Re: Verzauberung durch Schatten
Chord schrieb am 12. November 2004 um 9:33 Uhr (559x gelesen):
> Hallo, liebe Community!
Hallo Füchsin!
> Mit kommt es vor, als ob sich über die Welt ein riesiger dunkler Schatten ausbreitet, der Stück für Stück alle geistigen Lichter mit seinem Todeshauch ausbläst. Logen, Zirkel, Coven, Konvente... alles verschwindet, die Mitgliederzahlen gehen zurück - auch in diesem Forum. Auch was die echten Gläubigen in den Religionen betrifft, sie verschwinden und werden ersetzt durch Fanatiker, die hassen.
In der Welt gehts zunehmend schrecklicher zu, leider. Was die dunklen Schatten betrifft, falls das nicht als Bild, sondern wörtlich gemeint ist - der Narr (Alexander Rossa) schreibt in seiner Narrenfibel, dass derartige Schatten gehäuft vor Kriegen und Katastrophen vorkommen ("Schattenphänomene sind für das Einwirken des Jenseits auf unsere Teilrealitäten und auch die Zwischenwelt bezeichnend und treten immer dann auf, wenn der Wechsel in das Jenseits entweder nahe ist, oder besonders gehäuft und zudem sogar regional völlig ungebunden, wenn Kriege oder große Katastrophen anstehen, bei denen mit vielen Toten zu rechnen ist.") Das würde doch auf unsere Zeit ziemlich passen, oder? Ich selbst bin leider (oder vielleicht kann man auch sagen, zum Glück) nicht sensitiv genug, um so Schattenphänomene wahrnehmen zu können. Was Mitgliederzahlen betrifft, frag ich mich, ob es wirklich so wichtig ist, irgendwo "Mitglied" zu sein. Vielleicht ist das auch nur ein Ausdruck eines wachsenden Freiheits- und Unabhängigkeitsstrebens. Gerade die Austrittszahlen aus dem Christentum sind ja keineswegs nur durch die Kirchensteuerersparnis motiviert, sondern Ausdruck einer geballten Portion Unzufriedenheit und Kritik am System und dessen Auswüchsen. Und was sind die "echten Gläubigen"? Gerade im Christentum gibt es viele, die zwar nicht alle Dogmen des Christentums glauben und auch nicht jeden Sonntag in die Kirche gehen, aber sich bemühen, ein Leben nach christlichen Grundsätzen zu führen. Auch das finde ich nicht so schlecht. Christliche Fanatiker kenne ich bis auf ein paar wenige über die Medien hinlänglich bekannten Extremverteter, kaum. Das Christentum hat doch weit eher das Problem der "lauen" Christen, also all jener, die es eigentlich nur noch auf dem Papier sind. Und aus Hardliner-Christensicht gesehen, auch all jener, die eine modifizierte Form des Christentums vertreten - eben jene, die ich oben erwähnt habe.
> Statt sich mit geistigen Inhalten zu befassen, herrscht das Geld. König und Abgott Geld. Stück für Stück verschwinden unsere erworbenen Menschenrechte, und übrig bleibt nur Eiseskälte. Die Kräfte der Natur, das Überleben unserer jüngeren tierischer Mitbrüder, wer interessiert sich denn noch?
Ja, die materialistische Weltanschauung ist ein großes Problem. Ich weiß aber nicht, ob das in den 80ern z.B. schon so viel anders war. (Habe damals schon eben über dieses Problem Texte/Gedichte geschrieben, also vorhanden war es da bestimmt auch schon.) Aber die Gleichgültigkeit und Kälte breitet sich derzeit schon stark aus, da hast du recht.
> Und wir stehen gebannt da, gelähmt, mutlos, müde und frustiert, fühlen uns hilflos und im Stich gelassen, und können nur beobachten, wie es dunkel wird. Große Menschen haben uns verlassen - wer kann sie ersetzen? Wer hat das Feuer dazu?
Ich bin mir sicher, dass es auch heute "große" Menschen gibt. Aber ich glaube, sie haben es heute schwerer, medial bekannt zu werden - eben weil heute fast nur noch Materielles zählt. Und es gab zu allen Zeiten "kleine" "große" Menschen, die im Verborgenen wirkten, die sollte man nicht vergessen.
> Superreiche eiskalt berechnende Cliquen reißen sich die Welt unter den Nagel, und wir können nichts tun. Die Politiker tun was sie wollen, und wir können nichts tun. Jede Minute verhungern 1600 Menschen, und wir können nichts tun. Die Mutter Erde wird vergiftet, und wir können nichts tun. Wir sind gebannt und verzaubert...
Das glaube ich so nicht, dass wir nichts tun können. Gerade mit dem Welthunger beschäftige ich mich sehr stark in letzter Zeit. Ich finde es ziemlich erschreckend, dass die internationale Hilfe in dem Bereich um ein Drittel (!) zurückgegangen ist in den letzten Jahren. Natürlich kann ich oder du den Welthunger nicht völlig zum Erliegen bringen, aber allein, wenn man nicht deswegen, weil es aussichtslos scheint, gar nichts mehr tut, kann man einiges bewegen, durch Spenden (in Rebeckas Forum wurde mir als eine in der Hinsicht empfehlenswerte Organisation World Vision genannt) und durch ins Bewusstseinrufen dieses verdrängten Problems. Es ist so unendlich leicht, als Westeuropäer jemanden in einem Hungergebiet vor dem Verhungern zu bewahren. Es gäbe genug Nahrungsmittel für alle. Und was die Vergiftung der Umwelt betrifft, bleibt einem/r wohl wirklich nichts übrig, als zunehmend lautstark zu protestieren. Allmählich merkt man schon ein bisschen einen Bewusstseinswandel, auch wenn es möglicherweise zu spät ist. Aber z.B. das Problem der wegschmelzenden Polkappen, das eine ganz massive Bedrohung darstellt, hat mittlerweile auch schon Eingang in die Boulevardpresse gefunden, so etwas wäre vor einem Jahrzehnt allerhöchstens in alternativen Blättern zu finden gewesen.
> Aufwachen! Aufwachen! Aufwachen!
> Es ist eine Illusion. Es gibt keinen Tod! Kämpfen wir gegen unsere eigene Müdigkeit, gegen den Weg in den Abgrund, gegen die Scheinvernunft und Lieblosigkeit.
Ja, kann ich nur unterstützen diesen Aufruf.
> In großer Dunkelheit des Winters wird der Same gelegt für den Neubeginn. Bereiten wir den Samen vor für ein Morgen, das größer sein wird als die Vergangenheit! Jetzt, sofort. Beginnen wir mit uns selbst.
Ja. Ein wunderschöner Text von dir, Füchsin.
Alles Liebe,
Chord
> Liebe Grüße -
> Füchsin

Beitrag ist archiviert
Diskussionsverlauf: