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Satan:
Satanismus
Satan:
Astralvampir (wiki)
Jassu, vielen Dank für Deine guten Beiträge zu Christentum, Kirche, Bibel! Sehr lesenswert!/oT
Nic schrieb am 10. Januar 2003 um 10:19 Uhr (660x gelesen):
> Wie versprochen, möchte ich tatsächlich mal versuchen, ein wenig mit Dir zu diskutieren - ganz in der Hoffnung, daß ich mehr erhalte als nur eine ausweichende Überschrift o.T.
> Mag sein, daß Du mich schon als unverbesserlichen Sünder eingestuft hast, aber denk immer daran: Jesus LIEBTE die Sünder, auch wenn er die Sünde haßte. :-))
> Nun, eigentlich möchte ich hier gleich ein ganz elementares Thema anschneiden, das gut an das Satan-Posting von weiter unten anknöpft:
> Glaubst Du ernsthaft, daß Gut und Böse Kategorien sind, die außerhalb eines gesellschaftlichen Kontextes Bestand haben? Womöglich sogar, daß GOTT der Ursprung aller Moral, und "Moral" dabei eine unveränderliche Konstante sei, die von außerhalb in unser Leben tritt?
> Liebe Gabi, bitte denke doch einmal nach: Unsere Vorstellungen von Gut und Böse resultieren einzig und allein aus der Notwendigkeit, in der großen Masse zu funktionieren. Normen ergeben sich zwangsläufig aus dem Zusammenleben, und können dabei sehr stark von Kultur zu Kultur variieren. Im nahen Osten der Antike wäre man als Frau schon gesteinigt worden, wenn man Männerkleidung getragen hätte - oder auf die törichte Idee gekommen wäre, am Sabbat Brennholz zu sammeln. Und dabei gebe ich noch zu bedenken, daß es damals noch nicht einmal HOSEN gab - die Leute liefen eigentlich ALLE in relativ weiten Kutten herum. Der Unterschied muß somit minimal gewesen sein.
> Das, was man als "zeitlose" Moral bezeichnen könnte, steht wiederum mit den Grundanforderungen an soziale Strukturen im Zusammenhang, und korrespondiert größtenteils mit dem, was die Schreiber des Alten Testaments als "Zehn Gebote" verkauft haben: Wenn ein Individuum versucht, sich auf Kosten der Gemeinschaft zu bereichern, so schadet er somit der Gruppe als ganzes und wird selbst zum Ausgestoßenen. Also ist das "böse". Nicht, weil Gott das so festgelegt hat, sondern weil die Gesellschaft sich auf einen gemeinsamen Nutzgedanken gründet. In dem Moment, in dem es genug Menschen gab, um über den Tellerrand familiärer Bindungen hinauszublicken und sich mit "fremden" Nachbarn abzugeben, wurden auch gewisse Grundlagen zum friedlichen Miteinander geschaffen.
> Gut und Böse sind also Begriffe der Ethik, nicht der Religion.
> Sollte Dich das noch nicht überzeugt haben, hier ist noch ein ganz einfaches Beispiel dafür, daß diese Wertmaßstäbe außerhalb gesellschaftlicher Strukturen nicht greifen. Angenommen, jemand stirbt an einer Krankheit - bedeutet das dann, daß die Bakterien BÖSE sind? Ein halb verhungerter Bär erlegt einen Camper, um damit seine Jungen über den Winter zu bringen - macht das den Bären BÖSE? Ein Erdbeben rafft eine ganze Kleinstadt dahin... ich denke, Du verstehst, worauf ich hinaus will.
> Die Hebräer haben noch versucht, derartige Phänomene in einen ethisch-theologischen Kontext einzubinden, bezeichneten es kurzerhand als Strafe Gottes. Und der wunderbare Gut/Böse-Dualismus der mittelalterlichen Kirche legte dann alles übel vor die Türschwelle des kurzerhand nach persisch-zoroastrischem Vorbild aus dem Boden gestampften "Widersacher Gottes", des ehemaligen Qualitätskontrolleurs Satan. (Siehe Hiob, bzw. mein Beitrag weiter unten.)
> Aber Moral kommt nicht von außen, ebenso wenig wie "Sünde", um noch so einen netten Begriff zu gebrauchen, der mir gar nicht zusagt. Man wird auch kein besserer Mensch, nur weil man fanatisch zum himmlischen Vater betet und im Alltag einfach weitermacht wie bisher, von ein wenig inbrünstiger Bibellektüre mal abgesehen. Vielmehr liegt der Schlüssel darin, das große Gesamtbild zu sehen. Ich wäre schon deshalb nicht dazu in der Lage, einen anderen Menschen bewußt zu verletzen (seelisch oder körperlich), weil ich mir das dadurch verursachte Leid *dermaßen* gut vorstellen kann, daß ich es fast körperlich spüre. Dazu brauche ich keine in Steintafeln gemeißelten Gebote und keine paulinistischen Vorschriften, sondern einfach nur mein ureigenes Empfinden. Ethik, nicht Religion. Wohlgemerkt, ich bin durchaus kein Atheist, ganz im Gegenteil. Aber sein ganzes Leben nach einer Schrift auszurichten, die vor gut 2000 Jahren in einem hinterwäldlerischen Wüstenland geschrieben wurde - das halte ich für reichlich kurzsichtig. Schon allein die Sexualmoral ist ja wohl ein Riesenwitz!
> Ich freue mich schon auf Deine Antwort - und spare bitte nicht an Worten!
> Liebe Grüße,
> Jassu

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