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Et altera pars audiatur!
Torweg schrieb am 13. Januar 2004 um 11:26 Uhr (551x gelesen):
Mein liebes Herz,
danke für diesen Beitrag.
Ich habe früher selbst gejagt, nicht mit dem Gewehr, sondern von Angesicht zu Angesicht mit dem Wild.
Ich habe mich auf seine Spur gesetzt, ich habe es mit meinen Leuten, die im Wald leben, gejagt und erlegt.
Wir haben das Tier ausgenommen und wir haben jeden einzelnen Teil seines Körpers geehrt und soweit möglich für das Überleben im Wald genutzt.
Ich selbst konnte mich nur ein einziges Mal überwinden, ein Tier zu töten. (Du siehst, ich schreibe Tier, nicht Reh, weil der Gedanke an diese Seele allein, sehr grausam ist für meine Seele, aber ich darf mein Auge nicht davor verschließen). Doch ich wollte es tun, weil ich mich nicht von dieser Schuld freisprechen wollte. Ich wollte wissen und das war auch ganz wichtig für mich.
Nur so konnte ich erfahren, was es wert ist, jeden Tag ein Stück Fleisch auf dem Teller zu haben oder haben zu können.
Ich könnte dir jetzt erzählen, das wir das Rudel über das ganze Jahr über beobachteten und nur die schwächsten Tiere töteten, aber das macht es nicht besser.
Auch heute noch esse ich Fleisch. Allerdings hole ich mein Fleisch von einem befreundeten Metzger, der sich sein Fleisch von ausgesuchten Bauern aus der Umgebung beschafft. Ich versuche Industriefleisch zu vermeiden. Nicht nur der Qual der Tiere wegen, es ist schlechtes Fleisch, aber das scheint heute keiner zu merken, weil sich die wenigsten die Mühe machen, gutes Fleisch von freilebenden und glücklichen Tieren zu beschaffen. Natürlich kostet das auch wieder 2 Cent mehr.
Auch ich finde es schade, daß so ein wichtiger Vitalstoff wie Fleisch industrialisiert worden ist. Mir wäre auch lieber, man würde die Tiere kennen, die man da verspeist.
Ich selbst halte nichts davon Vegetarier zu werden. Der Körper des Menschen ist dafür nicht geschaffen. Ich halte nichts davon sich selbst zu verleugnen. Der Mensch ist ein Raubtier, diesen Trieb zu unterdrücken, halte ich nicht für sinnvoll, ein Gleichgewicht zu schaffen schon. Mir würde es auch gefallen, wenn jeder Fleischfresser mindestens einmal im Leben ein Tier töten würde. Damit er überhaupt begreift, welch kostbares Gut er so einfach und unachtsam konsumiert. Aber die Menschen heute sind nicht so, ganz im Gegenteil, jedenfalls meiner Ansicht nach.
Aber ich muß dazu schweigen, denn ich gehöre auch dazu.
Ich bin ein bekennendes Raubtier. Wenn ich mich heute wieder dafür entscheiden würde, zurück in den Wald zu gehen, würde ich mich auch wieder dafür entscheiden zu jagen. Kräuter und Obst sind einfach nicht genug, in meinen Augen jedenfalls. Es sei denn man ist ein Eremit, der nackt auf einem Stein hockt und den ganzen Tag einzig nachdenkt und sich auch sonst nicht rührt.
Natürlich ist das einzig meine Ansicht. Sie ist Ergebnis meines Lebens draußen. Eines Lebens, das ich niemals missen möchte, denn das Leben im Wald ist ja nicht nur Jagd, es ist so viel mehr und es ist auch nur möglich, wenn man mit dem Rudel lebt und nicht wahllos alles tötet, was einem vor das Messer kommt. Wenn wir uns an Beltaine und an Lughnasadh dafür entschieden haben einem Tier das Leben zu nehmen, dann wußten wir sehr genau warum. Wir kannten das Tier, wir kannten seine Eltern und Geschwister und bei der Jagd setzten wir genauso unser Leben aufs Spiel wie das des Tieres. Nicht immer waren wir erfolgreich, manchmal gab es arge Verletzungen und das Tier entkam. Dann sollte es so sein. Es war ein Geben und Nehmen. Dafür bin ich, für ein Gleichgewicht in der Natur. Der Mensch sollte der Hüter seines Waldes sein, er sollte ihn hegen und pflegen. Auch was viele professionelle Jäger sich so leisten, finde ich nicht toll. Sitzen auf ihrem Hochstand und wissen in den seltensten Fällen, was für ein Tier sie da wirklich töten.
Nun es ist, wie es ist. Einen Jagdschein zu machen und selbst Jägerin zu werden kostet mindestens 10 000 Euro (ist ja auch ein so elitärer Kreis, der sowieso kaum Frauen duldet), sich dann noch ein Stück Wald zu pachten und es nach gleichgewichtlichen Gesichtspunkten zu pflegen ist auch nicht billig. Vor allem weiß man dann meist nur, was in seinem Gebiet läuft, weil ja jeder Jäger nur sein Fleckchen Erde sieht und da wenig Zusammenarbeit läuft, außer bei einer Treibjagd mit Afterparty. Ich finde das sehr schade, weil man einen Wald nicht in einen Puzzleteppich schneiden kann. Mensch kann ihn nur als einen Gesamtorganismus sehen, der auch wiederum mit anderen Wäldern verbunden ist. So beschneiden wir uns immer wieder selber und machen uns diese schöne Welt kaputt.
Hier hilft nur Bewußtsein und Achtsamkeit und Geduld, rare Güter in dieser Welt.
Liebe Grüße, Torweg

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