Euthanasie und die fehlende Liebe
myrrhe schrieb am 4. Februar 2005 um 8:52 Uhr (650x gelesen):
Hallo Albine,
würden wir in unserer Gesellschaft einen anderen Umgang mit Tod und mit Schwerkranken (besonders Krebs und Aids) haben, gäbe es das Thema Euthanasie wohl kaum.
Untersuchungen in Hospizen haben gezeigt, daß Menschen, die liebevoll (!) betreut, ernst genommen, eingebettet im Familienkreis oder gepflegt im Hospiz und nicht abgeschoben im Krankenhaus, mit guter palliativer Behandlung ihre letzte Zeit beschließen dürfen, keine frühzeitige Todessehnsucht haben und in Frieden ihre letzte Zeit verbringen.
Hospizärzte haben die viel größere Erfahrung in Schmerzbehandlung als die normale Schulmedizin in Spitälern, und sie gehen auch freier mit Morphinen und Antidepressiva um. Schmerzen muß ein Schwerstkranker heute nicht haben - er hat es nur, wenn Schmerzmittel restriktiv eingesetzt werden ("Sie haben heute schon Ihre Dosis gehabt" ... "Da muß ich erst den Oberarzt fragen, der kommt aber erst am späten Nachmittag" ...)
Da ich das aus eigener Erfahrung kenne, kann ich das nachvollziehen.
Mein Mann durfte mit Hilfe des Mobilen Caritas-Hospizes zu Hause, in gewohnter Umgebung, optimal palliativ ärztlich betreut, sterben.
In einer Gesellschaft, die nur "funktionierende" Menschen akzeptiert, in der die Liebe, die religio, die Kreativität verdrängt werden, ist es klar, daß der Wunsch nach Euthanasie immer lauter und lauter wird.
Allein schon liebevolle Zuwendung, Streicheln, Reden über den Tod vermindern Angst und damit auch Schmerzen.
Grüße,
myrrhe

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