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re[2]: Aufmerksamkeits Defizit SYNDROM
Chord * schrieb am 18. Oktober 2006 um 21:39 Uhr (1182x gelesen):

> Hallo tralala,
>
> meiner Meinung nach kommt diese Krankheit nicht von sonstwas, sondern von den von mir genannten "Auslösern".
> WIR selbst sind es, die Gesellschaft, die das "Syndrom" bilden!
>
> Viele Grüße,
> Albine
>

Hallo Albine,

das kann man bei jeder Krankheit so sehen, dass es sie gar nicht gibt - wenn du diese Latte so anlegst, kannst du auch sagen, dass es eine Krankheit namens "Depression" nicht gibt. Letztendlich ist vermutlich so ziemlich jede Krankheit gesellschaftsbedingt, und im Grunde ist es immer eine Benennungssache, welchem auftretenden Symptomkomplex du welchen Namen gibst oder ob überhaupt.

Nun ist es aber ziemlich zwecklos, wenn man sich, so wie ich, sehr ausführlich, und mehrere Jahre mit einer Krankheit beschäftigt hat, hier auch schon mehrere ausführliche Postings dazu geschrieben hat - in früheren Jahren wurden manche davon übrigens aus unerfindlichen Gründen lange, nachdem sie wochenlang hier standen, rausgelöscht - dann jemandem, der mit Vorurteilen ankommt, und sich überhaupt nicht im Ansatz damit näher beschäftigen will, dazu was zu sagen.
Da ich kein rationalistischer Mensch bin, sondern ein emotionaler, mach ichs trotzdem wieder. Gerade zu den Fragen, die du hier aufwirfst, gibt es ausreichende Untersuchungen, die derartige Ursachen im Falle von ADS ausschließen, ebenso wie man auch alle bisher diesbezüglich aufgekommenen Ernährungshypothesen verwerfen konnte. Es gibt aber einen Haufen sehr ähnlicher Symptome, bei denen derartige Ursachen sehr wohl eine Rolle spielen oder spielen können. Und andersrum macht der Schuh zum Teil auch Sinn, in Familien mit ADS kommt es wegen der Besonderheiten der Betroffenen oft zu familiären Konflikten.
Und die Diagnostik geschieht nicht immer einwandfrei, weil die Ärzte sich oft zuwenig Zeit dafür nehmen (können). Die Diagnostik besteht im wesentlichen auf einer umfangreichen Ausschlussdiagnostik - genau beschrieben ist das z.B. auf den Seiten http://www.adhs.ch, die ich in dem Zusammenhang schon mehrmals empfohlen habe, sie werden von einem Arzt und einem Psychotherapeuten gemeinsam geleitet, der Arzt hat selbst ADHS. Es gilt wissenschaftlich als erwiesen, dass eine genetische Komponente bei ADHS eine sehr starke, ausschlaggebende Rolle spielt. Man konnte auch in - allerdings sehr teuren - Laborexperimenten nachweisen, dass sich der Zuckerstoffwechsel im Gehirn von Menschen mit ADS signifikant von solchen ohne ADS unterscheidet. ADS gibt es in verschiedenen Ausprägungen und es ist nicht immer eine medikamentöse Behandlung erforderlich. In Fällen von schwerer ausgeprägtem AD(H)S hat sich aber eine rein medikamentöse Behandlung einer rein psychotherapeutisch oriententierten ganz deutlich überlegen gezeigt, die besten Ergebnisse erzielte man mit einer Kombination von medikamentöser und psychotherapeutischer Behandlung - allerdings war das "Plus" durch die psychotherapeutische Behandlung vergleichsweise gering. Was bzgl. der Umweltfaktoren stimmt, ist, dass viele AD(H)S-Menschen bei optimal an ihre Bedürfnisse angepassten Umgebungen auf Medikamente verzichten könnten - diese Medikamente dienen hauptsächlich dazu, ihren fortwährenden Frust aufgrund des Aufmerksamkeitsdefizits, der auch oft zu permanentem sozialen Anecken führt und dazu, das eigene Leistungspotenzial nur zu einem Bruchteil ausschöpfen können, abzumildern und ihnen eine normale "Leistung" (auch im sozialen Bereich) zu ermöglichen und so auch das nicht selten in den Keller gesunkene Selbstwertgefühl zu steigern. (Es gibt durchaus Fälle, wo das Medikament nur vorübergehend genommen wird, und in dieser Phase alles sozial Versäumte endlich "nachgelernt" werden kann. Süchtig wird man davon jedenfalls nicht, es ist geradezu typisch für Menschen mit ADS, dass sei oft auf die Einnahme vergessen.) Das ist zum Teil ein "Anpassen" - allerdings nicht unbedingt ein gewaltsames "Verändern", weil die meisten Menschen ja bestimmte Ziele haben, und das Medikament als eine Art Stütze oder Krücke fungiert, die, da man gemäß den Richtlinien das Medikament ja nur bei entsprechend vorhandenem Leidensdruck gibt, im Sinn der Betroffenen ist.
Wenn man sich ansieht, was die Langfristfolgen von schwererem, unbehandelten ADHS sind, so ist in vielen Fällen, jedenfalls dort, wo es nicht möglich ist, z.B. eine entgegenkommende, passende berufliche oder schulische Umgebung zu finden (was heute leider die Regel ist), das Medikament das weitaus kleinere Übel.
Mich bringt es persönlich auch immer sehr auf die Palme, leichtfertig Krankheiten als "erfunden" zu bezeichnen - ich habe in meinem engeren Umkreis jemanden mit Narkolepsie, diese Krankheit ist eindeutig genetisch bedingt - hier kann man das mittlerweile zweifelsfrei nachweisen, allerdings erst seit ein paar Jahren, vorher wurden diese Leute gern als Faulenzer, Simulanten und/oder depressiv abgekanzelt.
Abgesehen von den Büchern kenne ich auch seit mehreren Jahren ADS-Betroffene per Internet und auch persönlich, und gut genug, dass ich etliche persönliche Gegenbeispiele zu deinen in Betracht gezogenen Ursachen angeben könnte - z.B. liebevolle Eltern, "gesunde" Erziehung, ländliche Umgebung, viel Zeit für die Kinder, kaum Fernsehkonsum usw. Ich kenne auch welche, die Familientherapie machten, weil sie dachten, dass es vielleicht an familiären Umständen liegt, wo die aber nichts nützte, die medikamentöse Behandlung aber sehr wohl. Bis heute ist mir nicht ein Fall eines wirklich mit ADS diagnostizierten Kindes untergekommen, wo eine alleinige Familientherapie geholfen hätte. Zwar stößt man nicht selten auf Eltern, bei deren Kindern alles Mögliche Erfolg hatte, bei Nachfragen hatten die aber immer nur vermutet, dass ihr Kind ADS hatte, und es nie wirklich abklären lassen. Da es jede Menge ähnlicher Symptome gibt, kann man mit derartigen Erfolgsmeldungen dann wenig anfangen - außer die empfohlenen Methoden ausprobieren - und bei "wirklichen" ADS-Fällen helfen die halt in der Regel nicht, oder allenfalls ist der Effekt nur sehr gering.
Und ich bin sonst nicht sehr leichtfertig damit, zu raten, Medikamente zu nehmen, aber ich kenne einfach so viele Erwachsene mit deswegen komplett schiefgelaufenen Biographien (früher landeten welche auf der Sonderschule, die sich dann als sie behandelt wurden bis zu einem Studium weiterbilden konnten, in der heutigen Wirtschaftssituation bekämen sie diese Chance aber wohl gar nicht erst), es ist statistisch erwiesen, dass unbehandelte Jugendliche mit ADS weit eher drogenabhängig werden und in die Kriminalität abrutschen, Jugendliche wie Erwachsene mit unbehandeltem ADS werden häufig aufgrund der permanenten Frustrationen (wodurch die genau entstehen, da lohnt es sich, sich mal intensiver mit dem Thema zu befassen, und ein Buch drüber zu lesen) depressiv, bei nicht wenigen geht das bis zu Suizidgedanken und Suizid.

Alles Liebe

Chord

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