Re: Hexenprozesse
Verbrannte Hexe schrieb am 25. November 2002 um 13:34 Uhr (418x gelesen):
Hallo, Ihr Lieben!
Jetzt juckt's mich doch an meinen alten Brandnarben und ich muss den größtenteils guten Beiträgen den meinen hinzufügen:
Was glaubt Ihr denn, warum ich in diesem Kontext meinen Namen nicht nenne?
Siehe Angelikas Posting!!
Wenn man im erzieherischen Bereich tätig ist, sind solche Interessen/Weltanschauungen indiskutabel und dürfen nicht an die Öffentlichkeit gelangen - noch immer!
Lest selbst, wie früh ich damit Erfahrung sammeln durfte - und gruselt Euch:
Als Schülerin habe ich Ende der 80er Jahre zusammen mit meinen Freundinnen schlimmsten Psychoterror vonseiten einer katholischen(!) Schulleitung in einer hessischen Kleinstadt, (- die sich zwischen Mittelalter und Frühbarock durch das Scheusal Voß, während der Nazizeit durch die Judenverfolgung, aber auch in der Neuzeit durch einen Bischof, an dessen Grabstätte nun herumgebetet wird, bis tatsächlich 'mal ein anerkanntes Wunder geschieht ;-) sehr gekonnt immer wieder negativ hervorgetan hat -) erleiden müssen, weil wir uns dazu bekannt hatten - aus unschuldigem Gesprächsbedarf heraus, gegenüber LehrerInnen unseres Vertrauens, haha!! - uns mit spritistischen und magischen Themen aktiv zu befassen.
Sofort und unbesehen wurden mir meine Nachhilfeschülerinnen entzogen, Eltern vor mir an einem eigens einberufenen Elternabend gewarnt!
Ich wurde in der Abiturphase wiederholt während des Unterrichts per Lautsprecher herausgerufen, um mich dann im Zimmer der Direktorin (Nonne!) inquisitorischen Fragen stellen zu müssen.
LehrerInnen (PädagogInnen!)waren sich selbst nicht zu schade und rotteten sich regelrecht auf intrigante Weise zusammen: Auf unerklärliche Weise wurden meine Leistungen und die meiner Freundinnen nun schlechter, ja, teilweise beachtlich schlechter bewertet.
Wir reagierten damals falsch:
Mit trotziger Leistungsverweigerung.
Heute sage ich, wir hätten eine Gerichtsprozess anstreben sollen - aber wir waren ja erst 17/18 und noch sehr unwissend...
Von christlichen LehrerInnen angehaltene Mitschülerinnen, die aus verschiedensten, mir nicht verständlichen Gründen eine Motivation dazu gesehen haben mögen, begannen einesteils in den großen Pausen für unser Seelenheil zu beten (jaja!)andernteils uns bei unseren Gesprächen zu belauschen, um der Direktorin eine nie versiegende Zitatquelle zu verschaffen...
Ich hoffe übrigens, sie wird nun im Ruhestand nicht von ihrem Gewissen behelligt - das könnte doch sehr lästig sein ;-)
Ein abgehalfterter Theologieprofessor und selbsternannter Hobbygraphologe wurde von der Direktorin ohne mein Wissen herangezogen, um mein Schriftbild zu beurteilen - und attestierte mir freundlicherweise "Jugendliche Schizophrenie" - in Unkenntnis meiner natürlichen Beidhändigkeit und des demzufolge wechselnden Schriftbildes :-))
Meine damalige alte Psychologielehrerin hatte keine Skrupel gehabt, die ihr zur Aufbewahrung anvertrauten Tagebücher mehreren Personen als Lektüre vorzulegen...
Mein Physiklehrer versicherte mir etwas zu ernsthaft vor dem versammelten Kurs, so etwas wie mich hätten sie noch vor 300 Jahren am x-Platz verbrannt; er war gerade aus dem LehrerInnenzimmer gekommen und stand wohl noch unter frischen Eindrücken...
Eine Lehrerin ist bis zum heutigen Tage derart sensationslüstern-fasziniert von dem damals ins Rollen gebrachten internen Skandal, dass sie nicht müde wird, bei Ehemaligentreffen davon anzufangen und sogar zu berichten weiß, meine beste Freundin und ich hätten - nach Jahren(!) - vor der Schule gestanden und jüngere Schülerinnen für die SatanistInnen geworben...Dass ich davon nichts weiß, dieser Richtung sowieso distanziert gegenüber stehe und demzufolge kurz über eine Verleumdungsklage nachdachte, muss ich wohl nicht hervorheben. Überflüssig, zu erwähnen, dass nach meinem Abitur ein Exorzist an die Schule bemüht wurde, der die in der Aula pflichtgemäß versammelte Schülerschaft aussegnete...
Ich habe mich letztlich mit meinem Leben und meinen Zielen derart von dieser schmutzigen Kleinbürgerdenke entfernt, dass nur noch bei solchen Gelegenheiten der Zorn emporwallt.
Man muss nicht Arthur Miller gelesen haben, um einen Begriff von um sich greifender und geifernder Hysterie zu bekommen.
Ich weiß nicht, wie die Sache letztlich ausgegangen wäre, hätte mich nicht eine freundlich-gesinnte und von diesem Treiben angewiderte Lehrkraft dazu ermutigt, der Direktorin mit dem Rechtsweg zu drohen, falls man mich weiter belästige.
Von da an war es ruhig - die kurze Zeit, die ich noch an der Schule verblieb, verging wie ein böser Traum und ich ließ nach dem Abitur all das hinter mir, um dann, im Studium, all das frei lernen zu dürfen, wofür man mich im Katholischen Kleinbürgertum hatte "verbrennen" wollen : Psychologie, Religionsethnologie -> Schamanismus
...ach, und übrigens: Ich unterrichte :-))
Alles Gute für Euch!
V.H.

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