Re: Trauertradition
myrrhe schrieb am 20. November 2004 um 22:41 Uhr (756x gelesen):
Hallo Midnightghost,
da simme ich dir voll zu! Der Tod, der in Krankenhäuser und dort in"Sterbezimmer" abgeschoben wird; der Staat, der die wenigen existierenden Hospize den karitativen Organisationen überläßt ... nicht leicht ist es für diejenigen, die ihre Lieben zu Hause sterben lassen wollen.
Aber vor allem ist es die materiell orientierte Gesellschaft, die nur dem Sichtbaren Raum läßt und das Unsichtbare negiert und deshalb vor dem eigenen Tod, der sich im Tod der anderen widerspiegelt, vor Angst erstarrt ...
all das ist tragisch und nimmt den Hinterbliebenen jeden Raum zum Trauern.
Man kehrt, nach dem Begräbnis, zur Normalität zurück.
Gefühle der Trauernden werden vielleicht kurz geduldet, dann nicht mehr verstanden und abgelehnt: "das Leben geht weiter".
Genauso ist es mit Kranken, die eine "sichtbare" Krankheit haben - Krebs, Aids ... man "sieht" an ihnen den Tod, die Kachexie (Auszehrung) - selbst wenn sie gar nicht sichtbar ist, weil weder Krebs noch Aids zum Tod führen müssen ...aber das Muster ist halt so eingeprägt ... und diese Menschen werden oft stigmatisiert, in ein Eck geschoben, nur um dem eigenen Tod nicht ins Auge blicken zu müssen.
Was die Ahnen angeht, so ist gerade in Europa auch die politische Struktur nicht unschuldig daran, daß die Suche nach ihnen erschwert wird. Wie viele haben ihre Vorfahren in Schlesien (Tschechien/Polen!), Weißrußland ... und da wird es schwierig, Spuren zu verfolgen. Ebenso hat der 2. WK seine Spuren hinterlassen.
Symptome für eine Gesellschaft, die nur "im Jetzt" lebt? Auch vielleicht. Alles greift ineinander: Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft.
Lieben Gruß dir,
myrrhe

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