicht mal so wesentlich ist. Ein philosophisches Gedankengebäude basiert auf Axiomen, also Grundannahmen über das Wesen der Realität, aus der dann logische Schlußfolgerungen gezogen werden, wobei einer Religion zumindest eine prinzipielle Beliebigkeit anhaftet.
Der Energieerhaltungssatz gilt in der modernen Physik übrigens nicht absolut, darf im sehr kleinen vorübergehend verletzt werden (Unschärferelation). Ob du jetzt natürlich an die Physik glaubst, ist natürlich ne ganz andere Sache.
Ist ja auch bloß wieder ein Modell, was in Teilbereichen Wirklichkeit zu erklären vorgibt.
Deiner Kritik an dem Perfektionswahn kann ich nur zustimmen,
nicht der Perfektion wegen, sondern eher, weil die Welt voll mit Wichsern ist, die die Relativität ihrer Maßstäbe nicht erkennen, z.B. wie der Mensch zu sein hat. Das Problem ist glaube aber nicht so: Einpaar durchgeknallte Forscher klonen Legionen gleichartiger Übermenschen, die dann die Welt bevölkern. Das ist zu einfach gedacht, klingt nach technokratischer Diktatur ala Schöne Neue Welt.
Das Problem mit derartigen negativen Utopien ist, daß sie als unglaublich schrecklich erscheinen, man zieht sich sowas rein, schaudert ein bißchen, ergötzt sich an der Symbolik dieser Utopien ... und das wars. Der Grund, warum diese gesellschaftlichen Auswirkungen der Gentechnik häufig als derartige Utopien gedacht werden, in denen häufig eine Autorität, z.B. Forscherklasse oder durchgeknallter Diktator, das Weltgeschehen lenkt, ist meiner Meinung nach der, daß das Unbehagen objektiviert werden kann, man kann halt drauf zeigen, als wäre es die Personifikation des Bösen. Ich glaube eher, daß sich tatsächlich eine durch Gentechnik vermittelte Uniformität der physischen Erscheinung ergeben wird. Als Ursache dafür sehe ich allerdings Lifestyle! Der EINZELNE wird es letztlich befürworten, sich genetisch zu manipulieren. Frauen vergrößern sich ja nicht die Brüste, nur weil ein abgedrehter Chirurg das unbedingt so will...
Ähnlich wird sich wahrscheinlich die genetische Optimierung
eher aufgrund von persönlichen und sozialen Zwängen ergeben, also Freundeskreis, Werbung, Szenenzugehörigkeit u.s.w. Im wesentlichen stell ich mir die Zukunft als soap-opera-mäßiger Dauerinzenierung körperfixierter Narzißten vor, Leben quasi als nichtendende seichte Story. Für manche, vielleicht für viele, die sich vor dieser ach ja so schlimmen hypothetischen Zukunft fürchten, in der superschlaue Bösewichte über die Zukunft der Menschen gebieten, stellt das wohl nicht nur eine erträgliche Alternative dar - es ist die geilste Option überhaupt, deswegen passiert es wahrscheinlich auch.
Die Wissenschaft kann meiner Meinung prinzipiell alles irgendwie, irgendwann erklären - das ist kein Glaubensbekenntnis, eher eine Einschätzung. Damit meine ich allerdings nur die Grundgesetzte der Physik, und alle sich daraus ergebenden Konsequenzen in Technik und Forschung -
also z.B. auch die Funktionsweise des menschlichen Körpers.
Was natürlich nicht geht, ist die Voraussage jeglicher Ereignisse (siehe Quantenmechanik), also von individuellem Handeln, persönlicher Lebensgeschichte und dem Weltgeschehen im ganzen.
Es ist ja wieder schick unter Neurobiologen, zu behaupten, man wußte jetzt so langsam, was denn Bewußtsein ist, man habe das neurologische Korrelat zu bestimmten Empfindungen bestimmt, in der Regel irgendwelche Neurotransmitter. Und dann behaupten diese Typen, sie wüßten jetzt, was das Bewußtsein denn ist - dann kommt der berühmte Satz: Das Bewußtsein des Menschen sei NICHTS anderes als die und die biochemischen Prozesse - die Leute würden wahrscheinlich auch behaupten, daß das, was ich hier schreibe, nichts als Pixel seien. Arme Wissenschaftler. Was diese Forscher erklären ist der Modus des Bewußtseins, nicht aber die EXISTENS eines Subjektes, das WAHRNIMMT. Ich kann mir kein evolutionstheoretisches Argument vorstellen, daß DAS erklärt. Zentrale Steurung mit Umweltmodellpräsentation vielleicht, aber nicht die Existenz eines Subjektes...
Metaphorisch vielleicht so: Ein Mensch befindet sich in einem Gebäude mit unterschiedlich gefärbten Fenstern, sieht die Welt außerhalb also mal in grün, mal in rot. Was die Neurophysiologie macht, ist eben diese Zuordnung: Farbe=Empfindung des "Insassen", die eigentliche Existenz eben dieses Beobachters ist von derartigen Feststellungen garnicht berührt. Ich glaube eher, daß sich das Wesen des Subjektiven, was ja die Voraussetzung für Bewußtsein ist, niemals erklären läßt, weil man es dazu objetivieren müßte.
Mit Subjekt meine ich allerdings nicht Subjekt im psychologischen Sinne, also nicht etwa Person oder so. Eher folgendes: Du hälts dich für die Person soundso mit irgendeinem Körper, mit bestimmten psychischen und physischen Eigenschaften. Aber das alles sind Dinge, die von dir als Wahrnehmungsobjekte erkannt werden, oder?
Und wer erkennt das alles? Irgendwas, was eben nicht identisch ist mit der Pseudoidentität, die man normalerweise zu sein glaubt und vorgibt. O.k. , aber was bist du denn dann, blicke tief in den URSPRUNG deiner Wahrnehmung. Und? Es geht nicht. Du kannst dich nicht wirklich selbst erkennen. DAS finde ich wirklich komisch.
Und jede Wissenschaft, die vorgibt, hier was erklären zu können, kann ich nicht ernst nehmen.
Tschau

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