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Beseelte Worte
erwinio * schrieb am 19. Juni 2007 um 20:32 Uhr (704x gelesen):

Ach, wie auf einem sinkenden Schiff fühlten sich meine Worte, hofften und bangten, zählten Minuten und Sekunden bis zum Untergang. Wie fühlt es sich an, zu schreiben bloss für ein Aufblitzen, nur für den kurzen Moment? Ist es anders, als zu schreiben für die Dauer - um dann trotzdem gelöscht zu werden? Der plötzliche Tod oder die tickende Bombe? Was ist den Worten lieber? Gibt es wortgerechte Tötung?

Herrgott, Worte sind Wesen, sind beseelt, tragen Gefühle in sich, Sehnsüchte und tiefe Gedanken.

Wie oft schon hat die Geschichte versucht, durch Verbrennen und Vernichten von beseelten Worten zu bewahren und zu beschützen! Bloss; es ging nicht! Denn die Seele ist unsterblich und die Worte kommen wieder; in anderer Form, anders tanzend, verschieden singend. Hört mir auf mit Verbrennen und Vernichten!

Es schmerzt mich, zuzusehen, wie sie untergehen, wie sie getötet werden. Aber gehen Sie unter? Ist nicht eine Art Hoffnung noch vorhanden? Hoffnung auf Nachsicht, auf Gnade?

Nein! Gnade ist ein seltener Gast wo Menschen weilen. Und die Gnade der Seele ist dem Menschen nicht gegeben.

Aber hier? Hier wo viele um das Wesen der Worte wissen! Gerade hier ist doch deren Tötung doppelt und dreifach verwerflich! Gibt es denn nicht wenigstens hier eine Einsicht, eine Nachsicht, eine Rücksicht, eine Weitsicht? Helft mir, helft diesen Worten! Wie könnt Ihr bloss zulassen, dass sie so achtlos niedergetrampelt und vernichtet werden? Fühlt Ihr nicht ihre Lebendigkeit? Ihre Wahrhaftigkeit?

Ich ziehe mich zurück, betrachte, wie sie fiebern, irren, tasten. Ihnen ist keine Rettung beschieden. Wo sie untergehen, folgt ein dunkles Schweigen.

Doch da! Wer genau hinsieht, erkennt am Horizont bereits das wiederkehrende Blitzen ihrer Seelen; die aufbäumende Kraft ihrer ewigen Wesenheit.

Am Anfang war das Wort. Man kriegt es nicht tot. Und wenn es tot ist, dann ist da nur noch das Wort.

Still legen sich meine Worte zurück, warten entspannt der Dinge, die da kommen. Auf einmal sind die Worte schweigend - und sagen doch mehr, als sie es je sprechend taten. Nun sind sie gelöscht, sind wieder vereint; noch vor wenigen Minuten, da lebten sie ihre individuelle Gestalt; nun sind sie tot: Und doch: Da ist eine Zuversicht und ein unbeirrbares Wissen, dass sie nicht zu töten sind. Gott sei Dank!

erwinio

Ist es weise, Worte zu töten?


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