psychische Hygiene - nicht nur zum Nachdenken
Morpheus schrieb am 30. Mai 2003 um 18:14 Uhr (575x gelesen):
Hallo Tina,
du wirst hier ziemlich scharf angegriffen. Sicher weißt du: Wenn jemand so um sich schlägt, schlägt er nach seinem Schatten.
Ich finde deine Gedanken interessant, auch oder gerade weil sie von Leuten fanatisch attakiert werden, die selbst aufs Heftigste Toleranz für sich einfordern.
Du schreibst, dass du Erfahrungen mit der Psychiatrie hast. Mir ist in dem Zusammenhang ein Artikel aus dem Buch "Die erfundene Wirklichkeit" von Watzlawick (Piper-Verlag) wieder eingefallen. Er heißt "Gesund in kranker Umgebung" und stammt eigentlich von David L. Rosenhan. Dort haben sich gesunde Menschen in psychiatrische Kliniken eingeschmuggelt, mit der Maßgabe, sie sollten sich nach der Aufnahme "ganz normal" verhalten. Tatsächlich wurde nicht einer von den Ärzten "entlarvt". Allerdings gab es Patienten die es merkten: "Was wollen Sie denn eigentlich hier, sie sind doch ganz normal!"
Ich halte auch für sehr wichtig, was du in Bezug auf Psychohygiene sagst. Ich habe bis jetzt nur wenig esoterischer Erfahrung, aber eines ist mir klar geworden. Das ist nichts für schwache Gemüter. Es kommt vieles hoch, was verarbeitet werden will und wer schon den Alltag nur mit Mühe meistert, kann unter der zusätzlichen Last zusammenbrechen.
Ich denke auch man muss sehr wohl versuchen zwischen Wahnvorstellungen und echten esoterischen Erlebnissen zu unterscheiden. Das einfache Verurteilen der Psychiatrie erschent mir auch nicht hilfreich. Gerade dort sind viele Dinge getan worden, die aus heutiger Sicht verurteilt werden und es hat auch Verbrechen gegeben. Aber im Grunde ist es ein Zeichen der Hilflosigkeit im Umgang mit diesen Dingen. Ich denke, viele, die sich dieser Aufgabe widmen, sind ihr im Grunde menschlich gar nicht gewachsen. Man behandelt die Patienten oft wie Objekte, entpersönlicht sie. Nicht aus Menschenverachtung, sondern aus menschlichem Unvermögen, sich auf die Kranken wirkich einzulassen. Gelegentlich habe ich mit der forensischen Psychiatrie zu tun. Manchmal habe ich leider auch den Eindruck, die Ärzte unterscheiden sich von den Patienten durch die weißen Kittel...

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