logo


Beiträge: 0
(gesamt: 1)

Jetzt online
0 Benutzer
4 gesamt
Hauptforum   Paranormal Deutschland e.V.

Hauptforum  Heilerforum  Hexenforum  Jenseitsforum  Literaturforum  OBE-Forum  Traumforum  Wissensforum  Nexus  Vereinsforum  ParaWiki  Chat 

Kontakt Suche Login
Ansicht: Klassisch | Themen | Beiträge | rss

(BETA) Links zu Beiträgen, Artikeln, Ressorts und Webseiten, die zu diesem Beitrag passen könnten (Alle bisher vermerkten Stichwörter und URLs):
Medizin: Bach-Blütentherapien Bachblüten: Bach-Blütentherapie (wiki) Handlesen: Die Kunst des Handlesens (*) Kino: Kino (rubrik) Kino: Kleine Filmliste Kino: John Sinclair Test: Regeln für Experimente (wiki)
Könnte eine beginnende Psychose sein oder...
max schrieb am 22. Januar 2005 um 6:45 Uhr (725x gelesen):

Hallo Dechen,

darf ich fragen, wie sehr in diesem Beitrag die wissenschaft der psychologie aus dir sprach, so wie sie Gegenstand der universitären Ausbildung ist ?

> Man kann auch Kontakt zu höheren Wesen haben, aber auch zu Dämonen....

Ja, das ist teilweise auch meine Befürchtung.. denn ich hatte selten auch etwas gehört, was mir Angst gemacht hat. Aber Angst hatte ich längere Zeit nicht mehr, eher im Gegenteil. Und nur deshalb interessiere ich mich auch so dafür, andernfalls würde ich mir auch keine großen Gedanken dazu machen. Gibt ja wichtigeres, als jeden Fitzel der eigenen Wahrnehmung zu kategorisieren.

> Wenn man Stimmen nicht aufgrund von Krankheit hört, sollte man einen guten Umgang damit lernen, einfach dem ganzen nicht zu viel Bedeutung beimessen.

Da kann ich dir glaube ich nicht zustimmen.. jedenfalls dann nicht, wenn es eine Stimme ist, die einen wohlwollend und weiser als man selbst ist, begleiten will. Sich dem zu verschließen würde ja bedeuten, einen Teil der eigenen Lebenserfahrung abzuschneiden, noch dazu einen wie ich empfinde potentiell (..) besonders wertvollen.

liebe grüße
max
>
> Was Dämonen anbelangt, so glaubt die westliche Medizin nicht an Dämonen, schon gar nicht daß Geisteskrankheiten durch sie ausgelöst werden können.
> Die Asiatische Medizin sagt aber das Geisteskrankheiten sehr wohl durch Dämonen entstehen können, man kann dann einen speziellen Puls messen.
> Aber es gibt auch noch andere Faktoren wodurch man krank werden kann, meist ist es eine Kombination, und oft ist es so wenn die Lebensenergie zu sehr geschwächt wird, man verletzlicher ist für sogenannte Dämonische Attacken , und diese attacken bewirken, daß die eine Disharmonie unter den 5 Elemeneten des körpers zustandekommt. Erst hat man energetische störungen die dann, wenn man sich nicht erholt sich in körperliche oder geistige Ktankheiten sich manifestieren können.
>
> Des weiteren kann Stimmenhören das Ergebnis
> einer falschen Meditationspraxis sein, wobei das Stimmenhören dadurch entsteht, daß die inneren "Winde" in den Energiekanälen in falsche Richtungen laufen.
> Also wenn man einfach so irgendeine Mediation macht, die für die eigene Person gar nicht geeignet ist, oder wenn man mit dem Meditieren übertreibt oder man ohne die erforderliche Basis anfängt Praktiken zu üben die für Fortgeschrittene sind.
>
> Spirituelle Lehrer empfehlen Stimmen nicht all zu wichtig zu nehmen, ihnen nicht zu große Bedeutung beizumessen, denn man könnte sonst in was hineinkippen und den Bezug zum täglichem Leben verlieren, was nicht Zweck der Spiritualität ist.
> Wenn man Stimmen nicht aufgrund von Krankheit hört, sollte man einen guten Umgang damit lernen, einfach dem ganzen nicht zu viel Bedeutung beimessen.
>
> Des weiteren spielt es auch eine Rolle ob Du Stimmen im hypnagogen Zustand hörst ( Grenze zwischen Schlafen und Wachen ), was keinen Krankheitswert hat, oder ob Du Stimmen am Tag hörst, was einen Krankheitswert haben könnte.
> Auch bei Parasomien ( Aufwachstörung ) kann man Stimmen hören, das sind Zustände in denen man sich nicht bewegen kann obwohl man es aber möchte. Das hat auch keinen Krankheitswert.
>
> Dafür das es eine beginnende Psychose ist müssen mehrere Faktoren zusammenkommen.z.B Schlafstörungen, Veränderungen der Wahrnehmung, schlechteres Gedächtnis als sonst etc.
> Ich würde Dir vorschlagen, daß du Dich über das Thema Schizophrenie informierst, damit Du untersuchen kannst was der Fall bei Dir ist.
>
>
> Ich empfehle Dir folgende Bücher zu lesen:
>
> Silvano Arieti
> Schizophrenie
> Ursachen, Verlauf, Therapie, Hilfe für Betroffene
> Piper Verlag
> ISBN 3-492-207113-8
>
> Verlockung des Wahnsinns
> von Edward Podvoll
>
> Ich schick Dir noch einen klassischen Verlauf einer paranoiden Schizophrenie einem Mann, der das im Internet veröffentlicht hat.
>
> Liebe Grüße
> Dechen
>
> Tagebuch einer Psychose
> oder Wie man verrückt wird
> Ein persönlicher Erfahrungsbericht
>
> (Warnung! Sie könnten sich an beunruhigende Erlebnisse und Gedanken erinnern. Lesen Sie diese Geschichte erst, wenn Sie wieder psychisch stabil sind!)
>
>
>
> Einführung
> Die ersten Symptome
> INHALT
> Unangenehmes Gefühl am Hals - Beschwerden in der Herzgegend
> Eine verhängnisvolle Begegnung
> Herz-Wärme-Schmerz - Bezüge zu meiner Situation - Gedankliche Lähmung
> Veränderte Wahrnehmung und neue Erkenntnisse
> Fügung des Schicksals - Erkenntnisse über die Welt - Reaktion auf Farben -
> Bin ich etwa Gott? - Vorhersehung - Angst
> Voll psychotisch
> Schwäche - Überfordertes Gehirn - Geheime Botschaften - Werde ich etwa gefilmt? -
> Ein Test! - Farben - Extra wegen mir - Strahlenkanone - Ost-West-Wette?
> Die Klinik
> Wachsaal - Haloperidol - Strahlengerät - Krampf im Gesicht - Bestrafung? -
> Sonderbare Leute - Ausdauertest - Arbeitstherapie - Schikane - Alpträume - Angst -
> Haloperidol abgesetzt - Von wegen Krankheit! - Tagespatient - Amerikanischer Satellit -
> Besondere Bedeutungen - Überempfindlichkeit der Wahrnehmung - Minikameras!
> Ungünstige Symptomatik
> Absetzen von Sonapax / Genesungsreaktion des Gehirns - Lichtblitze im Dunkeln -
> Unheimliche Kraft am Kopf - Gehirnmanipulationsgerät - Magnetempfindlichkeit? -
> Ganz schwach - Haloperidol - Völlig verängstigt - Zwang
> Neue Einbildungen und innere Zwänge
> Bezüge unerträglich - Anderes Zimmer - Gefangenenzelle! - Ausdauertest im Stehen -
> Zwangsgedanken - Wandteppich knüpfen - Psychotische Einbildungen -
> Verselbständigung des Wahns - Fernsehen - Unbeschreibliches Gefühl - Der Hund
> Entwicklung einer Katatonie
> Wenig Essen! - Ich war doch im Test! - Nicht fernsehen? - Gedanken lesen -
> Schlüsselüberlegung - Keinen verraten! - Keinen mehr ansehen!
> Elektroheilkrampftherapie
> Bewußtlos - Das schwarze Loch - Gedankenspirale - Supernova -
> Innere Sprachverwirrung - Man muß mich eliminieren!
> Besserung
> Alles Humbug gewesen! - Ich bin wie neu geboren! - Tagespatient - Reintegration
> Leben mit einer Behinderung
>
>
> Einführung
> Zuerst hast du nur gewisse körperliche Symptome, dann hast du plötzlich neue Erkenntnisse über die Welt und deine Lebenssituation. Von einer Minute auf die andere bist du Mittelpunkt einer geheimen Konspiration der Weltmächte. Du wirst von Spezialagenten beider Seiten verfolgt, überwacht und zu einem ungewissen Ziel geführt. Natürlich stehst du auf der guten Seite und hast eine Mission. Aber welche? Auf dich sind Satelliten angesetzt und eine Gehirnabtastmaschine. Die gegnerische Seite will dich verrückt machen. Alle Fernsehprogramme werden extra für dich gemacht. Du willst Mut und Tapferkeit beweisen. Du ißt nichts mehr und machst Ausdauerstehen. Nach einer Narkose glaubst du, das Weltall hätte sich in deinem Kopf umgestülpt und die Weiterexistenz des Universums hinge von einer Instabilität in deinem Kopf ab. Du glaubst deshalb, nicht mehr klar denken zu dürfen. Die Wissenschaftler der Erde überwachen deshalb deinen Kopf! Du bist bereit, dich zerstrahlen zu lassen. Schließlich ist der Alptraum vorbei. Dies ist die merkwürdige, aber wahre Geschichte einer schweren psychotischen Episode, wie ich sie erlebt habe.
> Die ersten Symptome
> Es war im Spätsommer 1987 - ich hatte gerade mein Studium an der TU Dresden erfolgreich abgeschlossen und arbeitete als frischgebackener Absolvent in einem Berliner Großbetrieb - da bekam ich so ein unangenehmes Gefühl am Hals kurz oberhalb des Schlüsselbeines. Ich führte das auf den Kreislauf zurück und dachte, ich müßte eben mehr Sport treiben. Dabei waren das die Nachwirkungen des Stresses der Diplomarbeitfertigstellung. Das dies die ersten Anzeichen einer kommenden Nervenerkrankung waren, daran hätte ich nicht im Traum gedacht.
> Die folgenden Monate war ich stark beschäftigt mit der Programmierung eines Projektes für die Abteilung. Oft habe ich bis spät in die Nacht gearbeitet. Im März 1988 hatten unsere Leiter beschlossen, eine neue Computerspezialisten-Abteilung zu bilden. Ich wollte jedoch in meiner damaligen Abteilung bleiben, wegen der netten Kollegen. So hatte ich einige sehr unangenehme Personalgespräche durchzustehen, wo mich ein höherer Leiter stark unter Druck setzte, teilweise auf sehr unfeine Art. Ich blieb bei meiner Position. Ein paar Tage später bekam ich Beschwerden in der Herzgegend und abends im Bett kam es mir so vor, als ob dieser böse Leiter per Fernsteuerung bei mir die Herzstiche verursacht. Ich war stark beunruhigt und dachte in diesem Moment, er sei das personifizierte Böse, der Teufel. Am nächsten Tag glaubte ich nur noch an Kreislaufprobleme und meinte, ich müßte mehr Sport treiben. Beim folgenden Waldlauf hatte ich mich dann erkältet und war für zwei Wochen krank. Die Herzstiche ließen nach.
> Ich hatte in den nächsten Monaten das Bedürfnis, möglichst viel zu erleben. So war ich denn oft alleine in fremder Umgebung unterwegs. Gleichzeitig war ich aber unzufrieden über einen fehlenden Freizeitrhythmus. Daß ich momentan keine Freundin hatte, bedrückte mich sowieso. So saß ich nach einer Woche Urlaub mit anstrengenden Radtouren im August 1988 im Zug zurück nach Berlin.
> Eine verhängnisvolle Begegnung
> Während der Heimfahrt lernte ich eine Frau kennen. Schon nach den ersten Blickkontakten strömte eine große Wärme durch meinen Körper und mir war sehr unsicher in der Herzgegend. Ich konnte nicht mehr von ihr ablassen, ich dachte, mein Herz würde sonst zerspringen. Ich durfte sie besuchen und verliebte mich unheimlich. Nach zwei weiteren Besuchen bei ihr und ihren beiden Mädchen war ich ihr offenbar zuviel. Es kam ein Brief in dem stand: "Lebwohl!". Ich war verzweifelt, konnte im ersten Moment nur noch schreien. Ich konnte nicht so einfach lebewohl sagen. Es ging nicht. Die folgenden Tage war ich wie gelähmt. Ich konnte an nichts anderes denken als an sie und diesen Herz-Wärme-Schmerz bei unserer Begegnung. Ich muß irgendwie für sie bestimmt sein, dachte ich.
> Phasen, wo es mir gut ging wechselten ab mit Tagen, wo ich wieder völlig innerlich gelähmt war und nur grübeln konnte. Ich schrieb Briefe, sie soll mir helfen, ich schaffe es alleine nicht. Meine Gedanken kreisten nur um das eine, mein Gefühl zu ihr. Meine Beschwerden in der Herzgegend interpretierte ich als Liebesschmerzen. In Filmen und Radiosongs fand ich Bezüge zu meiner Situation und es quälte einen. Meine Beziehung zur Natur während Spaziergängen wurde immer emotionaler. Ich bekam noch einen Brief, ich solle verstehen, es wäre besser so. Aber ich war seelisch am Ende. Ich verstand es nicht mehr. Nach Tagen totaler gedanklicher Lähmumg konnte ich nicht mehr. Ich ging zu ihr hin. Sie sagte, sie habe doch schon einen Freund und da müßte ich eben durch.
> Seltsamerweise fühlte ich mich wie erlöst. Hatten die Kinder also doch noch jemanden außer der Mutter. Ich war erleichtert, aber müde und schwer getroffen.
> Veränderte Wahrnehmung und neue Erkenntnisse
> Ich fragte mich, soll es das nun gewesen sein? Was war das nur für ein Gefühl zu ihr? Ein Gefühl, wie zu einer Freundin? Nein, das mit diesem Herzschmerz mußte mehr sein! Sie hatte erwähnt, sie hätte Verwandte in dem Ort, aus dem meine Mutter kommt. Ich tappte in die Falle. Sie muß irgendwie eine Verwandte von mir sein, bildete ich mir ein. Ja, nur so ließ sich dieses Gefühl erklären, was mich überwältigt hatte. Sie mußte eine Art Schwester von mir sein.
> Ich hatte eine unbekannte Verwandte von mir getroffen, welche Fügung des Schicksals. Ich war überwältigt. Ich schrieb stundenlang an einem mehrere Seiten langen Brief für meine "Schwester". Ich legte alle meine Gefühle und neuen Erkenntnisse dar und brachte zufällig passende Beobachtungen mit ins Spiel (z.B. "Die Kirche zum Vaterhaus schlägt gerade zwölf."). Ich verknüpfte meine Überlegungen mit kirchlichen Dingen, weil ich von ihr wußte, daß ihr Vater Pfarrer war. Ich legte zu dem Brief noch gesammelte bunte Herbstblätter und andere Erkenntnisse über die Welt, von denen ich glaubte, sie unbedingt mitteilen zu müssen, so z.B. über die Indianer und die biblischen Sprüche Salomos. Ich steckte den dicken Packen persönlich in ihren Briefkasten fuhr verspätet am Sonnabend zu meinen Eltern.
> Am folgenden Sonntag aß ich kaum etwas. So sehr aufgeregt war ich von meinen Erkenntnissen. Im Westfernsehen kam eine Serie namens "Oh Gott, Herr Pfarrer". Es wurde über Zölibat gesprochen. Ja, das nahm genau Bezug auf meine "Erkenntnisse". Beim Abschied versuchte ich meine Mutter darauf hinzuweisen, aber sie verstand nicht. In der S-Bahn wurde ich ohnmächtig. Ein Mann brachte mich auf den Bahnsteig. Ich kaute dann etwas Brot, was ich mithatte und ließ mir von der Aufsicht ein Glas Wasser geben. Brot und Wasser! Es wird langsam biblisch, dachte ich. An der Station Leninallee kam ich nicht vorbei. Hier wohnte sie. Mein Herz zog mich zu ihr hin. Ich stieg aus. Vor mir lief eine schwarzbekleidete junge Frau. Sie rannte plötzlich. Merkwürdigerweise mußte ich auch rennen, mein Herz hätte es sonst nicht ausgehalten. Diese Reaktion auf Farben hatte ich dann erst vier Tage später. Ich klingelte bei ihr. Sie schaute nur vom Fenster oben herunter aber machte nicht auf. Und ich kam mir vor wie ein Verrückter.
> Der folgende Tag ist ein richtiger "schwarzer" Montag für mich gewesen. Ich war am Ende. Am Ende mit meinen Nerven. Doch daß ich dringend ärztliche Hilfe brauchte, konnte ich mir nicht vorstellen. Auf der Arbeit half ich einer Kollegin, Daten zu erfassen. Nummer für Nummer flimmerte grün über den Bildschirm. Jede Nummer bedeutet ein Menschenschicksal, dachte ich. Bin ich etwa Gott? Dieses Gleichnis kam mir in den Sinn. Ich empfand die Kollegen und Kolleginnen auf einmal ganz seltsam. Jeder repräsentierte einen bestimmten Wesenszug, z.B. die Fürsorgliche, der Schlauberger, die Naive. Das mußte alles so sein und ich glaubte plötzlich an die Vorhersehung. In der Nacht glaubte ich, mein Herz bleibt stehen. Ich hatte große Angst. Es retteten mich ein paar Schluck Gotano-Wermut.
> Am Dienstag hatte Marianne Geburtstag - eine nette Kollegin. Es gab wie üblich eine große Frühstücksfete. Ich aß belegte frische Brötchen und Kuchen, trank Früchtebowle und Schnaps. Der Schnaps tat mir gut, aber ich war völlig fertig. Das muß man mir doch ansehen, das ich nur noch ein Häufchen Elend bin, dachte ich. Aber niemand nahm davon Notiz. Die Kollegen taten mir gut. Wie wir so dasaßen, dachte ich, das ist der Geburtstag der heiligen Maria. Als der Chef sich zu uns setzte, bekam er nur einen klapprigen Stuhl. Der Teufel kriegt das, was er verdient, dachte ich. Es war für mich ein Gottesdienst am Dienstag.
> Der Mittwoch hatte auch eine Bedeutung für mich. Jedenfalls glaubte ich jetzt an so eine Art Vorherbestimmung. In der Mittagspause fuhr ich zu IHR. Ich steckte ihr einen kleinen Zettel in den Briefkasten mit einer Entschuldigung für meinen überlangen Einbildungsbrief. Trotzdem warnte ich sie: "Schwester, gib auf Dich acht! Nicht vergessen, zu essen!" Ich glaubte, ihr wiederführe gerade ähnliches und sie könnte auch ohnmächtig werden. Auf Arbeit blieb ich bis in den späten Abend am Computer. Ich brachte aber so gut wie gar nichts zustande. Ich war völlig blockiert. Nur ein selbstprogrammiertes Zufallszahlenbewegungsspiel hielt mich scheinbar aktiv. Mit einem Kollegen, der auch länger machte (wegen mir?), kam ich von der Kantine zurück. Er sagte zu irgendeinem Sachverhalt: "Das ist auch nicht der wahre Jacob." Ich stand nicht mehr über den Dingen. Dachte bei mir, damit meinte er bestimmt den Generaldirektor (der hieß nämlich so), in Anspielung auf den "bösen" Bereichschef, der mich damals im Personalgespräch so fertiggemacht hatte.
> Voll psychotisch
> Am nächsten Tag saß ich in der Mittagspause da und fing vor Schwäche zu zittern an. Von gegenüber vom anderen Spreeufer donnerte es von einer Baustelle herüber. Ja, es ist Donnerstag, begann ich zu begreifen, und dies war mein Duchhaltetest. Meine Arbeiten am Computer waren dringend. Aber ich war zu keiner Arbeit mehr fähig. Ein gewisser Heinrich rief an, sie bräuchten die Listen sofort. Heinrich, der Wagen bricht! Dieser Froschkönig-Ausspruch kam mir nur in den Sinn. Ich bat einen Kollegen, mir zu helfen. Um 14 Uhr machte ich Feierabend. Meinen Kollegen sagte ich, ich müßte mich ersteinmal erholen. (Eigentlich wollten sie nachher mit mir zum Arzt gehen. So kam ich ihnen zuvor.) Vorm Verlassen des Betriebes bekam ich noch die BZ am Abend zu Gesicht und mein überfordertes Gehirn spielte mir den nächsten Streich.
> Alle Artikel waren genau auf mich und meine Situation zugeschnitten. Nur ich konnte die geheimen Botschaften zwischen den Zeilen lesen. Man wollte mir damit etwas sagen. Mir war plötzlich klar, daß ich unter geheimer Beobachtung stand. Und es war eine Ost-West-Problematik, um die es sich dabei drehte. Der Westen sollte irgendwie ausgetrickst werden. ( Dieser Vorgang des Bezüge-finden-auf-sich-selbst beim Lesen von Zeitungen oder Erleben von Situationen findet auch bei psychisch gesunden Menschen statt, doch diese würden nicht ernsthaft in Erwägung ziehen, daß sie damit persönlich angesprochen sind. Nur ein extrem überfordertes Gehirn kann nicht mehr unterscheiden zwischen Informationen, die für einen selbst bestimmt sind und anderen allgemeinen Umweltinformationen.)
> Als ich den Betrieb verließ, trillerte ein kleiner Junge mit einer Trillerpfeife. Jetzt geht es los, dachte ich. Werde ich etwa gefilmt? Vor mir ging eine Frau zur S-Bahn. Unter ihrem Rock hatte sie blutige Beine. Mir sollte also schlecht werden! Das war bestimmt ein Hinweis, daß ich nicht zur S-Bahn gehen durfte. Dort waren bestimmt die bösen Westler, die dir ans Leben wollten. Ich wechselte die Straßenseite. Jetzt ging vor mir langsam ein unsymphatischer älterer Mann mit schwarzer Lederjacke. Das war der Tod! Oder zumindest ein Gleichnis dafür. Ich erschrak und ging in ein Haus hinein, wartete bis der Kerl weg war. Was nun? Wie ging es nun weiter? Ich folge meinem Instinkt und ging auf verschlungenen Wegen durch Treptower Park und Plänterwald in Richtung Wohnung. Alles was ich unterwegs sah, hatte seine Bedeutung und einen Bezug auf mich. Die Leute, die ich traf oder sah, waren nur meinetwegen da. Dies war ein Test!
> Ich machte Rast im Eierhäuschen an der Spree, trank Kaffee und aß ein Stück Kuchen. Ich wurde beobachtet, eindeutig. Ein Mann mit Pfeife schaute immer zu mir rüber. An der Theke hing ein Schild: "Nur für V.I.P." - very important person - nur für ganz besondere Leute. Ich dachte, also ist das mit dir ein ganz großes Ding, in das nur wenige Leute eingeweiht sind. Gut gekleidete ältere Damen kamen herein. Das waren die von der West-Seite! Haben sie mich gefunden! Ich zahlte und ging heimwärts, aber nicht den direkten Weg am S-Bahnhof vorbei, sondern in einer Spiralform bis zur Wohnung. Verkehrsschilder, die Farben der Autos und deren Bremslichter schienen mir den Weg zu weisen. Ich fragte mich, was erwartet mich zu Hause? Worum ging es in diesem Test eigentlich? Zu Hause war alles beim alten.
> Abends fuhr ich noch einmal los - diesmal traute ich mich in die S-Bahn - von der fixen Idee getrieben, zu einer bestimmten Adresse fahren zu müssen. Vielleicht erfuhr ich dort mehr? Die Leute, die mir begegneten, waren extra wegen mir da, sagte mir mein Gefühl. Es waren die Guten, die paßten auf mich auf. Ich konnte hingehen, wo ich wollte, immer waren sie da und beobachteten mich. Aber sie machten es ganz unauffällig und professionell. Bestimmt extra ausgebildet, dachte ich. Als ich dann bei der Adresse war, mich mit den Leuten unterhielt, war mir klar, daß es das nicht sein konnte. Auf dem Weg zurück begegneten mir Passanten, die gerade sagten: "Ein Affe weniger!". Das war ganz klar ein Hinweis auf mich und meinen erfolglosen Kontaktversuch. Oder vielleicht ein Bezug auf meinen Betrieb und den bösen Chef. Hatten sie ihn verhaftet?
> Mitten in der Nacht gegen 2 Uhr wurde ich wach. Was war nur mit meinem Herz los? Solch ein Ziehen und Drücken! Gegenüber im Hinterhof war ein Bürogebäude. Dort war oft abends Licht im obersten Stock. Diese Schmerzen mußte jemand von außen indizieren, war mir plötzlich klar. Dort hatten sie bestimmt eine neuartige Strahlenkanone auf mich ausgerichtet. In der Wohnung konnte ich nicht bleiben, dachte ich, sonst würde ich sterben. Ich wollte sowieso am Morgen zu den Eltern fahren. Dann fahre ich eben jetzt schon los, mit dem Fahrrad, sagte ich mir. Ich ließ alles stehen und liegen, nahm aber etwas zu Essen mit, denn ich hatte eine lange Fahrt vor mir. Es war eine milde Nacht des 21. Oktober 1988. Die Großstadt schlief.
> Die Strecke, die ich fuhr, war ich größtenteil noch nie zuvor gefahren. Ich vermied die großen Straßen. Dort könnten ja die Westler sein! Das psychotische Erleben setzte sich auf der ganzen Fahrt fort. Die rote Leuchtreklame an den Häusern tat mir gut und sagte mir: "Du bist auf dem richtigen Weg!" Durchfahrtsverbote und Einbahnstraßen störten mich nicht. Im Gegenteil: Rot hieß: Gut so! Auch die Straßennamen inspirierten mich und gaben mir Mut. Eine Straße war naßgespritzt. Das haben sie extra für mich gemacht, wurde mir klar. Sie wußten schon, daß ich hier langkomme. Ich schien den Test gut zu bestehen. Also ab durch die Pfützen! Weiter außerhalb begegnete ich ein paar Straßenkehrern, die Laub fegten. Das war ein Zeichen! Ich stieg ab und schob mein Fahrrad vorbei. Etwas verschnaufen, etwas essen! Du bist gut in der Zeit, wollten sie mir sagen.
> Beinahe hätte ich mich verfahren, aber zum Glück sah ich dann die Lichter der nächsten Stadt in den Nachthimmel leuchten und wußte wieder die Richtung. In den Neubauvierteln dieser Stadt war Festbeleuchtung auf den Straßen. Das rötliche Licht der Natriumdampflampen machte mir Mut. Und es war überall geflaggt mit DDR-Fahnen. Wegen mir, dachte ich. Wie lieb! (In Wirklichkeit hingen sie noch da vom 7.Oktober - dem Nationalfeiertag.) Ich spürte, wie mich die Kräfte verließen. Mein Proviant war alle und ich hatte noch eine ganze Strecke zu fahren. Am Ortsausgang entdeckte ich plötzlich einen Apfel auf der Straße. Es war ein prima roter Apfel. Den müssen sie für mich hingelegt haben, dachte ich. Sie wußten genau, wie weit meine Energiereserven reichen. Der Apfel war Essen und Trinken in einem. Dies war vielleicht eine dezente, aber erlaubte Hilfe aus dem Hintergrund. Der Test mußte unbedingt bestanden werden!
> Auf der Landstraße lag eine tote schwarze Katze am Straßenrand. Dies ist ein Test, sagte ich mir und das hat etwas symbolhaftes. Ich soll mich bestimmt um sie kümmern. Sie war steif. Ich schubste sie in den Straßengraben. Dort sollte sie ihren Frieden haben! Es kamen mir schon viele Autos entgegen. Ihre Lichter blendeten mich. Und die Russenlaster brummten und machten mir Mut im Herzen. Es wurde langsam hell. Jetzt konnte ich eine Abkürzung durch den Wald fahren. Hier kannte ich mich aus. Ich bekam ein ganz wohliges, glückliches Gefühl im Körper. Gleich hatte ich es geschafft! Es war Herbst. Überall goldige Blätter an den Bäumen und ganz leichter Nebel. Wunderbar! Das war mein Wald! Auf Schleichwegen fuhr ich zur Wohnung meiner Eltern. Es war halb acht. Meine Mutter wollte gerade zur Arbeit gehen.
> Ich hatte es geschafft! Ich war frei am Freitag. Frei von der Arbeit und frei von Berlin. War es das? Ein Test, ob ich es ohne fremde Hilfe schaffe, nachts bis hierher zu fahren? Hatten Ost und West auf mich gewettet? Vom Ost-Radio-Nachrichtensprecher fühlte ich mich bestätigt, die Westsprecher ärgerten sich und waren gehässig. Draußen fuhren Autos vorbei mit roten Aufklebern. Sie brummten laut. Das gab mir Kraft und Mut. Aber es schlichen auch Westautos vorbei - die Gegenseite. Hatten sie mich gefunden oder suchten sie mich? Ich bekam von meiner Mutter eine Beruhigungspille und danach schlief ich den ganzen Tag. (Meine Mutter war schon sehr beunruhigt wegen meines merkwürdigen Verhaltens.) Als ich dann am nächsten Tag glaubte, noch vor dem Frühstück zu meiner Oma ins Altersheim fahren zu müssen, wurde es ihr zu bunt. Sie bestellte den Krankenwagen. Es waren ein "guter" und ein "böser" Krankenfahrer. Ich sah es an ihren Augen. Das mußte wohl zum Test gehören, dachte ich und machte keinen Aufstand. Ich war doch nicht verrückt! Aber demütigend war es schon.
> Die Klinik
> Der Chefarzt war ein Russe! Also doch eine Ost-West-Geschichte und sie ging weiter! "Keine Angst!", sagte er. Er untersuchte mich, stellte aber keine Fragen, von meiner Mutter schon vorunterrichtet. (Kein Wort davon, daß ich vielleicht eine akute Nervenüberforderung hatte, die bestimmte Symptome verursachen, wie z.B. Herzbeschwerden. Vielleicht hätte ich verstanden, was los war. Von einer Nervenkrankheit hätte er ja nicht gleich reden müssen.) Eine kleine Schwester nahm mich mit und zeigte mir mein Bett in einem großen Saal. Zum Mittag sollte ich zwei weiße Tabletten einnehmen (Haloperidol). Ich wollte nicht - Tabletten schlucken, das fehlte noch, ich war doch kerngesund - aber die Schwester ließ sich nicht überlisten.
> Im Wachsaal begrüßte mich ein merkwürdig impulsiver junger Patient. Sein Name wäre Rainer, sagte er immer wieder zu mir. Rainer - so hieß ein Fußballspieler, Rainer Ernst vom BFC Dynamo. Ich schloß aus dieser Begrüßung, daß es eine todernste Geschichte mit mir war - eben reiner Ernst. Weiterhin in dieser Auffassung bestärkte mich ein anderer Patient. Schräg gegenüber lag nämlich ein alter bärtiger zerzauster, sehr unsympatischer Mann zitternd im Bett - halb liegend, halb im Begriff aufzustehen. Das konnte nur das Gleichnis für den Tod sein, der mich bedroht, dachte ich mir. Auslöser für diese ganze Geschichte mußte diese Begegnung mit dieser Frau sein. Das bildete ich mir ein, denn ich hatte immer noch diese merkwürdigen Herzbeschwerden. Wenn ich im Bett lag, konnte (oder durfte?) ich mich nicht auf die linke Seite drehen wegen dieser Beschwerden. Ich lag an der Wand. Dahinter war bestimmt wieder dieses Strahlengerät auf mich ausgerichtet, vermutete ich. Sie überwachten mich irgendwie.
> Am nächsten Tag kamen die Eltern zu Besuch. Ich beschwerte mich lautstark und verletzt bei meiner Mutter, wie sie mich nur hierher hat bringen lassen. Ob sie nicht die Sendung "Oh Gott, Herr Pfarrer!" gesehen hätte, versuchte ich sie in meine Beobachtungen einzuweisen. Plötzlich wurde es ungemütlich. Auf einmal liefen viele Leute im Vorraum der Station an uns vorbei. Ich brach die Unterhaltung abrupt ab und verschwand in den Wachsaal.
> Während der nächsten Tage bekam ich einen Krampf im Gesicht. Der ganze Kopf wurde von einer geheimnisvollen Kraft nach rechts gezogen und ich bekam den Mund gar nicht mehr richtig zu. Man quälte mich offenbar. War das wieder ein Test? (Niemand hatte mich über die eventuellen Nebenwirkungen von Haloperidol aufgeklärt!) Ich erkundigte mich bei einer Schwester, die zur Ausbildung da war, was das wäre mit meinem Gesicht. "Vielleicht kommt es vom Zähneputzen.", sagte sie grinsend. Zähne - Mund? Deshalb! Ich hatte die letzten Tage zuviel über meine Erkenntnisse geredet! Deshalb die Bestrafung mit Gesichtslähmung! Ich beschloß, nicht mehr über meine Erkenntnisse zu reden, mit niemandem - das ist wohl die Testabmachung! Ich hätte den Osten sonst enttäuscht.
> Alles war sonderbar auf der Station. Sonderbare Leute, die Patienten. Das waren doch alles nur Schauspieler! Warum bekam nur ich Haloperidol? Ich war überzeugt, die anderen würden nur simulieren - wegen mir. Die Station sollte bestimmt so eine Art Schutzraum für mich sein. Zu Hause bei meinen Eltern wäre es zu gefährlich wegen den bösen Westlern, die nach mir suchten. Auch die morgendliche Visite war sonderbar. Rote Stühle wurden im Kreis aufgestellt. Den Patienten wurde gesagt, was sie machen sollen. Und die Psychologin der Station kannte ich von der Schule her. Alles nur Schau wegen mir! Sonderbar war auch, daß wir unsere persönlichen Sachen in einer abschließbaren Box verstauen mußten, in einem schmalen separaten Raum. In diesen Raum gingen immer die Schwestern der Station und schlossen hinter sich ab. Überprüften sie etwa unsere Sachen? (Ob sie die Sachen überprüften, weiß ich nicht, kann sein. Jedenfalls haben sie sich dort auch umgezogen.)
> In der Nacht mußte ich immer aufstehen, meine Augen und meinen Mund befeuchten, weil sie trocken waren. Das kommt von den Tabletten, dachte ich. Dies war wohl wieder ein Ausdauertest.
> Montags bei der Chefarzt-Visite schilderte ich ihm meine Beschwerden und Nebenwirkungen, sagte sonst aber nichts. Er stellte mir keine Fragen nach etwaigen Beobachtungen meinerseits. Ich dachte mir, das muß so sein - der weise Marabu sagt nichts dazu. Die Stationsschwester saß dabei und schaute mich erwartungsvoll an. Ich dachte mir: Nein, ich sage nichts, sonst werde ich wieder mit Gesichtslähmung abgestraft.
> Verlauf: In den ersten Tagen des stationären Aufenthaltes standen bei dem Pat. erhebliche Kontaktstörungen im Vordergrund. Er war affektiv vermindert schwingungsfähig. Es bestand ein deutlicher Antriebsmangel. Wahrnehmungsstörungen ließen sich nicht nachweisen. Bedeutungs- und Beeinträchtigungserleben, wie es der Pat. im Aufnahmegespräch schilderte (eine Frau habe ihn angesehen, und er wußte sofort, daß er innig mit ihr verbunden sei), wurden von dem Pat. negiert.
> Ich kam in ein neues Zimmer mit nur 4 Betten und machte Arbeitstherapie - Holz-Laubsägen. Eines abends wurde ein neuer Patient auf die Station gebracht. Er war an einem Bett festgeschnallt und tobte. Ich bekam Angst. Wollte er mich etwa erstechen, er sah so aus wie ein Strauchdieb. Sonderbar - nach ein paar Tagen sah er ganz normal aus und war auch nicht mehr angeschnallt. Mein Bettnachbar war ein großes fettes Ungetüm mit lauter Klappe. Ein anderer wiederum lief immer nachts herum und rauchte. Eines nachts, als ich vom Befeuchten zurückkam, waren lauter Krümel und Dreck in meinem Bett. Das ist Schikane, dachte ich. Man wollte mich provozieren! Aber ich ließ mir nichts anmerken. Ich hatte nächtelang schlimme Alpträume. (In der Art: Totenkopfgerippe verfolgen mich durch die Gassen, um mich mit Säure zu übergießen.) Ab diesem Zeitpunkt wollte ich unbedingt raus aus der Klinik.
> Ich kam übers Wochenende nach Hause. Aber es ging mir nicht gut. Ich lag ängstlich auf dem Sofa und überall wo ich hinsah, fand ich Bezüge auf mich. Auch das Bild mit dem jungen Mann mit roter Mütze, was im Klinikflur hing, hing in Miniaturform auch zu Hause. Sollte ich das sein? Alles machte mir Angst, selbst die Fliege an der Wand. Bei der Montagsvisite zitterte ich am ganzen Leib. Ich sagte, ich hätte Angst und die ganze Welt nähme Bezug auf mich. Haloperidol wurde abgesetzt. Dafür bekam ich Sonapax. (Sonapax = Melleretten; Rückblickend betrachtet komme ich nicht umhin, bei aller Vorsicht, zu sagen: In meinen Fall war die Haloperidolbehandlung so etwas wie seelische Folter.)
> Meine Träume wurden besser. In der Arbeitstherapie machte ich jetzt was mit Ton, was mir aber sehr schwerfiel, zumal ich mich von den anderen Teilnehmern beobachtet fühlte. Auf Station fragte mich ein Patient, weshalb ich eigentlich dort wäre. Wegen einer Frau, sagte ich teilweise wahrheitsgemäß. Der Ost-West-Test schien mir schon abgeschlossen. Ich wollte auch nicht darüber reden. Es hätte für Uneingeweihte unglaubwürdig geklungen. Ich war doch kein Verrückter! Er wäre wegen fünf Frauen hier, meinte der Patient. Und ich sollte den Ärzten ja nicht zuviel erzählen, sonst behielten sie mich länger da. Oh, dachte ich, wußte er etwas von meinem Test? Nein, ich sage nichts, dachte ich mir. Ich wollte so schnell wie möglich wieder ein normales Leben führen, bloß raus aus der Klinik!
> Ich hatte wohl noch Beschwerden am Herzen und schilderte das dem Chefarzt in der Montagsvisite. Sehen Sie, das ist ihre Krankheit, sagte er, früher oder später hätte ich das bekommen und es ist nicht ausgeschlossen, daß ich es irgendwann nocheinmal bekomme . Von wegen Krankheit, dachte ich, ich war doch kerngesund! (Kein Wort vom Arzt über Nervenschwächung und ihre Symptome und Sinnestäuschungen. In der Tat glaubte ich, die Visite wäre nur dafür da, daß die anderen "Patienten" über mein Verhalten auf der Station berichteten.) Ich dachte mir das so: Man erklärt mich für krank, um mich in dieser Klinik vor der anderen Seite, den Westlern, zu schützen. Früher oder später hätte ich das bekommen? Das lag doch an der Begegnung mit dieser Frau, dieser Herzschmerz, dachte ich. Oder war es etwa Vorsehung? Und es könnte nochmal passieren? Darüber war ich stark beunruhigt. Ich wurde jedenfalls zum Tagespatienten befördert, d.h. ich durfte jeden Tag nach Hause gehen.
> Wir behandelten den Pat. zunächst mit Haloperidol. Es kam jedoch zu keiner eindeutigen Änderung des psychischen Zustandes, so daß wir ihn auf Sonapax umstellten. Unter dieser Therapie wirkte der Pat. insgesamt lockerer. Die Kontaktfähigkeit war deutlich besser, der Antrieb lag im Normbereich. Der arbeitstherapeutische Einsatz verlief ohne Komplikationen. Wir konnten den Pat. als Tagesklinikpatienten führen.
> In der Arbeitstherapie, beim Abzeichnen eines Musters, fühlte ich mich wieder beobachtet. Das Radio war an - Rias 2. Das war doch ein Westsender! Gehörte das zum Test? Ich zog meine bunten Linien auf Papier und merkte, wie die Musik oder der Sprecher auf meine Zeichenbewegungen reagierten. Ich schaute zur Decke. Hier mußte irgendwo eine Kamera installiert sein, die live nach Berlin sendet! Der Test geht also weiter, dachte ich mir.
> Bei einem Teil des Musters konnte man bei gutem Willen einen Schlüssel erkennen. Und es war spiegelbildlich. Das war Ost und West und es ging um Schlüsseltechnologien, vermutete ich. Irgendwie kam mir dabei auch Manfred von Ardenne in den Sinn. Es ging bestimmt um eine revolutionierende Entdeckung für den Osten. Man ließ den Westen nur scheinbar am Test teilnehmen. Er sollte bestimmt vorgeführt werden, damit er sich schwarzärgert. Und ich spielte eine Art Hauptrolle darin, weil ich diese schicksalhafte Begegnung mit dieser Frau hatte.
> An einem Tag kam ich morgens mit dem Bus zur Klinik. Es waren viele sowjetische Militärs und ihre Frauen im Bus. Oh, dachte ich, das hatten die Freunde aber gut organisiert. Den Westlern wurde keine Chance gegeben, sich an mich heranzumachen. Eine Bahnschranke war zu. Der Verkehr staute sich. Das ist ein Zeichen für mich von der Reichsbahn, war mir spontan klar. Ich sollte eine Station früher aussteigen. Ich mischte mich unter die Leute. So fand mich kein amerikanischer Satellit!
> Bei allem, was mir merkwürdig vorkam, glaubte ich an eine besondere Bedeutung. Das Klinikgelände mit seinen alten Häusern und Bäumen kam mir vor wie eine Art heilige Beschwörungsstätte früherer Jahrtausende. Ich glaubte, in der Mittagspause bestimmte Strecken laufen zu müssen. Es war bestimmt von oben gesehen ein besonderes Orakel, welches die russischen Satelliten mit aufzeichneten. Dabei entdeckte ich, daß auf dem angrenzenden verfallenen jüdischen Friedhof alle Grabsteine in Ost-West-Richtung ausgerichtet waren. Wußten etwa die alten Juden im vorigen Jahrhundert schon von dem bevorstehenden Ost-West-Test? Das beeindruckte mich sehr. Als ich zum Himmel schaute, kam plötzlich ein Sonnenstrahl durch die Wolken. Das war ein Zeichen für mich! Von Petrus? Sogar das Wetter machte mit!
> Zu Hause hatte ich - verursacht durch meine Überempfindlichkeit der Wahrnehmung - schon seit längerem gemerkt, daß mich die Fernsehmoderatoren direkt ansahen und auf mein Verhalten eingingen. Konnten sie mich wirklich sehen? Ich fand eine Erklärung dafür. Irgendwie mußte man uns Spezialfernseher angedreht haben. Diese waren mit Minikameras ausgerüstet und müssen wohl immer zum jeweilig eingestellten Sender zurückgesendet haben, womöglich über Satellit. Ein paar außenstehende Bildpunkte zeigten offenbar ihre Position im Glaskolben. Raffiniert gemacht, dachte ich mir. Aber konnten sie mich auch beobachten, wenn der Fernseher aus war? Vorsichtshalber gab ich immer darauf acht, was ich sagte oder tat, wenn ich im Fernseherblickwinkel war. Das war anstrengend!
> Ungünstige Symptomatik
> Es war 4 Wochen nach Klinikeinweisung und ca. 6 Tage nach dem Absetzen von Sonapax. Es kamen mehrere Phänomene zusammen, die ich in meinem Zustand überhaupt nicht rational verarbeiten konnte:
> 1. Zusätzlich zu den bestehenden Beschwerden in der Herzgegend kam Herzflattern durch Sonapaxentzug.
> 2. Im Dunkeln wurden Lichteffekte wahrgenommen, vom Gehirn erzeugt - nach Sonapax-Entzug
> 3. Eine besondere (magnetische?) Empfindlichkeit der Gehirnoberfläche, eine Art Genesungsreaktion 4-6 Wochen nach übermäßiger Gehirn-Informationsbelastung. Meine Vermutung: Man spürt dann das Magnetfeld der Erde in seinem Kopf. Wahrscheinliche Ursache sind eisenbindende Proteine in der das Gehirn umgebenden Flüssigkeit.
> Es war Sonntagnacht. Ich wollte einschlafen. Plötzlich sah ich einen Blitz vor meinen Augen. Was war das? Ich machte das Licht an. Auf der Bettkante lag etwas, was aussah, wie ein angebranntes Holzspänchen (Wer weiß, was das war - irgendein Krümel). Ich war überzeugt, man hatte es auf mich abgesehen. Ich sollte vor Angst sterben, quasi vom "Blitz" erschlagen! Es kam von der Decke herunter. Dort oben in der Nachbarwohnung mußte eine Testpartei Quartier bezogen haben. Sie hatten bestimmt die Decke durchbohrt! Da ich kein Loch fand, versuchte ich wieder einzuschlafen. Wie mit einem Laserstrahl gezeichnet sah ich plötzlich merkwürdige Gebilde im Dunkeln. Und gelbe, grüne und lila Blitze. Das war das Kampfschiff "Galactica" mit dem Krieg der Sterne, begriff ich. Über mir in der Wohnung waren die Amerikaner! Sie hatten ein Gehirnmanipulationsgerät auf mich ausgerichtet! Mein Herz krampfte sich zusammen und war ganz schwach. Wenn ich hier so liegen bleibe, sterbe ich und die Amerikaner haben gewonnen, dachte ich. Ich wuchtete mein Bett herum, so daß ich mit dem Kopf woanders lag. Vielleicht konnten sie ihre Maschine dort oben nicht so schnell ausrichten. Aber es hatte keinen Zweck. Der Krieg der Sterne ging weiter in meinem Kopf.
> Ich hatte Angst, mein Herz bleibt stehen, so flackerig war es in meiner Brust. Ich mußte in ein anderes Zimmer! Ich ging in die Wohnstube. Irgendeine Kraft versuchte, meinen Kopf in eine Bahn zu lenken. Über diesem Zimmer mußten die Amerikaner ein anderes Gerät aufgebaut haben! Sie versuchten, meinen Kopf zu positionieren, wahrscheinlich um meine Gehirndaten "abzusaugen". Das durfte ich nicht zulassen! Ich rannte wie ein Verrückter im Zimmer hin und her, immer abrupt die Richtung wechselnd. Doch die unheimliche Kraft folgte mir bei jeder Bewegung. Ich dachte mir, das ist wieder so ein Ausdauertest - aber todernst. Wenn ich stehenbleibe, überwältigt die Kraft mein Gehirn!
> Ich weiß nicht mehr, wie lange ich so im Zimmer herumgerannt bin. Jedenfalls ist mir nach einer Weile eine Lösung eingefallen. So konnte es ja nicht weitergehen. Ich holte meinen digitalen Quarzwecker und kauerte mich im Mondlicht an das Balkonfenster, den Blick nicht von der Ziffernanzeige abgewendet. Wenn sie schon mein Gehirn unter Kontrolle kriegen, sagte ich mir, dann sollen sie nur eine nichtssagende Uhrzeit zu sehen bekommen. Irgendwann mußte dieser Test ja zu Ende sein. Nein, nicht zum Mond hochschauen! Sonst berechnen aus Uhrzeit und Mondwinkel die amerikanischen Computer den Ort, wo ich mich aufhielt! Ich durfte mich auf keinen Fall selbst verraten. Über mir waren vielleicht nur amerikanische Geräte installiert und von den Guten betrieben - eine Ost-West-Testabmachung! Nach 2 Uhr meinte ich, der Test sei zu Ende. Ich spürte auch keine Kraft mehr an meinem Kopf. Ich ging wieder ins Bett und schlief unbehelligt ein.
> Am Montag wieder in der Klinik, merkte ich, wenn ich unter den Leuchtstofflampen entlangging, daß dann eine Kraft auf meinen Kopf einwirkte. Diese Lampen arbeiten doch mit dicken Magnetspulen! Mir wurde klar, daß mein Kopf magnetempfindlich war! Auch am Aquarium merkte ich es ganz deutlich, sei es von der Lampe oder der brummenden Pumpe gewesen. Mir wurde irgendwie schlecht und schwindlig. Die Schwestern reagierten nicht auf meinen Hinweis auf das Aquarium. Ich fiel um. Ich wurde von Patienten in den Wachsaal getragen. Kalter Schweiß war auf meiner Stirn. (Wahrscheinlich war die Nacht vorher zu anstrengend gewesen.)
> Der Chefarzt und die Stationsärztin kamen an mein Bett. Ich versuchte, ihnen meine Magnet-Empfindlichkeit zu schildern. Ich zeigte auf die Lampe an der Decke und wie das Kraftfeld auf der einen Seite in den Kopf rein und auf der anderen wieder hinaus ging. Die Ärzte reagierten überhaupt nicht auf meine Hinweise. Sie schien das gar nicht zu interessieren. Sie waren wohl nur die bloßen Verwalter des Testablaufes und durften nicht von sich aus eingreifen, dachte ich mir. Ich bekam ein anderes Bett und von der Schwester jeden Tag eine Spritze in den Po.
> Ende November 1988 wurde der Pat. zunehmend unruhiger, die Kontaktfähigkeit war deutlich eingeschränkt, der Pat. wirkte abgelenkt. Affektiv wirkte er starr, er sprach laut vor sich hin, griff in der Luft nach unsichtbaren Dingen, so daß wir annahmen, daß der Pat. unter dem Eindruck akustischer und optischer Halluzinationen stand. Die Behandlung erfolgte weiter mit Haloperidol ... Dadurch klang die akut psychotische Symptomatik rasch ab.
> Ich war ganz schwach und zittrig. Beim Essen im Wachsaal saß mir ein arg zugerichteter Mann mit dickem Verband gegenüber. Eine Kraft zog mich zu ihm hin. Er sollte das Gleichnis sein für meinen Zustand, ahnte ich. Wenn ich im Bett lag, merkte ich, daß ich im Dunkeln wieder Lichteffekte im Kopf hatte. Über mir in der geschlossenen Station mußten sie auch so ein Gehirnbeeinflussungsgerät auf mich ausgerichtet haben! Diesmal bestimmt ein Ost-Gerät, denn die Bilder sahen freundlicher aus - kein Krieg der Sterne . Es war bestimmt ein hochsensibles Gerät, wenn es über eine Distanz von mehreren Metern, sogar durch die Decke, meine elektrischen Gehirnimpulse wahrnehmen und beeinflussen konnte! Es war bestimmt von Ardenne! Ich wollte das Gerät stören, vielleicht konnte ich es sogar lahmlegen. Wie schon in der schlimmen Nacht drückte ich mir mit den Fingern seitlich in die Augen. Dadurch wurde die Netzhaut gedrückt und es entstanden schillernde Lichteffekte. Auch das Augenpressen half nicht.
> Durch das Haloperidol wurde ich wieder sehr ängstlich. An der gegenüberliegenden Wachsaalwand war eine nicht mehr benutzte Tür. Das obere Türquadrat war aufgeteilt in 4 kleinere Quadrate. Ließ man im Geiste je eine halbe Seitenlänge weg, entstand die Figur eines Hakenkreuzes. Die Tür machte mir so sehr Angst, daß ich die Schwester darauf hinwies. Auch auf der grün-schwarz-karierten Bettdecke entdeckte ich Hakenkreuze. Völlig verängstigt bat ich um eine andere Decke. Die neue Decke war angenehmer - rot und braun gefleckt. Ich lag so da und starrte hoch an die Decke. Dort oben war das Gerät und überwachte mich! Ich bekam einen Zwang, mit den Augen meinen Namen an die Decke zu schreiben. Ich war doch im Test und durfte mich nicht selbst verraten! Mitten im Vornamen würgte ich den Vorgang immer ab.
> Mit der Zeit ließ die Spritzenwirkung nach und ich hatte auch keine Angst mehr. Ich hatte ein Unterhemd, in dem es ganz doll elektrisch knisterte, wenn man es über Kopf auszog. Ich wollte das feinfühlige Gerät über mir außer Betrieb setzen und ließ es mächtig knistern an meinem Kopf. Ich hörte, wie jemand laut aufschrie. Das mußte also gewirkt haben! Alles gefallen ließ ich mir eben auch nicht. Doch in der nächsten Nacht waren Bilder im Kopf, von den ich meinte, sie wären wieder von der Maschine über mir. Dies hatte auch Auswirkungen auf mein sexuelles Empfinden und Erleben.
> Neue Einbildungen und innere Zwänge
> Ich war überzeugt, der ganze Stationsbetrieb wurde nur wegen mir so durchgeführt. Im Finden von Bezügen auf mich war ich schon geübt und ich entdeckte in den kleinsten Dingen geheime Bedeutungen. Während ich im Wachsaal lag, schallte der Rias 2 durch die Station. Immer fand ich in den Berichten Bezüge zu mir und die Musik war auch unerträglich - ständig "Don't worry, be happy!". Es nervte mich ungemein. Sie wollen mich quälen, die Burschen vom Rias, dachte ich. Warum wurde auf der Station kein Ostsender gehört? (Darum, weil der Lautsprecher mit dem Radio vom Schwestern-Aufenthaltsraum verbunden war und diese wohl lieber Rias hörten.) Ich hielt diese Nerverei nicht mehr aus. Deshalb bat ich die Stationärztin, mich in ein anderes Zimmer zu verlegen.
> Ich durfte umziehen. In dem kleinen Zimmer auf dem Arztflur waren drei Betten. Hier hörte man das Radio nicht mehr. Meistens war ich jetzt alleine, denn die anderen zwei hatten entweder Urlaub oder hielten sich im Aufenthaltsraum auf. Mein neues Zimmer war ein besonderes. Von außen war eine ganz normale Tür, aber von innen muß sich früher noch eine Tür oder ein Gitter befunden haben. Eine Gefangenenzelle! Diese Vermutung äußerte auch ein Mitpatient. Ich machte mir so meine Gedanken. Vielleicht waren hier früher ganz besondere Leute eingesperrt, vor '45 sogar politische Gefangene? Ich erinnerte mich, in einem Film gesehen zu haben, wie so ein armer Kerl in einer Zelle die ganze Nacht stehen mußte, ohne sich zu bewegen. Man hatte Mehl über seine Füße gestreut , um eine eventuelle Bewegung sichtbar zu machen. Hätte er sich bewegt, wäre er erschossen worden.
> Wenn ich alleine im Zimmer war, fing ich auch an zu stehen. Ich dachte bei mir, das ist wieder so ein Ausdauertest, den man von mir verlangt. Ich sollte sozusagen meine Verbundenheit mit den früheren Gefangenen auf diese Weise bezeugen. Ich stand dann so da, auch im Dunkeln, bis mich jemand störte. Wenn ich im Begriff war, mich von alleine hinzulegen, hörte ich von irgendwoher ein Klopfen. Das wiederum interpretierte ich als Durchhaltesignal und blieb stehen. Ich wurde ja ständig überwacht! In den Wänden waren mehrere schwarze Dübel. Vielleicht waren hier auch Mikrokameras eingebaut?
> Irgendwann erinnerte ich mich daran, daß sie im 3. Reich ja immer "Heil H...!" gesagt hatten. Nein, wurde mir klar, diese Worte darfst du nicht einmal denken. Und aussprechen schon gar nicht. Ich wurde doch überwacht. Es wäre eine Todsünde gewesen in unserem DDR-Staat. Je mehr ich innerlich gegensteuerte, desto stärker wurde dieses "Heil H..." in mir. Es wurde ein richtiger Zwang. Oder wie ein innerer Krampf und Kampf. Immer wenn das Gehirn das "H..." ausprobieren wollte, formulierte ich innerlich die Gegenparole "Lada Niwa". Diese Werbung hatte ich irgendwo gelesen und benutzte sie so als Bollwerk. Dieser Zwangsgedanken-Stellungskrieg ging über mehrere Wochen.
> Als ich Geburtstag hatte, bekam ich von zu Hause als Geschenk Pralinen. Doch ich rührte sie nicht an. Ich durfte sie nicht essen, denn die Gefangenen haben in ihren Zellen so etwas auch nicht bekommen. Aus Angst, die Westler könnten meinen Rasierapparat anpeilen, rasierte ich mich eine Weile nicht. Ich bekam einen rötlichen 4-Tage-Bart. Ich erinnerte mich, bei Lenin im Mausoleum in Moskau auch solchen Stoppelbart gesehen zu haben. Das war wieder ein Test! Ich sollte mir vorkommen wie dieser Lenin. Während des Wartens auf die Chefarztvisite am Montag rasierte ich mich doch noch. Es wäre eine Anmaßung von mir gewesen, mich vor der Öffentlichkeit als Lenin darzustellen.
> In Armenien passierten gerade schlimme Dinge. Erst ein Flugzeugabsturz, dann ein Erdbeben. Beim Wandteppich-Knüpfen in der Arbeitstherapie erwischte mich der Rias-Nachrichtensprecher. Gerade als ich einen Knoten nach unten festzog, sagte er: "Flugzeugabsturz in ...". Der Westen wollte mir weismachen, ich hätte damit zu tun. Wie in dem Film "Die Schrecken der Medusa", wo ein Mann nur durch seine Augen einen Jumbo zum Absturz bringt. Der Westen wollte mir übersinnliche Kräfte andichten! Hatte ich diese etwa?
> Jetzt ein anderes Beispiel für psychotische Einbildungen: Am Wochenende war ich wieder zu Hause. Ich war mit Mutter in der Küche, das Radio lief und draußen war es schon dunkel. Die Vorhänge waren noch nicht zugezogen und ich hatte Angst vor der schwarzen Nacht. Ich sagte: "Ich mache die Vorhänge zu. Es ist so schwarz draußen!". Daraufhin sagte der Ost-Nachrichtensprecher: "Das ist eine politische Provokation!". Das gilt mir, dachte ich erschrocken. Ich hatte aus Versehen Bezug auf Tschernobyl genommen. "Tschorno bylo" heißt auf russisch "Schwarz wars" - ein schwarzer Tag für die Sowjetunion. Ich sollte das nicht zusätzlich kommentieren.
> Wenn ich zu Hause fernsah, war es mir, als ob alles Gezeigte Bezug zu meiner Person nahm, ob live oder vorproduziert. Selbst in alten Filmen mit Heinz Rühmann gingen die Schauspieler auf meine Problematik ein, ja sie schienen mir manchmal zuzuzwinkern. Diese Einbildung festigte sich bei mir mit den Wochen, auch wenn sie nun nicht mehr bedingt war durch akute Gehirnüberforderung. Der Wahn hatte sich verselbständigt. Die Westsendungen empfand ich als kompliziert und nervend gehässig. Sie wollten mir sagen: Du kannst von uns alles haben. Komm zu uns! Sieh her, was wir alles draufhaben und was wir von Dir alles wissen! Wir machen alles perfekt. Den Lockerbie-Jumbo-Absturz haben wir extra für Dich gemacht! Ja! Werde verrückt! Bringe Dich um! Du gehst in die Geschichte ein. Der Mensch ist schwach und verführbar.
> Die Ostsendungen sind gutherzig und einfach aufgebaut. Sie wollten mir sagen: Habe keine Angst! Du mußt nur durchhalten! Du hast nichts Besonderes. Das ist die Liebe. Das kann guten Menschen eben passieren. Wir haben Dich für den Test ausgewählt, um dem Westen eins auszuwischen. Es wird alles gut! Du darfst nur keinem etwas davon sagen! Sonst wirst Du für verrückt angesehen und der Test ist verloren. Das Herz und die Güte muß über die perfekt manipulierende Verwirrungstechnik siegen. Halte durch. Wir alle stehen Dir bei!
> Ich war richtig gerührt von soviel Anteilnahme. Es war ein unbeschreibliches Gefühl, zu wissen, von allen Ostschauspielern und -moderatoren angespornt zu werden. Womit hatte ich das nur verdient? Es war bestimmt der Test mit meinen ungewöhnlichen Herz-Schmerz-Magnet-Phänomen. Diese Konstellation war eben ganz selten, dachte ich bei mir. Mit einer Tierdoktorserie nahm das Ostfernsehen Bezug auf unser Hündchen zu Hause. Wie lieb! Überhaupt war der Hund der einzige zu Hause, der mich verstand. Ich brauchte ihm nichts zu erklären. Er kuschelte sich an mich ran und machte mir dadurch Mut. Meinen Angehörigen konnte ich ja nichts über den Test erzählen. Sie hätten es entweder nicht geglaubt oder nicht verkraftet. Ich ließ mir nichts anmerken.
> Entwicklung einer Katatonie
> Montags bis freitags war ich wieder im Krankenhauszimmer, der "Gefangenenzelle", untergebracht. Ich begann, auf meinen üblichen Imbiß in der Frühstückspause zu verzichten. Nur ein Schluck Saft gönnte ich mir. Du mußt zeigen, daß man auch ohne viel Essen durchhalten kann, dachte ich, wie die früheren Gefangenen hier. Zum Frühstück aß ich nur ein Brötchen, die eine Hälfte mit Butter und Marmelade, die andere Hälfte nur mit Butter (was ich sonst nie tat). Mehr durfte ich mir nicht gönnen. Jede meiner Eßhandlungen, so dachte ich, würde von den an meinem Tisch sitzenden Patienten verfolgt.
> In der Arbeitstherapie knüpfte ich schon an meinem zweiten Wandteppich. Schade, man spielte dort keinen Ost-Radiosender. Das Stehen im Krankenhauszimmer hatte ich mir schon abgewöhnt. Es war immer etwas peinlich, wenn die Schwester hereinkam und ich stand dort im Dunkeln herum. Jetzt lag ich nachmittags und abends im Dunkeln einfach im Bett und versuchte an nichts zu denken außer ans Durchhalten. Ich wartete die Mahlzeiten ab. Bei diesen gab ich darauf acht, mich nicht zu früh anzustellen oder hinzusetzen. Ich war doch im Test! Obwohl ich hungrig war, durfte ich keine Freßgier zeigen. Beim Mittagessen ließ ich immer etwas Kartoffeln und Fleisch auf dem Teller zurück. Beim Kaffeetrinken aß ich anstatt üblicherweise zwei nur ein Stück Kuchen. Zum Abendbrot mußte mich die Schwester fast immer holen, weil ich doch tapfer sein wollte und beim ersten Ausruf nicht kam. So nahm ich langsam Kilo für Kilo ab.
> Es war Weihnachten und ich war zu Hause bei den Eltern. Am 1. Feiertag kam im Osten ein Märchenfilm - eine phantasievoll angereicherte Rapunzelgeschichte mit Renate Blume und Rolf Hoppe. Ich dachte natürlich, der Film wird extra wegen mir gezeigt. Das schöne Mädchen wurde von der bösen Stiefmutter im Turm festgehalten. Sie schneidet ihr den langen Zopf ab und hängt ihn aus dem Fenster. Der junge Prinz (das sollte bestimmt ein Bezug auf mich sein) klettert an dem Zopf hoch, doch die böse Alte läßt ihn abstürzen ins Dornengebüsch. Er erblindet und wird in diesem Zustand zurück aufs Schloß gebracht. Mir wurde etwas mulmig. Sollte ich etwa erblinden? Sollte ich nicht doch lieber rausgehen aus dem Zimmer und nicht fernsehen? Renate Blume und die anderen Schauspieler schienen diesen meinen Gedanken mit ihrer Mimik und Gestik zu bekräftigen. Ja, ich sollte nicht fernsehen! Das Fernsehen schadete mir anscheinend und war eine Gefahr für den Test.
> Auch abends, während der "Aktuellen Kamera", denke ich bewußt für den Sprecher Klaus Feldmann: "Soll ich rausgehen?". "Ja, gehe raus!", machte er mir mit einem Augenzwinkern zu verstehen. Wenn ich diese Frage innerlich bei einem Westsender formulierte, wurden die Moderatoren ganz hektisch und überschlugen sich in der Präsentation von Bezügen auf mich. Sie wollten mich verrückt machen! Das könnte ihnen so passen! Ich ging aus dem Zimmer.
> In mir bildete sich die Erkenntnis, daß die Testparteien mit der Gehirnabtastmaschine meine inneren, bewußt wörtlich formulierten Gedanken lesen konnten. Und das zu Hause und in der Klinik. Wenn sie meine Gedanken lesen konnten, dann konnten sie womöglich auch das sehen, was ich sah? Ich rate: Die Testvereinbarung über mich könnte doch sein, daß der Westen nicht weiß, wer ich bin und wo ich bin, sondern nur die Daten überspielt bekommt, die aus meiner Gehirnüberwachung abfallen. Es lag also an mir, ob ich mich und meine Umgebung verrate. Dies war die Schlüsselüberlegung für die Katatonie.
> Ich wollte mich nicht verraten und meine Angehörigen auch nicht. Ich schaute nicht mehr in den Spiegel und blieb meistens in meinem Zimmer, ohne Licht und schaute in eine nichtssagende Ecke. Beim unvermeidlichen Essen schaute ich niemanden mehr an, ging gesenkten Blickes, guckte nur aufs Stullenbrett und ließ mich vom Westfernsehen auch nicht durch die tollsten Gags dazu bewegen, zum Fernseher zu schauen. Auch montags bei der Visite schaute ich kaum zu den Ärzten auf. Der Westen hätte sie sonst gesehen - durch meine Augen hindurch. Sie hatten bestimmt ihre Späher im ganzen Land. Und den Chefarzt würden sie bestimmt kennen. Ich wollte ihn nicht gefährden und schaute ihn nicht an. Ihm schien diese Situation nichts auszumachen. Ein todesmutiger Russe! (Im nachhinein betrachtet, könnte man sagen, wenn es nicht der Westen gewesen wäre, der als böse Macht durch mich hindurchsehen konnte, dann wäre es irgendetwas anderes, in früheren Jahrhunderten vielleicht der Teufel gewesen.)
> Am Wochenende wieder zu Hause war ich meistens hinten in meinem Zimmer. Es war nur schummriges Licht und ich stand da und schaute nur auf den Fußboden. Ich glaubte auch dort Pochgeräusche zu vernehmen, die mir sagen sollten: Durchhalten! Dem Westen keine Schwäche zeigen! Es waren nur die ganz normalen Geräusche in einem Wohnhaus mit vielen Wohnungen. Aber ich bezog sie alle auf mich. Meinen Angehörigen wurde es zu bunt mit mir. Sie brachten mich zurück in die Klinik.
> Elektroheilkrampftherapie
> Am nächsten Tag mußte ich irgendetwas unterschreiben. Wie konnte die Ärztin nur verlangen, daß ich meinen Namen schreibe? Ich wurde doch im Kopf überwacht! Das war doch eine Offenbarung an den Westen! Ich kam jedenfalls wieder in den Wachsaal und ich sollte mir den Schlafanzug anziehen. Mit dem Bett wurde ich in den Arztflur gefahren. Ich versuchte, niemanden anzusehen. Ich sollte eine Faust mit der rechten Hand machen - ein Stich - ich zerfloß und wurde bewußtlos.
> Abends werde ich im Bett wach. Ich wußte überhaupt nicht, was mit mir passiert war. Die Einbildungen hatten mich gleich wieder im Griff. Ich schaute hoch zum Fenster. Die hellbraune Decke auf dem Fensterbrett war die Sahara. Und die grünen Vorhänge, das war Libyen. Und überm Meer wurden die amerikanischen F-16 abgeschossen! Solche merkwürdigen Bezüge präsentierten sich mir. Was hatte ich damit zu tun? Am nächsten Vormittag wurde ich wieder in den Flur gefahren. Aus dem Rias-Stations-Lautsprecher tönte: "Er ist in ein Loch gefallen." Was bedeutete dies? Der Rias brachte ja nur Bezüge zu mir. Ich war doch nicht etwa in ein schwarzes Loch gefallen? Ich zerfloß wieder.
> Es war schon Nacht. Im Wachsaal lagen die Patienten und schliefen. Nur die grüne Nachtlampe schimmerte. Ich hatte ausgeschlafen und fragte mich, was mit mir passiert war. Ich hatte noch den "Geschmack" des Betäubungsmittels in der Lunge und im Atem. Es war so seicht in meiner Brust! Als ob sie völlig aufgelöst war. Hiermit nahm die Gedankenspirale ihren Lauf. Ich war wirklich in ein schwarzes Loch gefallen! Deswegen wurde ich bewußtlos! Wenn man in ein schwarzes Loch fällt, ist doch alles vorbei, überlegte ich. Wieso lebe ich noch? Die ganze Erde müßte doch verschwunden sein! Durch irgendeinen Zufall, der mit meinem Kopf zu tun haben mußte, war es nicht geschehen. Unser Universum war nicht verschwunden, sondern es hatte sich entlang einer DNS in meinem Kopf umgestülpt! Die Chance 1: 1 Milliarde, ein schwarzes Loch zu überstehen. Dies war meine Überlegung. Der Geschmack in meinem Atem - das mußte die DNS sein.
> Die Wissenschaftler der Erde hatten das vorausgesehen! Deshalb dieser Test mit mir. Sie wußten, daß ich die Magnet-Anomalie in meinem Kopf hatte und hatten mich auf diesen Tag, an dem die Erde ins schwarze Loch fällt, vorbereitet. Mit mir wäre die Chance da gewesen, zu überleben. Und es hatte geklappt. Ost und West waren nur scheinbar Rivalen! Sie hatten es beide gut mit mir gemeint. Der Test mußte geheim sein! Niemand durfte etwas von dem schwarzen Loch erfahren, sonst wäre allgemeine Panik ausgebrochen und das Unternehmen gefährdet gewesen. Ich ging mit diesen Überlegungen im dunklen Wachsaal umher. Es war eine bizarre Situation. Die grüne Nachtbirne brannte. Das war die Erde! Wir hatten es überstanden.
> Es war Sonnabend vormittag. Neben mir im Wachsaal war wieder Rainer. Der Rainer, der mich am ersten Tag in der Klinik begrüßt hatte - reiner Ernst! "Wieso?" fragte ich mich. Die Erde war doch gerettet! Oder war noch eine große Gefahr vorhanden? Rainer war impulsiv. Er ging mit langen Schritten ekstatisch in der Station umher. Er war die ganze Zeit oben in der geschlossenen Station gewesen. Ich sollte ja aufpassen und keine Dummheiten machen. Das mußte etwas bedeuten! Seine Hose war an der Seite mit Sternen gemustert. Er ging wieder impulsiv umher. Er begrüßte mich wieder und ich sollte ja aufpassen. Ich versuchte, den Sinn herauszubekommen und las seine Aussprüche von hinten herum, aber nur ganz oberflächlich, es kam Sprachsalat heraus. Ich kam im Laufe des Tages zu der Erkenntnis, daß eine gefährliche Instabilität in meinem Kopf war, die durch klare Gedankengänge forciert wurde. Ich sollte aufpassen, daß ich innerlich keine normalen Sätze bilde, sonst ist das ganze Universum dahin - eine riesige Supernova! Rainer half mir dabei. Ich las seine spontanen Äußerungen immer von hinten herum und immer kam dabei heraus: Paß auf! Bilde gedanklich keine Sätze! Meine innere Sprachmotorik flog von einem Ding zum anderen. Ich wollte doch alle schützen. Von mir hing das Weiterbestehen der Welt ab. Ich durfte nicht schwach werden!
> Auf Station war ein älterer Mann, der sah in seinem weinroten Bademantel wie der Weihnachtsmann aus. Wieso war er hier? Weihnachten war doch schon vorbei. Ich erklärte mir das damit, daß die Zeit stehengeblieben war. Durch die Umstülpung des Universums entlang der DNS ist die Zeit aufgehoben worden! Was bedeutete dies, fragte ich mich. Es gab keinen Alterungsprozess mehr. Alles blieb so, wie es war. Alles war unsterblich! Das war der schreckliche Preis für die Chance des Überlebens des schwarzen Loches. Trotz Behinderung durch meine verordnete innere Sprachverwirrung führte ich meine Science-fiction-Überlegungen weiter: Wir alle dachten und fühlten zwar wie Lebewesen, aber es gab kein Leben mehr! Selbst die Bäume draußen waren unsterbliche, tote Materie, die durch den inneren perfekten Aufbau der Natur funktionierte. Vor dem schwarzen Loch war es Natur. Doch jetzt nicht mehr. Den Faktor Fehler gab es nicht mehr und damit keine Alterung! Und der zweite Preis dafür war, daß ich auf immer und ewig verdammt war, meine Gedanken zu verwirren, d.h. keine klaren Sätze zu formulieren.(Es ist schon recht merkwürdig, daß solche phantastischen Gedankengänge nur dadurch ausgelöst wurden, daß ich jemanden im roten Bademantel sah. Aber im Wahn kommt eine Einbildung auf die nächste. Und für einen selbst scheint logisch alles zu stimmen. Es wäre furchtbar gewesen, wenn die Ärzte die Elektrokrampfbehandlung in diesem Stadium abgebrochen hätten. Es war kein angenehmer Zustand, und in der Tat nicht ungefährlich für mich, was die nächsten Darlegungen erläutern sollen.)
> Ein anderer Mann auf Station war schon älter, hatte weißes Haar. Das war der liebe Gott! Wir alle hier sind jetzt Götter, dachte ich. Denn wir waren unsterblich. Einen Haken hatte die Sache noch, erkannte ich. Offenbar konnte sich niemand von seinem jetzigen Aufenthaltsort wegbewegen. Wir waren verdammt auf ewig, an unserem Platz zu bleiben, selbst die Schwestern und Ärzte.
> Im Fernsehen auf Station lief die Tagesschau. Neben dem Sprecher war das Symbol der Erde und darunter ein Lorbeerkranz. Sie bestätigten es mir: Die Erde und alle Geschöpfe auf ihr sind unsterblich geworden. Daß das bloß das UNO-Symbol war, focht mich nicht an. An der Reaktion des Nachrichtensprechers merkte ich, daß ich innerlich nicht klar formulieren durfte. Er wurde sofort unruhig und sprach von Explosion. Dazu hatten sie die Gehirnabtastmaschine auf mich angesetzt! Die Wissenschaftler und Erdenverantwortliche mußten verfolgen können, wie ich dachte, damit man Maßnahmen ergreifen konnte, um klare Gedanken bei mir und somit die Supernova zu verhindern. Sogar die bittere Konsequenz, daß man mich im Interesse der Erde umbringen mußte, war nicht ausgeschlossen. Aber man hatte Vertrauen zu mir, daß ich durchhielt. Rainer wurde extra in Amerika ausgebildet, um mich bei der Gedankenverwirrung zu unterstützen, dachte ich bei mir, seine Sternenhose betrachtend. Er war mein ewiges Pendant!
> Es war immer noch Wochenende. Meine Mutter und meine Schwester kamen zu Besuch. Ich konnte leider nicht auf sie eingehen. Ich mußte meine Gedanken verwirren. Hinterher fragte ich mich: Wieso konnten sie von zu Hause weg? Jeder war doch an seinen Platz gebannt. Vielleicht sie nicht und vielleicht ich auch nicht, dachte ich. Konnte ich etwa nach Hause gehen? Ich ging hinaus, wurde aber von der Schwester zurückgebracht. Die Stationstür wurde extra wegen mir zugeschlossen. Ich wollte unbedingt hinaus und zerriß der Schwester ihren Kittel, als ich ihren Schlüssel mit Gewalt aus der Kitteltasche holen wollte. Zum Glück hatte ich keinen Erfolg.
> In der nächsten Woche standen die letzten drei Strombehandlungen an. Ich wurde wieder auf den Arztflur gefahren. Die Geräte, die sie an mich anlegen wollten, waren bestimmt gegen die Instabilität in meinem Kopf. Ich verlor wieder die Besinnung. Abends erwachte ich langsam aus meiner Dämmerung. So geht das nicht weiter, dachte ich bei mir. Diese Gedankenverwirrung halte ich bestimmt nicht durch. Wo war die Lösung? Ich entdeckte an der Tür, hinter der die alten

zurück   Beitrag ist archiviert


Diskussionsverlauf: